Rilke hat geschrieben:Unter der Überschrift habe ich erst etwas anderes verstanden, und weiß jetzt gar nicht, wie man das nennt: und zwar, wenn es jemand in suizidaler Absicht provoziert, z. B. von der Polizei erschossen zu werden. Da spielen, denke ich, schon die Medien eine Rolle - der ganz große, inszenierte Abgang. Aber vielleicht habe ich sowas auch nur im Film gesehen. Die Polizei schießt einen ja auch nicht gleich über den Haufen.
Das nennt sich "Suicide by Cop". Es handelt sich dabei aber nur um einen "erweiterten Selbstmord", wenn der/die Selbstmörder/in vorher noch jemanden "mitnimmt". Es gibt da interessante Fälle, in denen Menschen mit Schreckschußpistolen auf Polizisten gezielt btw. geschossen haben, um einen solchen Selbstmord zu provozieren. Ist aber schon wieder ein anderes (interessantes) Thema.
Rilke hat geschrieben:Aber dass man Kindstötung so nennt, wusste ich nicht
Nur, wenn auch die Absicht besteht, daß sich der/die Täter/in auch selbst umbringen will. Nur dann.
today hat geschrieben:Eremit, würdest du das auch einem Folteropfer, einem Vergewaltigungsopfer so sagen?
Sind auch sehr gute Beispiele - ja. Wir wissen ja, die Devise heißt im Grunde immer "Fight or flight". Die Pain besteht ja darin, in solchen exremen Situationen weder kämpfen, noch sich entziehen zu können. Dann ist eine extreme Form der Unfreiheit erreicht aufgrund fehlender Handlungsmöglichkeiten.
Umgemünzt auf suizidale Eltern heißt das: Es gibt keine Möglichkeit, die negativen (äußeren als auch inneren) Umstände zu verändern (ob real oder eingebildet) als auch, daß sich diese Eltern der Situation nicht entziehen können - die Weggabe des Kindes wird z.B. aufgrund von Schuldgefühlen ("Erziehungsauftrag") oder fehlendem Vertrauen in die Welt und seine Institutionen ausgeschlossen. Nicht selten geht es auch um Besitzansprüche, das Kind wird dann vollständig zum Objekt degradiert.
Es liegt auf der Hand, daß solche Eltern nicht "nur" depressiv sein können, eine gewisse Egozentrik, ein Kreisen um das eigene Ich ist ebenso eine notwendige Voraussetzung (was wiederum durch die Depression begünstigt wird). Es handelt sich also bei solchen Eltern zwangsläufig psychopathologisch um komplexere Fälle.
Carry, magst Du Dich vielleicht zu Deinen Erlebnissen äußern? Die Sichtweise eines Opfers sollte hier auch vertreten sein, würde die Diskussion abrunden.