Ich habe ein Problem. Mir gehts zu gut.

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Ulf
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Beitrag Mo., 18.02.2008, 11:18

Hallo,

"Dir geht es wohl zu gut" man könnte genau diese Aussage als "Hauptsatz" meiner Eltern nehmen, während sie mich erzogen haben. Nicht immer dieser Wortlaut aber immer die Richtung, immer was dasselbe gemeint. Sie hatten soviele Probleme mit sich selbst, haben sich so sehr unter Druck gesetzt, ständig erzählt wieviel sie noch zu erledigen, einzukaufen, zu arbeiten haben, und wenn ich als Sohn mich dann vergnügen wollte, während sie sich ja so "den Arsch aufreissen müssen", gab es allerlei Sprüche, die mir sagten, dass ich etwas leisten muss, bevor es mir gut gehen darf. Wobei, auch nachdem ich etwas geleistet habe, gab es keine Zeit mir etwas gutes zu tun, denn schon gab es das nächste Problem, die nächste Arbeit, die erledigt werden musste. Irgendwo fanden sie immer etwas zu putzen, zum Rasen mähen, zum Arbeiten, zum Erledigen. Getreu dem Motto: "Erst wer etwas leistet, ist auch etwas wert"

Ich habe es nie kennengelernt, in meienr Kindheit / Jugend, dass es einem "einfach so" richtig gut gehen darf. Denn es gibt doch immer ein Problem, etwas Schlechtes, mit dem man sich beschäftigen muss.

Grüße

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Ulf
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Beitrag Mo., 18.02.2008, 11:32

Es ist also ein Muster zum Selbstschutz geworden, das heute immer noch wirkt und ich fühle mich irgendwo sicherer, wenn es mir nicht gut geht (oje!) bzw. wenn ich bloss nicht gesehen werde, besonders nicht, wenn ich mich z.B. freue, mich wohl und geborgen fühle, Spass habe, ich glücklich und zufrieden bin.
Und wo ich diesen Ausschnitt von Dir, Sonnenschein, gelesen habe, habe ich mich direkt wiedererkannt.

Es ist so: Wenn ich mit Freunden, Bekannten, egal mit wem zusammen bin, ausser meinen Eltern, kann ich ausgelassen sein und mein Glück zeigen.

ABER wenn ich mit meinen Eltern zusammen bin, schaffe ich es nicht zu lachen, Spass zu haben, zu zeigen, wie gut es mir geht, mich zu freuen. Es ist dann ganz ganz schwer.
Es herrscht eher einen aggressive Grundstimmung.
Meinem Vater kann ich nicht in die Augen schauen, da ich weiss, dass er sich direkt angegriffen fühlt, mit einem aggressiven "Was ist???" reagiert, oder direkt schnell wegschaut. Es kam zwischen meinem Vater und mir noch nie zu einem Blickkontakt über einer Sekunde. Ich guck dann lieder weg, zur Seite, aber ihn direkt in die Augen schauen, da explodiert es wieder in ihm, da sehe ich seine ganze Not und er merkt es. Er lässt nichts an sich heran, er hat Angst davor, dass sein ungückliches und unsicheres Wesen durchschaut wird, ich habe das aber schon längst, trotz allem liebe ich ihn.

Nach aussen, zu Bekannten, Fremden usw. macht er einen tollen Eindruck. Er ist nett, tritt gepflegt auf, ist vernünftig, sympathisch.
Das er mir als Kind oft Andeutungen zum Selbstmord gemacht hat und mit dem Messer vor uns Kindern und unserer Mutter stand, wo wir uns gestritten haben: "Hört auf damit oder ich bring mich um" weiss dort draussen niemand.

Schönen Tag wünsche ich

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 18.02.2008, 18:52

Hallo Ulf,

du betonst so sehr, dass du dir anscheinend nicht gestatten darfst, dass es dir gut geht.
Mir stellt sich dabei spontan die Frage: Kannst du es dir denn umgekehrt gestatten, dass es dir schlecht geht? Damit meine ich: Kannst du es wirklich zulassen, mal schwach zu sein, jemanden zu brauchen? Kannst du überhaupt zulassen, dass es Dinge gibt, die du nicht selber gestaltet hast, die du dir nicht erkämpft hast, die du nicht im Griff hast?

Lieben Gruß,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Ulf
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Beitrag Mo., 18.02.2008, 23:25

Hallo Gärtnerin und vielen Dank für deinen Beitrag!
du betonst so sehr, dass du dir anscheinend nicht gestatten darfst, dass es dir gut geht.
Betone ich das echt so extrem? Ja ich denke das wird der Punkt sein, warum es mir nicht so toll geht....
Mir stellt sich dabei spontan die Frage: Kannst du es dir denn umgekehrt gestatten, dass es dir schlecht geht? Damit meine ich: Kannst du es wirklich zulassen, mal schwach zu sein, jemanden zu brauchen?
Ich bin mir darüber bewusst, dass es in Ordnung ist wenn es mir schlecht geht. Mir darf es schlecht gehen. Ich toleriere den Zustand aber möchte dann so schnell wie möglich auch wieder da raus, denn ich weiss wie schön es einfach ist, wenn es mir gut geht. Und weil ich genau weiss, wie schön es ist, wenn es mir rundherum gut geht, darf ich es nicht sein. Ein Problem ist immer da und es scheint unlösbar (ich habe mich dumm gesoffen und kann somit gar nicht "gut" sein...)

Natürlich darf ich auch mal schwach sein, Fehler haben, etwas nicht können / nicht wissen. Ich stehe zu Fehlern und Schwächen von mir, sie gehören zu meiner Persönlichkeit und das ist in Ordnung.

Kannst du überhaupt zulassen, dass es Dinge gibt, die du nicht selber gestaltet hast, die du dir nicht erkämpft hast, die du nicht im Griff hast?
Erst einmal wundert es mich, wieso du gerade mir diese Frage stellst, wie du auf die Frage kommst?
Was für Dinge meinst du da? Spontan weiss ich jetzt keine Antwort auf deine Frage.

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 19.02.2008, 19:22

Hallo Ulf,
Erst einmal wundert es mich, wieso du gerade mir diese Frage stellst, wie du auf die Frage kommst?
Was für Dinge meinst du da? Spontan weiss ich jetzt keine Antwort auf deine Frage.
Warum ich dir die Frage gestellt habe, liegt an einigen Sätzen aus deinem ersten Posting:
Ulf hat geschrieben:Ich war mehrere Jahre in stationärer und ambulanter Therapie, die sehr erfolgreich war.
Ich weiss, dass ich es selbst in der Hand habe, dass es mir gut geht. Und das in jeder Sekunde.
Ich spüre das Glücksgefühl, wenn ich es will.
Daraus klingt für mich der Anspruch an, dass du dein Leben und deinen Erfolg fest im Griff haben willst. Du hast dafür gesorgt, dass deine Therapie erfolgreich war. Du sorgst dafür, dass es dir in jeder Sekunde gut geht. Du kannst selber Glücksgefühle herstellen. Das ist beneidenswert. Aber was ist, wenn es dir mal eine Sekunde nicht gut geht? Wenn du mal keine Glücksgefühle empfindest? Ist das dann deine Schuld? Bist du dann ein Versager? Für mich persönlich wäre der Anspruch, dass ich nicht nur für den äußeren Erfolg, sondern auch für die eigenen Gefühle selber verantwortlich bin, eine riesengroße Last!

Ein weiterer Gedanke: Was verstehst du darunter, wenn du sagst "es geht mir gut"?
Meinst du damit, du fühlst dich gut/glücklich/zufrieden?
Kannst du auch sagen "es geht mir gut", wenn du dich einmal traurig fühlst? Oder ist das dann ein "es geht mir schlecht"?
Was ich damit ausdrücken will: Gefühle sind einfach nur Gefühle. Sie sind wichtig und gehören zu deiner Person, aber sie sind nicht deine Person. Kannst du Rotz und Wasser heulen und trotzdem sagen, "es geht mir gut, auch wenn ich mich gerade nicht so fühle"? Bist du auch in solchen Situationen mit dir im Einklang?

Ulf, vielleicht liege ich mit dem, was ich geschrieben habe, völlig daneben. Ich kenne dich nicht und habe einfach nur das herausgepickt, was mich aus deinen Zeilen ansprang, und meine Geadnken dazu aufgeschrieben. Möglicherweise hat das wesentlich mehr mit mir selber zu tun als mit dir. Also wenn du dich nicht darin wiederfindest, dann vergiss es einfach.

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Ulf
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Beitrag Mi., 20.02.2008, 11:59

Hallo Gärtnerin!
Aber was ist, wenn es dir mal eine Sekunde nicht gut geht? Wenn du mal keine Glücksgefühle empfindest? Ist das dann deine Schuld? Bist du dann ein Versager? Für mich persönlich wäre der Anspruch, dass ich nicht nur für den äußeren Erfolg, sondern auch für die eigenen Gefühle selber verantwortlich bin, eine riesengroße Last!
Ich habe den Anspruch an mich, dass ich weitestgehend selber für meine Gefühle verantwortlich bin, für die Guten sowie die Schlechten. Klar gibt es immer Umstände die eher schlecht oder eben gut sind, aber durch mein Denken kann ich alles in positive Bahnen lenken. Theoretisch. In der Praxis kann das recht schwer sein, aber es geht. Zur Zeit weiss ich, dass mein innerer "Kritiker" stärker ist als mein "Ich". Deswegen bin ich kein Versager, es ist in Ordnung wenn auch ich mal schwach bin und meine Gefühle gerade nicht zum Guten lenken kann. Ich nehme es hin, es ist für den Moment in Ordnung. Aber auf Dauer nicht befriedigend, ich arbeite daran so schnell wie möglich die Kurve zu bekommen und wieder stärker als mein innerer "Kritiker" zu sein.

Warum siehst du es denn als Last, für deine Gefühle Verantwortung zu tragen?
Ich sehe es eher als Befreiung, da ich weiss das ich mein Wohlbefinden weitestgehend in der eigenen Hand habe.


Ein weiterer Gedanke: Was verstehst du darunter, wenn du sagst "es geht mir gut"?
Meinst du damit, du fühlst dich gut/glücklich/zufrieden?
Kannst du auch sagen "es geht mir gut", wenn du dich einmal traurig fühlst? Oder ist das dann ein "es geht mir schlecht"?
Was ich damit ausdrücken will: Gefühle sind einfach nur Gefühle. Sie sind wichtig und gehören zu deiner Person, aber sie sind nicht deine Person. Kannst du Rotz und Wasser heulen und trotzdem sagen, "es geht mir gut, auch wenn ich mich gerade nicht so fühle"? Bist du auch in solchen Situationen mit dir im Einklang?
Wenn ich sage "Es geht mir gut" dann fühle ich mich gut, glücklich, zufrieden, sorglos.

Wenn ich heule dann würde ich eher sagen "Mir gehts schlecht" .Trotzdem sehe ich mich dann nicht als Versager an wenn es mir schlecht geht. Wie oben schon erwähnt, es gehört dazu das es einem mal schlecht geht, das bin dann immernoch ich und das ist gut so. Menschlich. Mein Wert ist immer gleich hoch, genau wie bei jedem anderen Menschen auch, unabhängig seiner Gefühle.


Grüße!

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Hiob
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Beitrag Mi., 20.02.2008, 12:36

vom Ulf:
Ich habe den Anspruch an mich, dass ich weitestgehend selber für meine Gefühle verantwortlich bin, für die Guten sowie die Schlechten. Klar gibt es immer Umstände die eher schlecht oder eben gut sind, aber durch mein Denken kann ich alles in positive Bahnen lenken. Theoretisch. In der Praxis kann das recht schwer sein, aber es geht.
Ich wär da etwas vorsichtig. Ich kenne niemanden, der seine Gefühle komplett beeinflussen kann. Manches scheint aus so tiefen Schichten zu kommen, dass man weder durch Analyse noch jahrzehntelange Selbstbeobachtung überhaupt nen Zusammenhang erkennen kann. Die Frage ist hier eher, ob man Gefühle überhaupt beeinflussen muss. Und da würde ich mal ein bisschen verweilen.

Auch wenn dieses positive Denken so ein Kassenknüller ist und sich daraus neue kommerziell erfolgreiche Techniken entwickelt haben ...ich empfinde die „Versuchskaninchen“ dieser Techniken nicht unbedingt als echt. Aber das muss vermutlich jeder für sich herausfinden. Warum sollte ich da Recht haben.

Generell ist hier m.E. zu überlegen, ob du dich als Mensch überhaupt einer Technik, einem Schema, einem Wertegerüst, einem System anpassen KANNST...oder ob das nur die Garantie für lebenslangen Kampf ist.

Zur Zeit weiss ich, dass mein innerer "Kritiker" stärker ist als mein "Ich".
Hier wäre ich ebenso etwas langsamer. Meiner Einschätzung nach besteht zwischen ICH und Kritiker kein Unterschied, es ist das selbe. Ebenso wie der Denker und das Zudenkende sich m.E. nicht unterscheiden. Würde hier einfach mal nicht auf solchen Sachen aufbauen, sondern auch das, was scheinbar klar/wahr ist, etwas undogmatischer ansehn, evtl. ganz vergessen und dich nur auf eigene Erkenntnisse verlassen.

Dieser lebenslange Kampf hat m.E. unter anderem etwas damit zutun, dass der Denker gegen das Denken vorgeht...sich aber gleichzeitig davon nur verschieden wähnt. Nicht aber ist. Es wäre m.E. etwa vergleichbar mit dem Versuch, mich selber am Kragen zu packen und versuchen hochzuheben. Damit hat man ein Leben lang zutun. Ich leg mich da lieber mal hin.

Viele Grüße zum Wochenende
Hiob

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Beitrag Mi., 20.02.2008, 20:00

Ulf hat geschrieben:Warum siehst du es denn als Last, für deine Gefühle Verantwortung zu tragen?
Das wäre mir ehrlich gesagt zu anstrengend.
Ich sehe Gefühle als etwas, was kommt und geht, nicht als etwas, was ich "machen" kann oder was ich in der Hand haben muss. Meine Gefühle (egal welche) sind immer berechtigt, sonst wären sie nicht da. Auch Gefühle wie Trauer oder Wut, die vielleicht noch aus der Kindheit stammen, aber jetzt wieder hochkommen, sehe ich nicht als falsch oder schlecht an. Ich muss sie ja nicht festhalten oder nach außen ausleben, aber ich darf sie fühlen als etwas, das zu mir gehört, als einen Teil von mir, der mir vielleicht jetzt im Moment etwas sagen will. Für mich ist "ich fühle" nicht gleichbedeutend mit "ich bin".
Verantwortlich bin ich allein für mein Handeln, aber nicht für meine Gefühle. So sehe ich das.
Ich habe den Anspruch an mich, dass ich weitestgehend selber für meine Gefühle verantwortlich bin, für die Guten sowie die Schlechten.
Gute und schlechte Gefühle. Diese Unterscheidung mache ich gar nicht (mehr). Wenn z.B. ein nahestehender Mensch gestorben ist und ich unendlich traurig bin, warum sollte diese Trauer ein schlechtes Gefühl sein? Es ist vielleicht nicht angenehm, aber es ist im Moment das einzige wirklich passende Gefühl.
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Ulf
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Beitrag Do., 21.02.2008, 11:27

Mist, hatte gerade einen schön langen Text als Antwort auf eure Beiträge verfasst, und jetzt alles weg!

So nochmal in Kurzform:
Hier wäre ich ebenso etwas langsamer. Meiner Einschätzung nach besteht zwischen ICH und Kritiker kein Unterschied, es ist das selbe. Ebenso wie der Denker und das Zudenkende sich m.E. nicht unterscheiden. Würde hier einfach mal nicht auf solchen Sachen aufbauen, sondern auch das, was scheinbar klar/wahr ist, etwas undogmatischer ansehn, evtl. ganz vergessen und dich nur auf eigene Erkenntnisse verlassen.
Klar bin ich das selbst, der Teil den ich "Kritiker" nenne ist ein Teil meines Ichs, dieser hat ja eine Ursache, warum er so stark auftritt zur Zeit.

Jedesmal wenn ich an etwas gutes, spassiges, erfolgreiches in jeglicher Hinsicht denke, kommt der Gedanken von meinem Kritiker, also von mir :"Halt, denk mal nach, du hast dich doch dumm gesoffen, du kannst doch gar nicht "gut" sein"
Sobald ich positiv denke, tritt dies sehr sehr extrem ein....

Es macht mich echt fertig, da es gerade übermächtig erscheint.

Ich habe auch schon Zeiten erlebt, wo keine "Bedingung" mehr erfüllt sein musste, damit es mir gut geht. Es ging mir gut, und das war ein Glücksgefühl, Wahnsinn. Anscheinend darf ich das zur Zeit nicht haben.

Gruß

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andreas helsinki
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Beitrag Fr., 22.02.2008, 16:52

Lieber F., die Sache ist eigentlich sehr einfach: daß es Ihnen gut geht, daß Sie Grund haben sich wohl zu fühlen, sei Ihnen von Herzen gegönnt. Welches Problem haben Sie eigentlich ? Wollen Sie versuchen, alle die aufgezählten Positiva zu zerstören, zu entwerten, ins Gegenteil wenden? Wem wäre damit gedient? Wäre es Ihr höchster Lohn, sich genauso schlecht zu fühlen wie andere ? So, nunmehr pragmatisch, das ist ernstgemeint und es wirkt 100prozentig: stellen Sie sich die nächsten 14 Tage an ein Fenster, mit angenehmen Ausblick, oder an einen anderen Ihnen angenehmen Ort, konzentrieren Sie sich und sagen exakt 30 mal " Herrgott, ich danke Dir ". Die darauffolgenden 14 Tage machen Sie das gleiche , jedoch abends, bevor Sie zu Bett gehen. Dankbarkeit ist eine schwer zu lernende Kunst. - Ich wünsche Ihnen Glück !!

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Beitrag Fr., 22.02.2008, 20:36

Ulf, vielleicht magst du auch noch einmal über eine neue Psychotherapie nachdenken?
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Ulf
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Beitrag Sa., 23.02.2008, 19:54

Neue Psychotherapie?

Ich bin noch in Psychotherapie, habe noch genau eine Stunde, die ich nehmen kann, wenn ich es möchte. Ich hatte jetzt 65 Stunden = 3,5 Jahre ambulante Psychotherapie. Diese habe ich direkt nach der stationären Psychotherapie begonnen, wo ich schon so ca. 30 Std. Gesprächstherapie hatte, neben den anderen Sachen natürlich.

Über eine neue Therapie habe ich noch nicht nachgedacht.

Also gestern ging es mir mal wieder richtig gut, gerade ist es wieder eher schlecht.

...Wie soll ich denn leben, wenn es mir richtig gut, ich Spass habe, Glücksgefühle habe, und ich dabei auch noch erfolgreich bin??...Wohin soll es führen...das geht doch nicht...

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Beitrag Sa., 23.02.2008, 20:17

Ups, das habe ich wohl überlesen, dass du noch in Therapie bist. In deinem Ausgangsposting hattest du geschrieben, dass du in Therapie warst. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass du sie schon beendet hast. Nun ja, aber nur noch eine Stunde ist auch nicht gerade viel...

Ich selber habe 8 Jahre Therapie gebraucht (davon die ersten 8 Monate stationär), um stabil und lebensfähig und, ja, glücklich zu werden. Zwischendurch gab es immer wieder Zeitpunkte, wo ich merkte, dass ich mit der Art der Therapie oder mit dem jeweiligen Therapeuten eine Grenze erreicht habe, und mir eine andere Richtung suchte.

3,5 Jahre Therapie finde ich jetzt gar nicht so lange, noch dazu, weil das Ganze offenbar in ziemlich geringer Frequenz stattfand (insgesamt nur 65 Std.?). Vielleicht brauchst du einfach noch länger. Oder eine andere Therapieform. Oder oder oder... sorry, ich weiß es doch auch nicht.
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sonne71
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 07:56

Hallo Ulf,

ich denke, dass einfach viele Probleme, die wir als Erwachsene haben, aus unserer Kindheit stammen. Wir wurden alle von unseren Eltern geprägt.
Wenn man immer wieder als kind vermittelt bekommt, dass man nur was wert ist, wenn man was schafft oder wenn man in bestimmter Weise zu funktionieren hat, das prägt.
In meiner Kindheit war es so, dass meine Eltern sich das Glücklichsein wirklich versagt haben. Schaffen und Leiden durfte man, das war irgendwie immer "erlaubt". Wenn es mir schlecht ging oder geht sind meine Eltern aufopfern in ihrer Rolle als Retter tätig, dann darf ich mich ausweinen, dann gibt es Ratschläge, dann bin ich in ihren Augen in ordnung.
Geht es mir gut, d. h. ich brauche mein Herz nicht bei meinen Eltern ausschütten, ich bin vielleicht auch einfach mal mit meinem Leben zufrieden und lebe einfach, wie ich es für richtig halte, dann kommen von Seiten meiner Eltern Unverständnis, negative Gefühle, manchmal auch sowas wie Hass, ich wäre egoistisch, würde nur an mich denken, ich sei so rätselhaft, weil ich meine Eltern nicht mehr in der Art und Weise an meinem Leben teilhaben lasse, wie sie es gerne hätten.
Und das sind so Sachen, die ziehen mich einfach unsagbar nach unten, dass ich auch manchmal das Gefühl habe, ich hätte kein Recht auf Glücklichsein.
Aber jeder hat ein Recht, sein Leben so zu gestalten, wie er es für richtig hält. Zur Not müsste man sich von Leuten, die einem nicht guttun, etwas zurückziehen, auch wenn es schwer fällt.

Lieber Gruß
Lola

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sonne71
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 08:07

Das soll jetzt alles nicht heißen, dass man die Eltern links liegen lässt, aber dass man vielleicht das alles versucht mit Abstand zu betrachten.
Ich habe auch ca so viele Therapiestunden, wie Du gehabt.
Ich hatte vor der Therapie immer nur so ein Gefühl...ja eigentlich unbeschreiblich wenn meine Eltern zu Besuch waren. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, obwohl ich auch schon über dreißig war.
Bei der Therapie habe ich angefangen, mich gegen den Einfluss meiner Eltern zur Wehr zu setzen, aber das ist so schwer.
"Man ist gut so wie man ist" an diesen Punkt muss man aber erstmal kommen.

nochmal LG Lola

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