toller, guter Thread!
Ich glaube eher, dass scheinbar intelligentere Menschen oft nicht zum Therapeuten gehen, weil sie denken, mit allem klar zu kommen - auf Grund ihrer Intelligenz, die ihnen dann meist im Wege steht.Gothika hat geschrieben:Der einzige Unterschied mag der sein, dass intelligente (selbstreflektierende) Menschen a) ihre Depression besser artikulieren können, während sie sich bei weniger intelligenten Menschen andersweilig verlagert. b) krankheitseinsichtiger sind, eher zum Therapeuten gehen, und deswegen die Statistiken verfälschen
Zum Thema "Gestalttherapie": mache selber eine und habe einmal gemalt (fand es "grausam", hätte ich anfänglich auch nie gemacht..., mich also geweigert) etc. - man kann das tun, primär ist es aber eine Therapieform auf Gesprächsgrundlage zwischen psychodynamischer/tiefenpsychologischer (Grundlage war die Psychoanalyse) und systemischer Form (Einbeziehen des Umfeldes ist wichtig). Heute begreife ich das anders, habe dazu gelernt und mich kreativen Medien insgesamt mehr geöffnet.
Bei der sog. Gestaltungstherapie, die oft mit der Gestalttherapie verwechselt wird, oder auch Kunsttherapie (zwei verschiedene Richtungen mit unterschiedlicher Entstehungsgeschichte) ist das natürlich anders.
Und zum Hauptthema: es gibt ja ziemlich viele Untersuchungen darüber, die einen Zusammenhang, auch bei Depressionen, die therapeutisch behandelt werden, belegen zwischen Kreativität und psychischer Erkrankung (z.B. bei Mozart, van Gogh als exponierte Künstler), v.a. bei bipolaren Menschen (manisch-depressiv), Psychotikern etc..
Viele Psychiatrien sammmeln die Kunst psychisch Kranker, die oft in Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Kunsthochschulen etc. publiziert werden.
Die berühmteste Sammlung war die "Sammlung Prinzenhorn" während der NS-Zeit, die ich nach wie vor für unglaublich halte. Bei geistig eingeschränkten (also nur den IQ betreffend) Menschen, findet sich ebenso ein enorm kreatives Potenzial (siehe Lebenshilfevereine).
Ein Link zu Quarks (Genie / Wahn und Kreativität), zur Sammlung Prinzenhorn.
Ich habe in einer Maltherapiestunde (während eines Urlaubs!) bei einer Kunsttherapeutin genau die andere Erfahrung gemacht. Es war unglaublich gut (hat meinem mir oft selbst im Weg stehenden Kopf sehr geholfen), ich durfte alle meine Ideen anbringen und die Therapeutin hat nur ergänzt, nachgefragt, mir Materialien, Farben ... erklärt bzw. mich eingeführt, da ich nicht alles kannte. Und sie war einfach "nur" da...., was unglaublich gut tat.candle hat geschrieben:so würde ich in einer Kunsttherapie vermutlich nicht zurecht kommen, weil ich zu sehr meine eigenen Ideen verfolge. Und das wäre wohl leider in einer Therapie sehr eingeschränkt.
Ich denke, dass all diese kreativen Therapiemethoden nur dann Sinn machen, wenn ich mich darauf einlassen kann, egal ob Psychodrama, Malen, Tonen etc.
Ein guter Therapeut lässt solche Methoden dann weg oder nimmt dieses "Nicht-Einlassen-Können", nur "Vorspielen" dann als Metathema ... oder auch nicht, wenn es der Klient nicht mag. Insofern kann ich Deine "vorgespielten" Gefühle gut nachvollziehen, candle, die mir schon dienlich waren für weitere Auseinandersetzung. Habe mich dem einfach immer mal wieder ausgesetzt (z.B. bei Rollenspielen, Einfühlen in den Vater etc.) oder eben auch nicht. Ein schwieriger Prozess - "lebenslänglich" im "systemsichen" Umfeld der eigenen Umwelt.
Soweit mal ziemlich unfertig,
Anne