Alles kommt hoch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 12:12

Igor, ich finde es schade dass du hier nicht mehr schreibst.
Ich rate dir für anfang, akzeptiere diese Gefühle, ohne sie zu bewerten oder zu beurteilen, du bist wie du bist, das ist dein Leben und dein Leidens-weg, kämpfe nicht dagegen an. Bringt nichts.
Da gibts so kleine Unterschiede.
Akzeptieren heisst annehmen. Ich werde solche Gefühle niemals für mich annehmen und drin verweilen.
Es gibt diesen bekannten Nietzsche Spruch, 'wenn du zu lange in einen Abgrund schaust, schaut der Abgrund in dich hinein'
Ich werde immer gegen negative GEfühle ankämpfen
Aber du meinst vermutlich diese Gefühle zulassen . Zulassen, und dann?
Aber eins habe ich gelernt.
Zulassen im Sinne von realistischen Einschätzung der Situation. Um zu schauen, wie es weiter geht, was ich damit mache was ich habe, wie wende ich alles zum Positivem.
Ich versuche immer alles zu verdrängen und von Negativem zu flüchten.
Man kann aber das Negative aus anderem Blickwinkel sehen, so dass es nicht ganz negativ ist.
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Keksin
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 12:43

Hallo nurse !
Akzeptieren heisst annehmen. Ich werde solche Gefühle niemals für mich annehmen und drin verweilen.
Es gibt diesen bekannten Nietzsche Spruch, 'wenn du zu lange in einen Abgrund schaust, schaut der Abgrund in dich hinein'
Ich werde immer gegen negative GEfühle ankämpfen
Das kommt mir sehr bekannt vor....
Dann bist du noch nicht so weit.
Aber du kannst gezielt darauf hinarbeiten und dir ganz viel Zeit geben.
Beschäftige dich damit, was dir Sicherheit geben würde, wenn du diese Gefühle akzeptieren möchtest.
Was müsste anders sein, damit das geht ?
Ich weiß, eine schwere Frage.
Sie zu akzeptieren, hieße, zu kapitulieren. Aber du kämpfst ja noch und das sollst du auch. Das musst du sogar, wenn du es schaffen willst.
Aber es gibt etwas dazwischen.
Und das musst du finden.
Hast du eigentlich einen Menschen in deinem Leben, der dich so liebt, wie du bist mit all deinen Problemen ?
Man kann aber das Negative aus anderem Blickwinkel sehen, so dass es nicht ganz negativ ist.
Das ist gut. Eigentlich ist eh alles relativ. Zumindest, wenn man den größten Schmerz überwunden hat.

Lg, Keksin


Heimatlos
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 13:13

Nurse, es stimmt doch alles. Kämppfen bringt nichts, verdrängen nur die Situation und Symptomatik verstärkt. Und ich weiss sehr gut diesen Ausdruck von Nietzsche. Aber stell dir vor, dass es das Licht auf der Ende des Tunnels gibt. Hinter dem Abgrund und der Kluft ist sehr tief die innere sonne verborgen. Gleichsam, unseres verletztes inneres Kind.
mach kleine Schritte, meine freundin, nicht überstürzen, das ist das erste Gebot.
L.G. Igor.
Unser wahres Leben liegt nicht in Worten
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William Q. Judge

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 14:06

Sie zu akzeptieren, hieße, zu kapitulieren
Ja genau. Das befürchte ich
Aber zu akzeptieren hiesse auch, vielleicht zu erfahren, dass die Situation nicht so bedrohlich ist, wie damals, oder wie in meiner Phantasie, dass ich Fähigkeiten habe mit ihr fertig zu werden.
Zu akzeptieren hiesse es keine Angst mehr zu haben. Sich raustrauen, statt sich im Kaninchenbau verstecken und nur durchs Bildschirmfenster die Welt betrachten.
Aber ich habe Angst, dass ich drin, in der schlechten Stimmung verweile wenn ich sie zulasse. Ich kann kaum meine nächste Therapiestunde erwarten. Ich habe eben schon sehr lange mit dem "Abgrund" gelebt, die Depression und Ängstlichkeit ist chronisch.
Beschäftige dich damit, was dir Sicherheit geben würde, wenn du diese Gefühle akzeptieren möchtest.
Was müsste anders sein, damit das geht ?
Stimmt, keine Angst mehr haben zu müssen.
Es ist so, wenn diese Stimmungen kommen, wenn ich sehe, was ich durchgemacht habe wo ich mich befinde, wenn ich eben das Glas halb leer sehe, kommt mir alles wie ein gewaltiger Hügel von Problemen, die ich entrümpeln müsste um von meinem jetzigen Standort dort zu gelangen wo ich mich befinden möchte.
Deswegen verdränge ich oft lieber.
Hilft ein anderer Blickwinkel auf diesen Hügel? Oder das berühmt berüchtigte Glas Wasser? Oder einfach anpacken , sich aufs wesentliche konzentrieren?


Es ist auch so, dass mir aufgefallen ist, besonders in den letzten Tagen während die schlechte Stimmung "getriggert" hat dass meine Erwartungshaltung an die Welt, an die Menschheit vielleicht zu hoch ist.
Ich bin ein Einzelkind, vielleicht liegt es daran, dass ich nie gelernt habe, wie das ist mit Geschwistern , auch mit Neid und Missgunst fertig zu werden.
Auch wenn ich Freundinnen hatte, das ist eben nicht das selbe, als um die Liebe der gleichen Eltern kämpfen zu müssen.
Ich habe nie so richtig mich durchzusetzen gelernt, ich weiss oft nicht wie ich meine Mitmenschen einschätzen kann- Menschen, die sich wie wilde Tiere benehmen machen mir Angst und ich verstecke mich gerne, in meinem Kaninchenbau.
Warum ich mich auch manchmal aggressiv benehme, ich denke, es ist so wenn sie anbrülle, wie eine Löwin, dann mache ich die Welt zu einem besseren Ort was ein völliger Irrsin ist, ständig sich zur Aufgabe zu machen , für bessere Welt zu kämpfen, wie Rambo, allein gegen Alle. Oder Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt, Pippi Langstrumpf

Wenn mir innerlich klar wird, dass die meisten Menschen eigennützig, gleichgültig und ignorant sind, vielleicht lebt sichs leichter damit. Da ist die Enttäuschung nicht so gross.
Zuletzt geändert von Nurse_with_wound am Mi., 03.03.2010, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 14:12

Und ich weiss sehr gut diesen Ausdruck von Nietzsche. Aber stell dir vor, dass es das Licht auf der Ende des Tunnels gibt.
schöner Gleichnis


[video][/video]

Aber träumen bringt auch wenig. Wo ist Rio Reiser gelandet. Er ist tot und die neue Welt lässt auf sich warten.
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Beitrag Mi., 03.03.2010, 19:07

Nurse, kapitulieren bedeutet auch allles hin-nehmen und akzeptieren, wie es ist. Wenn du es zu-lässt und ---ohne Erwartungen und Ansprüche dich von allem los-lässt, dann ist der erste Schritt schon gemacht. Denn zuerst, um etwas im Leben zu verändern, wir brauchen zur diesen Situation ---JA---zu sagen. Vorbehaltlos. Die totale Aufgabe. Aber nur dann, ergo, können wir "gewinnen".
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Beitrag Do., 04.03.2010, 08:12

wieso kapitulieren? ich werde das nie und niemals
Wenn ich kapituliere kann ich doch nur sterben.
hinnehmen wie es ist halte ich fuer sinnvoller, da man die Realitaet besser einschaetzen kann um weitere Strategie zu ueberlegen, oder zu planen.
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Beitrag Do., 04.03.2010, 10:27

Nurse, ich inreressiere mich fast das Leben lang für fernöstliche Philosophie. Meine Sprachkenntnisse sind am Eimer, aber wenn ich meine
"Innere Kapitulation"---- es bedeutet viel mehr nicht gegen unvermeidliches anzukämpfen. Z. B. meine Situation... ich akzeptiere es, bewerte sie nicht, und die Lösung, sozusagen, kommt wie von selbst.
Im dao es heisst mit dem strom zu fliessen, oder so ähnliches...
Igor.
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Keksin
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Beitrag Do., 04.03.2010, 10:38

Hallo nurse !

Aber du sollst doch gar nicht kapitulieren, du sollst für Sicherheiten sorgen, damit du es nicht mehr als Kapitulation ansiehst . Damit du endlich loslassen kannst von dem ewigen Kampf. Er wird noch weitergehen, aber anders .
Aber zu akzeptieren hiesse auch, vielleicht zu erfahren, dass die Situation nicht so bedrohlich ist, wie damals, oder wie in meiner Phantasie, dass ich Fähigkeiten habe mit ihr fertig zu werden.
Ja ! Es gibt für alles eine Lösung. Vielleicht keine perfekte, aber wenn man etwas Neues ausprobiert, tun sich auch ganz neue Perspektiven auf, für die man wiederum neue Wege beschreiten muss.

Es kann helfen sich zu fragen, was im Schlimmsten Fall passieren kann und sich dann damit abzufinden oder Vorkehrungen zu treffen.
Man darf halt in seiner Angst nur nicht unvorbereitet sein. Man kann auch erst mal "nur so tun als ob" und sich Infos einholen und dann entscheiden, ob man sich wirklich traut, den Weg zu gehen.
Und plötzlich ist alles sooo anders ....
Hilft ein anderer Blickwinkel auf diesen Hügel? Oder das berühmt berüchtigte Glas Wasser? Oder einfach anpacken , sich aufs wesentliche konzentrieren?
Definitiv ! Klingt für mich eher so, als wärest du schon recht weit.
Ich bin ein Einzelkind, vielleicht liegt es daran, dass ich nie gelernt habe, wie das ist mit Geschwistern , auch mit Neid und Missgunst fertig zu werden.
Selbst wenn man kein Enzelkind ist, ist nicht gesagt, dass man das kann .
Wenn mir innerlich klar wird, dass die meisten Menschen eigennützig, gleichgültig und ignorant sind, vielleicht lebt sichs leichter damit. Da ist die Enttäuschung nicht so gross.
Sind sie das wirklich ? Oder kommen sie nur selbst überhaupt nicht klar ?
Klar, die Enttäuschung ist nicht so groß. Aber was ist das für eine Welt, in der man nichts mehr erwarten kann ?!
Ist man dann nicht auch verloren ? Ab gesehen davon gibts ja durchaus auch Menschen, von denen man einiges erwarten kann.
Vielleicht hilft ein Umfeldwechsel. Neue Freunde, neue Leute.
Man muss ja auch erst rausfinden, wer man selbst ist.
Ich machs mir jedenfalls nicht mehr unnötig schwer, weil ich erkannt habe, dass das gar nicht nötig ist. Das wird einem immer nur eingeredet. Weil sie es alle nicht besser wissen.

Lg, Keksin

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Nurse_with_wound
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Beitrag Do., 11.03.2010, 00:55

Naja bei dem Wort kapitulieren hatte ich das Gefuehl, als wuerde ich in meinem Elend baden muessen.
Also mit meinem Elend leben.
Dabei muss das Elend nicht automatisch wirklich ein Elend sein, ist halt Ansichtsache.
Klar, die Enttäuschung ist nicht so groß. Aber was ist das für eine Welt, in der man nichts mehr erwarten kann ?!
ja eben. Naja vielleicht wird man dann nett ueberrascht?
Ich bin sehr misstrauisch, und oefters erfahre ich dass auch menschen die ich komisch fand ihre nette Seiten haben.
Vielleicht hilft ein Umfeldwechsel. Neue Freunde, neue Leute.
Ja genau, da habe ich so meine Aengste, aus der Vergangenheit. Ich wurde oefters ausgenutzt. Aber neulich habe ich sehr nette Eindruecke gewonnen, ueber meine Mitmenschen.

Danke du hast mir sehr geholfen.
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Keksin
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Beitrag Do., 11.03.2010, 13:59

Hi !
Ja genau, da habe ich so meine Aengste, aus der Vergangenheit. Ich wurde oefters ausgenutzt. Aber neulich habe ich sehr nette Eindruecke gewonnen, ueber meine Mitmenschen.

Danke du hast mir sehr geholfen.
Das freut mich !
Ich habe kürzlich entdeckt, wie stark Mitmenschen aufeinander reagieren. Ich bin ja immer wieder sehr anders drauf und ich merke das sofort an deren Reaktionen. Ich habe die immer für nicht ganz so sensibel gehalten wie mich ...
Aber jede kleine Veränderung, ob positiv oder negativ, wird schnell bemerkt und die Reaktionen sind dann das Spiegelbild dafür, wie es mir gerade geht.
Mittlerweile gehts mir viel besser und ich komme sogar manchmal total gut mit Menschen aus, die ich eigentlich gar nicht abkann ... und dann denke ich "Wie die Welt ist und mir gegenübertritt, hängt wirklich nur von mir ab".
Das ist ja das gemeine, Menschen denen es schlecht geht, kriegen immer noch einen mehr auf die Nase, werden indirekt für ihr Befinden noch zusätzlich bestraft.
Dabei ist das nichtmal böse gemeint.

Lg, Keksin

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