Freundschaft mit Borderlinerin möglich?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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hawi
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Beitrag So., 04.10.2009, 16:15

Beginn, Verlauf, Inhalt von Freundschaft, ich denke, die Welt ist da sehr bunt. Es geht viel. Nur passen muss es halt irgendwie. So lange das Innenverhältnis stimmt ist es ok, auch wenn es von außen betrachtet vielleicht schräg, einseitig whatever aussieht.

Klar, ideal wäre grad am Beginn etwas, dass nicht gleich das Bohren dicker Bretter ist, bei dem nicht der eine den Therapeuten, Seelsorger, Kummerkasten für den anderen spielt. Aber, solange daran nichts Aufgedrängtes ist, solange zwei diese Rollen jeweils freiwillig spielen, einnehmen, geht Freundschaft auch so.
An dieser Stelle ganz liebe Grüße an meine Freundin Rilke , die ich auf ähnliche Art kennen gelernt habe. Nein, so etwas ist dann sicherlich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig.
Aber ich finde mittlerweile, auch so kann mann/frau einander kennen lernen. Da lernt dann auch nicht allein der Therapeut die Patientin kennen, sondern durchaus ebenfalls die Patientin den Therapeuten. Es wird kommuniziert, inhaltlich womöglich vielsagender, tiefsinniger, als bei „normalen“ Annäherungen. Beide geben durchaus etwas von sich preis, auf eine ungleichgewichtige Art und Weise zwar, aber gerade wenn manns nicht gelernt hat, ist „Therapeut spielen“ ja auch eine „Selbstdarstellung“, gibt Einblicke in Meinungen, Gedanken, Verhalten desjenigen, der da grad an den Problemen von jemand anderem teilnimmt. Und so jemand wie ich fand sich dabei meist auch nicht ausgenützt! Ich bekam auch etwas: Vertrauen zum Beispiel, auch das Gefühl, dass mich, mein Zuhören, meine Art, da jemand gebrauchen kann, dass ich mich quasi nützlich machen kann, dass allein meine Anwesenheit, mein Zuhören einen Wert für jemanden hat. Das habe ich erhalten, das wurde mir gegeben.
Kritisch ist es sicherlich, wenn jeweils die Ansprüche zu hoch sind, wenn der Laientherapeut, meint, heilen zu können oder der Patient diesen Anspruch umgekehrt hat. Das wäre dann etwas, das für mich schon nicht Freundschaft ist, das aber auf jeden Fall in der ein oder anderen Form einen oder beide schnell sehr unglücklich machen wird.
Nur, die Gefahr besteht auch sonst bei Freundschaften. Eine halbwegs richtige Einschätzung zu dem, was man selbst „leisten“ und vom anderen als „Leistung“ erwarten kann, gehört immer dazu, damit es Freundschaft ist und bleibt.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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