Gefühle an der Therapeutin ausleben

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stern
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 22:51

Erstmal war es für mich eine Überwindung ihr dies direkt zu sagen. Mir war vorher nicht klar, wie sie darauf reagieren wird, hab eher damit gerechnet, dass sie mir die Grenzen der Therapie aufzeigt.
Ich weiß ganz ehrlich selber nicht, wie das in der therapeutischen Realität aussehen soll, dass sie sich als Mutter zur Verfügung stellt.
Das frage ich mich halt auch, wie das funktionieren soll . So viel kann doch niemand geben.
Von meinem Bezugsthera der Klinik wurde mir auch eine Thera zur Seite gestellt, die den mütterlichen Typ bes. gut verkörperte... wie das dann bei dir abläuft mag allerdings ganz anders sein, daher (insbes. auch aus Zeitgründen) nur ganz kurz zu dem obigen:

"Gute Mutter" (und so erlebte ich das hin- und wieder mal auch in der Therapie) heißt bei Bedarf auch, Grenzen setzen zu können (egal welcher Art). Daher würde ich im Zweifel schon davon ausgehen, dass sie auch damit umgehen kann und bei Bedarf eine Grenze setzen kann, WENN das (überhaupt) nötig wird.

Drückst du hingegen Bedürfnisse von vorneherein weg, besteht gar nicht erst die Möglichkeit, dass dem nachgekommen wird. Lässt du sie hingegen zu, kann der andere immer noch sehen, ob er dem nachkommen kann/will bzw. ob das Ausmaß der Bedürftigkeit die eigenen Grenzen sprengt... im günstigsten Fall wird dein Bedürfnis gestillt.
Liebe Grüße
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Elena
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 22:59

Hallo vallee,

ich finde, Du hast das alles sehr gut in Worte fassen können, was mich gefühlsmäßig und gedanklich beschäftigt.
vallée hat geschrieben:Die Gier ist, denke ich zum Teil eingebildet, hat damit was zu tun, wie man früher behandelt wurde. Aber zum teil ist sie auch real. Jahrzehnte aufgestaute Wünsche machen gierig. Vielleicht blockiert dich diese Angst davor. Die Angst zu erfahren, das du wirklich etwas gierig bist und das es eine Grenze geben wird. Eine Grenze dadurch das sie nunmal nicht deine mutter ist, dich nicht in den Schlaf wiegen wird usw. Aber auch eine Grenze dadurch, das sie eben auch nur ein Mensch ist. Das sie auch als Therapeutin dir nicht alles geben kann, was eine Therapeuztin theoretisch geben könnte.
Nur wenn du dich schon ausbremst aus Angst vor der Grenze, bekommst du nichts.
Ich denke nicht, dass meine Gier eingebildet ist, sie ist definitiv da, und dadurch entstanden, weil ich immer mein Bedürfnis unterdrückt habe. Es ging sogar so weit, dass ich zu Frauen, die sich mir gegenüber mütterlich und freundlich verhalten haben, teuflisch wurde.
Ich konnte überhaupt nicht dazu stehen, dass ich sowas brauche. Das hat sich jetzt geändert, und es kommt mir vor wie eine geballte Energie, die sich entladen will.
Ich versuche dies unter Kontrolle zu halten, indem ich dem ganzen nicht freien Lauf gebe, weil ich die Grenzen kenne. Oh man, dass hört sich alles so verkopft an und so ist es auch, weil es mir einfach saupeinlich ist, als erwachsene Frau in die Grenzen verwiesen zu werden, wenn ich diese überschreite.
vallée hat geschrieben:Die Angst zu erfahren, das du wirklich etwas gierig bist und das es eine Grenze geben wird.
So sieht es aus!
vallée hat geschrieben:Nur wenn du dich schon ausbremst aus Angst vor der Grenze, bekommst du nichts.
vallée hat geschrieben:Wenn du dich einlässt bekommst du immerhin etwas und wirst vielelicht auch etwas mitnehmen, was bleibt.
Du hast ja so recht! Ich muss dahin kommen!

Danke für Deinen wirklich tollen Beitrag!

Liebe Grüße von
Elena

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Elena
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 23:32

Hallo stern,
stern hat geschrieben:"Gute Mutter" (und so erlebte ich das hin- und wieder mal auch in der Therapie) heißt bei Bedarf auch, Grenzen setzen zu können (egal welcher Art). Daher würde ich im Zweifel schon davon ausgehen, dass sie auch damit umgehen kann und bei Bedarf eine Grenze setzen kann, WENN das (überhaupt) nötig wird.
Dies hat sie mir auch gesagt, dass sie mir schon Grenzen setzen wird, wenn es ihr zuviel wird, ich hätte es einfach noch nicht probiert, diese auszuloten, was auch stimmt.
Ich hab halt immer gedacht, ich kann es z.B. nicht bringen, sie einfach zwischendrin mal anzurufen, wenn mir was auf der Seele brennt. Aber sie meinte, dies machen ganz viele Patienten von ihr und sie findet dies ganz normal. Ich soll dies einfach mal austesten.
stern hat geschrieben:Drückst du hingegen Bedürfnisse von vorneherein weg, besteht gar nicht erst die Möglichkeit, dass dem nachgekommen wird. Lässt du sie hingegen zu, kann der andere immer noch sehen, ob er dem nachkommen kann/will bzw. ob das Ausmaß der Bedürftigkeit die eigenen Grenzen sprengt.
Ja, so ähnlich hat sie das auch ausgedrückt. Sie meinte, dass es z.B. auch vorkommen könnte, dass sie Dinge ausschlägt, weil es ihr zuviel ist.
Ich finde dies auch ganz natürlich, so funktionieren alle Beziehungen, und ich hatte damit niemals Probleme. Ich zeige doch auch Grenzen auf.
Was ist das denn, dass ich mir so den Kopf bei meiner Therapeutin mache? Ich meine, sie schlägt mir seit der ersten Stunde soviele Brücken, aber meine Mauer ist noch da, auch wenn sie am bröckeln ist.
Ich bin ihr gegenüber wirklich viel entspannter geworden als zu Anfang, aber einfach nicht so richtig, wie ich es sonst zu anderen Menschen sein kann.

LG Elena


montagne
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 23:47

Es ging sogar so weit, dass ich zu Frauen, die sich mir gegenüber mütterlich und freundlich verhalten haben, teuflisch wurde.
Finde ich interessant. Konnte das nie verstehen, warum Frauen zu Frauen manchmal so garstig sind, aber das macht schon Sinn. Aber das nur nebenbei.


Ja ich habe es auch so erfahren, das, als ich diese Sehnsucht in mir überhaupt mal entdeckt hatte, ich Angst hatte, ich könne maßlos sein. Und in gewisser Hinsicht war ich es auch. In mir hatten sich so lange gewisse Wünsche angestaut, Idealvorstellungen aufgebaut, das war auch schmerzhaft und ist es vielleicht noch manchmal davon loszulassen, loszukommen.

Ich denke aber, das ist der 2. und ebenso wichtige Teil der Entwicklung.
Zum einen zu fühlen, da sman doch etwas bekommt, wenn man nochmal den Mut fasst sich zu äußern. Zu spüren, das da jemand für einen da ist. Zum anderen eben auch die Grenze spüren, Trauern und damit irgendwo auch abschließen mit den unerfüllten Sehnsüchten.
Das eine macht Mut, das andere rückt einiges in ein gesünderes Gleichgewicht und beides macht gelassener und stärker.... glaub ich.. bestimmt..
amor fati

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stern
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 07:44

Elena hat geschrieben:Ich soll dies einfach mal austesten.

Da wird mir gerade bewusst, dass ich auch schon ähnliche "Aufforderungen" hörte (wobei es da um "Tests" allgemein ging) à la: Andere Patienten nehmen sie mit Test teils so hart ran, dass sie schon fast ins Schwitzen kommt... während ich diese Phase mal glatt übersprungen habe. Ich dürfe ruhig auch testen, wie sie mit etwas umgeht. Aber das nur am Rande.
Ich hab halt immer gedacht, ich kann es z.B. nicht bringen, sie einfach zwischendrin mal anzurufen, wenn mir was auf der Seele brennt.
Noch ein Deja-vu... wobei das bei mir so war, dass ich (nach einer Zahnarztbehandlung Tage zuvor) mit Zahnschmerzen zum Thera-Termin antanzte (was ich kurz ansprach, weil es mich ablenkte). Meine Thera meinte, nochmals anrufen, wenn Schmerzen immer noch anhalten. Ich: Nee, ich möchte nicht nerven. Thera: Wie oft haben sie denn schon angerufen? Ich (verwundert): Gar nicht. Thera: Na, also. Da kann doch gar nicht die Rede von "nerven" sein. Sie haben ja noch gar nicht angerufen und nicht jeden Tag mehrmals. Wie sollten sie da nerven. Das ist der Job des Arztes. Nicht das Komplikationen da sind, sie rufen da heute noch an und bitten um einen Termin. So sinngem.

Und vor diesem Hintergrund sticht mir bei dir auch folgendes ins Auge: Du hast noch keine einziges Mal angerufen, hast aber gleich Angst, dass es zuviel sein könnte. Klar kann es passieren, wenn man Neuland betritt, dass das Pendel erstmal von einem Extrempol zum anderen schwingt, bis es sich in der Mitte einpendelt. Aber es wird sich irgendwann (in der Mitte) einpendeln. Zur Mitte wird es jedoch nicht gelangen, wenn man das Pendel an einem Pol ("besser gar nicht erst fragen") festhält.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Im Moment hast du (dein inneres kind) Bedürfnisse nach xy. Und das ist ja noch rein gar nicht grenzüberschreitend -selbst wenn es massig Bedürfnisse sind. Auch das äußern dieser Bedürfnisse als Wunsch überschreitet IMO keine Grenze (weil es dem anderen ja die Möglichkeit des "nein, alles kann ich beim besten willen nicht erfüllen" lässt).

Was anderes wäre es, wenn du nun volle breitseite ausagieren würdest, um Bedürfnisbefriedigung zu erlangen. Aber so schätze ich dich nicht in, so wie ich dich bisher im Forum erlebte... zumal du ja auch soviel bedenken hast, dass du evtl. grenzüberschreitend auftreten könntest. Insofern ist ja auch von ausagieren bei dir im moment gar nicht die Rede.

Und wenn ich mal von mir ausgehe: Bei mir könnte das (agieren statt artikulieren und/oder überschäumende Bedürfnisse) im ungünstigsten Fall passieren, wenn ich in eine Regression rutsche. Und damit gelange ich zu dem oben gesagten: Eine "gute Mutter" (gute Therapeutin) kann dann "normal" damit umgehen und bei bedarf auch angemessene Grenzen setzen. "Mütterlichkeit" heißt für mich jedenfalls nicht nur "nähren", sondern bei Bedarf auch, dass man dem Kind angemessen Grenzen aufzeigen kann. Die "bessere Mutter" ist also nicht unbedingt die, die dem Kind (weil sich das Kind das wünscht) das ganze Süßigkeitenregal in den Einkaufswagen packt, sondern möglicherweise eher die, die dem Kind ein Teil aussuchen lässt, aber den Rest des Regal verwehrt.
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Offy
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 08:38

Guten Morgen,

ich möchte mich nur ganz kurz bei dir, stern, bedanken. Dein Beitrag hat mir manches klar gemacht. Es hist zwar nicht MEIN Thread, aber ich hänge gerade in einem heftigen Problem fest, das in einigen Aspekten dem der TE ähnlich ist. Du hast gute Erklärungen gefunden und eine sehr logische Sicht auf die Dinge. DANKE!
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
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Elena
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 20:00

Hallo stern,
stern hat geschrieben:Und vor diesem Hintergrund sticht mir bei dir auch folgendes ins Auge: Du hast noch keine einziges Mal angerufen, hast aber gleich Angst, dass es zuviel sein könnte.
Jetzt kommt mir immer mehr der Dialog zwischen meiner Therapeutin und mir in Erinnerung, als ich meinte, ich hätte Angst sie zu nerven bzw. Grenzen zu überschreiten.
Sie meinte dazu, dass ich ihr dann ja schon im Vorfeld unterstellen würde, dass sie von mir genervt wäre. Eine solche Unterstellung könnte nerven, aber nicht die Tatsache, Grenzen auszutesten. Den Gedanken fand ich sehr interessant und ganz neu für mich .
Sie meinte, diese Unterstellung rührt von Erfahrungen, die ich in der Beziehung zu meiner Mutter gemacht habe, nämlich, dass sie genervt war und daher meine Therapeutin genauso reagieren müsste.
Ich weiß nicht, ob Du es auch so kennst, aber die Menschen, die mir sehr wichtig sind, und bei denen ich Angst habe, es mir zu verderben, passiert genau das!!! Vielleicht ist wirklich was dran, dass man ihnen von vorneherein etwas andichtet, was garnicht der Fall ist, und zwar so lange, bis es Realität wird.

LG Elena

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stern
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 21:14

Elena hat geschrieben:Vielleicht ist wirklich was dran, dass man ihnen von vorneherein etwas andichtet, was garnicht der Fall ist, und zwar so lange, bis es Realität wird.
Noch ein Nachtrag, weil es mir gerade einfällt... und wir es mal am Rande (ganz anderer Zusammenhang) davon hatten:

Wenn man es eng sieht können "Mutmaßungen/Andichten", was im anderen vorgeht / wie derjenige reagiert, etc. als grenzüberschreitend aufgefasst werden. Wegen des Wiedererkennungserwertes kann ich das hier nicht so haarklein schildern, aber sie erwähnte da ein Bsp. von sich, wo der andere dann auch eine deutliche Grenze aufzeichnete. Ich meine, niemand kann wirklich in den anderen hineinsehen, insofern ist das mit dem Andichten schon so eine Sache... was mir damals schon etwas zu denken gab. Aber ich kann es schon nachvollziehen, denn mich nervts auch, wenn jemand meint, in mich hineinsehen zu können, was gerade in mir vorgeht... und das habe ich in der Tat schon selbst als grenzüberschreitend erlebt.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 03.04.2010, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Elena
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 21:50

Hallo stern,

mir fällt gerade ein, dass ich eigentlich wirklich Leuten etwas unterstelle, einfach um sie auszutesten. Z.B. wenn ich die Befürchtung habe xy ist genervt, dann fage ich nicht: nerve ich Dich?, sondern ich sage: Du wirkst irgendwie gernevt
Meine Therapeutin meinte, dieses Muster hätte ich schon öfters an ihr angewendet und hat Beispiele aufgezählt.
Naja, aber letzte Sitzung, als es darum ging, meine Emotionen an ihr auszuleben, sagte sie mir, ich soll so lang machen, bis sie die Grenzen aufzeigt, aber nicht schon vorher unterstellen, dass es ihr zuviel sein könnte. Dies würde sie dann in der Tat nerven.
Es ist eigentlich garnicht so gut, schon von vorneherein davon auszugehen, auf welche Weise xy reagiert. Es ist besser, dies auszuprobieren.
stern hat geschrieben:Aber mir fällt gerade noch was anderes ein, wo meine Thera ähnlich reagierte (wobei es da um etwas anderes ging... so in Richtung Lob/Komplimente annehmen, die man=ich gleich gerne abschwächt. Da meinte sie auch, das ganze hätte zwei Seiten... eben auch die, dass man damit dem anderen unterstellen kann, er/sie hätte Tomaten auf den Auge
Diese Aussage verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wie Du dies meinst
stern hat geschrieben:Die "bessere Mutter" ist also nicht unbedingt die, die dem Kind (weil sich das Kind das wünscht) das ganze Süßigkeitenregal in den Einkaufswagen packt, sondern möglicherweise eher die, die dem Kind ein Teil aussuchen lässt, aber den Rest des Regal verwehrt.
.
Das finde ich im Übrigen eine tolle Aussage!

LG Elena

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stern
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Beitrag So., 04.04.2010, 09:56

mir fällt gerade ein, dass ich eigentlich wirklich Leuten etwas unterstelle, einfach um sie auszutesten. Z.B. wenn ich die Befürchtung habe xy ist genervt, dann fage ich nicht: nerve ich Dich?, sondern ich sage: Du wirkst irgendwie gernevt
Kenne ich , wobei ich versuche zunehmend zur Frageform überzugehen... und damit fahre ich eigentlich unter dem Strich ganz gut. ich glaube, meine Thera vermerkte zu einem etwas anderen Sachverhalt etwas postives á la: ich könne störungen gut ansprechen (und da bin ich auch fragend eingestiegen, wobei es da um eine Wahrnehmung aus der vorangegangen Sitzung ging). zumal ich Andichtungen selbst nicht so wirklich mag, gerade wenn sie zu unterstellend dargebracht werden und es dann noch nichtmal treffen.

Aber es kommt drauf an. Denn manchmal finde ich es schon sinniger, die wirkung des anderen auf mich zurückzumelden (wobei ich dann versuche, nichts in den anderen zu legen, sondern das zurückzumelden, was bei mir ankommt - was ja nicht das sein muss, was im anderen vorgeht. Da ist meine Erfahrung dann schon die, dass sie der Gegenüber dann schon zu Wort meldet, wenn er etwas anderes aussenden wollte als bei mir ankam.

Einen Fallstrick bei der Frageform gibt es bei mir aber, und zwar den, wenn der andere die Frage meines Eindrucks dann nicht ehrlich und authentisch beantwortet.. zumal ich eh meiner Wahrnehmung nicht unbedingt traue (obwohl mir erstaunlicherweise schon von mehreren Therapeuten zurückgemeldet wurde, dass die eher fein sei, vielleicht sogar zu fein). Pssierte mal bei meinem alten Thera (dass ich den Eindruck hatte, er sei verägert, wozu auch das lautstärkere Legen der Schreibutensilien auf den Tisch passte, er Ärger aber verneinte und meinte, er war die ganze Zeit empathisch), wobei sich emotionale Wallungen eh schon anbahnten, puh... das war schon arg für mich. Weiß nicht, insges. muss ich aufpassen, nicht allzusehr Gratwanderungen zu begehen... z.B. auch die, dass man=ich mehr beim anderen als bei sich ist, usw.
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Traumstern
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Beitrag Fr., 09.04.2010, 20:45

Hallo,
ich habe auch immer Angst, mir Gefühle einzugestehen, Angst, die Grenzen anderer zu überschreiten, und und ........
Als mir klar wurde, dass ich meinem Therapeuten in der Stunde gerne näher wäre und ich es nach langer Zeit aussprechen konnte, war es ein überwältigenes Gefühl für mich, dass er es annahm. (Ich bin über ein Jahr in Therapie.) Und ich solle mir keine Gedanken über seine Grenzen machen.
Seit ich direkt neben ihm sitze (ist noch nicht so lange ) merke ich, dass ich meinen Verstand und mein Denken zurückfahren, Gefühle besser zulassen, offener zu ihm sein kann. Ich fühle mich sicherer und geborgener.
Ich versuche, diese Gefühle zu genießen, was mir nicht immer gelingt.

Aber ich weiß jetzt, dass ich es darf und es tut verdammt gut!
Wenn man den Wunsch hat, lohnt es sich, es zu riskieren.

Liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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Elena
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Beitrag Fr., 09.04.2010, 22:03

Traumstern hat geschrieben:Als mir klar wurde, dass ich meinem Therapeuten in der Stunde gerne näher wäre und ich es nach langer Zeit aussprechen konnte, war es ein überwältigenes Gefühl für mich, dass er es annahm. (Ich bin über ein Jahr in Therapie.) Und ich solle mir keine Gedanken über seine Grenzen machen.
Das ist wirklich toll, dass er so reagiert hat!
Und, hast Du es hinbekommen, Dir tatsächlich keine Gedanken um seine Grenzen zu machen?
Eigentlich hat meine Therapeutin genau dasselbe gemacht. Es liegt einfach an mir, Vertrauen zu zeigen, und ihr die Verantwortung für ihre Grenzen zu überlassen.
Traumstern hat geschrieben:Aber ich weiß jetzt, dass ich es darf und es tut verdammt gut!
Wenn man den Wunsch hat, lohnt es sich, es zu riskieren.
Es erscheint mir wirklich so!

Ganz liebe Grüße von
Elena

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Traumstern
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Beiträge: 132

Beitrag Fr., 09.04.2010, 22:32

Elena hat geschrieben:Und, hast Du es hinbekommen, Dir tatsächlich keine Gedanken um seine Grenzen zu machen?
Wenn ich ihm näher bin, kann ich mein Denken endlich zurückfahren und fühlen. Meine Gefühle genießen die Sicherheit und die Nähe einfach nur. So kann ich es annehmen. Es ist befreiend.

Und das I-Tüpfelchen gab es in der letzten Stunde. Ich fragte, ob ich mich wieder neben ihn setzen darf. Ich durfte. Aber ich hatte zwischenzeitlich Bockmist gebaut und konnte mich nicht zu ihm setzen ohne ihn zu fragen, ob ich mich auch neben ihn setzen darf, wenn ich Mist gebaut hätte. Er sagte, ich solle erst mal rüber zu ihm kommen, dann können wir darüber reden. Das war für mich überwältigend. Dass er mich so annimmt und akzeptiert, ohne zu wissen, was ich angestellt habe. Die Gefühle sind heute noch überwältigend für mich.

Ja, es liegt an jedem einzelnen, den Mut zu haben, zu vertrauen.
Aber wenn man so ein Glück hat ist es all die Angst vorher und den Mut wert. Aber es ist nicht leicht, andere ihre Grenzen selbst ziehen zu lassen.

Liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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bluna
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Beiträge: 207

Beitrag Di., 13.04.2010, 21:53

Hey Traumstern!
Ich bewundere deinen Mut, den Du aufbringst. Echt klasse!Ich wünschte, ich könnt das auch.
Dein Therapeut scheint toll zu sein. Wo sitz Ihr denn da? Auf einer Couch?
LG,
Bluna

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waterloosunset
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Beiträge: 55

Beitrag Di., 13.04.2010, 22:49

Traumstern hat geschrieben: Aber es ist nicht leicht, andere ihre Grenzen selbst ziehen zu lassen.

Liebe Grüße
Traumstern

Liebe Traumstern!

DANKE, du hast mir gerade ein AHA Erlebnis beschert ....Das genau ist eines meiner großen Probleme, das ich nicht fähig war zu artikulieren, und du hast es treffend mit einem Satz geschafft. Ich nehme schon immer (aus Prinzip, weil ich bin ja ein Monster) anderen die Verantwortung ab, sich von mir abzugrenzen;
DANKE, hat mir gerade wirklich geholfen...muss nur noch herausfinden, wie ich das im realen Leben umsetzen könnte....Vertrauen, ist für mich enorm schwierig, aber vielleicht reicht auch einfach mal nix zu sagen....
Said he'd seen my enemy, Said he looked just like me

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