In jedem Job unglücklich

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Kelpie
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Beitrag Sa., 18.12.2010, 08:11

Rosenrot hat geschrieben:Hallo Ocean

ich finde das eine supertolle Idee. Alte Lehrer gehen in Pension, es fehlt an jungen, an Nachwuchs. In einigen Bundesländern werden schon Menschen aus anderen, verwandten Berufen an die Schulen abgeworben, Quereinsteiger gesucht

Wenn du so studierst, dass du quasi arbeitest und dein Studium 'nebenher' läuft, hast du dein Auskommen, tust etwas für dein weiterkommen und selbst wenn du nach dem Studium doch nicht in dem Beruf arbeiten magst, hast du für dich was getan

Du gehörst zu der Generation, dieam besten Pädagogik, Informatik, Medizin und alles in einem vereinen sollen, für einen zu geringen Lohn...

Du wirst zwar auch auf die treffen, die dich für überqualifiziert halten, aber so what. Es geht um dich!

Ich mache z.B. gerade was, wovon ich weiß, es wird vielleicht nicht so, wie ich es mir für Zukunft vorstelle, aber ich tue es ja für mich.

Rosenrot

Hi Rosenrot und Ocean!

Das Quereinsteigen in den Lehrberuf habe ich getan. Lehrermangel heißt: Mehr als die volle Lehrverpflichtung nehmen müssen.

Ob man es glaubt oder nicht: Der Lehrerberuf besteht nicht nur aus Ferien.
Anfangs bricht die 80-Stunden-Arbeitswoche aus, man muss Vorträge überlegen, Folien entwerfen, mit der Schule vertraut werden, die man dauernd wechselt, weil man nur Vertretungen macht.

Vor dem Einschlafen und in der U-Bahn liest man Pädagogik-Lehrbücher, auf dass man mit der 5A, 6C und 7D, sowie den anderen (braveren) sechs Klassen besser zurecht komme. Und überlegt sich das Lehramts-Zweitstudium. Für das man keine Zeit hat, weil man dauernd für die Schule arbeiten muss. Und wo soll erst die Zeit für das zweite Fach herkommen, das man bei 0,0 anfangen müsste?

Ungeheuer hilfreich sind auch die neuesten Gesetzesänderungen, laut denen ein absolviertes Diplomstudium nicht fürs Lehramtsstudium der gleichen Disziplin angerechnet wird. Ach wie schön ist es, wie weiland dazumal in den Grund-VOs zu sitzen und sich zu fadisieren. Mei ist der Professor Müller alt worden, aber sonst ist er ganz der alte und auch sein Vortrag ist noch ganz so wie vor 10 Jahren.

Dem Staat missfallen Leute, die in mehreren Verwandten Disziplinen einen Abschluß wollen. Höherqualifizierung muss erschwert werden.

Für mich ist das Lehramt nur eine Station. Das weiß ich, das weiß der Dienstgeber. Für mich bringt es Weiterqualifizierung, Absicherung und psychischen Rückhalt, während ich mir meine Selbstständigkeit aufbaue. Mein Projekt wird durch pädagogische Praxis, die ich im CV angeben kann, deutlich aufgewertet.
Dem Dienstgeber helfe ich über die Lehrer-Mangel-Phase drüber. Danach trennen sich unsere Wege voraussichtlich wieder.


Was heißt, man hat oft den Job gewechselt? Na und? Ist für unsere Generation doch normal. Wenn wir nicht kämpfen, bleiben uns nur Billig-Jobs.

Ich rate dem Threadersteller zu einem Berufs-Coaching. Der Coach sollte willens und fähig sein, über mehrere Jahre zu begleiten.
Zuletzt geändert von Kelpie am Sa., 18.12.2010, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.

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nofling
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Beitrag Sa., 18.12.2010, 10:04

Ja, das ist in Deutschland auch so, dass man nicht für mehrere verwandte Bereiche gleichzeitig einen Abschluss machen kann. Imo hat das den Hintergrund, dass der Staat möglichst "reine Lehrämter" möchte, die für keinen anderen Job qualifziert sind, und sich daher von der Schule und der Schulbehörde gut unter Druck setzen lassen können und nicht in andere Jobs wechseln können. Die Alternative gibt es z.B. in England. Dort ist Lehramt kein grundständiges Studium, sondern das Referendariat kann man nach jedem normalen Studium anfangen. Die Konsequenz für den Staat ist, dass in wirtschaftlich guten Zeiten eine Menge Lehrer in die Wirtschaft wechseln. Der Staat kann die Lehrer nicht halten. Sobald die Stellen unattrkativer werden, suchen sich die Leute etwas anderes. In Deutschland sind die Lehrer vom Staat sehr abhängig.

Ich würde ganz ehrlich als Hochchulabsolvent gar nicht Lehrer werden wollen. Denn abgesehen von dem bisschen Klimbim mit der Unterrichtsvor- und nachbereitung ist es ein rein "handwerklicher" Beruf. Da wird im Grunde nur jemand gesucht, der den Schülern "die Rotznase putzt".

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Kelpie
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Beitrag Sa., 18.12.2010, 13:40

Der Staat mischt sich überhaupt zu sehr in die Bildung rein.

Mich stört auch, dass ich durch die Gesetz-Änderungen keine Chance habe, aus Interesse weiter zu studieren.
Ich wollte einige Studien nur aus Interesse machen, in dem Tempo das mich freut und das mir neben dem Beruf möglich ist.

Entweder dürfen sie nicht mehr inskribiert werden (Keltologie) oder man muss verpflichtend dort sitzen und gewisse Fristen einhalten. Tja, das geht eben nicht, der Beruf ist wichtiger.
So verdient nun eben eine Fern-Uni im Ausland.

Unsere Unis sind nur mehr Abrichteplätze für zukünftige brave Angestellte mit Huschhusch-Abschluß.

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