Kriegstraumatisierte Eltern / Großeltern
Hallo gompert,
Ich sehe es auch differenzierter.
Bücher von: "Der Tochter von Himmler, der Sohn von Karl Frank, der Sohn von Schirach" sind Bewältigungsversuche von Einzelpersonen, denen zahlreiche stumme Einzelschicksale und deren Nachkommen gegenüber stehen. Ganz so einfach kann ich es nicht sehen. Täter/Opfer und deren Schuld- und Unschuldsgefühle werden auf folgende Generationen weitergegeben - unbesprochen, ungelöst.
Auch die Scham ist nicht so einfach weg zu wischen. Die Geschichte hat ihr Urteil gesprochen. Ist man Nachkomme eines KZ-Aufsehers oder eines Häftlings... es wird den eigenen Weg beeinflussen. Außerpolitisch gibt es weitere Nachkommensschicksale. Bin ich Nachkomme eines Mörders oder eines Ermordeten? Wie wurden diese Traumen weitergegeben? Auch ein Tabuthema. Wie bespricht eine Mutter ihre erlebten Vergewaltigungen (auch in der Nachkriegszeit) mit der Tochter? Wird es nicht deren Sexualität, ihr Verhältnis zu Männern beeinflussen - obwohl selbst unberührt?
Nur einige nächtliche Gedanken von mir. Es ist kein einfaches Thema und doch real.
Ich wundere mich nicht, dass viele schweigen.
Gruß
Moni
Ich sehe es auch differenzierter.
Bücher von: "Der Tochter von Himmler, der Sohn von Karl Frank, der Sohn von Schirach" sind Bewältigungsversuche von Einzelpersonen, denen zahlreiche stumme Einzelschicksale und deren Nachkommen gegenüber stehen. Ganz so einfach kann ich es nicht sehen. Täter/Opfer und deren Schuld- und Unschuldsgefühle werden auf folgende Generationen weitergegeben - unbesprochen, ungelöst.
Auch die Scham ist nicht so einfach weg zu wischen. Die Geschichte hat ihr Urteil gesprochen. Ist man Nachkomme eines KZ-Aufsehers oder eines Häftlings... es wird den eigenen Weg beeinflussen. Außerpolitisch gibt es weitere Nachkommensschicksale. Bin ich Nachkomme eines Mörders oder eines Ermordeten? Wie wurden diese Traumen weitergegeben? Auch ein Tabuthema. Wie bespricht eine Mutter ihre erlebten Vergewaltigungen (auch in der Nachkriegszeit) mit der Tochter? Wird es nicht deren Sexualität, ihr Verhältnis zu Männern beeinflussen - obwohl selbst unberührt?
Nur einige nächtliche Gedanken von mir. Es ist kein einfaches Thema und doch real.
Ich wundere mich nicht, dass viele schweigen.
Gruß
Moni
- Werbung
Diesen Thread habe ich gerade erst gesehen. Er spricht meine persönliche Geschichte durch die meiner Urspungsfamilie direkt an.
Vor den Augen von Mann und Söhnen zigfach von betrunkenen Russen vergewaltigt, der Mann mit dem Tode bedroht und anschließend verschleppt und danach ging es weiter über Tage, jedesmal äußerste Scham und Todesangst - NIEMALS wurde darüber gesprochen!
Die ganze Familie krankte daran. Es endete nach 20 Jahren mit Suizid. Es war der blanke Horror, der nackte Terror, der sich auf 3 Generationen auswirkte, dabei ein Tabu über Jahrzehnte, ja. Es war ein Tabu, dass auch normale Deutsche Opfer wurden, sie hatten sich kollektiv zu schämen über Hitler, und Schluss! Bei allem persönlichen Betroffensein wurde es einfach totgeschwiegen. Diese Menschen waren nach dem Krieg schrecklich verlassen, und niemand kümmerte sich darum.
Nur soviel von mir; ich kann darüber ebenfalls öffentlich kaum reden bzw. schreiben. Es gäbe noch viel mehr dazu, aber es geht nicht ...
Vor den Augen von Mann und Söhnen zigfach von betrunkenen Russen vergewaltigt, der Mann mit dem Tode bedroht und anschließend verschleppt und danach ging es weiter über Tage, jedesmal äußerste Scham und Todesangst - NIEMALS wurde darüber gesprochen!
Die ganze Familie krankte daran. Es endete nach 20 Jahren mit Suizid. Es war der blanke Horror, der nackte Terror, der sich auf 3 Generationen auswirkte, dabei ein Tabu über Jahrzehnte, ja. Es war ein Tabu, dass auch normale Deutsche Opfer wurden, sie hatten sich kollektiv zu schämen über Hitler, und Schluss! Bei allem persönlichen Betroffensein wurde es einfach totgeschwiegen. Diese Menschen waren nach dem Krieg schrecklich verlassen, und niemand kümmerte sich darum.
Nur soviel von mir; ich kann darüber ebenfalls öffentlich kaum reden bzw. schreiben. Es gäbe noch viel mehr dazu, aber es geht nicht ...
Hallo Gompert,
derartige Themen wurden in den Medien erst in den letzten Jahren aufgegriffen. Ich erinnere mich da an einen Spiegelartikel, indem ein Therapeut darüber sprach, dass die Kriegsgeneration (sowohl die damals Erwachsenen als auch die damaligen Kinder) nicht in Frieden sterben können, sondern das alles im Sterbeprozeß nochmal erleben müssen. Das hab ich bei meinem Großvater tatsächlich live erlebt, es muss grausam gewesen sein, was er gesehen hat. Kommuniziert wurden nur Fakten, wie z. B., dass er erst sehr spät zur Wehrmacht eingezogen wurde, weil er in einem Betrieb Kriegsgefangene beaufsichtigt hat. Allenfalls hat er mal von SS-Weibern, die Viecher waren gesprochen. Auch über seine Gefangenschaft in der ehemaligen SU hat er nichts erzählt. Auch meine Oma hat nie darüber gesprochen, was in den ersten Tagen passiert ist, als die "Russen" gekommen sind und ich weiß auch nicht, warum mein Großvater so früh aus der Gefangenschaft zurück gekommen ist - also ob es stimmt, dass das wegen seines Untergewichts so war.
Allgemein betrachtet glaube ich, dass Kriegstraumatisierungen so lange tabu waren und es immer noch sind, weil wir den Krieg angefangen haben - also die Täter waren. Möglicherweise hat das bei vielen auch eine Rolle gespielt zu schweigen, angesichts der schlimmen Dinge die passiert sind und vielleicht wurde das auch als Strafe akzeptiert, tiefe Scham könnte eine Rolle gespielt haben, aber auch die Verweigerung der Auseinandersetzung mit eigener Verantwortung und ich schätze, wenn man sich fragt, warum wurde ich vertrieben, vergewaltigt, warum mußte ich meine kinder allein aufziehen wäre man irgendwann zu einer Doppelrolle gekommen (zumindest die Erwachsenen) Täter und Opfer. Ein anderer Aspekt könnte sein, dass kurz nach Kriegsende es nur ums nackte Überleben ging und da war keine Zeit für Aufarbeitung. Dann ging es wirtschaftlich besser und womöglich war es auch kollektiv wichtiger das schöne zu geniessen und nicht über das schlimme zu sprechen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass in den Köpfen der Menschen eher was kollektives als was individuelles drin ist, es gibt ja schon sehr möchtige Vereine hier, die sich m. E. nach mühsamst mit dem Verlust ihrer Heimat abfinden konnten und die wurden auch materiell entschädigt, aber das Leid des Einzelnen zählte da auch eher nicht.
Interessante Frage, aber auch sehr schwierig zu beantworten, ich z. B. merke gerade, wie sich in der DDR gelerntes mit hier nachgelesenem vermischt und noch alte Denkmuster über den 2. Weltkrieg und Opfer und Täter da sind und mit Wissen ringen.
derartige Themen wurden in den Medien erst in den letzten Jahren aufgegriffen. Ich erinnere mich da an einen Spiegelartikel, indem ein Therapeut darüber sprach, dass die Kriegsgeneration (sowohl die damals Erwachsenen als auch die damaligen Kinder) nicht in Frieden sterben können, sondern das alles im Sterbeprozeß nochmal erleben müssen. Das hab ich bei meinem Großvater tatsächlich live erlebt, es muss grausam gewesen sein, was er gesehen hat. Kommuniziert wurden nur Fakten, wie z. B., dass er erst sehr spät zur Wehrmacht eingezogen wurde, weil er in einem Betrieb Kriegsgefangene beaufsichtigt hat. Allenfalls hat er mal von SS-Weibern, die Viecher waren gesprochen. Auch über seine Gefangenschaft in der ehemaligen SU hat er nichts erzählt. Auch meine Oma hat nie darüber gesprochen, was in den ersten Tagen passiert ist, als die "Russen" gekommen sind und ich weiß auch nicht, warum mein Großvater so früh aus der Gefangenschaft zurück gekommen ist - also ob es stimmt, dass das wegen seines Untergewichts so war.
Allgemein betrachtet glaube ich, dass Kriegstraumatisierungen so lange tabu waren und es immer noch sind, weil wir den Krieg angefangen haben - also die Täter waren. Möglicherweise hat das bei vielen auch eine Rolle gespielt zu schweigen, angesichts der schlimmen Dinge die passiert sind und vielleicht wurde das auch als Strafe akzeptiert, tiefe Scham könnte eine Rolle gespielt haben, aber auch die Verweigerung der Auseinandersetzung mit eigener Verantwortung und ich schätze, wenn man sich fragt, warum wurde ich vertrieben, vergewaltigt, warum mußte ich meine kinder allein aufziehen wäre man irgendwann zu einer Doppelrolle gekommen (zumindest die Erwachsenen) Täter und Opfer. Ein anderer Aspekt könnte sein, dass kurz nach Kriegsende es nur ums nackte Überleben ging und da war keine Zeit für Aufarbeitung. Dann ging es wirtschaftlich besser und womöglich war es auch kollektiv wichtiger das schöne zu geniessen und nicht über das schlimme zu sprechen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass in den Köpfen der Menschen eher was kollektives als was individuelles drin ist, es gibt ja schon sehr möchtige Vereine hier, die sich m. E. nach mühsamst mit dem Verlust ihrer Heimat abfinden konnten und die wurden auch materiell entschädigt, aber das Leid des Einzelnen zählte da auch eher nicht.
Interessante Frage, aber auch sehr schwierig zu beantworten, ich z. B. merke gerade, wie sich in der DDR gelerntes mit hier nachgelesenem vermischt und noch alte Denkmuster über den 2. Weltkrieg und Opfer und Täter da sind und mit Wissen ringen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches SprichwortHallo Gompert,
derartige Themen wurden in den Medien erst in den letzten Jahren aufgegriffen. Ich erinnere mich da an einen Spiegelartikel, indem ein Therapeut darüber sprach, dass die Kriegsgeneration (sowohl die damals Erwachsenen als auch die damaligen Kinder) nicht in Frieden sterben können, sondern das alles im Sterbeprozeß nochmal erleben müssen. Das hab ich bei meinem Großvater tatsächlich live erlebt, es muss grausam gewesen sein, was er gesehen hat. Kommuniziert wurden nur Fakten, wie z. B., dass er erst sehr spät zur Wehrmacht eingezogen wurde, weil er in einem Betrieb Kriegsgefangene beaufsichtigt hat. Allenfalls hat er mal von SS-Weibern, die Viecher waren gesprochen. Auch über seine Gefangenschaft in der ehemaligen SU hat er nichts erzählt. Auch meine Oma hat nie darüber gesprochen, was in den ersten Tagen passiert ist, als die "Russen" gekommen sind und ich weiß auch nicht, warum mein Großvater so früh aus der Gefangenschaft zurück gekommen ist - also ob es stimmt, dass das wegen seines Untergewichts so war.
Allgemein betrachtet glaube ich, dass Kriegstraumatisierungen so lange tabu waren und es immer noch sind, weil wir den Krieg angefangen haben - also die Täter waren. Möglicherweise hat das bei vielen auch eine Rolle gespielt zu schweigen, angesichts der schlimmen Dinge die passiert sind und vielleicht wurde das auch als Strafe akzeptiert, tiefe Scham könnte eine Rolle gespielt haben, aber auch die Verweigerung der Auseinandersetzung mit eigener Verantwortung und ich schätze, wenn man sich fragt, warum wurde ich vertrieben, vergewaltigt, warum mußte ich meine kinder allein aufziehen wäre man irgendwann zu einer Doppelrolle gekommen (zumindest die Erwachsenen) Täter und Opfer. Ein anderer Aspekt könnte sein, dass kurz nach Kriegsende es nur ums nackte Überleben ging und da war keine Zeit für Aufarbeitung. Dann ging es wirtschaftlich besser und womöglich war es auch kollektiv wichtiger das schöne zu geniessen und nicht über das schlimme zu sprechen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass in den Köpfen der Menschen eher was kollektives als was individuelles drin ist, es gibt ja schon sehr möchtige Vereine hier, die sich m. E. nach mühsamst mit dem Verlust ihrer Heimat abfinden konnten und die wurden auch materiell entschädigt, aber das Leid des Einzelnen zählte da auch eher nicht.
Interessante Frage, aber auch sehr schwierig zu beantworten, ich z. B. merke gerade, wie sich in der DDR gelerntes mit hier nachgelesenem vermischt und noch alte Denkmuster über den 2. Weltkrieg und Opfer und Täter da sind und mit Wissen ringen.
derartige Themen wurden in den Medien erst in den letzten Jahren aufgegriffen. Ich erinnere mich da an einen Spiegelartikel, indem ein Therapeut darüber sprach, dass die Kriegsgeneration (sowohl die damals Erwachsenen als auch die damaligen Kinder) nicht in Frieden sterben können, sondern das alles im Sterbeprozeß nochmal erleben müssen. Das hab ich bei meinem Großvater tatsächlich live erlebt, es muss grausam gewesen sein, was er gesehen hat. Kommuniziert wurden nur Fakten, wie z. B., dass er erst sehr spät zur Wehrmacht eingezogen wurde, weil er in einem Betrieb Kriegsgefangene beaufsichtigt hat. Allenfalls hat er mal von SS-Weibern, die Viecher waren gesprochen. Auch über seine Gefangenschaft in der ehemaligen SU hat er nichts erzählt. Auch meine Oma hat nie darüber gesprochen, was in den ersten Tagen passiert ist, als die "Russen" gekommen sind und ich weiß auch nicht, warum mein Großvater so früh aus der Gefangenschaft zurück gekommen ist - also ob es stimmt, dass das wegen seines Untergewichts so war.
Allgemein betrachtet glaube ich, dass Kriegstraumatisierungen so lange tabu waren und es immer noch sind, weil wir den Krieg angefangen haben - also die Täter waren. Möglicherweise hat das bei vielen auch eine Rolle gespielt zu schweigen, angesichts der schlimmen Dinge die passiert sind und vielleicht wurde das auch als Strafe akzeptiert, tiefe Scham könnte eine Rolle gespielt haben, aber auch die Verweigerung der Auseinandersetzung mit eigener Verantwortung und ich schätze, wenn man sich fragt, warum wurde ich vertrieben, vergewaltigt, warum mußte ich meine kinder allein aufziehen wäre man irgendwann zu einer Doppelrolle gekommen (zumindest die Erwachsenen) Täter und Opfer. Ein anderer Aspekt könnte sein, dass kurz nach Kriegsende es nur ums nackte Überleben ging und da war keine Zeit für Aufarbeitung. Dann ging es wirtschaftlich besser und womöglich war es auch kollektiv wichtiger das schöne zu geniessen und nicht über das schlimme zu sprechen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass in den Köpfen der Menschen eher was kollektives als was individuelles drin ist, es gibt ja schon sehr möchtige Vereine hier, die sich m. E. nach mühsamst mit dem Verlust ihrer Heimat abfinden konnten und die wurden auch materiell entschädigt, aber das Leid des Einzelnen zählte da auch eher nicht.
Interessante Frage, aber auch sehr schwierig zu beantworten, ich z. B. merke gerade, wie sich in der DDR gelerntes mit hier nachgelesenem vermischt und noch alte Denkmuster über den 2. Weltkrieg und Opfer und Täter da sind und mit Wissen ringen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort- Werbung
Aus der eigenen familiären Betroffenheit heraus - wie oben schon ausgeführt - bin ich immer noch empört, wie einfach das offenbar für die Sieger war. Wenn ich das lese:
Strafe? Waren die Ereignisse selbst nicht Strafe genug? Die betroffenen Frauen hatten wohl zu 99,9 % keine eigene Schuld an den Kriegsereignissen auf sich geladen. Kollektivschuld? Die bestand ja so und so schon. Konnten die Verbrechen an jüdischen Menschen so "ausgeglichen" werden? Wohl kaum.
Ich bin jetzt etwa 4 Jahre hier im Forum, und nun hier DIESES Thema ... Ich merke, es belastet mich noch sehr, nach Jahrzehnten, obwohl ich einer anderen Generation angehöre. Meine Empörung und der Schmerz, der gleichzeitg wieder aufkommt, scheint irgendwie stellvertretend für die Betroffenen zu sein, die Schwermut durch das familiäre Trauma wurde auch an mich weitergegeben - wobei ich als Kind und auch später noch keine Ahnung hatte, WAS es eigentlich war, das da wie eine dunkle Wolke lastete ...
kommt mir die Galle hoch. Es war ein weiteres Verbrechen an den traumatisierten Kriegsvergewaltigungsopfern, dass ihnen das Recht auf Traumabewältigung durch Nichtbeachtung oder sogar Leugnung dieser Geschehnisse abgesprochen wurde!dass Kriegstraumatisierungen so lange tabu waren und es immer noch sind, weil wir den Krieg angefangen haben - also die Täter waren. Möglicherweise hat das bei vielen auch eine Rolle gespielt zu schweigen, angesichts der schlimmen Dinge die passiert sind und vielleicht wurde das auch als Strafe akzeptiert
Strafe? Waren die Ereignisse selbst nicht Strafe genug? Die betroffenen Frauen hatten wohl zu 99,9 % keine eigene Schuld an den Kriegsereignissen auf sich geladen. Kollektivschuld? Die bestand ja so und so schon. Konnten die Verbrechen an jüdischen Menschen so "ausgeglichen" werden? Wohl kaum.
Ich bin jetzt etwa 4 Jahre hier im Forum, und nun hier DIESES Thema ... Ich merke, es belastet mich noch sehr, nach Jahrzehnten, obwohl ich einer anderen Generation angehöre. Meine Empörung und der Schmerz, der gleichzeitg wieder aufkommt, scheint irgendwie stellvertretend für die Betroffenen zu sein, die Schwermut durch das familiäre Trauma wurde auch an mich weitergegeben - wobei ich als Kind und auch später noch keine Ahnung hatte, WAS es eigentlich war, das da wie eine dunkle Wolke lastete ...
Eve, erklär doch bitte was du mit diesem Seufzer meinst: hätte ich dich nach 4 Jahren nicht damit belästigen dürfen, oder freust du dich dass endlich dieses Thema zum Vorschein kommt?Eve... hat geschrieben:Ich bin jetzt etwa 4 Jahre hier im Forum, und nun hier DIESES Thema ... .
Es sind schreckliche Tatsachen von denen du schreibst. Kein Mensch der bei vollem Verstand ist, wird dieses unendliche Leid bagatellisieren wollen. Schon garnicht aus rechthaberischen, politischen Motiven.
Du stehst auf der Seite der Opfer, da du nicht anders konntest und kannst. Ich stehe auch auf der Seite der Opfer da ich nicht anders konnte und kann. Aber leider hätten diese Opfer mich zu einem geistig gesunden, glücklichen Menschen erziehen müssen. Und das konnten sie nicht. Das ist ihnen nicht übel zu nehmen, aber trotzdem eine Wahrheit. Als Kind darf man, kann man gegen solche Eltern nicht rebellieren und deshalb ganz einfach: nicht das eigene Glück anstreben. Man muss ihnen halt lebenslänglich zur Seite stehen, auch wenn es sie längst nicht mehr gibt, es sei denn man wird sich dessen bewusst und wehrt sich endlich...
Staunend liest's der anbetroffne Chef......
Aber nein, lieber Gompert, wohl weder - noch --- ich bin nur die ganze Zeit diesem schrecklichen Thema aus dem Wege gegangen, und das fällt mir gerade auf ... Eher bin ich verblüfft, das das Tabu, das ja auch zu meinem eigenen Trauma wurde, hier "so ganz von selbst" nun zur Sprache kommt, ich hätte es nie angeschnitten in dieser Deutlichkeit ...Eve, erklär doch bitte was du mit diesem Seufzer meinst: hätte ich dich nach 4 Jahren nicht damit belästigen dürfen, oder freust du dich dass endlich dieses Thema zum Vorschein kommt?
Zeit, die Versöhnung damit zu beginnen, ist das daraus zu schließen? Oder wozu sollte es sonst dienen?
Eve
Zuletzt geändert von Eve... am Mo., 01.03.2010, 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
So ist es Eve, danke Dir....Eve... hat geschrieben:Zeit, die Versöhnung damit zu beginnen, ist das daraus zu schließen? Oder wozu sollte es sonst dienen?
Staunend liest's der anbetroffne Chef......
@ Gompert, Dir auch - noch ganz vorsichtig - ein Danke.
Man spricht hier ziemlich einstimmig vom Weitergeben (SandyP.) ungefilterter (candle), ungelöster (Moni), übertragener Ängsten (Quercus) und Traumen.
Die Kriegserfahrungen sind dann wie erbliche Krankheiten in der nächsten Generation latent vorhanden, werden aber quasi eingekapselt unterdrückt, sei es um einem hohen Preis, können aber auch manifest werden und Schäden anrichten. Mal biblisch: noch im dritten Geschlecht.
Einerseits leuchtet mir das ein. Ich träume die spezifischen Ängste meiner Mutter vor ihren Gewalttätern, die sie mir weder so detailliert erzählt hat noch hätte. Ich glaube in zunehmendem Maße dass diese Träume stimmen. Ich träumte auch schon jahrelang etwas über ihre Abstammung mütterlicherseits das sich letztes Jahr als richtig erwies. Das Unterbewusstsein ist schon eine seltsame Quelle.
Andererseits vermittelte mir die Gruppentherapie eine Sichtweise die mir gut gefiel: dass wir als Kinder traumatisierter Eltern nicht mit ihren Kriegserlebnissen sondern mit ihrem gestörten Gefühlsleben zu tun haben. Wir seien keine eingefrorenen Kriegsopfer, sondern mangelhaft erzogener Nachwuchs unfähiger Eltern. Das gab einigen von uns auch die Antwort wenn die Eltern mal fragten wo’s denn überhaupt juckt. Wir hätten ja den Krieg nicht erlebt. “ Nee, leider! Euch haben wir erlebt!” Ich hätte das meiner traurigen Mutter nicht zufügen können. Aber ich freue mich für diejenigen die es sagen konnten.
Die Kriegserfahrungen sind dann wie erbliche Krankheiten in der nächsten Generation latent vorhanden, werden aber quasi eingekapselt unterdrückt, sei es um einem hohen Preis, können aber auch manifest werden und Schäden anrichten. Mal biblisch: noch im dritten Geschlecht.
Einerseits leuchtet mir das ein. Ich träume die spezifischen Ängste meiner Mutter vor ihren Gewalttätern, die sie mir weder so detailliert erzählt hat noch hätte. Ich glaube in zunehmendem Maße dass diese Träume stimmen. Ich träumte auch schon jahrelang etwas über ihre Abstammung mütterlicherseits das sich letztes Jahr als richtig erwies. Das Unterbewusstsein ist schon eine seltsame Quelle.
Andererseits vermittelte mir die Gruppentherapie eine Sichtweise die mir gut gefiel: dass wir als Kinder traumatisierter Eltern nicht mit ihren Kriegserlebnissen sondern mit ihrem gestörten Gefühlsleben zu tun haben. Wir seien keine eingefrorenen Kriegsopfer, sondern mangelhaft erzogener Nachwuchs unfähiger Eltern. Das gab einigen von uns auch die Antwort wenn die Eltern mal fragten wo’s denn überhaupt juckt. Wir hätten ja den Krieg nicht erlebt. “ Nee, leider! Euch haben wir erlebt!” Ich hätte das meiner traurigen Mutter nicht zufügen können. Aber ich freue mich für diejenigen die es sagen konnten.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......
Buchtipp (weil es mir bei meiner Aufarbeitung meine Eltern betreffend sehr geholfen hat):
Anne-Ev Ustorf: "Wir Kinder der Kriegskinder - die Generation im Schatten des Zweiten Weltkrieges"
Liebe Grüße euch allen,
Laura
Anne-Ev Ustorf: "Wir Kinder der Kriegskinder - die Generation im Schatten des Zweiten Weltkrieges"
Liebe Grüße euch allen,
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Rainer Maria Rilke
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Rainer Maria Rilke
Sorry, aber diese Sicht scheint mir herzlos, ja regelrecht gemein.Wir seien keine eingefrorenen Kriegsopfer, sondern mangelhaft erzogener Nachwuchs unfähiger Eltern. Das gab einigen von uns auch die Antwort wenn die Eltern mal fragten wo’s denn überhaupt juckt. Wir hätten ja den Krieg nicht erlebt. “ Nee, leider! Euch haben wir erlebt!” Ich hätte das meiner traurigen Mutter nicht zufügen können.
@ Laura
Es gibt ein paar Bücher zum Thema, Deines hab ich gleich bestellt, es ist das erste, an das ich mich herantraue; ich hoffe sehr, es gibt eine Sicht weiter, in der die Opfer auch dieser Seite zu ihrem Recht kommen: dem Recht auf Mitgefühl.
Danke für den Tipp, lieber Gruß,
Eve
Zuletzt geändert von Eve... am Mo., 01.03.2010, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
@ Eve:
Dieses Buch ist so voller Mitgefühl und reflektiert ohne zu verurteilen aus allen Richtungen, die Autorin spricht zum Teil aus eigener Erfahrung wie auch aus Interviews mit betroffenen Menschen.
Ich bin mir sicher, dass es dir genauso helfen wird wie mir.....Es ist allerdings harter Tobak....
schon wegen des Themas.....Ich habe es sogar meinem Thera geliehen, weil er es gerne lesen wollte, da er oft mit kriegstraumatisierten Menschen zu tun hat.....
LG
Laura
und viel Kraft dafür....
Dieses Buch ist so voller Mitgefühl und reflektiert ohne zu verurteilen aus allen Richtungen, die Autorin spricht zum Teil aus eigener Erfahrung wie auch aus Interviews mit betroffenen Menschen.
Ich bin mir sicher, dass es dir genauso helfen wird wie mir.....Es ist allerdings harter Tobak....
schon wegen des Themas.....Ich habe es sogar meinem Thera geliehen, weil er es gerne lesen wollte, da er oft mit kriegstraumatisierten Menschen zu tun hat.....
LG
Laura
und viel Kraft dafür....
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Rainer Maria Rilke
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Rainer Maria Rilke
Danke nochmal, Laura (sorry, hab den Namen oben korrigiert). Ich werde sehen, ob ich den Mut aufbringen es zu lesen - oder ob es doch erst noch "ablagern" muss ...
@ eve
Hallo Eve,
das Schicksal deiner Vorfahren macht mich tief betroffen, obwohl ich weiß das es viele, viele solcher Schicksale gab. Ich glaube ganz einfach das, daß so unmenschlich schlimm war, das Betroffene einfach nicht darüber reden können.Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft ein Stück der "dunklen Wolke" aufzureisen, damit diese nicht mehr über deinen Nachfahren hängt und ich bewundere deinen Mut.
In diesem Thread ist öfter das Wort Scham gefallen. Scham ist denke ich zumindest in meiner Generation (gehöre eher zu den oldies im Forum) ein latentes nicht unbedingtes bewusstes Grundgefühl, die Scham das ich einem Volk angehöre, was so eine Barbarei angezettelt hat. Typisch ist auch, dass ein Holländer ein solches Thema eröffnet.
Nationalhymne, Flaggen oder Nationalstolz,ganz gespaltenes Gefühl. Wir hatten diesen wunderbaren 9. November 1989, der aber auch immer gleichzeitig an die Reichsprogronomnacht am 9. November 1938 erinnert. Die Scham bleibt ein latentes Grundgefühl.
Ich war zunächst entsetzt, als meine Kinder zur WM 2006 die die Deutschlandfähnchen ans Auto gemacht haben. Aber diese Generation hat es fertiggebracht wieder Stolz zu zeigen und hat uns Alte auch ein Stück mitgenommen und uns ein Stück der Scham genommen. Ich glaube es war zum ersten Mal in diesem WM-Sommer ( wird ja auch Sommermärchen genannt) ein kollektives positives Nationalgefühl zu spüren. Und ohh Wunder die Länder um uns herum fanden das garnicht schlimm.
Trotzdem ich fand es eben doch gut, dass wir nur 3. geworden sind und uns auch ohne Sieg freuen konnten.
Hallo Eve,
das Schicksal deiner Vorfahren macht mich tief betroffen, obwohl ich weiß das es viele, viele solcher Schicksale gab. Ich glaube ganz einfach das, daß so unmenschlich schlimm war, das Betroffene einfach nicht darüber reden können.Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft ein Stück der "dunklen Wolke" aufzureisen, damit diese nicht mehr über deinen Nachfahren hängt und ich bewundere deinen Mut.
In diesem Thread ist öfter das Wort Scham gefallen. Scham ist denke ich zumindest in meiner Generation (gehöre eher zu den oldies im Forum) ein latentes nicht unbedingtes bewusstes Grundgefühl, die Scham das ich einem Volk angehöre, was so eine Barbarei angezettelt hat. Typisch ist auch, dass ein Holländer ein solches Thema eröffnet.
Nationalhymne, Flaggen oder Nationalstolz,ganz gespaltenes Gefühl. Wir hatten diesen wunderbaren 9. November 1989, der aber auch immer gleichzeitig an die Reichsprogronomnacht am 9. November 1938 erinnert. Die Scham bleibt ein latentes Grundgefühl.
Ich war zunächst entsetzt, als meine Kinder zur WM 2006 die die Deutschlandfähnchen ans Auto gemacht haben. Aber diese Generation hat es fertiggebracht wieder Stolz zu zeigen und hat uns Alte auch ein Stück mitgenommen und uns ein Stück der Scham genommen. Ich glaube es war zum ersten Mal in diesem WM-Sommer ( wird ja auch Sommermärchen genannt) ein kollektives positives Nationalgefühl zu spüren. Und ohh Wunder die Länder um uns herum fanden das garnicht schlimm.
Trotzdem ich fand es eben doch gut, dass wir nur 3. geworden sind und uns auch ohne Sieg freuen konnten.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 5 Antworten
- 1821 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Fundevogel
-
- 18 Antworten
- 7684 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von thinkpaula
-
- 1 Antworten
- 1111 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Blubdidu
-
- 14 Antworten
- 2654 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Laterra
-
- 10 Antworten
- 1839 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Joa