Haftung bei Patientensuizid

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
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estelle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 14:28

Ja,das stimmt schon, eine gewisse Eigenverantwortung für mich selber wollte ich mir auch immer erhalten.

Aber was ist mit der Freundin von grobi ?

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Gast
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 14:33

Innere_Freiheit hat geschrieben: und stattdessen der Therapeut verpflichtet wäre, mit dem Patienten zwar die Gründe für den Suizidwunsch durchzuarbeiten, diesem jedoch die volle freie Entscheidung zu lassen.
Die freie Entscheidung bleibt immer.

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Zwiebel
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 15:06

violetta hat geschrieben:Ja,aber dann müßte man doch von einem Therapeuten erwarten können, dass dieser in solchen Dingen besonders geschult ist und bei manchen Äußerungen hellhörig wird.
Ja, wird er auch. Theras sind da sehr hellhörig, besonders bei denen wo Suizidabsichten zu erwarten sind wie Mißbrauchsopfer, depressive. Er / sie reagiert darauf nur nicht immer wie erwartet total erschrocken sondern – natürlich abhängig vom Einzelfall!- gelassen und mehr den positiven Ressourcen zugewandt. Es wird, sozusagen ganz normal wie über jedes andere Problem, darüber gesprochen. Ich vermute das liegt daran, dass SM – Absichten häufig nur angedeutet werden um Zuwendung zu erfahren. Andernfalls ist eine sofortige Einweisung in die Psychiatrie die Folge.

In meiner (Trauma-) Therapie habe ich mich immer mal vage drumrum geschlichen wie mies es mir geht. Wer direkt "ich bring mich um!!!" sagt, ist in einem hoch aggressiven, unzugänglichen Zustand. Den habe ich während einer Thera-Stunde nie erreicht. Bin ich bei ihm, geht es mir gleich besser…. . Seine Reaktion war mehrfach verblüffend (siehe oben); dass er auch Andeutungen ernst nimmt erkenne ich daran, das ich von ihm Anlaufstellen genannt bekam die ich aufsuchen kann, wenn er nicht erreichbar ist.

Er ist – wie ich auch - der Meinung, dass der Tod etwas ist, das jedem als letzter selbst gewählter, selbst bestimmter, Ausweg zugebilligt werden muss. Allerdings gehört dazu, dass der Betroffene JEDE Hilfe die möglich ist bekam. Das geht nur, wenn jemand davon erfährt. Leider ist man in tief depressiven Phasen unzugänglich für jedwede Intervention. Ist es erstmal soweit, ist der Kopf wie zugenagelt. Daher sollte sich jede/ jeder Betroffene eine Liste mit Anlaufstellen zum Telefon legen, die im Ernstfall zur Hand genommen werden kann. Ein-zwei Stunden später sieht die Welt schon wieder viel rosiger aus! Es gehört in die Verantwortung jedes einzelnen, sich VORHER Hilfe zu suchen. Sich töten zu wollen entsteht nicht über Nacht- Ausnahme: spontan Reaktionen! Dagegen ist auch ein Thera innerhalb der Behandlung machtlos.

Herr Fellner sagte es ja schon: im Fall von Selbstmord wird automatisch polizeilich ermittelt. Für den Thera ist es ganz sicher belastend, eine Patientin zu verlieren. Selbstvorwürfe und Versagensangst sind nichts, was nur Patienten kennen.

Gruß

Zwiebel



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Thread-EröffnerIn
grobi
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 17:10

das ist scheinbar ein sehr heikles thema.vielen dank an alle die sich bei dieser diskussion einbringen.ich selbst bin auch dafür,dass der wille des patienten im vordergrund steht(da ich vor vielen jahren auch schon mal zwangseingewiesen wurde...ein schreckliches gefühl...übergangen zu werden)...und trotzdem war es notwendig(was ich selbst aber erst viel später begreifen konnte).doch ist meine frage noch offen.....mein therapeut meint das einem die lizens aufgrund unterlassener hilfeleistung entzogen wird,wenn man als therapeut keine ausreichenden maßnahmen einleitet.was bedeutet das?und ist das nicht ein sehr schmaler grad?wahrscheinlich ist der suizid meiner freundin nicht des therapeuten schuld...aber ich denke halt er hätte es doch merken müssen...aber naja...er ist ja auch nur ein mensch.liebe grüße&schöne ostern euch allen

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estelle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 17:26

Zwiebel hat geschrieben:Ich vermute das liegt daran, dass SM – Absichten häufig nur angedeutet werden um Zuwendung zu erfahren.
Wenn Therapeuten diese Theorie vertreten,dass zeigt ja schon,dass sie das gar nicht ernst nehmen.
grobi hat geschrieben:er ist ja auch nur ein mensch
In der Therapie ist er vor allem Therapeut!
Zwiebel hat geschrieben:im Fall von Selbstmord wird automatisch polizeilich ermittelt.
Wird denn im Fall deiner Freundin polizeilich ermittelt? Haben ihre Eltern Anzeige erstattet?
Sie war ja noch sehr jung! Vor allem mein herzliches Beileid grobi.

Liebe Grüße,
Violetta.

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lingaroni
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 17:27

hallo grobi

auch mich hat deine erfahrung schmerzlich berührt. das "system" - wie herr fellner es nennt - ist leider sehr häufig fehlerhaft und kann oft den gefährdeten nicht schützen. mir erscheint es als eine der schwierigsten aufgaben überhaupt, mit so einer erfahrung klarzukommen.

LG


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Beitrag Fr., 02.04.2010, 17:43

Violetta 2009 hat geschrieben:
Zwiebel hat geschrieben:Ich vermute das liegt daran, dass SM – Absichten häufig nur angedeutet werden um Zuwendung zu erfahren.
Wenn Therapeuten diese Theorie vertreten,dass zeigt ja schon,dass sie das gar nicht ernst nehmen.
Es ist aber so, wie Zwiebel es beschreibt.

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candle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 17:48

Vio. ich denke Du siehst das gerade wieder mit anderen Augen. Wenn ich denke wie oft ich beim Therapeuten gefragt wurde und wäre es so gewesen, dann hätte ich sogar etwas vorlügen können. Ich denke, das können auch einige gut. Einige haben Angst vor der Klinik etc. ... und oft scheint es so zu sein, dass es dann doch recht spontan und schnell passiert.

candle
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estelle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 18:00

Sir hat geschrieben:Es ist aber so, wie Zwiebel es beschreibt.
Woher willst du das denn wissen?

Ich finde das dass eine Unterstellung ist und abwertend,da sind wohl manche Therapeuten
ihres Berufes überdrüssig,sowas soll man lieber einmal zu ernst nehmen als umgekehrt,
dann passiert sowas wie mit grobis Freundin auch nicht.
candle hat geschrieben:Einige haben Angst vor der Klinik etc. ...
Das ist ja anders herum dass man es nicht sagt,oben stand aber dass man Suizidabsichten vorgibt
um Aufmerksamkeit zu bekommen,das ist schon eine ganz schöne Unterstellung!

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candle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 18:20

Das ist keine Unterstellung, das ist so, dass viele SO agieren. Das muß man dann von Fall zu Fall rausfinden.

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estelle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 18:24

Das Selbstmordgedanken verschwiegen werden habe ich ja auch gar nicht bezweifelt,
manche Therapeuten scheinen umgekehrt ja schon ziemlich abgebrüht zu sein,ist ja auch kein
Wunder,wenn sie tagtäglich soetwas hören.


Wenn Therapeuten einem Suizidabsichten/-gedanken nicht glauben,
braucht man sich ja garnicht zu wundern,wenn sie einem die andern Probleme auch nicht glauben
und ganze Therapien infolge dessen erfolglos sind!

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candle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 18:36

Vio, jetzt mach aber mal einen Punkt, nur weil Du bisher Pech mit Therapeuten hattest, sind nicht alle so. Alle meine Therapeuten haben sich da sehr wohl mit beschäftigt und ernst genommen.

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estelle
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Beitrag Fr., 02.04.2010, 18:42

Punkt

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Messina
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Beitrag Sa., 03.04.2010, 14:37

Ich kann mich da nur anschließen!
Denke auch, dass manche offener über Ihre Gedanken und Gefühle diesbezüglich sprechen würden, wenn diese Angst vor der Entmündigung nicht da wäre.
Zumindest geht es mir schon länger so.
Und selbst in meinen tiefsten Krisen, wo es mir schon auf den Lippen lag, habe ich geschwiegen und es wurde so hingenommen.
Manchmal möchte derjenige, der Gegenüber sitzt, vielleicht gar nicht wissen, was er sieht

Übrigens find ich den ersten Link klasse Violetta! Dankeschön!!!
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.


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