Gedichtesammlung ~ wer mag mitmachen?

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Messina
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Beitrag Fr., 15.01.2010, 22:16

@Sir: So wie mir die Kaleko...

"Das Herz stirbt einen langsamen Tod, wirft Hoffnung auf Hoffnung ab, wie welkes Laub, bis eines Tages keine mehr übrig ist, keine Hoffnung-nichts bleibt."
~Die Geisha~
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.

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Messina
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Beitrag Fr., 15.01.2010, 22:19

Seiltänzerin ohne Netz von Mascha Kaléko

"Mein Leben war ein Auf-dem-Seile-Schweben.
Doch war es um zwei Pfähle fest gespannt.
Nun aber ist das starke Seil gerissen.
Und meine Brücke ragt ins Niemandsland.
Und dennoch tanz ich und will gar nichts wissen,
teils aus Gewohnheit,
teils aus stolzem Zorn.
Die Menge starrt gebannt und hingerissen.
Doch gnade Gott mir, blick ich nach vorn".
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.

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Messina
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Beitrag Fr., 15.01.2010, 22:22

Wenn Dir nach weinen ist
Ruf mich an
Ich verspreche nicht
dass ich Dich zum Lachen bringe
aber ich kann mit Dir weinen.

Wenn Dir nach weglaufen ist
zögere nicht mich anzurufen
Ich verspreche nicht
Dich zum Stehenbleiben zu zwingen
aber ich kann mit Dir laufen.

Wenn Du einen Tag niemanden hören willst
ruf mich an
ich verspreche Dir ruhig zu sein

Aber wenn Du eines Tages anrufst
und niemand antwortet

Komm schnell und schau nach mir
vielleicht brauch ich Dich !!!

Verfasser unbekannt
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.


Gast
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Beitrag Fr., 15.01.2010, 22:40


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Wildkatze
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Beitrag Fr., 15.01.2010, 22:40

@ Zwackel: Ja, das Gedicht "Der Panther" von Rilke liebe ich auch, weil es mich so sehr an meine betäubte Lebensenergie erinnert.
Und es erinnert mich allgemein daran, wie sehr wir Menschen im Alltag eingeengt und reglementiert sind.
Und natürlich an diese wunderbaren Tiere, die im Zoo und im Zirkus entfremdet leben müssen.

Als Wildkatze bräuchte ich halt mehr Freiraum und nicht diese Leere.



Ein Gedicht, das ich auch sehr liebe:

"Im Nebel" von Hermann Hesse


Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freuden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamkeit.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.


Gast
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 00:10

Ich halte ihr die Augen zu
Und küß sie auf den Mund;
Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh',
Sie fragt mich um den Grund.

Von Abend spät bis morgens fruh,
Sie fragt zu jeder Stund':
»Was hältst du mir die Augen zu,
Wenn du mir küßt den Mund?«

Ich sag ihr nicht, weshalb ich's tu,
Weiß selber nicht den Grund -
Ich halte ihr die Augen zu
Und küß sie auf den Mund.

Heinrich Heine

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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 01:09

Alles Luege

Es ist wahr, daß das Jahr über dreihundert Tage in nur zweiundfünfzig Wochen schafft.
Es ist wahr, es ist wahr, daß das Ausland vielmehr Ausländer als Deutsche hat.
Es ist wahr, daß die Sonne nicht um die Erde und der Mond nicht um 'nen Fußball kreist.
Es ist wahr, daß der Gründer von New York nicht Kamel oder Camel, sondern Stuyvesant heißt.


Das ist wahr, das ist wahr.
Aber sonst - aber sonst:
Alles Lüge! Alles Lüge!


Es ist wahr, es ist wahr, die meisten Menschen wollen nicht in Dortmund leben, sondern Essen.
Es ist wahr, es ist wahr, daß die Kühe das Gras nicht rauchen, sondern fressen.
Es ist wahr, es ist wahr, daß Hamburg nicht die Hauptstadt von McDonald's ist.
Es ist wahr, es ist wahr, daß der Papst zwar die Pille nicht nimmt, aber trotzdem keine Kinder kriegt.

Das ist wahr, das ist wahr.
Aber sonst - aber sonst:
Alles Lüge! Alles Lüge!

Selbst wenn du mich fragst, ob ich dich liebe und ich sag ja,
weiß ich manchmal nicht genau, ist das nun Lüge oder wahr.
Weil ich oft gar nicht mehr weiß, was ist das: Liebe.
Liebt der Papa sein Auto, liebt die Mama den Kaffee?
Liebt das Baby seine Windeln, wie der Weihnachtsmann den Schnee?
Lieben Kinder Schokolade wie die Hausfrau den Herd?!
Oder ist da mehr, oder ist da mehr?
Oder ist das, oder ist das, oder ist das

Alles Lüge! Alles Lüge!


Rio Reiser
Practice what you preach

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Carry
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 07:28

Ich glaube,
dass jeder Mensch
im tiefsten seines Herzens
eine Ahnung davon hat, dass er
auf dieser Erde nicht zu Hause,
jedenfalls nicht ganz zu Hause ist.

Manfred Jahnel
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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Hamna
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 09:50

Meine Flügel
ließ ich dir
Du rupftest sie
für unser Daunenbett
Jetzt träume ich
jede Nacht
vom Fliegen


Bild

Ich glaube, das ist von Anne Steinwart

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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 11:49

Gottfried Benn - Schöne Jugend
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich, in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die anderen lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschen!
Practice what you preach

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Tröte
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 12:04

Rilke hat geschrieben:Meine Flügel
ließ ich dir
Du rupftest sie
für unser Daunenbett
Jetzt träume ich
jede Nacht
vom Fliegen


Ich glaube, das ist von Anne Steinwart
sehr schönes gedicht.

ich habe in der schule mal ein gedicht durchgenommen, weiss leider nicht von wem es ist und wie es heisst.
es ging darum, dass der sommer vorbei ist und es herbst wird.
und sinngemäss die zeile "wer jetzt niemanden gefunden hat, der findet niemanden mehr".

weiss einer wie dieses gedicht heisst ?
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Hamna
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 12:15

Tröte hat geschrieben: ich habe in der schule mal ein gedicht durchgenommen, weiss leider nicht von wem es ist und wie es heisst.
es ging darum, dass der sommer vorbei ist und es herbst wird.
und sinngemäss die zeile "wer jetzt niemanden gefunden hat, der findet niemanden mehr".

weiss einer wie dieses gedicht heisst ?
Das ist "Herbsttag" - von Rilke

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Hamna
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 12:17

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Zuletzt geändert von Hamna am Sa., 16.01.2010, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Tröte
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 12:18

super, danke rilke
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Wildkatze
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 12:20

Ach, Rilke, das ist schön, dass Du das Gedicht aufgeschrieben hast.

Ich hatte gerade mein Rilke "Hundert Gedichte"-Buch hervorgeholt, um es rauszusuchen.

Aber war ja klar, dass DU das sofort weißt.

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