Therapeutin untersagt den Austausch mit bester Freundin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Hamna
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 01:12

Hallo Christa,

vorab: ich kann deine Therapeutin gut verstehen, verstehe aber auch deine Begründung:
Christa hat geschrieben:dass ich während der Therapiestunde meine Gefühle nicht rauslassen konnte und nach der Stunde alles rasus kam. Direkt nach der Therapiestunde ist mein Bedürfnis mit meiner Freundin zu sprechen am größten, denn durch das Gespräch komme ich aus meinem Gefühlcaos wieder raus. Da ich manchmal das Bedürfnis habe mich selbst zu verletzen ist das Gespräch für mich diesbezüglich dann auch immer eine große Entlastung.
Außerdem leide ich manchmal an disuziativen Zuständen, so dass ich häufig ein Tag nach der Therapiestunde den Inhalt der Therapie nicht mehr weiß. Durch ein Gespräch wird mir der Inhalt bewußter und ich vergesse nicht so viel.
Statt alles gleich mit deiner Freundin durchzukauen, schreibe doch ein Therapie-Tagebuch, wo du alle deine Gedanken und Gefühle aufschreibst. Vielleicht wird dir so auch manches, was in der Therapie besprochen wird, klarer - denn du bist dann zwar allein mit deinen Gedanken und Gefühlen, kannst sie aber durch das Aufschreiben nochmal reflektieren. Und so geht dir auch nichts "verloren", du hast dann den Inhalt der Therapiestunde schwarz auf weiß und kannst später,m vor der nächsten Stunde, sogar schauen, was du mit der Therapeutin noch besprechen willst.

Könntest du dir das vorstellen?

lg, Rilke

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 14:53

Hallo Christa,

dein Bedürfnis, dich nach der Therapie auszutauschen und von den dort entstandenen Gefühlen zu entlasten, kann ich gut nachvollziehen. Auch deinen Wunsch, nicht so viel zu vergessen, was besprochen wurde, kenne ich. Ich habe es nicht nach jeder Sitzung, aber wenn, dann ordentlich.

Das Forum, in dem wir uns gerade austauschen, dient mir unter anderem zu diesem Zwecke. Ich führe auch ein Therapietagebuch.

Es gab ein oder zwei Fälle (meistens ist es aber nicht so), da hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass der Austausch hier im Forum meine Therapie und die Beziehung zu meinem Therapeuten belastet, und sich Meinungen, die hier geäußert wurden, zwischen mich und meinen Therapeuten "stellten".
Dies zu erkennen, war der erste wichtige Schritt. Der zweite Schritt war, herauszufinden, warum ich so sensibel auf gewisse Äußerungen reagierte.

Bei mir ist es so, dass ich Scheidungskind bin, und meine Eltern häufig versuchten, v.a. meine Mutter, den anderen in meinen Augen "schlecht" zu machen. So fühlte ich mich ständig zwischen den Stühlen. Auch konnte ich nie offen mit ihnen reden, aus Angst, Dinge zu erzählen, die der/die andere nciht hören sollte.

Ist diese "Konkurrenzsituation" zwischen deiner Freundin und deiner Therapeutin etwas, was du nachempfinden kannst, oder etwas, was eher nur deine Therapeutin betrifft? Beim ersten Lesen deines Beitrages hatte ich eher den Eindruck, deine Therapeutin hat ein Problem und macht es jetzt zu deinem. Siehst du das auch so wie sie?

lg sandy


Gast
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 15:15

Anastasius hat geschrieben: Wie auch Eltern nicht immer alles wissen müssen, was die Kinder tun, muss der Kleint auch nicht immer alles ausplaudern, was er tut.
Der Rat gefällt mir. Christa, wenn Deine Thera jetzt ohnehin damit einverstanden ist, daß Du eine Zeitlang immer sofort die Stunde mit Deiner Freundnis besprichst, besteht im Moment kein Handlungsbedarf. Du kannst ja - dem Rat einiger Posts hier folgend das auf die eine oder andere Weise reduzieren. Aber nie zu der Thera sagen: "Meine Freundin hat aber gesagt...". Wenn Dich Deine Thera dann irgendwann mal wieder nach der Beziehung zu Deiner Freundin fragt, würde ich das ein wenig herunterspielen.

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lingaroni
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 15:31

@sir

du meinst ganz nach dem motto: wenn die therapie schon nicht wirkt, dann braucht die therapeutin wenigstens nicht wissen wieso! die soll sich mal ordentlich als versagerin fühlen.

also irgendwie denk ich mir da: schade ums geld. da wäre doch die gratistherapie durch die freundin besser und mit den gesparten kosten würde ich schön urlaub machen.

LG

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Gast
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 16:33

lingaroni hat geschrieben:@sir
du meinst ganz nach dem motto: wenn die therapie schon nicht wirkt, dann braucht die therapeutin wenigstens nicht wissen wieso! die soll sich mal ordentlich als versagerin fühlen.
Ob die Therapie wirkt oder nicht, bleibt abzuwarten.
christa hat geschrieben:. . . finde ich meine Therapeutin sehr nett und ich habe auch das Gefühl das sie sehr professionell arbeiten...
Das sind gute Voraussetzungen dafür, daß Christa sich ganz auf ihre Therapeutin einlassen können wird. Wenn sie das "Verbot", die gesamte Therapiestunde mit ihrer Freundin zu besprechen, nicht einsehen kann, jedoch widerstrebend dem Wunsch der Thera nachkommt, halte ich das auch nicht gerade für den Erfolg der Therapie förderlich.

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feder
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 20:20

Um ganz ehrlich zu sein, kann ich die Therapeutin nicht wirklich verstehen.
Sind denn Therapie und Freundschaft nicht 2 grundlegend verschiedene Dinge? Eine Freundin kann doch keine Therapie ersetzen und eine Therapeutin keine Freundin. So kann eine Freundin eben auch keine "Gratistherapie" neben der eigentlichen Therapie sein.

Sicher kann man vieles zerreden, so eben auch Therapiesitzungen, über die man zu zweit grübelt statt sie nachwirken zu lassen. Man kann auch vieles zerreden, um nicht (nach einer Sitzung) mit sich selbst im Dialog zu bleiben und sich selbst und seinen Gefühlen Raum geben zu müssen. Aber das scheint mir nicht das Problem. Und wenn doch eben genau das passiert, gehört es in die Therapie zu gucken, warum man sich (noch) nicht traut, mit seinen Gefühlen allein klar zu kommen und eben das Gespräch mit einer Freundin braucht.

Ich würde mich von einer Forderung meiner Therapeutin, mich von meinen Freunden zu distanzieren (gerade wenn das Problem besteht, dass man sich selten Menschen wirklich öffnet) unter Druck gesetzt fühlen. Ich hätte das Gefühl, sie duldete "keine Götter neben sich", will also die einzige tiefe Beziehung in diesem Leben sein. Wozu? Wir brauchen doch mehr als eine Bindung. Und für einen bestimmten Zeitraum wird sie wohl höchste Priorität genießen. Das ist gut so. Aber doch nicht ewig. Wie sollte sonst ein Therapieende irgendwann aussehen?

Mal davon abgesehen: ich weiß ja nicht, wie die Therapeutin das genau ausgedrückt und begründet hat, aber ich fände es ok, darauf hin zu weisen, dass es eben wichtig wäre, für sich selbst zu gucken, was passiert, statt es von einer Freundin von außen beurteilen zu lassen. Den Austausch zu untersagen, steht ihr nicht zu.
psychologisch ist nicht logisch. (schulz von thun)

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Tröte
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 20:25

Sir hat geschrieben:
Anastasius hat geschrieben: Wie auch Eltern nicht immer alles wissen müssen, was die Kinder tun, muss der Kleint auch nicht immer alles ausplaudern, was er tut.
Der Rat gefällt mir. Christa, wenn Deine Thera jetzt ohnehin damit einverstanden ist, daß Du eine Zeitlang immer sofort die Stunde mit Deiner Freundnis besprichst, besteht im Moment kein Handlungsbedarf. Du kannst ja - dem Rat einiger Posts hier folgend das auf die eine oder andere Weise reduzieren. Aber nie zu der Thera sagen: "Meine Freundin hat aber gesagt...". Wenn Dich Deine Thera dann irgendwann mal wieder nach der Beziehung zu Deiner Freundin fragt, würde ich das ein wenig herunterspielen.

meine therapeutin hat mir in der letzten stunde explizit gesagt, dass patienten auch geheimnisse haben sollen und müssen und dass sie sich nicht "nackt" vor dem thera fühlen sollen.
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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metropolis
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 20:57

Ich würde mich von einer Forderung meiner Therapeutin, mich von meinen Freunden zu distanzieren (gerade wenn das Problem besteht, dass man sich selten Menschen wirklich öffnet) unter Druck gesetzt fühlen. Ich hätte das Gefühl, sie duldete "keine Götter neben sich", will also die einzige tiefe Beziehung in diesem Leben sein. Wozu? Wir brauchen doch mehr als eine Bindung. Und für einen bestimmten Zeitraum wird sie wohl höchste Priorität genießen. Das ist gut so. Aber doch nicht ewig. Wie sollte sonst ein Therapieende irgendwann aussehen?
Ich lese hier immer wieder Kritik die in diese Richtung geht. Aber ich bin mir ganz sicher, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Die Therapeutin würde nicht empfehlen, sich von Freunden zu distanzieren oder die Bindung zur Freundin zu lockern. Im Gegenteil, der Thera wird es wahrscheinlich sogar sehr wichtig sein, dass Freundschaften erhalten bleiben oder neu auf gebaut werden. Und die Empfehlung die Therapie nicht mit der Freundin zu besprechen steht dazu auch nicht im Widerspruch.

Ich verstehe auch nicht, Christa, warum du glaubst deine Freundschaft aufs Spiel zu setzen, wenn du mit ihr nicht mehr den Inhalt deiner Therapie beredest. Es sagt doch niemand dass du sie über dein Befinden anlügen sollst. Wenn sie wirklich eine gute Freundin ist, brauchst du ihr nur den Sachverhalt erklären und diese Vorkehrung begründen und sie wird hoffentlich Verständnis dafür haben.

Ich würde die Empfehlung der Thera auch nicht 100%ig umsetzen; so ein bisschen drüber reden, wird schon ncht schaden, aber dieses systematische Aufarbeiten nach der Sitzung ist etwas too much.

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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*AufdemWeg*
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:02

Hallo Christa,

meine Therapeutin äusserte das gleiche zu Beginn meiner Therapie
mit der Begründung, dass die Gefahr besteht,
dass ich das, was ich mit meiner Freundin bespreche
dann nicht mehr in die Therapie bringe
und ich muss sagen
bei mir besteht tatsächlich die Gefahr
dass ich versuche Lösungen zu präsentieren, Erklärungen zu finden
bevor ich überhaupt wage ein Problem, eine Schwäche oder Erinnerungen und Gefühle anzusprechen.
Ich würde es ohne meine Freundin auch nie von einer Therapiestunde zur nächsten schaffen, auf der anderen Seite ist meine Freundin auch so,
dass sie mir manchmal das Gespräch verweigert und mich an meine Therapeutin verweist.

LG ADW
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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(V)
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:05

Hmm. Eine schwierige Frage. Also, ich persönlich würde ja eher die Thera wechseln als mir bei Freunden "Redeverbot" erteilen zu lassen. Obwohl die Argumentation der Thera durchaus schlüssig ist, empfinde ich es als hochgradig seltsam. Ich würde da eher den Verdacht hegen, dass die Therapeuten zwischen dir und der Freundschaft steht, nicht umgekehrt.

Nur weil man sich mit der besten Freundin AUSTAUSCHT (und gleichberechtigt Sorgen und Gedanken teilt) wird diese doch nicht automatisch zur "Ersatztherapeutin". Was würde sie denn machen, wenn du ein Partner hättest? Da gälte dann doch das gleiche Argument, oder? Dass Partner nicht daheim über ihre Therapie sprechen sollen? Bestätigt wieder einmal mein kleines Vorurteil, dass Therapie dank ihrer Individualitäsfocusierungen eher auseinander statt zusammenbringen.

Oder in Partnerschaften per se. Selbes Argument angewendet hieße, dass Frau nicht mit ihren Freundinnen über Beziehungskram und Sorgen reden kann, weil es ansonsten "eine Dritte" in der Beziehung gibt. Trotzdem ist es das Normalste der Welt.

Gerade wenn die Freundin so dermaßen wichtig ist, kann doch nicht den Austausch verbieten? Da würde ich ernsthaft um die Freundschaft fürchten, wenn es zu einer solchen radikalen Veränderungen und Ungleichgewicht kommt, dass von nun an nur noch die Freundin über ihre Probleme, Leben, Gedanken erzählt, du aber nicht mehr darauf reagieren "darfst" in Form von sich einbringen.

Deine Therapeutin wird dir wohl kaum untersagen wollen, mit deiner besten Freundin über den Leben, deine Alltagssorgen, deine Gefühle zu reden. Oder? Ich vermute mal stark darum, dass es NUR darum geht, dass du nicht so viel von der Therapie erzählen sollst. Ergo: Eigentlich nur darum, dass die Therapeutin nicht möchte, dass IHRE Worte weitergetragen werden. Verstehe ich das richtig?
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass da weniger um DICH als um sie geht. SIE fühlt sich unwohl mit einer "unsichtbaren" Dritten", weil sie diese nicht kennt.

Man kann ja wohl kaum jemanden empfehlen, der sich gerade anfängt im Freundeskreis zu öffnen... was wohl sehr wertvoll ist in diesem Fall... sich genau dort wieder zu verschließen. Nee, nee, ich glaub, es geht um was anders.

Die These mit der Schutzfunktion halte ich etwas an den Haaren herbei gezogen. Ich glaube nicht, dass die Freundin der Thera da irgendwas wegnimmt. Dass es hier ein entweder/oder gibt. ENTWEDER sie öffnet sich mir ODER der Freundin.
Ich denke viel eher, dass du wie manche Frauen vor allem kommunikativ "verarbeitest" und "denkst". Beim Reden (oder schreiben) denken. Das geht vielen so. Das ist eine - wie ich finde - durchaus legitime Art der eigenen Verarbeitung, sofern man niemanden damit belastet.

Abgesehen davon ist es sicherlich nicht das Dümmste, sich - falls es doch um Schutzfunktion geht - sich ein Hintertürchen offen zu halten und sich nicht VÖLLIG auf einen Therapeuten als "einzigen Gesprächspartner" zu verlassen. Diese können nämlich bekanntlich auch irren und die Gefahr der Abhängigkeit ist groß.

Da deine Thera sonst recht nett erscheint, würde ich noch mal mit ihr drüber reden. Vielleicht geht es gar nicht um die Freundin, sondern nur das sich mehr emotionale Reaktionen von dir wünscht und nur befürchtet, dass dies mit Freundin im Schlepptau nicht gehen wird. Da wäre dann aber ein ganz anderer Ansatz als in die Freundschaft einzugreifen. Und konstruktiver. Wie ich schon schrieb: Die Freundin nimmt der Thera ja nichts weg. Aber genau das scheint sie zu befürchten, dass du dich entweder nur da oder nur dort öffnest?

Was anders wäre es, wenn sie ernsthafte Bedenken hätte aufgrund deiner Erzählung, dass diese Freundschaft dir schadet. Aber dann sollte sie schon Butter bei die Fische packen.

Selbst wenn in irgendeinem Punkt deine Thera dir das eine sagt, du später mit der Freundin redest, und diese dir ins Gewissen redet, dass deine Thera dumm und inkompetent wäre... nun, so wäre das doch eine wunderbare Chance um zu üben eine eigene Meinung zu finden? Habe aber nicht den Eindruck gewonnen, dass es so wäre.

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(V)
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:15

@AufdemWeg
*AufdemWeg* hat geschrieben: meine Therapeutin äusserte das gleiche zu Beginn meiner Therapie
mit der Begründung, dass die Gefahr besteht,
dass ich das, was ich mit meiner Freundin bespreche
dann nicht mehr in die Therapie bringe
Das ist so wie mit unbeantworteten Anrufen. Wenn es wichtig ist, kommt es schon wieder.
Ich denke mir halt auch: So eine Therapie-Stunde ist begrenzt. Und zwischen zwei Sitzungen gehen einem soooo viele Dinge durch den Kopf, man kann sowieso nicht alles auf einmal einbringen, vergisst sowieso mehr als die Hälfte, verschiebt es auf später... und kümmert sich immer erst um das, was gerade am meisten präsiert.
Wenn mir bei einem Thema das Gespräch mit einer Freundin ausreicht, dann war es wohl auch nicht "therapie-relavant", denn wozu braucht man einen Therapeuten haben, wenn man es auch alleine mit einem normalen Gespräch unter Freunden so bearbeiten kann, soweit, dass es erstmal kein Thema mehr ist?
Wenn es aber um etwas geht, was verzwickter und tiefergehend ist, dann kommt der Drang über das Thema zu reden sowieso wieder und verschwindet nicht einfach so im Off.
Ja, ich glaube sogar, dass dies sinnvoll sein könnte, wenn richtig angewendet, um die Therapie effektiver zu gestalter weil die eher "harmloseren, alltäglicheren Dinge" schon abgedeckt sind.

Ich verstehe wohl deine Argumentation nicht. Wenn du etwas zu deiner Freundin trägst und es damit abgegolten ist, und das funktioniert... und somit mehr Platz für die Themen bleibt, die du nicht in Eigenregie mit/ohne Freundin lösen kannst, wo ist denn da das Problem?

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mitsuko
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:22

Hallo Christa!

Ich hätte auch Probleme mit einer solchen Forderung. Tatsächlich bespreche ich auch ganz viel aus meiner Therapie mit jemandem, in dem Fall nicht Freundin, sondern mein Partner. Wenn ich nun je zu hören bekäme, der stünde dadurch zwischen Thera und mir, fände ich das mehr als befremdlich. Was ist denn wenn die Beziehung, ob nun Freundschaft oder Partnerschaft, eben so gestaltet ist, dass man einander sehr viel ins Vertrauen zieht? Das sollte die Therapeutin m.E. als Lebensumstand des Klienten akzeptieren, sofern der es nicht von sich aus ändern möchte. Wenn deine Therapeutin das so konkret an dich gerichtet hat, wirkt das auf mich geradezu besitzergreifend.
Natürlich verstehe ich das Problem, wenn der Klient diese Gespräche als Mittel nutzt, sich in der Therapie bedeckt zu halten, aber es sollte doch auch der Klient sein, der entscheidet, wie viel er wann erzählt. Bei wachsendem Vertrauen in die Therapeutin wärest du ggf. auch von selbst darauf gekommen, das zu tun was nötig ist, um dich mehr zu öffnen. Dass deine Therapeutin das so forcieren möchte, und irgendwie auch sehr wertend dabei ist - was in dieser Freundschaft passiert, ist nicht gut - finde ich seltsam.

LG
mitsuko

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metropolis
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:24

Gothika hat geschrieben:Was würde sie denn machen, wenn du ein Partner hättest? Da gälte dann doch das gleiche Argument, oder? Dass Partner nicht daheim über ihre Therapie sprechen sollen?
Mir wurde explizit gesagt ich solle nicht mit meinem Partner über meine Therapie reden. Und ich halte mich dran, weil ich das Anliegen meines Theras verstehe.
Deine Therapeutin wird dir wohl kaum untersagen wollen, mit deiner besten Freundin über den Leben, deine Alltagssorgen, deine Gefühle zu reden.
Also bitte, was soll denn diese Polemik. Das hat doch niemand gesagt. Hör doch mal auf mit spinnen

Ergo: Eigentlich nur darum, dass die Therapeutin nicht möchte, dass IHRE Worte weitergetragen werden. Verstehe ich das richtig?
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass da weniger um DICH als um sie geht. SIE fühlt sich unwohl mit einer "unsichtbaren" Dritten", weil sie diese nicht kennt.

Da deine Thera sonst recht nett erscheint, würde ich noch mal mit ihr drüber reden.
Na, die wird sich wundern, wie sie missverstanden wurde.
Zuletzt geändert von metropolis am Sa., 05.12.2009, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:43

Wie in dem Zitat von mir auch schon steht:

Ich gehe davon aus, dass der untersagte Austausch NUR die Therapie beinhaltet, aber nicht z.B. wie es ihr gerade geht. So habe ich das verstanden. Also nicht generell den Austausch verbietet, sondern nur den Therapie-Inhalt.

Wenn ich also beispielsweise meiner besten Freundin erzähle, dass es mir schlecht geht wegen xy, am nächsten Tag exakt das selbe der Therapeutin... wo ist denn da der Unterschied außer in dem, was die Therapeutin darauf hin sagte?

So ganz steige ich da noch nicht durch. Es seit denn es ginge wirklich darum, dass Christa mit ihrer Freundin nicht mehr ihre Gefühle und Problemen reden "dürfe". Das wäre dann aber wirklich sehr grenzwertig.

Daher GLAUBE ich, es geht darum Gespräche zu vermeiden, die sich ausschließlich darum drehen a la "Meine Thera meint..." und "Mein Thera hat gesagt, dass..." und... "Ich hab das gesagt, Thera das, darauf hin kam ich zu dem Schluss, dass ich mehr Freiheiten für mich brauche..." Sondern man es eben einfach auf ein: "Ich habe erkannt, dass ich mehr Freiheiten brauche" reduzieren soll. Und dass, falls sie Hausaufgaben kriegt, diese alleine machen soll.

Genaues muss wohl Christa sagen, wie es gemeint ist.

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Beitrag Sa., 05.12.2009, 21:48

Daher GLAUBE ich, es geht darum Gespräche zu vermeiden, die sich ausschließlich darum drehen a la "Meine Thera meint..." und "Mein Thera hat gesagt, dass..." und... "Ich hab das gesagt, Thera das, darauf hin kam ich zu dem Schluss, dass ich mehr Freiheiten für mich brauche..."
Richtig, ich verstehe nicht, warum man in die Aussage der Thera mehr interpretiert als dies.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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