Verschlechterung der Panik trotz Verhaltenstherapie

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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TimTim
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Beitrag So., 25.10.2009, 21:00

Hallo Andrea,
ich habe mich gerade hier im Forum angemeldet, weil mich gerade auch einige Dinge beschäftigen.
Zum Thema Betablocker habe ich quasi die gleichen Erfahrungen letztes Jahr gemacht. Ich bin längere Zeit arbeitslos. Letztes Jahr hatte ich zweimal eine berufliche Enttäuschung. Schlecht schlafen tue ich seit Anfang 2007. Deswegen war ich letztes Jahr bei meiner Hausärztin (Fachärztin für Allgemeinmedizin). Die hat mich dann mit Hilfe von EKG, Blutdruckmessung, Stethoskop und Blutabnahme erst mal durchgecheckt.
Dabei stellte sie dann fest, dass ich ein vergrößertes Herz und zu hohen Blutdruck, irgendwas mit 100/150, habe.
Dann hat sie mich nach meinen Schlafproblemen gefragt, d.h. sie wollte wissen was ich mache, wenn ich aufwache und nicht wieder einschlafen kann. Ich antwortete, dass ich eigentlich nichts mache.
Daraufhin verschrieb sie mir außer Blutdrucksenkenden Medikamenten auch Antidepressiva.
Ungefähr eine Woche später bekam ich nachts Todesangst, die wohl von meinem Herz ausging, d.h. aufgrund von Herzproblemen.
Am Morgen bin ich dann ins Krankenhaus gefahren: Noch gründlicherer Check mit Röntgen, Blutdruckmessung, Urin, EKG.
Der zuständige Arzt meinte dann, dass ich ab jetzt für immer Betablocker nehmen muß. Das hat mich dann erst mal fertig gemacht. 40 und Betablocker. Ich hab mir gedacht: Das kann ja wohl nicht die Lösung sein.

Dann dachte ich an einen Bekannten, der auch schon mal Betablocker nehmen mußte (mit Anfang 20!). Angerufen und dann erfahren: Er hatte auch berufliche Probleme, dann wohl Herzprobleme, dann Arzt, dann Betablocker verschrieben bekommen. Er meinte dann, dass so ein stoned-Gefühl zwar ganz nett sei, aber er wollte im Leben auch noch was erreichen. Stattdessen ist er dann auf Alkohol umgestiegen. Heute hat er keine Herzprobleme mehr. Die Lösung ist aber nicht zu empfehlen.

ABER! Sowohl bei ihm als auch bei mir interessierte die Ärzte überhaupt nicht ob wir irgendwelche Probleme haben (Privat, Beruf, Beziehungen etc.). D.h. es wurde eigentlich jeweils keine vollständige Anamnese gemacht so wie es z.B. bei guten Heilpraktikern am Anfang jeder Therapie üblich ist (keine Erfahrung, aber gehört: ca. 1-2 Stunden Gespräch bzw. Erzählung des Patienten, je nachdem).
Es gab auch keinerlei Verhaltensempfehlungen wie Entspannungsübungen, Sport, gesündere Ernährung, etc.

In meinem speziellen Falle kommt hier wohl meine strenge Erziehung mit ins Spiel, d.h. mir wurde ständig gesagt, egal was ich machte, das ich es so und so besser machen könnte, im extremen Fall, bei schlechten Noten in der Schule, wurde auch gebrüllt wegen Fehlern bei den Hausaufgaben (schon in Grundschule), geprügelt wurde auch ein paar Mal, aber nicht wegen Schule.
D.h. ich habe diese hohen Leistungsanforderungen übernommen und setze mich quasi immer selber ständig unter Druck (während meiner Studien- und Berufszeit) - man ist quasi ständig "auf der Flucht", weil man Angst hat etwas falsch zu machen. Das fördert natürlich einen ständig hohen Adrenalinpegel, der zu verengten Blutgefäßen und damit zu höherem Blutdruck führt. Das vergrößerte Herz kommt wahrscheinlich vom zu vielen vor dem PC sitzen ohne viel Bewegung (Muskeln unterstützen das Herz beim Bluttransport). Bin kein Leistungssportler

Den Zusammenhang zwischen privaten und beruflichen Problemen und meiner Erziehung habe ich erst durch die Bücher von Alice Miller ("Am Anfang war Erziehung", "Du sollst nicht merken") herausgefunden.
Empfehlen kann man speziell im Fall des Blutdrucks wahrscheinlich zuerst "Die Revolte des Körper" und "Evas Erwachen".
Der Körper/die Seele merkt sich quasi die "Misshandlung" von früher und fordert irgendwann sein Recht.

Um eine/n geeignete/n Therapeut/in zu finden, kann vielleicht diese Frageliste (9 Fragen) auf einer der Seiten von Alice Miller helfen:
FAQ: Wie findet man einen guten Therapeuten?
1. Was brauche ich, um meine Notlage zu überwinden?

Sie brauchen eine einfühlsame, aufrichtige Person, die ihnen hilft, das Wissen Ihres Körpers ernst zu nehmen. Eine Person, die dasselbe bereits für sich selbst erfolgreich getan hat, weil sie die Chance hatte, die Art von Hilfe zu finden, nach der Sie suchen.
http://www.alice-miller.com/artikel_de.php?force=faq
Nur das Gefühl kann uns in entscheidenden Momenten des Lebens sagen, wo unser ureigener Weg ist. Mit dem Verstand alleine lässt er sich nicht finden.
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Andrea40
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Beitrag Mo., 26.10.2009, 17:33

@ münchner kindl

Die letzten Tage waren so schlimm, daß ich jetzt beschlossen habe, es nochmal mit einer Klinik zu versuchen. Habe prompt eine Akuteinweisung bekommen. Nur die Kasse schickt jetzt erstmal alles zum MDK wie es aussieht. Und ob die das genehmigen steht auf einem anderen Blatt. Sonst muß ich auf eine Kur und die schicken einen ja sonst wohin. Ich hatte mir als Klinik die St. Irmingard in Prien ausgesucht. Kennst Du die zufällig?
Zum Thema dünnhäutig kann ich nur sagen, ja das bin ich zur Zeit sehr. Schlafe auch schlecht und die ganze Zeit zittern und Herzrasen. Bis dato war ich noch froh in die Arbeit gehen zu können. Im Moment fühle ich mich aber völlig überfordert. Mein Chef hat mich auch schon auf meinen Zustand angesprochen. Das war peinlich. Hab mich irgendwie rausgeredet.
Morgen muß ich meiner Th. noch mitteilen, daß ich einen Klinikaufenthalt plane. Das kann auch heiter werden. Seit unserer tollen Diskussion war ich nicht mehr da.
Ich hab übrigens eine Freundin, die schwört auf die Pferdetherapie und sie hat ganz tolle Fortschritte im Lauf der Jahre gemacht. Leider zahlt die Kasse dazu ja nichts.

Danke übrigens für die Namen vom Psychiater.

lg Andrea

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Andrea40
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Beitrag Di., 27.10.2009, 11:51

@münchner kindl

Ich war heut mal wieder bei der Therapie. Meine VT meinte plötzlich eine Klinik wäre gar nicht schlecht. Sie könne bei mir eh nichts ausrichten, da sie den Ansatzpunkt nicht findet. Ich muß meinen "Weg" finden und die "Schei...., die vor meiner Tür liegt" soll ich weg machen. Prima Tipp oder? Wenn ich wüßte wie, dann würde ich da ja nicht hingehen. Am Schluß ist doch immer der Patient Schuld habe ich den Eindruck. Wenn der Therapeut nicht mehr weiter weiß, dann ist man halt austherapiert.

Vielleicht hilft da wirklich nur noch beten....

lg Andrea

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Andrea40
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Beitrag Di., 27.10.2009, 11:56

@ Timtim

Danke Dir für deine tollen Buchempfehlungen. Alice Miller kannte ich schon ein bisserl. Ich fürchte mein Körper hat sich auch so einiges gemerkt. Als Kind war ich oft allein und hatte da schon Verlassenheitsängste. Die waren dann sehr gut weg, bis sie mit voller Wucht zugeschlagen haben.

Ich probiere jetzt übrigens ein neues Mittel aus homöophatisch. P-STA für den Tag und Somcupin für die Nacht. Alles zum Beruhigen. Mal schauen, obs was hilft.

lg Andrea

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TimTim
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Beitrag Di., 27.10.2009, 13:41

Und noch eine eher unkonventionelle Idee ist mir gekommen. Tiere helfen glaube ich ziemlich gut beim Entspannen.
Wie wäre es mit einem Haustier? Z.B. einem Hund oder einer Katze?
Bei einem Hund eines Nachbarn habe ich mal gemerkt wie dieser, als es mir einmal schlecht ging, sich einfach gegen meine Beine gelehnt hat. Bestimmte Tiere, vor allem Hunde weil die auf das Zusammenleben mit dem Menschen ausgerichtet sind, haben wohl noch so eine Art Antenne dafür.
Das ist eine Art Bernhardiner (also auch ungefähr so klein ), der bei jedem etwas lauteren Geräusch gleich laut bellt.

Katzen sind ja ziemlich verschmust und schlafen am Liebsten die ganze Zeit, wenn nicht gerade mal wieder der Futternapf zu richtigen Zeit gefüllt wird.
Nur das Gefühl kann uns in entscheidenden Momenten des Lebens sagen, wo unser ureigener Weg ist. Mit dem Verstand alleine lässt er sich nicht finden.
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Andrea40
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 22:19

Hallo,

ich bin recht verzweifelt. Totz eines mehrwöchigen Klinikaufenthaltes hat sich mein Zustand bezüglich der Panik nicht verbessert. Die Agoraphobie ist sogar wegen der Größe der Klinik und gewisser Räumlichkeiten schlimmer geworden. Exposition hat nicht wirklich geholfen. Während des Aufenthaltes auch super hoher Blutdruck. Konnte mich fast nicht entspannen und fühle mich jetzt erst recht ausgelaugt.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie ging es euch nach Klinikaufenthalt?
Danke !!!!!!!!!!!!!!!!

(Hinweis Admin: Zusatzfragen zum eigentlich gleichen Thema bitte im Originalthread stellen, damit andere UserInnen die Geschichte bzw. den Verlauf besser nachvollziehen können. Ihre aktuelle Frage zum Thema wurde an Ihren anderen, ähnlichen Thread angehängt.)

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 13.02.2010, 22:51

Warum hat man Dich denn so entlassen?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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tears30
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Beitrag Di., 11.05.2010, 16:04

Ein Klinikaufenthalt ist noch keine Garantie dafür das es dir nachher besser geht.
Entweder bist du momentan noch nicht soweit dich wirklich auf eine Therapie einzulassen oder es hat die Klinik einfach nicht gepasst.
Nicht aufgeben und einen niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychiater suchen und langfristig eine Therapie machen!

Alles Gute
PS:
Auch Ärzte sind nur Menschen und stehen unter hohem Erwartungs- und erfolgsdruck.


Sudek
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Beitrag Do., 24.04.2014, 09:16

@Andrea40


Hallo Andrea,

wie geht es Dir denn inzwischen? Ich plage mich auch mit Panik und Agoraphobie herum und wüsste darum gerne, wie es bei Dir weiter gegangen ist! Viele Grüße Sudek

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