Soziale Kompetenz?

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stern
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Beitrag Mi., 28.11.2007, 14:55

Ich kann nicht „SK für ein gutes Zusammenleben benutzen“. Mit dieser Redewendung trenne ich völlig natürliche Eigenschaften von mir ab...
Hm, das verstehe ich wieder nicht ganz...:

Denn SK können in meinen Augen schon für ein Zusammenleben hilfreich sein. Ich picke mir z.B. mal "Ausreden lassen" heraus (siehe oben): Wer das nicht kann und anderen allzu häufig ins Wort fällt (ich mache es ab und an , entschuldige mich aber dann dafür, denn es ist in meinen Augen eben unhöflich), der macht sich das Zusammenleben nicht unbedingt leichter.

Und ja, wenn man so will, sind soziale Kompetenzen "natürliche Eigenschaften"... nur: Nicht jeder Mensch hat sie in der Ausprägung, die für ihn zufriedenstellend ist. Also wenn ich mir o.g. Kriterienkataloge ansehe, dann gibt es durchaus das eine oder andere woran ich feilen könnte - MIR zuliebe.
Der Mittler betont heute, dass „du das im Berufsleben und auf dem Partnermarkt brauchst“. Morgen wird er verlangen, dass du Liebe und Hingabe brauchst. Wieder nur als Wort, was ein Ziel vorgibt und wir „mühen uns dann um Liebe“, ähnlich wie wir uns um Glück „bemühen“. Geht das denn überhaupt?
Hm, wer sich sagen lassen muss, was er braucht, der hat in meinen Augen ein ganz anderes Problem: Er/sie spürt seine/ihre Bedürfnisse nicht. Ob ich was brauche bzw. ob mir etwas fehlt, spüre ich daran, indem ich mich frage: Wie fühle ich mich eigentlich? Und klar fehlt mir dann irgendetwas, wenn ich mich schlecht fühle... so dann ich mich im nächsten Schritt fragen kann: Was brauche ich, dass ich mich wieder besser fühle. Wenn ich das nicht (selbst) kann, fühle ich mich von mir abgetrennt.

Ansonsten sehe ich es so: Wer ohne Liebe glücklich ist, für den ist doch insoweit alles bestens. Wieso sollte er mit Hilfe eines "Mittlers" seinen glücklichen Zustand aufgegeben und nach Liebe streben? Dem dürften doch eher die Worte des Mittlers zu einem Ohr rein und zum anderen Ohr raus gehen, denn er hat doch das gefunden, was er will.
Mein Kerngedanke ist, dass ich SK als Verwissenschaftlichung von völlig normalen Eigenschaften sehe.
... ja. Nur eben mit der Einschränkung, dass nicht jeder Mensch alle Ressourcen in für ihn zufriedenstellendem Maße hat... sonst gäbe es keine Therapien und auch keine Menschen, die (auf eigene Veranlassung hin) Seminare aufsuchen (dass sich hier natürlich auch unseriöse Anbieter tummeln, mag ich gan nicht in Abrede stellen).
Und die Masse nimmt die Wertvorstellungen der SK an, und macht sie zu ihrem eigenem Ziel.
Ich weiß nicht, wie es die Masse handhabt ... SK sehe ich persönlich jedenfalls nicht als Selbstzweck, sondern eher als ein Bündel innerer Ressourcen, um entsprechend meiner Wünsche zu leben (darüber hinaus benötige ich natürlich noch andere Ressourcen). Hätte ich alles, was ich zum glücklich sein brauche, so wäre ich vermutlich nicht in Therapie. insofern schreibe ich eben aus meiner Perspektive, die Ellebogenmentalität in der Tat nicht mit Sozialkompetenz gleichsetzt. Für mich macht es jedenfalls einen gewaltigen Unterschied, ob ich bestimmte Fähigkeiten habe und mir diese helfen, oder ob ich Ressourcen als Machtmittel missbrauche, sprich: Wenn jemand redegewandt ist, heißt das noch lange nicht, dass er es dazu missbraucht, jemanden verbal in den Boden zu stampfen.

Jo, und ich stehe auch dazu, dass ich eine gesunde Portion Egoismus benötige, um glüchlich sein zu können... hätte ich diese in für mich ausreichendem Maße, müsste mein Thera nicht darauf hinarbeiten, dass ich (in manchen Bereichen) vermeide die Bedürfnisse anderer gut zu befriedigen (die ich i.d.R. auch gut erkenne, wie mir mein Thera gut spiegelte *grmpf*), während ich meine eigenen Bedürfnisse teils sträflich vernachlässige (auch weil ich sie z.T. wohl auch nicht besonders gut erkenne, wie mir in der Therapie ebenfalls deutlich wurde). Dass das natürlich manchen Menschen nicht so schmeckt, ist mir schon klar .

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Zuletzt geändert von stern am Mi., 28.11.2007, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mi., 28.11.2007, 14:58

Liebe Stern, ich würde nicht voreilig behaupten, dass „du sollst wollen“ nicht funktioniert. Wie immer, ist das erzogene Kind stolz darauf, wenn es die Regeln (hier die Ziele und Fähigkeiten) genau kennt. Es verspottet sogar Kinder, die nicht dressiert sind.
Ja gut, mag sein das auch damit jeder aus seiner Perspektive etwas anderes damit verbindet... und ich schließe auch nicht aus, dass es sowas nicht gibt. Meine Perspektive sieht wie folgt aus:

Ich habe eine Zeit lang funktioniert... btw. weil ich den Anspruch an mich stellte... und habe mich mit "SOLLs" und "MUSS" angetrieben, um meinen eigenen Ansprüchen=Willen gerecht zu werden. Tja, das führte gerade Linie in eine Depri, auf die ich nicht gerade sonderlich stolz bin.

Dass ich jetzt zunehmend besser sagen kann (iss aber noch recht ausbaufähig): Hey, mir geht es gerade nicht gut... was brauche ich damit es mir besser geht, hat für mich nichts mit Dressur oder Regel, sondern mit Psychohygiene zu tun. Und soziale Kompetenzen wie zum Beispiel mal "nein-sagen-können" sind mir dabei schon hilfreich. Und wieder gilt: Wer die Ressource hat, nein sagen zu können, der muss dies ja noch lange nicht tun... oder das gar missbräuchlich einsetzen.

Nur wer nicht oder schwer nein sagen kann und DESWEGEN zuviele Dinge macht, die er eigentlich nicht will, der wird vielleicht eines Tages selbst spüren, dass ihm das nicht bekommt. Einen "Mittler" bedarf es dazu nicht... im Zweifel spürt man Unzufriedenheit nämlich früher oder später selbst.

Sprich: Ich brauche kein Regelwerk, sondern es langt zunächst, wenn ich auf mich schaue, wie es mir geht... und ich mir ansehe, was mir fehlt. Und das ist der Wegweiser für mich. Meine Wunschvorstellungen entspringen meinem Inneren und folgen keinen Regularium.
Ihr ... setzt Grenzen ... Wäre es denn erträglich, wenn man sone Abhängigkeit und Einengung tatsächlich spüren könnte?
Jo, dass ich z.B. das teilweise nicht besonders gut kann/konnte, ist wohl ein Faktor der dazu beitrug, dass ich krank wurde. Und auch als Kind hätte mir die eine oder andere angemessen Grenzziehung in stärkerem Maße gewünscht.

stern, die vermutet, dass unterschiedlich User damit unterschiedliches verbinden und jede(r) aus seiner Erlebniswelt heraus schreibt. Ich kann jedoch nur meine darlegen, vgl. oben.
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zwerg8
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Beitrag Fr., 18.04.2008, 00:10

Ich habe ja keine Ahnung davon wodurch sich der sozial kompetente Mitmesnch auszeichnet ...
> Hier mal ein Tip. <

Ich habe jetzt schon eine Weile hier im Forum mitgelesen - und ich finde dass dieses Thema (Soziale Kompetenz) auch für uns normale Foren-User sehr wichtig ist.
Für mich zählt im Zusammenhang mit Foren wie diesem (aber auch generell in Internetforen) auch unter Sozialer Kompetenz, ob jemand unvoreingenommen an Beiträge und Threads herangehen kann, also ob er oder sie eher auf den Inhalt reagiert oder aber sein oder ihr Urteil über einen Beitrag nur an der Person festmacht, die ihn geschrieben hat. Voreingenommenheit und Vorverurteilung zählt nach meinem Verständnis nicht gerade unter Soziale Kompetenz.

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tom_tom_single
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Beitrag Fr., 25.03.2011, 11:50

also partnerbörsen haben nichts mit sozialer inkompetentz zu tun. es ist einfach so das mache leute zu wenig zeit haben um um die heuser zu ziehen.

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Marja
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Beitrag Fr., 25.03.2011, 13:45

Hiob hat geschrieben:

Kann es sein, dass man merkte, Menschen sind heute nicht mehr mit religiösen Schemen nutzbar zu machen, man muss ihnen wissenschaftlichere Schemen mitgeben, solche, deren Notwendigkeit sie „verstehen“? Gibt man dir Soziale Kompetenz als neuen Wert mit? Merkst du, dass je wertvoller du wirst, du umso besser zu verwerten bist?

Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen in den Seminaren, mit ihren Nasen zwischen den Bücherseiten oder beim berufsbegleitenden Lehrgang merken, dass Teamfähigkeit, Kommunikation, Durchsetzungsvermögen, das neuneckige Ziel... oder der „ich bin ein Teil des Ganzen-Trend“ dazu verwendet werden, um sie effektiver einzusetzen.
Mit dieser Einstellung habe ich mich kürzlich nicht gerade beliebt gemacht, als ich mich gegen diese Art der Gehirnwäsche gewehrt habe. Es wurde mir erklärt, dass es um den MENSCHEN geht, nicht um Leistung! Ich habe denen gesagt, es geht nur deshalb um den Menschen, weil er es ist, der wenn er gut drauf und motiviert ist, bessere Leistunen erbringt, weniger krank wird und dem Betrieb nützlich ist - und um sonst geht es in der heutigen Zeit um rein gar nichts!
Ich weiß, das war wiedermal nicht sehr diplomatisch - aber ehrlich.

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