Träume erfinden ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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mitsuko
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:46

Hallo metropolis,

natürlich ist das mein Ernst.

Deiner Meinung nach sind Lügen verboten in der Therapie.
Und wenn eine Traum, in den man seine ungelogenen Gefühle reinpackt, schon eine Lüge ist, was dann noch alles?
Du hast noch nie etwas anders dargestellt als du es meintest? Noch nie was harmloser oder schwerwiegender dargestellt als es in Wirklichkeit war? Nie was abgestritten, obwohl du eigentlich wusstest, dass es eigentlich doch stimmt? Noch nie was ganz anderes thematisiert als das eigentliche Problem, obwohl das eigentliche damit aber gemeint war?

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montagne
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:53

Doch also ich für mich finde es wichtig, dass es in der Therapie für mich keine von außen kommenden Verpflichtungen gibt, außer pünktlich zu kommen und die Rechnungen dann und wan zu bezahlen. *lach*
Ich muss nicht ehrlich, nicht offen und nicht mal nett sein.
Aber ich fühle mich aus mir selbst heraus dazu verpflichtet. Ich möchte es. Ob es mir immer gelingt ist eine andere Frage. Aber ich möchte es, weil ich generell authentische Beziehungen mag und weil mir meine Therapeutin schon so viel authentsiches gegeben hat, weil sie sich wirklich bemüht, es gut macht, mich fördert, das ich diese wertvollen 50 min, nicht mit Märchen und Halbwahrheiten verschwenden will, sondern versuche so authentisch zu sein, wie es mir möglich ist. Auch weil es ja besser werden soll durch die Therapie! Nicht schlechter.
amor fati

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:55

@candle
welche Strategie?

@mitsuko
es geht hier weder um Beschönigungen, Verleugnungen noch um sonstige Überzeugungsarbeit, die man im Zuge der Therapie in Form von WIDERSTÄNDEN vollzieht. Es geht um das bewusste Benutzen von falschen Tatsachen als therapeutische Methode, um sich beim Thera interessant zu machen. Schließlich liebt ihre Thera ja die Traumanalyse so. Es ist schon fast wie ein Test: Ist meine Thera clever genug, den Traum so zu interpretieren, wie ich ihn konzipiert habe? HALLO?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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bellefleur
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:00

Bin ganz der Meinung von Metropolis,Freistil,u.a. MEIN Thera würde es sowieso sofort merken, wenn ich Träume erfinden würde. Mal ganz abgesehen davon, dass wir in der Therapie ehrlich und offen sein sollten!!! Nur dann können wir Fortschritte machen - nur auf diesem Weg kann der Heilungsprozess beginnen. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man folgende Einstellung haben kann:
Du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn du bist deinem Therapeuten weder Aufrichtigkeit, noch Offenheit schuldig.
Für mich ist die Erzählung deiner erfundenen Träume eine glatte LÜGE

Versuche doch gerade darüber mal mit deinem Thera zu reden. Erzähle ihm, dass du gelegentlich bei der Erzählung deiner Träume geflunkert hast. Er wird dir helfen, dies lieber nicht mehr zu tun!!

LG,Bellefleur

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Freistil
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:02

vallée hat geschrieben: Aber ich möchte es, weil ich generell authentische Beziehungen mag und weil mir meine Therapeutin schon so viel authentsiches gegeben hat, weil sie sich wirklich bemüht, es gut macht, mich fördert, das ich diese wertvollen 50 min, nicht mit Märchen und Halbwahrheiten verschwenden will, sondern versuche so authentisch zu sein, wie es mir möglich ist.
Ja, das schwingt bei mir auch ganz stark mit. Ich sehne mich nach Authentizität bei meinem Therapeuten. Ich möchte, dass er ehrlich zu mir ist. Anders könnte ich mir eine so intensive Beziehung (4 Stunden die Woche) nicht vorstellen. (!)
Und aus demselben Wunsch heraus bin ich selbst auch so ehrlich wie möglich. Klar gibt es Herumgedruckse, Dinge, die ich nicht anspreche, obwohl ich es wollte. Aber bewusste Tricks haben für mich ein anderes Kaliber als unbewusste Widerstände oder Tricks, die man selbst nicht so richtig auf dem Schirm hat, während man sie anwendet.

So long, freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:04

metropolis hat geschrieben: welche Strategie?
Du verbirgst ja auch einen Konflikt, den Du nicht offen austragen kannst.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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mitsuko
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:15

metropolis hat geschrieben: Es ist schon fast wie ein Test: Ist meine Thera clever genug, den Traum so zu interpretieren, wie ich ihn konzipiert habe? HALLO?

Hallo. Das ist deine Interpretation. Abgesehen davon, Patienten testen ihre Therapeuten ziemlich häufig und auf unterschiedlichem Weg. Es ist nicht deswegen etwas schlecht, weil du es nun auf gerade diesem Wege nicht machen würdest. Du hast ganz sicher andere. Ja ja, die sind natürlich alle moralisch legitim, während man auf diese hier herabsehen kann. Warum? Weil du so meinst...
Natürlich ist es ein gutes Zeichen wenn man das irgendwann aufgeben kann und solange man nichts oder wenig oder nur verschleiert von sich erzählt, kommt man weniger weit als wenn man ganz offen spricht. Dahin zu kommen, ist aber bei sehr vielen eben Teil der Therapie.
Sich nun sonstwie aufzurgen und mit erhobenem Zeigefinger von Lüge, Verwerflichkeit und Schämen zu reden - ach je, weil jemand etwas als Traum verpackt -, wem nützt das eigentlich was? Bestimmt nicht der TE.

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:18

@candle
mein Konflikt mit meinem Thera ist weder eine Art zu lügen noch eine Strategie (was implizieren würde, dass ich ganz bewusst diesen Konflikt herbeiführe, um etwas anderes zu erreichen)
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:19

metropolis hat geschrieben:@candle
mein Konflikt mit meinem Thera ist weder eine Art zu lügen noch eine Strategie (was implizieren würde, dass ich ganz bewusst diesen Konflikt herbeiführe, um etwas anderes zu erreichen)
Sah ich anders, sehe ich anders.

candle
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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:22

mitsuko hat geschrieben:

Hallo. Das ist deine Interpretation.

Leider nicht..
Aussderdem deutet meine Thera ganz gerne Träume (obwohl sie eigentl. Verhaltenstherapeutin ist).
Sie ist auch immer total begeistert von meinen aussagekräftigen und aufschlussreichen Traumbildern (Zitat: "Nach Ihren Träumen würd sich jeder Analytiker die Finger abschlecken!").
Natürlich kommt meine Therapeutin auch genau zu der Interpretation, die ich mir vorgestellt habe.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:24

mitsuko hat geschrieben: Natürlich ist es ein gutes Zeichen wenn man das irgendwann aufgeben kann und solange man nichts oder wenig oder nur verschleiert von sich erzählt, kommt man weniger weit als wenn man ganz offen spricht. Dahin zu kommen, ist aber bei sehr vielen eben Teil der Therapie.
.
Warum bestärkst du dann aber die TE, das Gegenteil zu tun?
Sich nun sonstwie aufzurgen und mit erhobenem Zeigefinger von Lüge, Verwerflichkeit und Schämen zu reden - ach je, weil jemand etwas als Traum verpackt -, wem nützt das eigentlich was? Bestimmt nicht der TE.
Weiß nicht, wem das was nützt. Zwackel wollte eben wissen, ob das jemand verwerflich findet. Ich finde es verwerflich PUNKT (was nicht bedeuten muss, dass ich immer alles richtig mache und nicht auch schon mal was verwerfliches gemacht habe)
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:32

metropolis hat geschrieben:Warum bestärkst du dann aber die TE, das Gegenteil zu tun?
Das habe ich nicht getan.

Zu deinem Beitrag davor: Das Motiv muss da doch absolut nicht Test heißen. Das ist deine Idee und eine mögliche Interpretation. Zwackel schrieb, sie möchte der Thera ihre Gefühle mitteilen, kann es aber nicht direkt: Also überlegt sie sich einen Weg, es indirekt zu tun und erzählt den Traum so, dass die Thera genau auf diese Gefühle kommt. Motiv: Gefühle mitteilen.

Dieser Traum ist ja nicht frei erfunden. Sie erzählt nicht irgendetwas, um zu testen, ob die gewünschte Deutung kommt, sondern sie teilt auf dem Wege mit, was sie fühlt. Sie könnte auch eine Geschichte über eine fiktive Person in einer fiktiven Welt schreiben, die aber das was sie fühlt, transportiert.

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:34

Nun ja, Zwackel ist authentisch UND sie merkt es selber. Das ist schon Hochachtung wert. Vielle baggern ja Monate an der gleichen Stelle.

candle
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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:38

Ok ihr Motiv mag ein anderes sein. Aber allein, dass Zwackel betont, dass die Thera die intendierte Deutung bringt, verrät eine gewisse Absicht. Aber hast recht, das ist allein meine Interpretation von Zwackels Worten.
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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 11:42

candle hat geschrieben:Nun ja, Zwackel ist authentisch UND sie merkt es selber. Das ist schon Hochachtung wert. Vielle baggern ja Monate an der gleichen Stelle.
Authentisch finde ich das nicht. Wie auch immer... Wichtiger ist doch eher die Frage, ob man Zwackel für ihr Verhalten seinen Segen geben soll oder ob es nicht besser wäre, einen anderen Weg zu wählen.

Dass sie es selbst merkt, ist viel wert. Nun muss man auf die Konsequenzen schauen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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