Unsere Feinde lieben und / oder sich wehren?

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

Nurse_with_wound
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 01:27

Habe mich lange in politischen Foren herumgetrieben. Aber ich glaube, nach 20 Jahren will das einfach niemand mehr hören.
Oh kannst du mir eins empfehlen?
Auch damals wollte es niemand hören. Alle haben gejubelt. Die Verbrecherpolitiker von damals haben politische Karrieren gemacht, sie wurden niemals dafür belangt was sie getan haben.
Eine Umerziehung wie nach der Nazizeit folgte nicht. Mir und vermutlich auch dir hätte Gerechtigkeit viel geholfen oder? es zu verarbeiten.
Eigenartige Sichtweise. Es gibt genug namentlich bekannte Schuldige, nur geht's denen oft sehr gut heute. "Wir wollten Gerechtigkeit und haben den Rechtsstaat bekommen." - Bärbel Bohley
ja , tschulige war doof von mir.
Ich meine nicht die schuldigen ganz oben, sondern deine Nachbarn, der/die Bulle(n). Sie waren ein Teil des Systems. Alle waren frustriert und vom Hunger und Krankheit getrieben.
Die Bullenschweine- warum waren sie solche W****er? Geld, Macht, Karriere? Man muss nicht alles verstehen. W***er gibts auch überall, nur die Armleuchter hatten es wohl damals leichter Karriere zu machen, wie bei den Nazis. So wars halt. Im Westen sind die Armleuchter wenigstens freundlich
Also mir haben die Sätze aus dem anderen Thread geholfen, wie ich schon sagte,
Innerlich vielleicht ein wenig bemitleidend und abwertend lächeln. Oder es zu verstehen was wirklich abging.
Ich meine, du sagst es, 20 Jahre!!! Das Thema ist für dich wie auch für mich noch aktuell woran liegt es? Weil man sich unterbewusst dadurch definiert , man ist immer ein OPFER man fühlt sich auch so.
Wenn man es schafft zu vergben ist man frei, weil man kein Opfer , kein Gefangener mehr ist . Vergeben ist nicht für sie gut, sondern nur für DICH. Dem Polizisten ist es scheiss egal.

@Sir ich bin davon überzeugt dass man durch vergeben sich selbst freier fühlen kann.
Ob sich da genug Diskutanten fänden?
Weiss nicht, eher wenig, es gibt doch sicherlich Ossis hier, aber die meisten fanden es gar nicht so schlecht
Practice what you preach

Werbung


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Mo., 28.12.2009, 02:03

Nurse_with_wound hat geschrieben: Oh kannst du mir eins empfehlen?

http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073
http://www.sed.stasiopferinfo.com/phpBB2/
http://www.moak.de/forum/forum.php
Und hier ein konservatives allgemeines Politikforum: http://cdu-politik.de/
Nurse_with_wound hat geschrieben: Das Thema ist für dich wie auch für mich noch aktuell woran liegt es? Weil man sich unterbewusst dadurch definiert , man ist immer ein OPFER man fühlt sich auch so.
Wenn man es schafft zu vergben ist man frei, weil man kein Opfer , kein Gefangener mehr ist . Vergeben ist nicht für sie gut, sondern nur für DICH. Dem Polizisten ist es scheiss egal.

@Sir ich bin davon überzeugt dass man durch vergeben sich selbst freier fühlen kann.
Mooment mal, zunächst müßte erstmal jemand kommen und um Vergebung bitten. Wenn ich einfach so Persilscheine ausstellen würde, würde ich mich hinterher saumäßig fühlen. Ich fühle mich nun auch nicht immer als Opfer oder Gefangener. Ein Thema in meiner Therapie bleibt es allemal, schon weil ich herausfinden will, welchen Anteil meine frühe (mit 14 Jahren) bewußte Antihaltung zu Staat und Gesellschaft an meiner Entwicklung haben. Denn eines steht auch fest: Man konnte sein persönliches Scheitern sehr leicht auf den Staat schieben.

Nurse_with_wound hat geschrieben:Weiss nicht, eher wenig, es gibt doch sicherlich Ossis hier, aber die meisten fanden es gar nicht so schlecht
Wird auch hier kaum jemanden jucken.

Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 14:01

Hallo Sir,
Sir hat geschrieben:Ja, die Altachtunsechziger haben sich überall festgesetzt und fortgepflanzt
Ja, auch hier um Forum. Die lassen tatsächlich nichts aus. - Stimmt, ich habe auch ein Kind.
Sir hat geschrieben:(war nicht alles schlecht, was sie gemacht haben).
Danke. Ich wollte mich grad schon aufhängen.


Gruß
A.


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Mo., 28.12.2009, 15:16

Anastasius hat geschrieben: Stimmt, ich habe auch ein Kind.
"Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen" hat Silvia Bovenschen in einem Flugblatt 1968 im Frankfurter Weiberrat geschrieben. So einfach war das mit der Emanzipation bei Euch also auch nicht.
Anastasius hat geschrieben:
Sir hat geschrieben:(war nicht alles schlecht, was sie gemacht haben).
Danke. Ich wollte mich grad schon aufhängen.


Wilhelm Reich wurde ausgegaben: Ein tüchtiger, gemeinsamer, koital-genitaler Orgasmus ist behilflich, den Kapitalismus mit besonderer Energie subversiv zu unterlaufen.

Werbung

Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 15:37

Hallo Sir,

Schön, dass es dir gelingt, eine ganze Epoche mit zwei absonderlichen Zitaten zusammenzufassen.
Hm, ich denke, du brauchst es so.

Hättest du bei Heinrich Böll, Th. W. Adorno (sehr empfehlenswert die Minima Moralia!), Erich Fried, Helmut Gollwitzer nachgekramt oder vielen anderen mehr, hätte ich sicher zugestimmt.

Weshalb dir zu meinem:
Sir hat geschrieben:Stimmt, ich habe auch ein Kind.
als Zitat einfällt:
"Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen"
wird dein (tiefen-)psychologisches Geheimnis bleiben.

Gruß
Anastasius

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Mo., 28.12.2009, 15:40

Hoppla! Ostwestliche Vergangenheitsbewältigung?!

Na ja, passt zum Titel, auch wenns so nicht gedacht war ...


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mo., 28.12.2009, 15:48

Ich denke man muss sich von der Illusion frei machen für sich einzustehen und Grenzen zu setzen ginge ohne Aggressionen. Grenzen setzen, für sich einstehen sind Handlungen mit auch aggressiven Inhalten. ich meine damit nicht körperliche Aggressionen oder Verbalinjurien.
Ich meine damit, das es ja ein Verhalten ist, in dem es darum geht sein "Revier" abzustecken und zu verteidigen. Expansiv sein, das ist immer aggressiv. Und in gewissen Momenten stößt man sich dabei an anderen, die auch nichts weiter tun, als ihr Revier abzustecken. Können sie ja auch gerne. Aber bitte nur zum zu meiner Grenze und nicht darüber hinaus.

Mit dem Christentum und der 2. Wange kenne ich mich wenig aus. Glaube aber mich gut genug mit dem Buddhismus an sich und buddhistischen Zeitgenossen auszukennen, um zu wissen, das auch ein Buddhist nicht lächelt, wenn er verbal oder körperlich geschlagen wird. Auch Buddhisten haben ihr eigenes Revier und damit ihre Grenzen, die sie verteidigen. Das Ich kann ohne diesen Raum in dem es lebt dch gar nicht sein.
Deshalb ist es nicht weise zu lächeln, wenn eine Grenze überschritten wird, sondern es ist weise die Grenze klug und variabel zu setzen, nicht zu weit, nicht zu eng. und es ist weise angemessen zu reagieren. In der Reaktion sich UND den anderen zu berücksichtigen. Zu erkennen, das keiner von beiden über dem anderen steht und das man doch so reagiert, das man selbst so weit es geht unversehrt bleibt.
amor fati

Benutzeravatar

hungryheart
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag Mo., 28.12.2009, 15:57

vallée hat geschrieben: Deshalb ist es nicht weise zu lächeln, wenn eine Grenze überschritten wird, sondern es ist weise die Grenze klug und variabel zu setzen, nicht zu weit, nicht zu eng. und es ist weise angemessen zu reagieren.
ja, so ist es.
das schließt aber nicht nachträgliches verständnis für die motive anderer aus, oder?
vallée hat geschrieben:Ich denke man muss sich von der Illusion frei machen für sich einzustehen und Grenzen zu setzen ginge ohne Aggressionen.
ja, auch das stimmt.
eine gewisse aggressivität ist sicher gut und nötig.
worum es mir geht, ist der alles zerfressende hass.
der tut nicht gut.

und wenn ich meinen kindern grenzen setze tue ich das meistens sogar ohne jede aggression.
Nimm was du willst und zahl dafür.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mo., 28.12.2009, 16:08

das schließt aber nicht nachträgliches verständnis für die motive anderer aus, oder?
Nein absolut nicht, das gehört für mich zu dem Punkt "mein Gegenüber". Wobei ich für mich zwischen verstehen im Sine von nachvollziehen und verstehen im Sinne von annehmen trenne.
und wenn ich meinen kindern grenzen setze tue ich das meistens sogar ohne jede aggression.
Wenn du es tust um sie zu erziehen vielleicht. Wenn du es tust um wirklich deine Grenzen zu wahren ist es auch ihnen gegenüber eine Aggression. Mutti will jetzt mal Zeit für sich haben, spielt bitte eine Weile alleine.
Ist auch eine Aggression, wobei für mich eben Aggression nicht per se negativ oder unerwünscht konotiert ist. Es ist etwas, das notwenig ist, um mein ich zu erhalten und auch um Beziehungen zu gestalten, wozu letztendlich auch die Beziehung zur jüngeren Generation, also das Erziehen gehört. Schließlich will man, das auch die jüngere Generation lernt auf eine Grenzziehung angemessen zu reagieren UND lernt selbst angemessen, flexibel Grenzen zu setzen, zu verteidigen, wenn es sein muss, ohne sich und/oder den anderen zu zerstören. Also konstruktive Aggressionen.
ist in der Tat nicht leicht, zumal wenn man das selbst als Kind so nicht lernen und üben durfte. Keinen Schutzraum dafür hatte, sondern es als Erwachsener gleich im echten Leben ohne Schutzraum einüben, lernen muss.

Und das alles ist für mich etwas anderes als destruktive Aggressivität oder Hass. Ich glaube destruktive Aggressivität kommt, wenn konstruktive Aggressivität aus irgend einem Grund nie zum Erfolg führt oder gar nicht erst gezeigt werden darf. Es mag im Grunde nicht gut tun, ist aber vielleicht für manche, in bestimmten Situationen (kann mich da nicht ganz ausschließen) die einzige Möglichkeit sich selbst psychisch zusammen zu halten.
amor fati

Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 16:49

Eve... hat geschrieben:"Hau drauf" ist eh nicht die richtige Methode.
Gänzlich würde ich das nicht sagen. Rein funktional, wenn man etwa nur seine Ruhe haben möchte, weshalb nicht?

Allerdings, "Feind" ist ja schon ein" intimeres" Verhältnis.

Gruß
A.

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Mo., 28.12.2009, 18:04

Wenn ich an eine bestimmte Person denke, die mich einfach nicht ausstehen kann und sich mir gegenüber entsprechend verhält - das kann ich tatsächlich mittlerweile "weglächeln" und mich darauf besinnen, dass besagte Person so überfrachtet ist mit persönlichen Problemen und an ihrem von Grund auf unzufriedenen Leben leidet, dass sie mein ganzes Mitgefühl verdient. Ich war aufgrund dessen auch eine ganze Zeit lang sehr nett zu ihr - leider hat es nicht den gewünschten Erfolg gehabt, sie blieb mir gegenüber so zickig wie immer. Wahrscheinlich war das der Fehler - mit meinem veränderten Verhalten ihr gegenüber habe ich in erster Linie ein egoistisches Ziel verfolgt, eben dass sie zu mir auch netter ist und aufhört, hinter meinem Rücken zu lästern.

Bei jemandem, der mir tatsächlich Schaden zufügt, könnte ich aber wohl nicht so gelassen bleiben.

"Feind" ist daher für o. g. Person vielleicht ein zu großes Wort. Das führt mich zu meiner Frage an alle hier: was ist für euch ein Feind?

Zum Glück kann ich sagen, dass ich keine Feinde habe, also niemanden, der mir würde schaden wollen (jedenfalls nicht, dass ich wüsste), und auch niemanden, dem ich schaden möchte oder jemanden, gegen den ich Hassgefühle hege. Mit jemandem, den ich wirklich sehr gehasst habe (weil er mir vor Jahren finzanziell sehr geschadet hat), habe ich mich dieses Jahr aussöhnen können.

Es gibt vielleicht eine Person, die ich ziemlich verachte (ohne sie persönlich zu kennen), aber das ist wieder eine andere Sache.

Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 19:57

Eve... hat geschrieben:Wie sieht das "Grenzen setzen" aus?
Es bedeutet für mich, es dem anderen unmöglich zu machen den Punkt "bis hierher und nicht weiter" zu überschreiten. Je nach Dreistigkeit des Gegenübers kann das sehr unterschiedlich aussehen.

Bei unterschwelligen Angriffen habe ich mit dieser Methode gute Erfahrung: Schon bei "Kleingkeiten" äußerst vehement zu reagieren. Als bewußt taktische Maßnahme. Wenn man den Umstand nicht scheut, als völlig unverständlich überreagierend dazustehen, es funktioniert tadellos.

"Unsere Feinde lieben . . .", ist das nicht an sich widersprüchlich?

Gruß
A.


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Mo., 28.12.2009, 20:18

Anastasius hat geschrieben: wird dein (tiefen-)psychologisches Geheimnis bleiben.
Anastasius, Du bist für mich kein typischer 68er, denn Du hast Humor.

Anastasius hat geschrieben:"Unsere Feinde lieben . . .", ist das nicht an sich widersprüchlich?
Es sei denn, man umarmt sie so herzlich, daß sie ersticken.

Es soll übrigens auch Leute geben, die nach dem Motto leben: "Viel Feind - viel Ehr'"

Benutzeravatar

Nurse_with_wound
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 2049

Beitrag Mo., 28.12.2009, 22:49

@sir, früher gabs auch politik.de oder sowas, aber glaube dass die foren gesperrt sind.
Mooment mal, zunächst müßte erstmal jemand kommen und um Vergebung bitten. Wenn ich einfach so Persilscheine ausstellen würde, würde ich mich hinterher saumäßig fühlen.
inwiefern und warum ? Minderwertig?
Naja hat mit Persilscheinen nix zu tun, finde das tut man ja nur für sich selbst und nicht für den anderen. Jemanden vergeben obwohl er ein Arschloch ist/war für sich . Der muss ja nix wissen. Soll ruhig mit beschissenem Gewissen leben *fg*.
Mir ist aber nicht ganz klar warum du deine geschichte, im "Feinde lieben" niederschreibst.
Aus welchen Gründen möchtest du nicht vergeben? "symbolisch" als dein eigener Denkmal für kommunistischen Schweinestaat, als Apell an die Öffentlichkeit um auf die Verbrechen aufmerksam zu machen? Oder belastet dich dein Schicksal immer noch sehr? Oder kannst du dir nicht vergeben, dass du so gehandelt hast?

http://de.wikipedia.org/wiki/Vergebung
Interessant, "a mnestia" - nicht gedenken, also nicht mehr nachdenken?Bin nicht der Sprachgenie, passt aber irgendwo. Du denkst aber nach, schliesslich schreibst du es auf.

Ich glaube, man assoziiert "Vergebung", "Mitgefühl" mit Emotionalität, Emotionen wie nächstenliebe, mit Tugend, mit Christentum.
Ich lese gerade online einige Übersetzungen von Tao Te King, es wird von loslassen gesprochen und bekanntich dass ein weiser Mensch frei von Emotionalität ist, also auch von Liebe im christlichen sinne und auch vom Hass weil er einfach zufrieden ist .
Ich glabe den meisten macht Vergeben deshalb was aus, weil es emotionsbeladen ist.
Ich kann auch nicht so einfach vergeben. Doch mit dem Begriffen "loslassen", "drüber stehen" kann ich mich mehr anfreunden. Ich denke man kann loslassen wenn man, wie in dem Ursprungsthread zur Diskussion stehendem Zitat 7 Punkt beschrieben einfach versucht die zusammenhänge zu verstehen, sich damit auseinandersetzen. Mitgefühl, Vergebung , das steht am Ende dieses Zitats, das verstehe ich also auch als Vollendung oder Nebeneffekt des Prozesses des Loslassens.
Ich denke wenn man sich lange genug das einredet kann man das auch. Vielleicht täusche ich mich.
Ich fühle mich nun auch nicht immer als Opfer oder Gefangener.
Ja klar, es war auch nicht wörtlich gemeint. Ich meine man ist immer irgendwo Opfer wenn man es zulässt dass der Schicksal, die Vergangenheit , die anderen, die einen verletzt haben eigenes Leben und eigenen Lebensstandard zu beeinflussen.
Ein Thema in meiner Therapie bleibt es allemal, schon weil ich herausfinden will, welchen Anteil meine frühe (mit 14 Jahren) bewußte Antihaltung zu Staat und Gesellschaft an meiner Entwicklung haben. Denn eines steht auch fest: Man konnte sein persönliches Scheitern sehr leicht auf den Staat schieben.
Hat dir dein Therapeut das gesagt, der vermutlich überhaupt keine Ahnung hat wovon du eingentlich sprichst wenn du über dieses System redest?
Natürlich man hat eigenen Anteil, oder Anteil eigener Persönlichkeit ist immer da. Ich zb glaube dass ich damals ein seltsames Kind war, dennoch glaube ich dass ich woanders leichter gehabt hätte. Am Ende sind wieder mal die Eltern schuld. Meine Mutter bereut es dass sie mich nicht in die Stadt in die schule schickte. Weil da wo wir wohten war eine Siedlung am Stadtrand und da zogen viele Bauerfamilien, die vom Staat natürlich gefördert wurden. Weiss nicht ob das einfach "kulturelle Unterschiede" waren, Assis gibts überall. Auch im Westen hätte ichs leichter gehabt, die Lehrer und die Schüler waren damals hier viel netter. Bei uns gabs noch körperliche Züchtigung Hmm... glaube ich sollte in meinem Blog weiterschreiben.
Practice what you preach

Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7210

Beitrag Mo., 28.12.2009, 23:29

Nurse_with_wound hat geschrieben:Ich glabe den meisten macht Vergeben deshalb was aus, weil es emotionsbeladen ist.
Lieben und hassen ist doch aber auch emotionsbeladen. Vielleicht wird Vergeben von vielen missverstanden als Passivität oder ein "sich gefallen lassen" und somit mit Schwäche assoziiert. Und man müsste natürlich mal über sich hinauswachsen, was schwierig und unbequem sein kann. Besonders, wenn man nur vergeben sollte, um sich selbst vom Hass zu befreien. Da fehlt die große Geste, dem um Vergebung Bittenden die Vergebung zu gewähren, was einem das Ganze vielleicht noch einigermaßen schmackhaft machen könnte.

Wobei ja im Falle von Sir niemand mehr da ist, der um Verzeihung bitten könnte. Zumindest kommt es mir so vor, dass sein Hass sich eher auf die ehemaligen Mieter fokussiert als auf das Regime.

Sir, das Vergeben wäre also wirklich nur ein Akt für dich selbst, um "loszulassen", wie Nurse so treffend schreibt.

Denn, du kannst sowieso nichts mehr ändern. Zugegeben, deine Geschichte ist heftig. Aber sieh es mal so: erstens ist es eine Frage des Blickwinkels. Die Mieter fanden die "Rechtsprechung" damals höchstwahrscheinlich richtig gut. Zweitens schreibst du in einem anderen Thread, du hättest ein gutes Auskommen bzw. wärst vermögend oder so. Du bist also durch den ungleichgewichtigen Verkauf nicht in die Armut verfallen.

Schimpf jetzt nicht mit mir, bitte.

Aber, wie ich so schön gelernt habe: alles hat auch seine positive Seite. Kannst du die an der Geschichte irgendwo finden? Einfach nur für dich selbst?


Nur ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung: der, von dem ich das gelernt habe, hat im nächsten Moment erzählt, er hätte seine Mutter sehr früh verloren. Ich dachte so bei mir "also, daran kann man doch nun wirklich nichts Positives finden!) Aber er erzählte dann weiter: dadurch sei er sehr früh selbständig geworden und hätte gelernt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Das hat mich wirklich beeindruckt. Aber aus dem Beispiel sieht man eben auch heraus: oft kann man das Positive erst später erkennen. Seitdem gibt es für mich eigentlich nichts mehr, was ich nur negativ sehe. Irgendwie ziehe ich mir immer was Positives heraus - und wenn ich es noch nicht sehen kann, sage ich mir: warte ab, irgendwann wird es sich schon zeigen, wofür das gut war.

Findest du das jetzt naiv? Oder für dich nicht umsetzbar?

Liebe Grüße, Rilke

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag