metropolis hat geschrieben: Hast du auch eine Meinung zu meinen Fragen bezüglich Ossi-/ Wessi- Diskriminierung
Ja, hier im Osten empfinden manche Leute, daß sie diskriminiert worden sind, z. B. an den Hochschulen. Da mußte sich ja nach der Wende jeder neu bewerben ("Evaluierung"). Ich hab's nur von den Medizinern gehört: Wer nicht im in der Medizin führenden Land, den USA, eine Weile gewesen war, hatte gar keine Chance bei der Bewerbung um einen Lehrstuhl. Und welcher Ossi konnte das vorweisen? Dann haben die Chefs ihre Leute aus dem Westen nachgezogen. Die blieben z. T. auch nur so lange bis sie ein besseres Angebot (meist wieder im Westen) hatten. Ich denke, dieses Problem hat sich aber nun bald durch Zeitablauf erledigt.
Du hattest eingangs nach den Vorurteilen gefragt. Ganz ohne Ressentiments wird man nicht auskommen, um sich die Welt zu erklären. In der DDR gab es ja eine Blüte des politischen Witzes; das hat sich dann in Witzen über Wessis fortgesetzt, die ja immer ein Körnchen Wahrheit enthalten:
Was ist der Unterschied zwischen einem Fuchs und einem Wessi?
Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm - der Wessi macht es anders rum...
Warum braucht man im Westen 13 Jahre fürs Abitur?
Weil 1 Jahr davon Schauspielunterricht ist...
Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Wessi?
Gott weiß alles, Wessi weiß alles besser.
Witze über Ossis gibt's übrigens weniger, vielleicht weil das Thema viel weniger Wessis betrifft:
Steht ein Schwabe auf der Neckarbrücke und schaut hinunter. Dort sitzt ein Mann am Ufer und trinkt eifrig das dreckige Neckarwasser. Schreit der Schwabe von der Brücke herab: “Halt, sind Sie verrückt? Das Wasser ist doch total giftig, wenn Sie zuviel trinken können sie sterben!” Sagt der Mann: “Wäs?Wäs hämn Se gsagt? Schwabe: “Gaaaaaaaaaaanz langsam und in grossen Schlücken trinken! Aber nicht zu schnell, es ist kalt!”
Es gibt drei Möglichkeiten einen Betrieb zugrunde zu richten.
1.Mit Alkohol,das ist die sicherste.
2.Mit Frauen,das ist die schönste.
3.Mit einem Ossi,das ist die schnellste.
Anastasius hat geschrieben:sehr bedauere, eine ihrem Sinn nach verfassungskonträre Eingemeindung der DDR. (D. h. Es hätte eine Volksabstimmung über eine neu erarbeitete Verfassung geben müssen.
Die weitverbreitete Auffassung, wonach die DDR nach Art 23 GG der Bundesrepublik einfach beigetreten sei, ist irrig. Vielmehr geschah dies auf der völkerrechtlichen Grundlage des Einigungsvertrags. Es fand sich wegen der Dynamik der Prozesse 1990ff keine Mehrheit für die Neufassung einer Verfassung nach Art. 146 GG. Auch wurde Art 146 nicht aufgehoben; Es kam allerdings zu einem Einschub, wonach das GG für das gesamte wiedervereinigte Deutschland gelte bis in freier Entscheidung vom deutschen Volk eine andere Verfassung angenommen werde. Ich finde das GG als eine der besten Verfassungen weltweit, und es wurde und wird ja auch ständig aktualisiert, so daß es nicht nötig ist, eine neue Verfassung zu beschließen.
ENA hat geschrieben:
Als ich eben mit jemandem Beiträge gewechselt habe, habe ich erfahren, dass sie in der Nähe von Leipzig lebt. Das einzigste, was mich daran interessiert hat, war, ob Leipzig schön ist...
Dann komm doch mal her, ich mach' den Stadtführer für Dich.
Zwackel hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach hat ein "Ossi" in Westdeutschland nicht mehr oder weniger Vorurteile zu befürchten, als ein Bayer in Berlin.
Zerrissene hat geschrieben:Na, ich Ossi bin mit einem Wessi verheiratet. Es gibt schon gewisse Unterschiede, auf die ich jetzt aber nicht näher eingehen will...
Hat Dein Nick damit zu tun?
ENA hat geschrieben:
metropolis hat geschrieben:Er war der Meinung, dass Ossis arbeitsfaul, nicht so ehrgeizig und gebildet seien wie die Westdeutschen.
Wieso? Wie kommen solche Vorurteile zu Stande? Weil es nicht soviel "Reichtum" gab? Aber es war doch ein ganz anderes System... .
Genau, das System: Es war für einen "volkseigenen" Betrieb extrem schwer, jemandem zu kündigen. Dann gab es viel Frust während der Arbeit, weil Material fehlte etc. Die Arbeitsmoral litt darunter stark. Wer konnte, ging während der Arbeitszeit einkaufen ("später gibt's nichts mehr") oder zum Friseur, zum Arzt sowieso. Beruflicher Ehrgeiz war unattraktiv, habe ich oben schon begründet. Die (theoretische) Bildung des durchschnittlichen DDR-Bürgers, besonders die politische (weil man wissen wollte/mußte, was tatsächlich in der Welt los war und man das aus der Zeitung nicht erfuhr), war m. E. besser als die des durchschnittlichen Westdeutschen. Es wurde in Ermangelung anderer Vergnügungen mehr gelesen. Nur die weit eingeschränken Reisemöglichkeiten behinderten den gemeinen Ossi z. B. im Blick auf seine Sprachkenntnisse und Weltgewandtheit.