Interessant ist, dass Adriana hier gar nicht wieder auftaucht. Ob wir sie verschreckt haben? Hoffentlich nicht. Stattdessen wird ihr Thread zu einer munteren Spiewiese, auf der ich nun auch wieder antworten will..
Liebe Elena,
Elena hat geschrieben:Übertragungsgefühle sind ja ganz normale Gefühle, die man auch in Freundschaften hat und nicht nur dem Therapeuten gegenüber. Es ist was ganz natürliches und lässt sich eigentlich in keinen Beziehungen so richtig ausschliessen.
D'accord...
Doch der Unterschied: In Freundschaften/Liebesbeziehungen kann es sein, dass ich diese Übertragungen irgendwann mal, wie am Rande, bemerke. Oder auch nicht. Es spielt meist keine große Rolle. Anders in therapeutischen Beziehungen: Hier wird die Beziehung und die darin enthaltenen Übetragungen zum Testfeld, zum Foschungsfeld, zum Aufdeckungsfeld. Darum sind die großen Gefühle ja auch so willkommen und die Therapeuten erwarten das in einem gewissen Stadium der Patienten auch, dass sich diese Gefühle entwickeln. Und in dieser Hinsicht bleibt die therapeutische Beziehung (trotz großer Emotionalität) eine künstliche. Weil sie als Rolemodel für die aufzuarbeitenden Themen herhält, was sie auch soll.
Elena hat geschrieben:Es kommt halt darauf an, ob alles aufgearbeitet wurde, oder ob man doch noch heimliche Sehnsüchte hegt. Ich finde, je mehr Schmerz man spürt, wenn man an den Abschied denkt, umso mehr zeigt es, dass es da noch was aufzuarbeiten gibt.
Hmm. Das hört sich plausibel an, trifft jedoch die Realität nicht ganz. Im IDEALFALL haben die Pat. die Chance, ALLES aufzuarbeiten. Mit einem nicht zu verachtenden Teil bleiben sie auf sich selbst gestellt, sie sollen auf sich selbst gestellt sein, weil sie dann lernen können, das in der Therapie Erfühlte und somit emotional Begriffene in die Realität, in einen Alltag OHNE Thera umzusetzen.
Auch das mit dem Schmerz hört sich eigentlich richtig an. Jedoch revoltiert in mir etwas. Erstens, weil man manchmal nicht die Zeit, das Geld, die Gelegenheit hat, noch weiter zu arbeiten, weil man gerade nicht fähig ist, das eigene Zeitbedürfnis dem Kassen-Rahmen anzupassen (solls ja geben...) und dann bezweifle ich auch, dass mit dem "Wir haben ALLES bearbeitet" der Schmerz schlagartig aufhört. Wer will das auch wissen, was ALLES ist, WANN man mit voller Überzeugung sagen kann: Jetzt will ich aber keine Therapie mehr, ich habs jetzt begriffen...
Es gilt schließlich, Abschied nehmen
zu müssen von einem Menschen, der einem eine zeitlang sehr viel bedeutet hat.
Den Schmerz als Gradmesser für Unbearbeitetes anzusehen, halte ich für ein bisschen kurzgegriffen...
Ich schließe die MÖGLICHKEIT einer Freundschaft/Beziehung zwischen einem ehemaliegen Thera und seiner Pat. nicht aus. Überhaupt nicht. Warum auch. Das gibt es in der Realität ja. Worum es eher geht, ist das Warten darauf und das Spekulieren damit. Da wird es schwierig. Und da liegen für mich die unbearbeiteten Dinge, wenn man die Realität, dass diese Erwartungen zwar da sind, sie aber meistens eben nicht wahr werden, so ganz ausschließt oder sich langfristig davor verweigert.
Und damit wären wir wieder bei Adrianas Wolkengang vom Anfang...
Gute Nacht
wünscht D.