männliche Klienten bei weiblichen Therapeutinnen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Beitrag Mi., 02.12.2009, 15:29

münchnerkindl hat geschrieben:
Vieleicht liegt es ja eher daran daß bei einer Frau mehr oder weniger schöne Mutterübertragungen drohen?

Was natürlich total "unmännlich" ist, wenn solche Gefühle hochkommen...
Wieso - wenn man plötzlich Lust verspürt, an den Brüsten der Therapeutin zu saugen.

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Dunkle
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Beitrag Mi., 02.12.2009, 20:10

nochmal was aus der Analyse-Ecke...

...zeigen sich geschlechtsspezifische Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene z. B. darin, dass Analytiker und Analytikerinnen sich in das eigene Geschlecht besser einfühlen
können, als in das andere, besonders dann, wenn sich die Erfahrungs- und Phantasiewelten ähneln, dass Analytiker oft Gegenübertragungsträume mit erotischem und/oder sexuellem Inhalt haben, Analytikerinnen mehr auf der Ebene des manifesten
Inhalts davon träumen, dass Patienten in ihre private Sphäre eindringen, in Wohnung, Praxis, Schlafzimmer. Wenn männliche Therapeuten in ihren Behandlungsberichten die konflikthafte Seite des Lebens und die objekttrennenden Emotionen hervorheben, so
legen die Analytikerinnen Wert auf die harmonischen Zustände und die objektverbindenden Emotionen. Zwischen männlichen Therapeuten und Patientinnen konstelliert sich rasch ein heterosexuelles Spannungsfeld, zwischen Therapeutin und
Patient eher eine entwicklungsbedürftige Mutter-Kind-Beziehung. Männliche Analytiker neigen mehr zu konfrontierenden Deutungen, die weiblichen mehr zum Abwarten und zum Mitgehen. Psychoanalytiker bevorzugen eine aktive Behandlungstechnik, um
Bewegung ins Gespräch zu bringen, der Patient soll oder muss reagieren, die Analytikerin geht behutsamer vor mit einer Behandlungstechnik, welche die Aktivität des Patienten anregt. Ist die Aufgabe der Analytiker Autorität mit der für den Beruf
notwendigen Empathie zu verbinden, so müssen Analytikerinnen ihre Empathie mit ihrer Fachautorität verbinden.

aus:
http://www.jaspers-psychoanalyse.de/pdf/Jackett.pdf

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Dunkle
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Beitrag Mi., 02.12.2009, 20:19

Aber mal im Ernst...

es muss ja nicht gleich so weit kommen...
Sir hat geschrieben:wenn man plötzlich Lust verspürt, an den Brüsten der Therapeutin zu saugen.
(isses schon soweit, Sir?)

Ich denke schon, dass Mann in einer Therapeutin (unbewusst) das sucht (neben Professionalität natürlich), was er am Weiblichen schätzt... und das ist meist etwas Mütterliches, Verständnisvolles...
Es wird aber letztendlich - wie bei allen Thera-Patient-Findungen - auf Sympathie, auf freie Plätze, auf gute Vorgespräche usw. ankommen.

Es gibt wohl ne Menge Patientinnen, die absichtlich zu einer Frau gehen. Von einem Mann habe ich noch nie gehört, dass er absichtlich eine Frau als Therapeutin aufsucht.
Ich kenne da Männer, die würden mit einer Frau in so einer Rolle als erstes ein Autoritäts-Problem bekommen...weil sie sich ja als Patienten unterlegen fühlen könnten. Und wenn das schon passiert, das dann bei einer Frau???


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Beitrag Mi., 02.12.2009, 21:27

Jaspers hat geschrieben:Zwischen männlichen Therapeuten und Patientinnen konstelliert sich rasch ein heterosexuelles Spannungsfeld, zwischen Therapeutin und
Patient eher eine entwicklungsbedürftige Mutter-Kind-Beziehung. Männliche Analytiker neigen mehr zu konfrontierenden Deutungen, die weiblichen mehr zum Abwarten und zum Mitgehen. Psychoanalytiker bevorzugen eine aktive Behandlungstechnik, um
Bewegung ins Gespräch zu bringen, der Patient soll oder muss reagieren, die Analytikerin geht behutsamer vor mit einer Behandlungstechnik, welche die Aktivität des Patienten anregt. Ist die Aufgabe der Analytiker Autorität mit der für den Beruf
notwendigen Empathie zu verbinden, so müssen Analytikerinnen ihre Empathie mit ihrer Fachautorität verbinden.
Das trifft ja zu 100 % zu auf meine Thera und mich zu. Auf der Jaspers-Seite sind sicher noch weitere interessante Texte, die ich lesen werde. Danke für den Link, liebe Dunkle.
Sir hat geschrieben:wenn man plötzlich Lust verspürt, an den Brüsten der Therapeutin zu saugen.
(isses schon soweit, Sir?)
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
(Max Dauthendey)

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Dunkle
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Beitrag Mi., 02.12.2009, 21:52

Sir hat geschrieben:Und lassen meine Wünsche ein.
hmmm...

Hört "sie" manchmal von Deinen Wünschen??
Und wenn ja, was sagt SIE dazu?


Max Dauthendey ist auch so ganz mein Geschmack! Danke!

LG
Dunkle


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Beitrag Mi., 02.12.2009, 21:57

Dunkle hat geschrieben:
Hört "sie" manchmal von Deinen Wünschen??
Ach,...
«Laßt uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen.»

( Kurt Tucholsky)

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Dunkle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 13:49

Lieber Sir,
Darauf eine adäquate Antwort zu finden, hat jetzt ein wenig gedauert...
Sir hat geschrieben:Ach,...«Laßt uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen.»
Ja, ein schöner Zustand.
Aber ich versuche gerade die Quadratur des Kreises: Zu begreifen und zu genießen! Mal sehen, ob das geht.

Ach...





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Beitrag Do., 03.12.2009, 15:31

Liebe Dunkle
Das Leben ist viel zu wichtig, um es ernst zu nehmen.
Oscar Wilde


Eremit
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Beitrag Do., 03.12.2009, 17:28

Für mich persönlich macht das Geschlecht des Therapeuten einen großen Unterschied, und zwar dann, wenn es um Sexualität, Geschlechterrollen bzw. typische Männerprobleme geht. Ich habe die Erfahrung machen müssen, daß weibliche Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten dazu tendieren, Probleme in den bereits genannten Bereichen zu bagatellisieren.

An Sätze wie "Das wird schon nicht so schlimm sein" oder "Stellen Sie sich nicht so an" werde ich mich mein Lebtag erinnern...


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Beitrag Do., 03.12.2009, 22:11

@ Eremit

Erbitte konkrete Beispiele.

Als ich mit meiner Therapeutin über Sex gerdet habe, fragte sie mich, ob ich schon mit anderen Frauen so offen über dieses Thema gesprochen habe. Ich verneinte und sagte ihr, daß ich sie hier auch nicht als Frau sondern als geschlechtsneutralen Profi gesehen habe (förderlich hier das Setting bei einer Analyse - kein Blickkontakt).


Eremit
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 15:42

Konkretes Beispiel: Meine Erlebnisse mit Vernachlässigung und psychischer als auch physischer Gewalt, sei es im Elternhaus, sei es in der Schule.

Als ich den Frauen erzählte, wie sehr ich darunter zu leiden hatte, wurde ich nicht ernst genommen. Es ist ja in Ordnung, einen Buben zu schlagen und zu demütigen. Der hält das schon aus. Aber Mädchen, nein, bei denen darf man das natürlich nicht! Außerdem ist es doch bitte keine Sache, wenn ein Bub nie von seiner Mutter in den Arm genommen und gestreichelt wird. Mädchen, ja, die brauchen das, aber Buben interessieren sich ja nicht für Zärtlichkeiten.

Männer stehen auf Gewalt. Deshalb ist jede Form von Gewalt gegenüber Buben und Männern in Ordnung. Männer sind schlecht, also sollen sie auch schlecht behandelt werden. So viel zur Argumentation. Und ich habe diesbezüglich 12 Jahre Erfahrung und vielen Menschen in diesem Bereich gesprochen. Auch Männer vertreten diese antiquierten Ansichten, ja. Aber in 12 Jahren war nicht EINE Frau dabei, die anders dachte. Nicht eine. Aber schon eine Handvoll Männer. Interessante Beobachtung, nicht?

Ich leide primär an einer posttraumtischen Belastungsstörung. Ich empfinde die Normalitätsintervention meines Therapeuten als Balsam für die Seele. Aber genau das war eben mit keiner Frau bis jetzt möglich. Nicht einmal ansatzweise.


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Beitrag Sa., 05.12.2009, 16:50

Eremit hat geschrieben:Aber in 12 Jahren war nicht EINE Frau dabei, die anders dachte. Nicht eine. Aber schon eine Handvoll Männer. Interessante Beobachtung, nicht?
Das hätte ich nicht gedacht. In welchen Kreisen verkehrst Du? Vielleicht solltest Du's mal in einem Verein versuchen, von dem man annehmen kann, daß derartige Frauen dort nicht sind, z. B. Literaturclub, amnesty international, Musikverein o. ä..


Eremit
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 17:06

Ich habe mich etwas unkonkret ausgedrückt. "Menschen" bezieht sich auf männliche wie weibliche Psychoanalytiker, Psychotherapeuten, Psychologen, es geht nur um diese. Schließlich bin ich bei denen in Behandlung und nicht bei den Frauen im Literaturklub.


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Beitrag Sa., 05.12.2009, 17:11

@ Eremit

Ach so. Wieviele Therapien bzw. Vorstellungsgespräche hast Du in den 12 Jahren bei Therapeutinnen gehabt? Und alle verständnislos für Dich? Kann ich mir erst recht nicht vorstellen.


Eremit
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Beitrag Sa., 05.12.2009, 17:40

@Sir: Ich kann nur schätzen. Irgendwo zwischen 20 und 40. Von denen übrigens 80% Frauen waren.

Ich habe sogar schon Zeugen mitgenommen, weil ich diese "Das kann ich gar nicht glauben"-Sätze nicht mehr hören konnte. Menschen, die mich und meine Geschichte kennen, sogar meine Schwester, die all die schrecklichen Dinge ebenso miterlebt hat. Die konnten es sogar nach dem Gespräch nicht glauben, was für Sätze da von professioneller Seite fielen.

Ich will nicht sagen, daß ich GAR KEIN Verständnis bekam. Aber in den von mir genannten Bereichen war das Verständnis IMMER null. Die Ursache meiner Probleme wurde damit zu einem Großteil negiert.

Es war schon seltsam, wenn ich daran denke: Die Sozialarbeiterinnen schienen viel besser für den Job geeignet zu sein. Diese zeigten nähmlich genügend Verständnis. Selbst meine Hausärztin tat sich damit nicht sonderlich schwer. Vielleicht hatte ich auch unglaubliches Pech, immer an die falschen Therapeutinnen und Analytikerinnen zu geraten.

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