Darf die Ordinationshilfe Einsicht in meinen Akt haben?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag Do., 11.03.2010, 21:04

Nee Tara, ne Klage meine ich. Nur ihm das ganz ganz deutlich sagen, was du davon hläst, ihn Fragen warum das überhaupt so ist. Was er sich dabei gedacht hat.
ich bin gewiss nicht fürs Klagen oder lärmende Poltern aber dafür klar zu sich zu stehen. Nicht zuletzt ist das eine Therapie und wenn etwas an dem was du wahrgenommen hast oder wünschst nicht der Realität entspricht kann es korregiert werden une du bist entlastet.
Wenn es sich aber so darstellt, wie du es wahrgenommen hast, entlastet auch das deutliche Ausdrücken.. denke ich.

Ist sicher nicht einfach, Mut usw. zusammen zu sammeln... hmmmm...
Viel Erfolg!
amor fati

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Elle
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Beitrag Do., 11.03.2010, 21:34

Ich kann verstehen, dass Du das furchbar findest. Ich fände es auch total schrecklich und kann es mir gar nicht vorstellen, dass eine dritte Person die Sachen weiss, die ich in der Analyse erzähle.
Das wäre echt so eins der schlimmsten Dinge, die ich mir denken könnte, vor allem weil ich in meiner Familie auch solche Übergriffe auf private Sachen hatte.
Zum Glück wird das bei mir auch nie passieren, da mein Thera erstens keine umfangreichen Aufzeichnungen macht und zweitens eher so stichwortartig kritzelt, dass er es wohl eh nur selbst richtig entziffern kann.

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Elena
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Beitrag Do., 11.03.2010, 22:31

Hallo Tara,

es gibt doch eine Schweigepflicht für Psychotherapeuten (§53 und §53a StPO), die ausdrücklich besagt, dass Informationen über die Inhalte der Sitzungen auch nicht an Sekretärinnen und Sprechstundenhilfen weitergeleitet werden dürfen. Ein Pfarrerr gibt doch auch nicht weiter, was ihm gebeichtet wird, auch nicht seinem Pfarrsekretär. Das Verhältnis zum Therapeuten hat für mich den gleichen Stellenwert. Die Notizen, die er dazu macht, sind doch in erster Linie Gedankenstützen für ihn alleine , die niemand Dritten etwas angehen.
Ich gehe davon aus, dass in einer Akte Gutachten/Verlängerungsanträge/Medikamente etc. verzeichnet sind, zu der die Mitarbeiter sogar einen Zugang haben müssen , z.B. wenn es um Rezeptausstellungen/Praxisgebühr/Überweisungen geht. Aber in dieser Akte stehen doch keine Inhalte der Sitzungen. Diesen Gedanken fände ich wirklich sehr schrecklich!
Kannst Du ihn nicht nochmal fragen, welche seiner Notizen tatsächlich für seine Mitarbeiterin zugänglich ist, bist Du Dir sicher, dass es sich um inhaltliche Details der Sitzungen handelt? Wenn dies der Fall wäre, verstösst er ganz klar gegen die Schweigepflichtsregelung.

LG Elena

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Elle
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Beitrag Do., 11.03.2010, 22:49

Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie so eine Therapie funktionieren soll. Ich würde sicher ganz anders sprechen, wenn ich nicht hundertprozentig wissen würde, dass ich mich genau einem einzigen Menschen anvertraue: meinem Therapeuten. Und nicht irgendwelchen Dritten.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer finde ich es.

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Mialotta
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Beitrag Do., 11.03.2010, 23:18

Huhu,

also ich habe meiner Thera mal gesagt, als ich ihr brisante/sehr intime Dinge erzählt habe, dass ich mir Gedanken mache, was mit den Informationen passiert. Sie meinte, ihre Aufzeichnungen kämen in die Akte, zu der nur sie Zugang hätte, der Schrank würde verschlossen und wenn ich die Akte nach Therapieende nicht mitnehmen möchte, wird sie sie 10 Jahre aufbewahren, aber niemand hätte Zugang.
Du als Patient/in hast doch immer ein Recht die Akten einzusehen (zumindest beim Arzt und so wie meine Thera sprach bei ihr ja auch wohl, sonst würde sie mir die ja nicht mitgeben?!?)

In einer psychiatrischen Praxis könnte es durchaus sein, dass die Arzthelferinnen auch Einblick haben.

Meine vorherige Thera war ärztliche Psychotherapeutin und hat die Aufzeichnungen in der Stunde immer direkt in den PC getippt. Ich weiß, dass da die Arzthelferinnen auch Zugriff hatten und Schweigepflicht haben die auch. Manchmal habe ich ihr dann gesagt, sie solle bestimmte Informationen nicht aufschreiben und das hat sie respektiert.

LG Mialotta

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Tara
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Beitrag Do., 11.03.2010, 23:32

Hallo Ihr´s!

So, ich hab ihm gerade eine Mail geschrieben.
Auch wenn am kommenden Mittwoch vorerst die letzte Stunde sein wird und unser Verhältnis momentan ohnehin angespannt ist- ich eigentlich diese harmonisch gestalten wollte da ich mit einem halbwegs guten Gefühl aus der Sache aussteigen wollte- sehe ich nicht ein warum ich Ihn verschonen sollte. Er hat ein Recht darauf zu Wissen, dass er durch seine Gedankenlosigkeit eine zweijährige Arbeit zunichte gemacht hat. Ok.- das ist jetzt etwas melodramatisch ausgedrückt- denn schliesslich hat er im Großen und Ganzen professionell gearbeitet, mir geholfen stabil zu werden- ABER, das Vertrauen in ihn ist empfindlichst gestört, wenn nicht gar gebrochen.
Ja, mir geht´s wie Dir Elle- ich finde es auch immer schlimmer, je mehr ich mir vor Augen führe, dass ich durch die freizügige Offenlegung meines Akts absolut entblößt werde. Und hätte ich dies vorher gewusst, dann hätte ich auch niemals so blind und vertrauensvoll meine geheimen Abgründe offenbart.

Ich finde es wahnsinnig arg Juline, dass dieses intime Material ganz locker aussertherapeutischen Personen zur Verfügung gestellt wird. Ich finde es auch schlimm, dass Du das halt so zufällig mitbekommen musst und Deine Analytikerin nicht den Anstand hat Dich über die Fakten aufzuklären
Auch wenn diese Ordihilfe möglicherweise viel zu lesen bekommt- ES GEHT SIE NICHTS AN. Und wenn es Deiner Therapeutin zu viel Arbeit ist, das Ganze schriftlich auf Computer zu übertragen- dann sollte sie sich genau überlegen, zu welchem Preis sie Ihrer Bequemlichkeit frönt.
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Mialotta
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Beiträge: 41

Beitrag Do., 11.03.2010, 23:42

Gut, dass du es ihm geschrieben hast, Tara. So hast du deinem Ärger Luft gemacht, denn es belastet dich ja.
Vielleicht weiß der Therapeut ja auch gar nicht, wie seine Mitarbeiter sich vor den Patienten verhalten.
Ich drücke dir die Daumen für euer Gespräch!

LG Mialotta

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Juline
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Beiträge: 181

Beitrag Do., 11.03.2010, 23:59

Hmmm.. Ich bin gerade etwas erstaunt über eure Beiträge. Ist es wirklich so ungewöhnlich, dass Ordinationshilfen von euren Probs durch Unterlagen/Akten/Transkripten Bescheid wissen?

Für mich ist die zentrale Frage, wie mit den Infos umgegangen wird. .. wenn so wie bei Tara damit umgegangen wird, hätt ich eben auch ein großes Problem damit!

Muss denn nicht sowieso immer ein "Gutachten" o.Ä. an die Krankenkasse geschickt werden...? natürlich wird da nicht alles im kleinsten Detail ausformuliert, aber dennoch werden doch auch da dritte informiert. Oder liege ich da falsch?

Naja, ... möglicherweise liegt da wirklich ein Unterschied zwischen ärztlicher Psychotherapeutin und "gewöhnlicher Nur-" "Psychotherapeutin" vor... Meine Thera ist halt Verhaltenstherapeutin, Systemikerin, Hypnothera und Allgemeinmedizinerin (praktische Ärztin)..

hmm... also eigentlich hab ich das jetzt bis dato nicht als so schlimm empfunden... denke, dass wir uns halt schon bewusst sein sollten, dass unsere Thera nicht unsere beste Freundin ist sondern eine Vertrauensperson in ihrem Beruf. Natürlich unterliegen sie der Schweigepflicht.. dennoch muss ich 1. damit rechnen, dass jem. bei der Krankenkasse über mich Bescheid weiß und ich kann nur auf deren Professionalität und Schweigepflicht hoffen und 2. dass auch die Sprechstundenhilfe nicht nur zum Kaffeekochen und Termineausmachen da ist...
auch wenns ... und dabei bleib ich und geh mit euren Gefühlsregungen konform: eine unangenehme Sache ist und auch erstmals verunsichert und eine Offenheit nicht gerade fördert.. Aber die alle machen nur ihren Job (auch wenn das oft schwer ist, das auch so anzuerkennen und hinzunehmen...)

lg Juline

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Thread-EröffnerIn
Tara
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Beiträge: 852

Beitrag Fr., 12.03.2010, 00:00

Stern, ich glaube auch, dass Deine Vermutung hinkommt und sie nicht (noch dazu vor mir) bewusst nach Gesprächsverläufen gesucht hat.
Dennoch- der Akt der hunderte Blätter fasst- auf den ich immer wieder flüchtig einen Blick erhaschen kann, enthält zu 99,9% Therapieinhalt.
Das Medi und die Dosis selbst hab ich ihr diktiert und schliesslich bin ich eine mündige Patientin und weiss was ich verschrieben bekomme. Da empfinde ich es als Affront, sich meine Informationen quasi bestätigen zu wollen.

Elena, ich bin mir sicher, dass der Akt Beides enthält- aber vorrangig therapeutisches Material mit seinen persönlichen Aufzeichnungen- die wie gesagt nicht mal ich sehen darf. Da ich gesehen habe, wie seine Ordihilfe blätterte, sah ich auch, dass es sich bei den Blättern um Notitzen unserer letzten Sitzungen handelte.

Ich finde es interessant Mialotta, dass Deine Therapeutin ihren Patientinnen die Möglichkeit gibt, den Akt nach Beendigung der Therapie mitzunehmen. Ich hab mir in meiner Phantasie schon mehrmals vorgestellt, mir meinen einfach zu klauen Mannnnn ich möchte ihn haben!!!!
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Elle
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Beiträge: 297

Beitrag Fr., 12.03.2010, 07:18

Ich habe mal meinen Klinikbericht gelesen, und da standen natürlich schon Beobachtungen und Diagnosen drin, aber eben nicht meine intimen Details. Das ist ein großer Unterschied.
Den Gutachterbericht bekommt bei der Krankenkasse niemand zu sehen, der wird an den Gutachter weitergeleitet und der hat wiederum keine Namen zu dem Bericht. Das weiss ich, weil ich mal einen alten Bericht von meiner KK für meinen jetzigen Thera brauchte (die KK sollte es ihm direkt schicken) und die meinten, sie hätten diese Infos so gar nicht und ein Teil der Akte wäre dann geschwärzt oder so.
Also ich kann nach wie vor nicht glauben, dass Stundenprotokolle offen herumliegen wie ein OP-Bericht über ein gebrochenes Bein.


Gast
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Beitrag Fr., 12.03.2010, 08:39

Hallo Tara,

in D ist es so, dass selbst wenn der Therapeut einen Antrag auf was auch immer stellt, er dafür NICHT seine Aufzeichnungen den Patienten betreffend verwerten darf.

Beispiel: Wenn ich meinem T erzähle was mir passiert ist mit meinem ersten Therapeuten, dann darf der jetzige nicht schreiben: Frau Rosenrot hat durch ihren Therapeuten...blablabla erlebt, sondern er muss das anonymisieren und etwa schreiben
Frau Rosenrot benötigt eine Therapie, da sie traumatisiert ist durch Ereignisse in ihrem Umfeld.

Punkt, aus. Alles andere ist Bruch der Schweigepflicht.

Ich bin selbst vor Jahren einmal gegen einen Arzt vorgegangen (kein Therapeut), der in seiner Akte ein Gespräch vermerkt hat, dass dort nicht stehen durfte. Die Klinikleitung hat sich insofern drum gekümmert, als dass der Arzt von meinem *Fall* abgezogen wurde und sämtliche Notizen in der Akte geschwärzt wurden.

Ich finde es richtig, dass du deinen T auf deinen berechtigten Ärger hinweist. So geht es nicht wie er das (wohl) handhabt.

Rosenrot


montagne
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Beitrag Fr., 12.03.2010, 08:46

Ich finds ehrlich gesagt zweitrangig, was die Sprechstundenhilfe damit gemacht hat. Wichter finde ich die Tatsache, das sie überhaupt erst die Möglichkeit dazu hatte.
denke, dass wir uns halt schon bewusst sein sollten, dass unsere Thera nicht unsere beste Freundin ist sondern eine Vertrauensperson in ihrem Beruf.
Eben, sie/er ist ein Profi und da erwarte ich zumindest ein anderes Verhalten. Und wie hier mehrfach berichtet wurde, geht es ja offenbar auch anders.... in abgeschlossenen Schränken und passwortgeschützen Accounts, Pc's.
amor fati

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wetterwax
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Beitrag Fr., 12.03.2010, 11:39

Hallo,

liebe Tara, ich finde auch, dass die Sprechstundenhilfe die persönlichen Therapieaufzeichnungen rein gar nichts angehen, das würde ich mit dem Arzt klären, abgesehen davon, das es ein ziemlicher Vetrauensbruch ist - wenn ich mir vorstelle, dass meine Therapieinhalte von den Schwestern gelesen werden, würde ich nicht mehr hingehen

ich hatte gerade ein ähnliches Problem, habe meinem Psychiater, der in einem Ambulatorium arbeitet, meinen Klinikbericht gegeben, mit der Bitte diesen nicht zu "veröffentlichen", also auch nicht den Schwestern zugänglich zu machen. Überhaupt habe ich ihn schon öfters gebeten, spezielle Infos nicht aufzuschreiben, er hat kein Problem damit (ich geh mal davon aus, dass ich ihm vertrauen kann ) - sonst sehen nämlich die Schwestern, und zwar im ganzen Haus (!) zumindest die Medikation, von der sich ja aber auch zum Teil auf die Krankheit schließen lässt. Passt mir nicht so, aber ich möchte den Arzt behalten )

lg
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Tara
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Beitrag Fr., 12.03.2010, 12:36

Ich glaub ich hätte auch ein Problem damit, wenn beispielsweise die Ordihilfe meiner Hausärztin Einblick in meine Krankheitsgeschichten hätte.
Also ich weiß auch nicht bin irgendwie sehr enttäuscht, dass so achtlos mit meinen "Geheimnissen" umgegangen wird.
Naja, was soll´s. Werd ohnehin nicht mehr in Therapie gehen. Und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit und ich kann den Akt an mich nehmen und vernichten.
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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wetterwax
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Beitrag Fr., 12.03.2010, 13:22

hm, das ist bei meiner Hausärztin defintiv der Fall , die weiß zwar nicht alles aber so einiges über meine psychischen Probleme. gut, dass du das erwähnt hast, da steht nämlich auch noch das ich bin aus der Klinik zurück Gespräch an
Wie möchtest du denn deinen AKt erwischen ?
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