Seelenprostitution/ Seelenvermietung/ Gefühle des Thera

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 13:55

metropolis hat geschrieben: Ja, schon, aber viele Patienten zweifeln eben an der Authentizität der Gefühle/ der Zuwendung des Therapeuten. Sie vermuten Schauspielerei, gefühllose Distanz. Die Frage nach gekaufter Liebe steht im Raum.

Echte Liebe kann man nicht kaufen. Man kann sie wenn man dazu nicht in der Lage ist auch nicht künstlich herstellen. Die ist entweder da oder eben nicht.

Also wenn es echte Liebe ist dann ist sie nicht gekauft.

Aber Scheinheiligkeiten und Schauspielerei sind unter Menschen natürlich weit verbreitet und das Vortäuschen von Interesse oder Sympatie ist unter Therapeute wohl durchaus gängig..

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metropolis
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 13:57

münchnerkindl hat geschrieben:
Der grundlegende Wille und Freude daran, sich auf Menschen einzulassen verschwindet aber nicht, wenn das Gegenüber gerade nicht da ist.
Ich kenne Leute denen ich mich nahe fühle, und die ich so alle paar Jahre mal sehe. Wenn ich die Person länger nicht sehe denke ich zwar nicht an sie, aber die grundlegende Sympathie verschwindet nicht, egal wie lange es dauert (und ob überhaupt) ich denjenigen wiedersehe.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Dunkle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 13:58

münchnerkindl hat geschrieben: das Vortäuschen von Interesse oder Sympatie ist unter Therapeute wohl durchaus gängig..
Das halte ich jetzt aber für eine steile Behauptung,, die der Realität wohl entbehrt...

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metropolis
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:01

Ja, münchnerkindl, was sagst du den Patienten, die eben nicht wissen/ nicht beurteilen können, ob die Liebe/ Sympathie nun echt oder gespielt ist. Wie soll man das erkennen?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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estelle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:02

metropolis hat geschrieben:Wer wird emotional missbraucht? Der Therapeut?
Wenn dann der Patient.
medusa52 hat geschrieben:Was einmal in einer Beziehung entstanden...zugelassen und erlebt wurde geht nicht verloren.
Vielleicht war es bei mir auch einfach nur so,dass nichts entstanden ist und bei euch war das eben
anders.

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metropolis
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:04

Ich verstehe nicht, wie der Patient bei Seelenvermietung missbraucht wird. Entweder er nimmt sich was er braucht oder eben nicht. Das beruht doch auf Freiwilligkeit.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Dunkle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:16

"Vortäuschen", "Spielen", "emotional missbrauchen",
das alles sind heftige Vorwürfe und Anklagen, die erkennen lassen, dass Vertrauen fehlt, dass der Zweifel regiert, der alles zerstören kann.
In dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten, schwarze Schafe gibt es überall, auch unter Therapeuten. Aber wer nun nicht mal das Quäntchen Vertrauen aufbringen kann, dass es einem T. tatsächlich darum geht, den Patienten gesünder zu machen, sondern sich in Zweifeln und Misstrauen verliert, dem kann kaum jemand helfen, oder?

Warum - um alles in der Welt - sollte ein T. Gefühle "vortäuschen"?
Meint Ihr echt, das hätte er/sie nötig?

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TimpeTe
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:24

medusa @ dunkle

Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:27

Dunkle hat geschrieben: Warum - um alles in der Welt - sollte ein T. Gefühle "vortäuschen"?
Meint Ihr echt, das hätte er/sie nötig?

Ein buddhistischer Lehrer (der kein Mönch ist) hat mal bei einem Vortrag über das Heucheln von Gefühlen etwas sehr böses gesagt:
Man kann so lange eine Orgasmus vortäuschen, bis man garnicht mehr weiß das ein echter Orgasmus ist.

Ich denke, für viele Menschen ist das vorheucheln von Gefühlen so sehr der emotionale Alltag, daß sie garnicht bemerken, daß die nach aussen hin etwas ganz anderes vorzeigen als WIRKLICH tief in ihnen drin vorgeht. Viele Leute verstecken ihre Gefühle sogar erfolgreich vor sich selbst und spielen eine ganz andere Fassade in Form eines aufgesetzten Selbstbildes vor.

Und da sind Therapeuten nicht anders als Person x die ich zufällig kenne oder jemand wildfremdes von der Strasse.
Wie viele Menschen sind denn wirklich im Kontakt mit sich selbst und ihren Gefühlen, sodaß sie authentische Zuneigung überhaupt fühlen und zeigen können?
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Sa., 20.02.2010, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.

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estelle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:28

Dunkle hat geschrieben:Warum - um alles in der Welt - sollte ein T. Gefühle "vortäuschen"?
Meint Ihr echt, das hätte er/sie nötig?
Ja gut das hat er nicht nötig,da gebe ich dir Recht,

ich sagte ja schon bei mir war das anders,ich habe mit meinem ehemaligem Therapeuten da auch nie
darüber gesprochen und ich gehe mal davon aus,dass er auch keine Gefühle für mich hatte,
das ist dann auch eine ganz andere Ausgangslage und nicht vergleichbar mit euren Therapien.
Es war einfach nur ein bezahltes Arbeitsverhältnis. Das ist dann ja auch in Ordnung so.

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Zwackel
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:51

Ich denke, dass es auch für den Therapeuten nicht so leicht ist, am Ende der Therapie die Beziehung zum Patienten aufzulösen und ihn gehen zu lassen, wenn sich echte Sympathie entwickelt hat.

Kürzlich habe ich mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, wie schwer es mir fällt, diese Verbindung zu ihr zu beenden, nur weil die Krankenkasse es so will, und dass mir der Gedanke wehtut, dass ich dann für sie praktisch nicht mehr existieren werde.

Daraufhin hat sie gesagt, dass ich mir da eine ganz falsche Vorstellung mache.
Auch Therapeuten seien ja normale Menschen mit Gefühlen, die sie nicht auf Knopfdruck an und ausknipsen können, wie ein Roboter.
Sie sagte, dass sie auch nach dem Ende der Therapie noch öfter an ihre Ex-Patienten denkt, und sich fragt, was wohl aus ihnen geworden ist. Das Loslassen sei auch für sie als Therapeutin oft schmerzlich, aber sie habe eben gelernt, damit umzugehen.
Ich fand das sehr berührend und beruhigend zu wissen, dass ich nicht vollkommen aus ihren Gedanken verschwinden werde, wenn unsere Zeit abgelaufen ist.
LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 14:55

Violetta 2009 hat geschrieben: Es war einfach nur ein bezahltes Arbeitsverhältnis. Das ist dann ja auch in Ordnung so.
Ach, ich denke noch oft und gerne an diverse Arbeitskollegen von früher mit denen ich im prinzip ja auch "nur" den Job geteilt habe und mit denen ich "nur" Zeit verbracht habe weil ich dafür Geld bekommen habe.

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estelle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 15:05

münchnerkindl hat geschrieben:Ach, ich denke noch oft und gerne an diverse Arbeitskollegen von früher mit denen ich im prinzip ja auch "nur" den Job geteilt habe und mit denen ich "nur" Zeit verbracht habe weil ich dafür Geld bekommen habe.
Selbst das schließe ich bei diesem Therapeuten mal aus.

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estelle
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 15:16

Zwackel hat geschrieben:aber sie habe eben gelernt, damit umzugehen.
Sie haben ihre Supervisoren,da werden wir dann einfach irgendwo abgelegt und die Sache ist
erledigt für sie,sowas haben wir ja aber nicht.

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carö
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 15:23

sind therapeuten für dich eingentlich menschen violetta?

"irgendwo abgelegt" klingt so abwertend, so einfach... so als hätten diese leute keine gefühle...
sie arbeiten auch dafür, dass sie damit umgehen können, genauso, wie wir es auch tun. nur das sie vermutlich geübter darin sind, viel mehr erfahrung damit haben. aber das heisst doch nicht, dass gefühle damit ausgeschaltet werden. ja - "wir" habe keine supervision, das stimmt. dafür hatten/haben "wir" ja die therapie um im besten fall auch zu lernen, mit trennungen und anderen schmerzlichen gefühlen besser umzugehen. und "wir" haben hoffentlich auch freunde und partner und kollegen und andere menschen zu seite, die uns beistehen, weil das jeder mensch braucht ... so wie es therapeuten hoffentlich auch haben, um sich eben nicht an ihren patienten emotional "bedienen" zu müssen.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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