Angst vor spitzen, scharfen Gegenständen, Kanten, Ecken

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.

TA175
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 16
Beiträge: 2

Beitrag Do., 04.09.2014, 01:36

Hallo,
Ich habe manchmal einen komischen Zwang, spitze Gegenstände oder Ecken und Kanten nicht anzusehen (egal, ob in der Realität, auf Bildern, in Videos oder auch in Videospielen), sonst kneife ich meine Augen zusammen oder nehme die Hand davor. Ich habe keine Angst vor spitzen Gegenständen, sondern ich bekomme ein komisches Gefühl, welches ich nicht beschreiben kann, in meinen Augen und sie wollen sich schließen, als ob sie die Ecken und Kanten nicht sehen wollen.
Es fängt immer plötzlich an und hört nach mehreren Minuten oder Stunden langsam auf. Ich weiß nicht, was der Auslöser ist.
Kennt einer von Euch sowas oder hat davon mal was gehört/gelesen? Ich würde echt gerne wissen, was das sein könnte. Zum Glück kommt das nicht häufig vor (ca. einmal in zwei Monaten; unregelmäßig), aber wenn es dann mal vorkommt, ist dies echt nervig, da ich dann nirgendwo mehr richtig hinschauen kann.

Ach ja, vielleicht gibt es einen Zusammenhang (vielleicht auch nicht): Ich habe zwar sehr dunkle Augen, aber wenn ich draußen bin, blendet oft die Sonne oder die Umgebung allgemein, auch wenn es bewölkt ist und der Himmel überall grau ist. Außerdem 'leide' ich am photischen Niesreflex. Das heißt, dass ich niesen muss, wenn ich Richtung Sonne gucke.
Aber ich habe mich an diese zwei Sachen gewöhnt, da diese die ganze Zeit da sind.

Danke für die Antworten und MfG
TA175

Werbung


carlos104
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 30
Beiträge: 1

Beitrag Mi., 18.11.2015, 15:52

Ich habe das gleiche Problem. Weiß mittlerweile irgendwer von euch, was dieses Leiden sein oder auslösen könnte?

Benutzeravatar

schrumpelhut
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 58
Beiträge: 4

Beitrag Mo., 24.09.2018, 11:35

Hallo,
auf der Suche nach einer Antwort bin ich auf dieses Forum gestoßen und es war die einzige Seite, die mein Thema ausgiebig behandelt hat. Vielen Dank erst mal.
Ich habe das gleiche Problem mit Spitzen und Kanten schon ewig. Nur ein Beispiel: Gabeln wurden in meinem Elternhaus auf meinen Wunsch hin immer umgekehrt hingelegt und vom Ausräumen des Besteckes aus der Spülmaschine war ich befreit. Bei Schnupfen und Fieber wurde es übrigens ganz schlimm.
Der Augenarzt tippte auf Lichtempfindlichkeit, das war in den 70ern, und ich bekam eine Sonnenbrille, die sich den Lichtvverhältnissen anpasst. Es hat nicht viel geholfen.
Seit 1987 bin ich wegen anderer Dinge in psychiatrischer Behandlung aber erst vor ein paar Jahren fragte ich meinen Arzt, was das denn sein könnte, nachdem ich alles sorgfältig mit Fotos dokumentiert hatte. Er sagte rundheraus, dass es sich um Aichmophobie handelt. Klar war ich erschrocken, ich, Phobie, ist doch Quatsch.
Er gab mir aber gleich einen Ratschlag, den ich hier auch gerne verbreiten möchte. Phobien "heilt" oder verbessert man indem man sich den Problemen z.B. Spinnen oder öffentliche Plätze bewusst aussetzt. Das gleiche gilt für die Aichmophobie.
Wer Angst davor hat, sich selbst zu verletzen, sollte hier vielleicht vorsichtig sein oder das Problem in einer therapeutischen Sitzung angehen.
Wichtig dabei ist, dass man über 10 Minuten am Stück sich mit seiner Angst beschäftigt. Also setzte ich mich an einen Tisch und fing ganz sanft mit einer Plastikgabel an. Ich steigerte mich und lernte dabei, dass ich um es überhaupt auszuhalten, meine Augen um den Gegenstand kreisen ließ. Es war sehr schmerzlich aber es half. Ich hatte 3-4 Eigensitzungen.
Ich lebe inzwischen so gut wie ohne Beschwerden, nur manchmal stört mich ein spitzes Objekt. Dann "streichele" ich mit meinem Blick den spitzen Gegenstand, fasse ihn bewusst ins Auge umkreise ihn. Wenn man es einmal raus hat.

Meine Tochter hat sehr ähnliche Probleme und wir können uns darüber unterhalten. Von einer Eigenthearapie konnte ich sie nicht überzeugen.
Noch eins zum Schluss: Meine Mutter ist Österreicherin, ich befinde mich auf einer .at Seite. Ist die Aichmophobie häufiger in Österreich ;-) ?

Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3693

Beitrag Mo., 24.09.2018, 11:46

... muss das unbedingt gleich eine Phobie sein?
Früher kannte ich das auch ein bisschen. Ich habe das aber eher lediglich als Zwangsgedanken bezeichnet...

Werbung

Benutzeravatar

schrumpelhut
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 58
Beiträge: 4

Beitrag Mo., 24.09.2018, 12:46

Hallo diesoderdas,

genau das hat mich am Anfang auch furchtbar gestört. Ich habe es Anderen nach vergeblichen Erklärungsversuchen als Kopfweh erklärt. Wie kann, was sich in den Augen und um die Augenbrauen herum als "Schmerz" anfühlt, als Phobie, also Angst bezeichnet werden. Ich habe keine Angst, es tut weh!
Der Leidensdruck war aber so groß, dass die Bezeichnung mir irgendwann egal war und ich dachte, jetzt versuche ich es einfach mal, wird schon nicht schaden.

Ist es denn bei Dir von alleine verschwunden?

Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3693

Beitrag Mo., 24.09.2018, 13:34

Also, ich hatte das nicht wirklich auf die Art und Weise, wie ihr das beschreibt.
Bei mir waren es tatsächlich nur Gedanken und Ängste. Ich dachte damals immer: Wer garantiert mir, dass ich nachts nicht schlafwandle und dann mit den spitzen Gegenständen auf Menschen losgehe und denen schade. Oder mir selbst. Oder dass ich aus dem Fenster hopse ohne mir dessen bewusst zu sein. Oder oder... Eigentlich alles möglich wo ich oder andere zu Schaden kommen könnten durch mich.

Folglich habe ich mich immer unwohl gefühlt. Und darüber reden ist ja auch nicht einfach, aus der Angst heraus, dass einen alle für bekloppt halten. Oder vielleicht schlimmer noch, dass andere Angst vor einem bekommen könnten.

Bei mir sind die Gedanken besser geworden, als ich während einem Klinikaufenthalt auf einmal gemerkt habe, dass solche Gedanken gar nicht so selten sind. In unserer Gruppe waren es, glaube ich, noch 2 andere.
Therapeuten haben da eigentlich nie etwas dazu gesagt. Geholfen haben die Gespräche mit einer Schwester in der Klinik und eben vor allem das Austauschen mit anderen Betroffenen und dem merken, dass es eben verbreitet ist.

Ich habe es mir selbst dann so erklärt, dass das bei mir mit Vertrauen zu tun hat. In mich selbst vor allem und andere. Dass es da mangelt und ich deshalb diese Gedanken habe. Vielleicht auch, mich selbst irgendwie als schlecht zu empfinden (der Gedanke kam aber erst Jahre später).
Auf die Idee, es als Phobie zu bezeichen wäre ich gar nicht gekommen.
Es wurde immer weniger mit den Jahren. Jetzt ist es ganz selten mal noch da, aber eigentlich so gut wie weg. Einfach so, ohne Thema in der Therapie gewesen zu sein. Bzw. es war schon Thema, aber die eine Therapeutin hat nichts dazu gesagt und die andere meinte nur:"Denk dir das oft genug, dann passiert das auch."
Ich war da etwa 17 und nach diesem Satz geriet ich in komplette Panik. Ich finde es halt völlig fehl am Platz jemandem mit solchen Gedanken, die Gedanken verbieten zu wollen mit der Begründung sonst würde es total gefährlich werden.
Das ist ja wie "denk nicht an rosa Elefanten" und prompt denkst du an nichts anderes mehr. Nur dass rosa Elefanten ungefährlich sind und Messer eben nicht...

Nun ja, ich hatte dann noch den Mumm, ihr das zu sagen. Dass ich solche Sätze von ihr nicht hilfreich finde, sondern dass die mich noch mehr reinreißen. Da hat sie dann noch einen drauf gesetzt und meinte:" Weißt du was Tollkirschen sind? Sehen aus wie Kirschen, sind aber giftig. Würdest du niemanden auf eine Gefahr hinweisen, wenn du sie siehst? Denk das ruhig weiter, dann landest du in der Psychiatrie mit einer Psychose und nicht nur in einer Klinik."

Ja, danach war der Ofen aus bei mir. Ich habe vor lauter Panik auf offener Straße das Heulen angefangen auf dem Weg zur Musikschule. Ich hatte einen ganz tollen Lehrer, der ein ganz toller Mensch ist. Obwohl ich mich schämte wie sonstwas erzählte ich ihm, warum ich so drauf war. Von ihm kam dann der Satz, dass es doch wohl eher um Vertrauen ginge.
Das hat mir dann geholfen.

Ich weigerte mich dann weiter zur Therapie zu gehen. Außerdem kam dann sowieso die Klinik dazwischen.

Bei euch klingt das alles aber schon sehr anders.
Sind da überhaupt so Gedanken dabei, wie ich sie damals hatte? Es klingt so, als wären das echt mehr körperliche Symptome?
Eure Schilderungen klingen also tatsächlich ziemlich fremd für mich. Aus eigener Erfahrung kann ich da so also nicht mitreden. Dennoch wäre ich auch hier nicht sofort dabei, es als Phobie zu bezeichnen...

Noch ein Unterschied ist, dass es bei mir keinen Unterschied gemacht hat, ob ich die Gegenstände anschaue oder ob ich nur wusste, dass sie da waren.

Benutzeravatar

schrumpelhut
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 58
Beiträge: 4

Beitrag Sa., 03.12.2022, 06:51

Vielleicht interessiert es jemanden von euch. Die "North American Neuro-Ophtalmology Society" hat sich des Themas 2022 angenommen und zum Sharp edge eye syndrome (SEES) oder auch Looming syndrome Untersuchungen angestellt.
Den Link zur pdf darf ich in diesem Forum erst senden, wenn ich 2+ Beiträge gepostet habe.

Liebe Grüße

Benutzeravatar

schrumpelhut
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 58
Beiträge: 4

Beitrag Sa., 03.12.2022, 06:56

Nochmal ich. Hier ist nun der Link zu einer pdf Datei.


Ich möchte nochmal allen im Forum und auch dem Forum selbst danken, weil ich hier zum ersten Mal erfahren habe, dass ich mit meinem Problem nicht alleine bin und das hat mir Mut gemacht.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag