Der Mensch als Tier

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Minerva
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 07:00

Gothika hat geschrieben:weil ich absolut nie diese "besser" oder "schlechter" Allüren hatte...
Darum geht es auch an sich nicht - ich denke wenn die eine Spezies von der andern redet kann ein kein gut oder schlecht geben-oder richtig oder falsch. Oder weis jemand was ein Wal denkt ?
Einfach Aufgrund mangelder Kommunikation - wobei ich persönlich find das andere Gattung sind schon in der Lage sind durch para-und nonverbaler art zu kommunizieren. Gerade wenn wir mal ein ''Haustier'' betrachten merkt man als ''Dosenöffner'' schon das eine form der Kommunikation herrscht die ein Miteinander erst Möglich macht.

es geht mir nicht um eine bewertung oder beurteilung jediglich um den gedanken...
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Eremit
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 09:49

Minerva hat geschrieben:Warum sieht der Mensch sich als höchst Entwickelte Spezies an?

Welche Motive stecken hinter der herrabsetzung anderer Gattungen?

Wie definiert ihr Interllekt in diesem Zusammenhang?

Inwiefern spielt Instinktreduktion mit ein?
1.: Vermessenheit? Größenwahn? Welcher, nach weitreichenden Beobachtungen, der menschlichen Spezies zugehörig scheint?

2.: Siehe Punkt 1.

3.: Schwierig. So lange es wahrnehmbare Diskrepanzen zwischen Intelligenz und Intellekt gibt, wohlgemerkt. Es gibt intelligente Menschen, welche nicht besonders intellektuell sind und umgekehrt. Vielleicht ist das auch ein Bruch zwischen Mensch und Tier.

4.: Instinkreduktion? Findet scheinbar aufgrund anderer Instinkte statt. Wirkt auf mich eher wie ein Verschieben, nicht wie ein Reduzieren.

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Dunkle
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 11:22

Gothika hat geschrieben:Ehrlich gesagt, ... bitte nicht schlagen... glaube ich, dass v.a. die Religion daran schuld ist. Genau DIE ist doch eigentlich die einzige Partei, die uns einredet, dass wir "besser" als die Tiere seien, dass wir uns "die Welt Untertan machen sollen". Und das ist soooo tief in unsere Gesellschaft verwurzelt... einfach schlimm!


Seit wann ist die Religion eine "Partei"?

und wo redet uns die Religion ein, dass wir "besser" seien als die Tiere?

Dass, was Gothika als "Untertan"-Machen anspricht, ist - auch ehrlich gesagt - sehr sehr verkürzt. Bitte nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dominium_terrae
Zum einen ist das einfach schlechte Bibel-Übersetzung (denn das hebräische Wort des Urtextes trägt soviel mehr in sich "Sich das Land zu nutze machen"), zum anderen ist diese Bibelstelle natürlich zu allen Zeiten instrumentalisiert worden im Sinne der Macht und HEUTE ist der Kirche an einer Bewahrung der Schöpfung gelegen und Tieren gegenüber ist die Haltung zu einer Art "Mitgeschöpflichkeit" gewachsen. Echt, ich bin in den achtziger Jahren - in meiner wilden Jugendzeit - in einer Menge kirchlicher Umweltinitiativen gewesen...

Was den Menschen heraushebt, nicht im Sinne eines besser-schlechter - ist, dass er Verantwortung hat für das, was mit der Erde und der Natur passiert. Die menschliche "Vor"-Herrschaft ist jetzt ganz klar die, dass Menschen entscheiden, wie Natur und Tiere leben. Und dass das verantwortlich entschieden wird. Ich halte mich nicht für "Besser" als ein Tier, aber ich habe Handlungsfreiheit, wie ich mit Tieren umgehe. Ein Tier mir gegenüber hat das weniger...

Aber, mal auf die Psychoschiene:
Ich träume sehr oft von Tieren und ihren instinktiven, für mich unvorhersehbaren Reaktionen. Oft sind meine Tier-Träume ein wenig angstbesetzt. Das unzivilisierte ICH - instinktives Sein ohne gesellschaftliche Norm - als Verkörperung meines wilden Ur-Menschseins?

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hawi
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 12:49

Hallo Minerva,

da zu meiner Sicht auf das, was Menschen sind, was uns ausmacht und was nicht, die Evolution einfach dazu gehört, dies ganz kurz vorab:

Nach heutigem Wissensstand
- existiert die Erde seit ca. 15 Milliarden Jahren
- entwickelten sich erste Lebewesen, auch das, dessen Nachfahren alle heutigen Lebewesen inkl. des Menschen sind, vor ca 3,5 Milliarden Jahren.
- existieren Homo sapiens seit ca. 2 Hunderttausend Jahren

Letzten Sonnabend gab es eine interessante Dokumentation auf arte dazu.
Gelernt habe ich vor allem, dass wir Menschen mit allem verwandt sind, was heute auf der Erde als Lebewesen existiert.

Und ich denke, wir würden besser schneller mehr von uns wissen, das was Menschen sind, wenn wir all das betrachten, was wir mit anderen Lebewesen gemeinsam haben, bzw. was diese Lebewesen mit uns gemeinsam haben!

Menschen sind Lebewesen, sind, etwas spezieller betrachtet Tiere und und und.
Viele alten Unterscheidungen, Abgrenzungen, die sich Menschen ausgedacht haben, erweisen sich heute als falsch.
Wer also heute behauptet, Menschen seien höher entwickelt als andere Arten, Spezies, wird es schwer haben, das zu beweisen! Denn es fehlt ihm ein Ansatz dafür! Früher ließ sich behaupten, der Mensch sei der einzige der dieses oder jenes könne, oder wenigstens besser könne, als alle anderen Lebewesen. Davon ist heute, soweit ich weiß, fast nichts mehr übrig.
Im Gegenteil, viele viele Einzelbetrachtungen zeigen eher, dass uns jeweils andere darin Spezies überlegen sind, oder es zumindest auch können.

Herabsetzung anderer Gattungen?!
Anders als Gothika glaube ich nicht, dass die Religion schuld ist, dass Menschen sich für was besseres halten! Menschen haben die Religion erfunden! Warum? Ich denke, weil alle Tiere, jedenfalls alle, die in Gruppen, die als soziale Wesen leben, entsprechende Rituale haben. Rituale, um das Miteinander zu regeln, sich gegen andere Gruppen abzugrenzen, zu verteidigen, Zusammenhalt zu fördern und und und. Für mich heißt das, die Abgrenzung war zuerst da, ähnlich wie die bei anderen Tieren. Sie diente, dient auch heute dem Überleben, der Besiedlung von Lebensräumen. Lässt man mal das ganze menschliche Brimborium weg, verhalten sich Menschen nicht so viel anders wie einige andere Tiere, aggressiv, um die eigene Art zu erhalten, zu verbreiten. Dass wir uns dafür zusätzliche Gründe erdacht haben, erdenken, noch wohl etwas, dass uns von anderen Lebewesen unterscheidet. Aber wer weiß schon, ob nicht auch Ameisen oder andere Tiervölker nicht ähnliche „Zusatzmotivationen“ haben. Womöglich bekehren auch andere Lebewesen Ungläubige?!

Intellekt?! Auch da, z.B. die Fähigkeit dazuzulernen, besitzen nicht nur Menschen.

Dieses Wort, auch Begriffe wie Intelligenz, Instinktreduktion, dem „freien Willen“, der grad im Thread von Anastasius diskutiert wird, all diese Eigenschaften wurden von Menschen „erfunden“, erfunden, als der menschliche Wissensstand noch geringer war. Ob und was diese Begriffe zukünftig bedeuten werden, ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es sie in Tausend Jahren gar nicht mehr. Die heutige Bedeutung werden sie sicherlich nicht mehr haben, einfach, weil die Menschen so viel dazu lernen, noch dazu lernen werden, gerade beim Verständnis darum, wie und warum sich Menschen so verhalten, wie sie es nun mal tun.


Zum Schluss: Noch ist die Spezies Mensch erdgeschichtlich betrachtet ein Nichts, eine Entwicklung, die erst zeigen muss, dass sie tatsächlich längere Zeit lebensfähig ist.
Im Moment scheinen mir da diverse andere Lebewesen fähiger.
Sogar dass wir schon eine Weile, immer mal wieder behaupten, wir würden die Erde kaputt machen, gar die Welt. Nee! Egal was wir anstellen, das werden wir nicht tun, nicht schaffen.
Wieweit wir selbst bestimmen können, für längere Zeit als Spezies zu leben? Wir sollten es wenigstens versuchen, auch wenn ich im Moment nicht glaube, dass Menschen so lange existieren werden wie heute bereits z.B. Krokodile.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Marja
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 22:05

Dunkle hat geschrieben:
Was den Menschen heraushebt, nicht im Sinne eines besser-schlechter - ist, dass er Verantwortung hat für das, was mit der Erde und der Natur passiert. Die menschliche "Vor"-Herrschaft ist jetzt ganz klar die, dass Menschen entscheiden, wie Natur und Tiere leben. Und dass das verantwortlich entschieden wird. Ich halte mich nicht für "Besser" als ein Tier, aber ich habe Handlungsfreiheit, wie ich mit Tieren umgehe. Ein Tier mir gegenüber hat das weniger...
Nur leider weiß der Mensch nicht verantwortungsvoll mit dieser Verantwortung umzugehen und richtet erheblichen Schaden seiner eigenen Rasse und anderen Rassen gegenüber an. Es wird kein Schaden sein, wenn diese Spezies wieder weg ist.

Zuversichtliche Grüße,

heart

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Hamna
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Beitrag Do., 19.11.2009, 00:53

hawi hat geschrieben:Im Gegenteil, viele viele Einzelbetrachtungen zeigen eher, dass uns jeweils andere darin Spezies überlegen sind, oder es zumindest auch können.
Ich werfe mal zwei Begriffe in den Thread:

1. Planung

2. Logik

Wie sieht es damit aus, eurer Meinung nach. Ist nicht hier der Mensch anderen Lebewesen überlegen? Ich kann mich irren, ist nur das, was mir spontan dazu einfällt.
hawi hat geschrieben:auch wenn ich im Moment nicht glaube, dass Menschen so lange existieren werden wie heute bereits z.B. Krokodile
Der Vergleich ist unfair. Die haben die schärferen Zähne!

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Minerva
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Beitrag Do., 19.11.2009, 07:17

Rilke hat geschrieben:Ich werfe mal zwei Begriffe in den Thread:

1. Planung

2. Logik
Zwei sehr wichtige Begriff meiner Meinung nach-in viel Studien wird der Mensch aufgrund dieser EIgenschaften als Hoherwertiger angesiedelt.
Aber was Zeichenen diese EIgenschaft die genau so bei andern Spezien vertretten aus?
Für mein empfinden nicht wirklich viel - es macht die Gattung Menschen nicht wirklichen einzigartig.


@ hawi,

ich musste gerade schmunzeln-meine sicht auf die Dinge ist ähnlich wie deine.
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Minerva
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Beitrag Do., 19.11.2009, 07:18

4.: Instinkreduktion? Findet scheinbar aufgrund anderer Instinkte statt. Wirkt auf mich eher wie ein Verschieben, nicht wie ein Reduzieren
Auf was genau beziehst du das? *neugierig bin*
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(V)
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Beitrag Do., 19.11.2009, 08:09

Minerva hat geschrieben:
Rilke hat geschrieben:Ich werfe mal zwei Begriffe in den Thread:

1. Planung

2. Logik
Zwei sehr wichtige Begriff meiner Meinung nach-in viel Studien wird der Mensch aufgrund dieser EIgenschaften als Hoherwertiger angesiedelt.
Aber was Zeichenen diese EIgenschaft die genau so bei andern Spezien vertretten aus?
Für mein empfinden nicht wirklich viel - es macht die Gattung Menschen nicht wirklichen einzigartig.
Hmmm. Was sind das denn für Studien? Ich habe ein paar Seminare zu dem bzw. sehr ähnlichen Themen besucht, und konkret ist mir keine dieser Studien untergekommen. Die Diskussion darum ist auch nicht ganz so einfach, wie man meinen könnte...
Nach einigen Semester Biologie-Studium habe ich es auch noch nicht gehört, dass ein Professor Logik und Planung als Unterschied nennen würde. Was hingegen oft als Unterschied genannt wird, und mir auch recht einleuchtet, ist DIE SPRACHE.
Natürlich kommunizieren auch Tiere untereinander, aber das ist nun doch etwas anderes. Vor allem ist es ein sehr spannendes Thema, welche adaptiven physiologischen Veränderungen mit der Sprache einher gehen. In erster Linie ist es eine motorische Fähigkeit. Es gibt auch einige Theorien, natur- als auch geisteswissenschaftlich, dass unser Verstand und "Begreifen" außerordentlich mit der sprachlichen Kompetenz korreliert ist. Und nun bitte nicht mit Wörter tippenden Affen als Beispiel kommen, denn das ist - ehrlich gesagt - ein Schmarn.

Das einzigartigste am Mensch ist in meinen Augen die Fähigkeit zu negieren und "NEIN" zu sagen. Das ist eine unglaubliche Wahrnehmungsweise resp. Bewusstseinsform. Und wäre ohne "Sprache" i.w.S. auch gar nicht möglich. Und man kann es täglich beoachten, dass unsere Psyche und restliche Natur (also abgesehen von Sprache und Verstand) kein "nicht" und "kein" nennt. Das ist wirklich etwas sehr "abnormes".

---

Hoffe, ihr empfindet es nicht als zu Off-Topic: Erst vorgestern habe ich eine paläontologisch-transkulturelles Gedankenexperiment gemacht, und mich mal versucht intensivst in die "Steinzeit" (i.w.S.) versetzt, und mich gefragt, wie anders sich ein und die selbe Situation ohne diesen aufgeblähten Verstand und Kultur anfühlen wühle. Fühlte sich sehr ...ehm... interessant an. Darauf basierend glaube ich nicht an eine Instinktreduktion.

Allgemein bin ich der Meinung, dass wir alle unsere Urinstinkte noch immer mit uns herumtragen, ob wir wollen oder nicht, und sie uns weit mehr beeinflussen, als uns recht ist. Das große Problem, dass ich sehe, ist, dass unsere "Kultur" nicht mehr dazu passt, was mE auch ein Grund ist, wieso die Menschheit so erkrankt. Dazu gehört aber auch, dass man seinen Blick auf die Natur etwas ausweitet. Zu denken: Natur und Tiere sind toll, der Mensch ist s****e und degeneriert ist ziemlich eingleisig gedacht. Denn alles - auch das Schlechte am Menschen - ist mit den natürlichen Prinzipien erklärbar. Im Grunde ist der Mensch sogar äußerst vital. Ich empfinde ihn als eine äußerst faszinierende Spezie. Im Guten wie im Schlechten. Nur eben durch dieses aufgeblähte Kultur und all dem Abstraktieren, lässt sich das Ursprüngliche kaum noch direkt ablesen, es ist aber definitiv (noch) vorhanden.

Es gibt noch etwas, was zwar nicht einzig dem Menschen vorbehalten ist, aber weitgehenst eine sehr große Ausnahme darstellt: Sex! Sex auch unabhängig von der reinen Reproduktion und jenseits der Menopause. Die Menopause selbst ist etwas sehr einzigartiges und faszinierendes, was sich die Evolutionsbiologen bis dato noch nicht wirklich erklären können, höchstens ein paar vage Theorien haben.

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Minerva
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Beitrag Do., 19.11.2009, 08:14

Gothika hat geschrieben:Hmmm. Was sind das denn für Studien? Ich habe ein paar Seminare zu dem bzw. sehr ähnlichen Themen besucht, und konkret ist mir keine dieser Studien untergekommen. Die Diskussion darum ist auch nicht ganz so einfach, wie man meinen könnte...
Nach einigen Semester Biologie-Studium habe ich es auch noch nicht gehört, dass ein Professor Logik und Planung als Unterschied nennen würde. Was hingegen oft als Unterschied genannt wird, und mir auch recht einleuchtet, ist DIE SPRACHE.
Natürlich kommunizieren auch Tiere untereinander, aber das ist nun doch etwas anderes. Vor allem ist es ein sehr spannendes Thema, welche adaptiven physiologischen Veränderungen mit der Sprache einher gehen. In erster Linie ist es eine motorische Fähigkeit. Es gibt auch einige Theorien, natur- als auch geisteswissenschaftlich, dass unser Verstand und "Begreifen" außerordentlich mit der sprachlichen Kompetenz korreliert ist. Und nun bitte nicht mit Wörter tippenden Affen als Beispiel kommen, denn das ist - ehrlich gesagt - ein Schmarn.
Gib mir bitte einen Moment Zeit-ich versuche mal einen Link darüber zu finden. Ich persönlich habe diese Information aus dem Biologie Unterricht noch in errinnerung. Es würde bei uns einmal Disskutirert und die Argumentation meines ehemaligen Leheres wären genau diese Beiden Begriffe.

ich bitte um geduld!
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Selene
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Beitrag Do., 19.11.2009, 08:53

Hallo zusammen!

Ich denke, der Mensch glaubt, dass er das höchstentwickelte Lebewesen ist, weil er seinen subjektiven Standpunkt als objektiv und allgemeingültig betrachtet. Der Maßstab, den er anlegt, um zu messen, wer am weitesten entwickelt ist, ist sein Maßstab, er bewertet die Dinge hoch, die er besser kann als andere Tiere, aber dafür gibt es keine wirkliche Rechtfertigung. Warum soll bspw. die Lösung eines Problems durch Intelligenz "besser" oder "höher" sein als die Lösung durch Instinkt? Warum ist es "höher", ein Hochhaus bauen zu können als 120 km/h schnell laufen zu können? Ich denke, es ist ganz normal, dass wir nach unseren Kriterien uns am tollsten und einzigartig finden. Aber schade ist, dass das so verabsolutiert wird. Jede jetzt lebende Tierart steht wie wir am momentanen Endpunkt einer langen Evolution. Und so wie es aussieht, wird der Mensch wohl eher eine Sackgasse der Evolution werden, ein kurzes Zwischenspiel, das sich nicht bewährt hat.

Zu den Unterschieden zwischen Mensch und Tier, soweit mir bekannt, werden meist Sprache und Kultur genannt. Aber je näher man sieht, je besser man andere Tierarten versteht, desto mehr erkennt man, dass die scharfe Grenzen ins Schwimmen geraten. Es sieht vielmehr so aus, als ob wir aus unserer eigenen Standpunktbezogenheit, die Sprache und Kultur einiger Tierarten nicht begriffen haben.
@ Gothika
Gothika hat geschrieben:Natürlich kommunizieren auch Tiere untereinander, aber das ist nun doch etwas anderes. Vor allem ist es ein sehr spannendes Thema, welche adaptiven physiologischen Veränderungen mit der Sprache einher gehen. In erster Linie ist es eine motorische Fähigkeit. Es gibt auch einige Theorien, natur- als auch geisteswissenschaftlich, dass unser Verstand und "Begreifen" außerordentlich mit der sprachlichen Kompetenz korreliert ist. Und nun bitte nicht mit Wörter tippenden Affen als Beispiel kommen, denn das ist - ehrlich gesagt - ein Schmarn.
Ich sehe nicht, dass die Kommunikation der Tiere etwas grundsätzlich anderes ist. Selbst einige Vogelarten (!) haben unterschiedliche Rufe für Luftfeind oder Bodenfeind. Und Schimpansen können tatsächlich ein Zeichensprache lernen und damit gezielt ausdrücken, was sie fressen wollen oder spielen, das ist kein Schmarrn im Sinne von Dressur oder so. Es ist ganz eindeutig sprachliche Kommunikation über abstrakte Zeichen, denen eine Bedeutung zugeordnet ist, die der Affe ganz offensichtlich begriffen hat! Die einzige Bastion, auf die sich die Verfechter eines Unterschieds momentan noch zurückziehen können, ist die Grammatik. Zumindest unsere kann man einem Schimpansen wohl nicht wirklich beibringen. Aber gut möglich, dass manche Affen vielleicht eine eigene Grammatik haben, für die wir bisher zu blöd sind, salopp gesagt.

Mit der Kultur ist es dasselbe. Inzwischen weiß man, dass es bei Schimpansen die Verwendung von Werkzeug gibt, wobei das Know-how von Generation zu Generation weitergegeben wird. Was bitte ist das, wenn nicht Kultur?

Aber natürlich kann man für den Menschen ein paar Merkmale finden, die nur er hat, keine andere Art. Aber dasselbe dürfte für jede Tierart gelten: Nur das Tagpfauenauge hat so eine Flügelzeichnung, nur der Weißkopfseeadler bei dieser Größe einen weißen Kopf, nur der Pottwal kann so tief tauchen und die weiblichen Menschen leben dann eben noch lange weiter, nachdem sie nicht mehr fortpflanzungsfähig sind. Das sagt ja noch lange nichts über die Überlegenheit des Menschen.

nochmal @ Gothika
Gothika hat geschrieben:Das einzigartigste am Mensch ist in meinen Augen die Fähigkeit zu negieren und "NEIN" zu sagen. Das ist eine unglaubliche Wahrnehmungsweise resp. Bewusstseinsform. Und wäre ohne "Sprache" i.w.S. auch gar nicht möglich. Und man kann es täglich beoachten, dass unsere Psyche und restliche Natur (also abgesehen von Sprache und Verstand) kein "nicht" und "kein" nennt. Das ist wirklich etwas sehr "abnormes".
Kannst Du das mal näher erklären? Was meinst Du damit, dass unsere Psyche kein "nicht" und "kein" kennt? Und Tiere können doch sehr wohl negieren?
Zuletzt geändert von Selene am Do., 19.11.2009, 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Do., 19.11.2009, 09:04

Der Punkt von Gothika ist naheliegend.

Tiere mögen einen Sinn für die Abwesenheit an-sich haben, aber recht unwahrscheinlich für die Anwesenheit der Abwesenheit. Tiere haben keine Verwendung für doppelte Verneinungen (wenn ich's mir recht überlege, wir Menschen auch nicht )

@Minerva:

Die Verschiebungen machen sich vor allem in Kompensationshandlungen bemerkbar. Beispiel Jagdtrieb. Man denke an Sport, Computerspiele, an der Kreuzung noch über Gelb fahren, den letzten Plasmafernseher vor Ladenschluß ergattern, obwohl drei Tage später sowieso wieder der Laden voll davon ist. Sammeltrieb. Briefmarken. Freunde in Facebook. Alle Filme eines Regisseurs, und dann noch die Director-Cut-Versionen. Ein paar Schuhe für jede Gelegenheit. Postkarten aus dem Urlaub. Und so weiter und so fort...

Überall im Grunde, wo es eine deutliche Diskrepanz zwischen Wollen und Brauchen gibt.

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Selene
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Beitrag Do., 19.11.2009, 09:19

Ein Unterschied ist mir gerade noch eingefallen: Menschen sind die einzigen Tiere, die wissen, dass sie sterben müssen.
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Beitrag Do., 19.11.2009, 09:30

Selene hat geschrieben:Ein Unterschied ist mir gerade noch eingefallen: Menschen sind die einzigen Tiere, die wissen, dass sie sterben müssen.
Na ja, wie viele Menschen sind sich dessen WIRKLICH bewußt? Nur sehr wenige, wenn ich von eigenen Beobachtungen ausgehe. Das erforderliche Bewußtsein zur Wahrnehmung der eigenen Sterblichkeit scheint bei nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung ausgeprägt zu sein.

Es ist ein Unterschied, ob man weiß, daß man nicht ewig lebt oder daß man einmal sterben muß.

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Beitrag Do., 19.11.2009, 09:44

Hallo Selene,

zunächst einmal: Habe ja schon oft genug gesagt, dass ich den Mensch nicht als überlegen sehen. Mein letzter Beitrag bezog sich auf "Einzigartigkeiten".

Ja, auch Affen habe eine Sprache. Auf dem Niveau eines Kleineskindes. Zeichensprache verweist übrigens sehr schön darauf, dass die Motorik der Sprache zugrunde liegt. Auch nicht zu vergessen die Anatomie des Kehlkopfs, die unsere Sprache erst möglich macht. Und damit sich unserer abstrakhierender Verstand entwickeln konnte, bedurft es lt. einiger Theorien erst mal der Sprache. Das eine bedingt das andere.

Was tierische Sprachen und Grammatik angeht, bevorzuge ich eindeutig das Beispiel der Delfine. Die sind wirklich faszinierend und ein weitgehenst ungelöstes Rätzel.

Der Vogelgesang ist mE ein schlechtgewähltes Beispiel, da dieser genetisch determiniert ist. Zum Teil mit, zum Teil ohne Plasitizität.

"Kultur"... nun ja, ich gebe zu, es ist ein dehnbarer Begriff und ich bin gerade etwas zu faul ihn zu googlen. Aber das Weitergeben von Wissen und Erfahrung an nachfolgende Generationen zählt mE nicht zu Kultur, sondern zu sozialen Prägung bzw. besser gesagt dem sozialem Lernen.

---

Das mit dem "nicht negieren" können... ich denke, Eremit hat das schon recht gut in Worte gefasst. Ich wüsste nicht, wie ich es präzise erklären sollte. Aus der Psychologie und Lebensberatungsbranche gilt das ja quasi schon als gesichertes Basis-Wissen. Und ob Tiere es können? Nicht können? Wieso denkst du, dass Tiere "negieren" können? Um ein "nicht" zu denken, bedarf es so einiges. Willkürliches Beispiel in Ermangelung besserer Worte: Wenn ein Tier denken könnte, würde es nicht denken: "Ich habe keinen Hunger." sondern es würde denken: "Ich will lieber etwas anders machen." oder "ich bin satt." Okay, schlechtes Beispiel. Man möge mir verzeihen. Aber jeder der die Macht des eigenen Unterbewusstsein kennengelernt hat, sollte diese Unterschied nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist weit, weit mehr als nur Wortklauberei. Genauso wie es ein Unterschied ist ob man sich fragt, warum der Mensch NICHT überlegen ist oder ob man sich fragt, was ihn eigentlich zu was Besonderem macht.

---

Mir fielen noch ein paar Punkte ein:

Was den Menschen u.a. besonders macht und ihn sich überlegen fühlen lässt, ist die Abwesenheit natürlicher Fressfeinde.
Jaaa, der Mensch kann auch gefressen werden, wenn's dumm läuft, aber er hat keine natürlichen Fressfeinde. Das ist ein Unterschied.
Jede Spezie ohne Fressfeinde und Konkurrenzdruck neigt dazu, so unkontrolliert zu expandieren bis sämtliche Resourcen aufgebraucht sind.

Einmal habe ich auch mit Interesse jemanden zugehört,der meinte, eine der Besonderheiten des Menschen, was ihn vom Affen unterscheide, sei der bewegliche Daumen. Das klingt so lapidar. Aber ähnlich wie die Anpassungen des Kehlkopfs, der erst die Sprache (und damit irgendwie verwoben den abtrakten Verstand) sind es manchmal die Kleinigkeiten, worauf es ankommt. Denn durch den beweglichen Daumen ergaben sich ganz neue Fingerfertigkeiten, Werkzeuge, die sich entwickeln konnten... (Das ist der Technikaspekt: Kultur- und Technik).

Weiterhin sehr interessant und erwähnenswert: Der (dauerhafte) aufrechte Gang. Das ist schon eine "Meisterleistung der Evolution", obwohl wir noch nicht völlig daran angepasst sind. Sozusagen Fehladaptiert. Und nicht zu vergessen: Wie unfertig unsere Neugeborenen sind. Eigentlich noch gar nicht richtig lebensfähig. Eigentlich sollte der Mensch allein deshalb aussterben, denn sowas geht in der Natur eigentlich gar nicht. Dass unsere Spezie so lange überlebte, verdankt sie der Entwicklung komplexer Sozialsysteme.

Kurz: ich finde durchaus, das der Mensch einiges Besondere hat, v.a. wenn man ihn mit den Affen/Menschenaffen vergleicht. Aber das heißt nicht, dass ich ihn als überlegen ansehe.

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