Wie umgehen mit Idealisierung u. Gefühlen der Thera

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extrano
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Beitrag Do., 12.11.2009, 21:31

melli26
ja, du bist nicht allein. mir ist aufgefallen, dass das forum hier voll ist von übertragungs-themen. dein vorteil ist wohl, dass diese übertragungssache in der analyse (soweit ich weiß) ja sogar erwünscht ist. aber ich kann trotzdem verstehen, dass es dir unangenehm ist. glaub mir eins: wenn du darüber gesprochen hast, ist dir fast nichts mehr peinlich.

stöpsel
danke, das klingt plausibel. haben noch so einen riesen berg zu bearbeiten, dass ich das gefühl habe, die kassenstunden werden niemals ausreichen. und dann kamen hin und wieder kommentare von meiner thera, wo ich gleich das therapieende hinein interpretiert habe. wie meinst du diesen satz genau:
Du darfst Dich jetzt halt nicht zu sehr in diese Gefühle fallen lassen - also ich meine in dem Sinne "zu sehr", daß Du nicht so handelst, wie Du es in der Therapie lernst und wie es vernünftig ist
feder
hm, ich weiß nicht ob ich mich traue sie das zu fragen. ich habe in dem telefonat vor lauter schluchzen keinen gescheiten satz herausbekommen, daher find ich diesen gedanken ja selbst nicht so abwegig (auch wenn ich es nicht will).
deine geschichte ist ja mal richtig krass. da kann ich nur mit dem kopf schütteln wie muß ich mir das mit der köperlichen nähe vorstellen? umarmungen? ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es für dich sein muß, damit nun klar zu kommen.

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Elena
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1378

Beitrag Do., 12.11.2009, 22:24

Hallo extrano,

wenn Du so sehr traurig bist, weil Du an den Abschied zu Deiner Thera denkst, dann glaube ich, dass es bei Dir noch sehr stark schwelt, was Du diesbezüglich miterlebt hat (Tod der Mutter), gerade, weil Du sie als Ersatzmutter ansiehst und Angst davor hast, wieder das gleiche schmerzhafte Gefühl des Verlustes zu erleben, deswegen klammerst Du Dich an sie.
Du bist voll in die Übertragung reingerutscht, aber es ist schade, dass sie da nicht intensiver mit Dir reingeht. Eigentlich sagt schon der logische Menschenverstand, dass es sich bei Dir nicht um Verliebstsein handelt, sondern um Panik bei dem Gedanken des Verlustes.
Wenn sie das nicht mit Dir bearbeiten kann, weil es sich um eine VT handelt, dann gebe ich Dir nur den Tipp, sie loszulassen. So was kann manchmal auch sehr befreiend sein!

LG Elena

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Stöpsel
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Beiträge: 978

Beitrag Fr., 13.11.2009, 00:43

Hallo extrano,
und dann kamen hin und wieder kommentare von meiner thera, wo ich gleich das therapieende hinein interpretiert habe.
Und, stehst Du da jetzt insofern drüber, daß Dir klar ist, daß es nur Deine Interpretation ist und es nichts mit tatsächlichem Beendigungsansinnen Deiner Therapeutin zu tun hat?
Du darfst Dich jetzt halt nicht zu sehr in diese Gefühle fallen lassen - also ich meine in dem Sinne "zu sehr", daß Du nicht so handelst, wie Du es in der Therapie lernst und wie es vernünftig ist
Na ja, manchmal weiß man anhand der Aussagen des Therapeuten ja schon, wie es vernünftig wäre zu handeln oder welche Einstellung man haben sollte, bezogen auf das richtige Leben (und die Dinge, die ein Therapeut da sagt, sind ja oft an das angepaßt, was man aktuell leisten kann). Trotzdem kann man sich aber so sehr in das Gefühl für den Therapeuten fallen lassen und z.B. die ganze ZEit schmachten (was einem halt nichts bringt, sondern das Problem nur verschärft), daß man eben genau nicht so handelt, wie man weiß, daß es richtig wäre. So daß man viel mehr auf den Therapeuten fixiert ist als auf das eigene Leben. Und das wäre dann halt nicht gut, weil man ja nur dadurch, daß man versucht, die Probleme im eigenen Leben zu lösen, aus der Abhängigkeit rauskommt.

Hm, ich hoffe, es ist jetzt verständlicher. ICh tue mich irgendwie schwer, auszudrücken, was ich meine. UNd wie sehr es auf jeden zutrifft, weiß ich auch nicht.

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Carry
Forums-Insider
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Beiträge: 346

Beitrag Fr., 13.11.2009, 09:36

Hallo extrano,
….welche art gefühle das sind, ist irgendwie schwer zu sagen. vor allem aber hängen diese mit starker idealisierung und emotionaler abhängigkeit zusammen
zu Beginn meiner Therapie hatte ich wenig Verständnis für Patientinnen, die in eine Abhängigkeit zu ihrem/er Therapeut/in geraten sind. Ich habe mich schon sehr aus dem Fenster gelehnt indem ich für mich dachte :“ wie wenig Selbstwert und wie schwach sind diese Menschen“ und „ die Beziehung ist doch lediglich eine Zweckbeziehung oder Geschäftsbeziehung, sehen das die Menschen denn nicht?!“
…. Bis es mich selbst erwischte…

Je mehr Vertrauen ich meiner Therapeutin entgegen brachte, desto intensiver wurde unser Verhältnis zu einander. Meine Gefühle für sie wurden immer stärker und ich konnte diese, für mich, nicht klar definieren.

Was war das, was da auf einmal gefühlsmäßig mit mir passierte?! Ich konnte damit nichts anfangen. Es war mir ein Rätsel. Der Platz den sie in meinem Umfeld einnahm rückte immer näher an mich heran, bis ich irgendwann merkte, dass sie einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden war. Ich fand das sehr verwirrend…Außerdem geriet ich in eine Position in der ich zu ihr aufblickte. ( Dabei fühlte ich mich nicht wirklich wohl )

Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um diese Beziehung, denn ich wollte wissen welche
Beziehung wir zueinander haben. Ich fühlte mich durch das ständige Überdenken dieser
Gefühle auch in meinem täglichen Leben ausgebremst.
Das Auseinanderdividieren und ständige Überdenken unserer Beziehung hat mir letztendlich Klarheit gebracht:
Ich fühle eine tiefe innere Vertrautheit und Verbundenheit. Ich fühle mich so angenommen wie ich bin. Seitdem ich mir genau dieser Gefühle bewusst bin, sind wir beide wieder auf Augenhöhe. Ich kann diese Gefühle jetzt genießen und merke wie die Abhängigkeit weicht.
Und...sie (die Therapeutin) wird sicher nach Ende der Therapie einen bleibenden Eindruck in meinem Herzen hinterlassen.

Carry, vom Leben verwöhnt
Zuletzt geändert von Carry am Fr., 13.11.2009, 14:17, insgesamt 3-mal geändert.
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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extrano
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Beitrag Fr., 13.11.2009, 13:01

elena
du hast einen wunden punkt getroffen. das ist es. die angst vor erneutem verlust. die sache mit meiner mutter kam in der letzten zeit vermehrt hoch, hab es allerdings nicht mit meiner therapeutin in zusammenhang gebracht. nun passt das puzzle. ich glaube wirklich, damit hängt es zusammen.

stöpsel
mein verstand sagt mir, dass meine interpretation völlig überzogen ist. meine gefühle wollen meinem verstand aber nicht glauben
ja, jetzt ist es sehr verständlich geschrieben und ich versuche wirklich mich emotional da nicht all zu sehr reinzusteigern. am schlimmsten ist es immer kurz nach der therapie bzw nachdem ich sie gesehen habe

carry
mein verständnis für diese therapie-abhängigen war früher auch eher begrenzt und ich muß zugeben, ich fand das immer etwas amüsant, wenn ich solche geschichten gelesen habe. bis es einen selbst erwischt hat
es ist aber sehr schön zu lesen, dass du mittlerweile klarheit hast und weißt wie damit umzugehen. vor allem dein letzer satz zeigt dies. ich wünschte, ich könnte ebenso denken. ohne die angst vor verlust.

an euch alle: vielen dank für eure hilfreichen worte. so langsam fange ich an zu verstehen.

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melli26
sporadischer Gast
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 02:39

hallöchen,

erstmal sorry das ich deinen namen falsch geschrieben habe extrano peinlich peinlich!!

aber du hast recht mit dem was du schreibst...ich hab es schon öfter versucht die übertragungsgedanken auszudrücken. wenn es mir gelungen is, das mit der thera zusammen zu machen war es hinterher ein super gefühl. gelingt nur net immer!!



PS: danke für deine antwort!
Tritt nicht in die Fußstapfen
anderer, du hinterläßt sonst selbst
keine Spuren*

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extrano
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 16:56

ich muß hier nochmal schreiben. geht mir gar nicht gut zur zeit.

nach meinen letzten post hier ging es stimmungsmässig erstmal voll "bergauf". war regelrecht euphorisch, nachdem ich dank euch hinter die sache blicken konnte. dies berichtete ich auch meiner thera in der folgenden sitzung (das war letzte woche mittwoch) und das ich mit den gefühlen nun klar käme bzw sie nun viel eher akzeptieren könne.

das dachte ich jedenfalls. am nächsten tag kam dann das absolute stimmungstief und seitdem komme ich gar nicht mehr klar. habe plötzlich solch eine wut auf sie, weil sie mir das ja alles "eingebrockt" hat. stehe beinahe vor dem therapieabbruch, aber gleichzeitig könnt ich schon bei dem gedanken durchdrehen, dass sie nicht mehr da ist. kann meine emotionen momentan gar nicht mehr steuern. bin so hin und hergerissen.

und das schlimmste an der ganzen sache ist: ich kann nicht darüber sprechen! hatte heute früh meinen termin und war sowas von blockiert, dass einfach nix gescheites zustande kam. was natürlich auch wut auf mich ausgelöst hat.

ich weiß nicht, ob das hier jemand nachvollziehen kann oder ob das jetzt wieder typisch für ne borderlinerin ist....ich glaub, ich wäre wohl schon für ein paar mutmachende worte dankbar.

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dag
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Beitrag Di., 24.11.2009, 12:10

Ich habe eine VT gemacht und sehr innige Gefühle für meine Therapeutin entwickelt. Ich habe sie einerseits dafür geliebt, dass sie so mitfühlend und unterstüzend war, mir im Gespräch nicht ausgewichen ist und so viel Nähe zugelassen hat. Andererseits hatte sich sehr langsam und zögernd ein Verlangen entwickelt, ihr auch körperlich nahe zu sein (obwohl ich in einer festen Partnerschaft mit einem Mann bin). Ich habe das alles nicht angesprochen in der Stunde (und frage mich im Nachhinein, ob das ein Fehler war und ob ich andernfalls noch mehr daraus hätte lernen können...). Doch haben aber diese Gefühle für mich Einsicht gebracht; Einsicht dahinein, was meine Bedürfnisse sind. Es war mir klar, dass ich die Therapie nicht ewig weiterführen kann und will und den Wunsch nach körperlicher Nähe sowieso in dieser Therapiebeziehung nicht befriedigt bekommen könnte. So habe ich versucht, diese Bedürfnisse im realen Leben besser befriedigt zu bekommen (Körperliches in der Partnerschaft und gute Gespräche und Unterstützung mit Freundinnen).

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delmasystems
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Beitrag So., 29.11.2009, 11:07

Ich bin sehr froh über dieses Thema hierszu lesen weil es zeigt mir das ich nicht alleine bin damit.
Ich habe dass gleiche Problem..... meine Zeit in der Klinik ist vorüber und ich muß mich von meiner Einzelth. trennnen und ich habe dass GEfühl es zerrreißt mir das Herz.
Sie ist so eine Liebe und ich mag auch sie als Mensch obwohl ich sie gar nciht wirklich kenne..... und ich würde sie auch gerne anders kennemn....
wir haben auch über das thema gesprochen und ich habe schon etliche Taschenüscher vollgeheult.... hab ihr einen brief geschrieben indem auch drínnen steht wie sehr ich sie líebgewonnen habe..... weiß ist nicht so gut...
und sie hat sehr nett darauf reagiert.
Ich weiß nicht was ich tun soll wenn ich daran denke dass ende der woche allles vorbei ist könnte ich zum heulen anfangen.
Vl. habt ihr einen Rat.

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Elena
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Beitrag So., 29.11.2009, 14:45

delmasystems hat geschrieben:wir haben auch über das thema gesprochen und ich habe schon etliche Taschenüscher vollgeheult.... hab ihr einen brief geschrieben indem auch drínnen steht wie sehr ich sie líebgewonnen habe..... weiß ist nicht so gut...
und sie hat sehr nett darauf reagiert.
was hat sie denn dazu gesagt?
delmasystems hat geschrieben:Ich weiß nicht was ich tun soll wenn ich daran denke dass ende der woche allles vorbei ist könnte ich zum heulen anfangen.
Vl. habt ihr einen Rat.
Ich kann mir das schon vorstellen, wie es Dir geht, aber ich würde Dir den Tipp geben, Dich voll und ganz auf Dein eigenes Leben zu konzentrieren, mit allen Facetten, die es Dir bietet.

LG Elena

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delmasystems
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Beiträge: 71

Beitrag So., 29.11.2009, 21:11

Hallo !

Auf den Brief hat sie gemeint er sei wunderschön.
und das mit auf mein leben konzentrieren dass mach ich sowieso aber hin und wieder kommen mir halt die Gedanken an sie und die Gefühle dazwischen.
Ich tue mir mit abschied sehr sehr schwer.
liebe grüße
delmasystems

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extrano
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 12:58

es ist vorbei. aus und vorbei. nach fast 3 jahren therapie.
es zerreisst mich innerlich fast. ich wollte doch das der schmerz aufhört.....

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metropolis
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 13:50

War das ein reguläres Ende oder hast du die Therapie abgebrochen?

Wenn es ein Abbruch war, wie kam es dazu?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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extrano
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Beiträge: 61

Beitrag Mi., 09.12.2009, 14:32

mehr oder weniger ein abbruch. geht mir seit wochen so schlecht wegen der sache, weil ich mit meinen gefühlen ihr gegenüber nicht mehr klar komme. gehe aber bald in die tagesklinik. wollte mir ursprünglich dort gedanken über einen abbruch bzw weiterführung machen, aber nun habe ich ihr heute schon gesagt, dass ich vermutlich nicht wiederkommen werde. es fühlte sich nach abschied an. kurz und schmerzlos. soviel bedeute ich ihr also. egal. ich leide jetzt....aber das tue ich eh schon die ganze zeit.

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extrano
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Beitrag Mi., 09.12.2009, 14:33


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