Frustrierende Analyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 12:51

Elle hat geschrieben: Da es nun schon zum zweiten Mal bei mir so läuft, fürchte ich einfach, dass es an mir liegt.
Nur weiss ich nicht, wie ich das ändern kann.
Kann man so nicht sagen. Einen qualifizierten und noch für einen selbst passenden Therapeuten zu finden ist eine Herausforderung.

Daß es mehrere hintereinander gibt, bei denen es für dich persönlich NICHT funktioniert finde ich nicht abwegig oder ungewöhnlich.
Von daher würde ich auch IMMER anraten, sich eine ganze Hand voll Therapeuten anzusehen, wenn man eine T machen will, darüber zu reflektieren, ausführlich Vorgespräche führen (wo du auch die Therapeuten abklopfst) und dir dann einen nimmst, wo du dich wohlfühlst.

Ich hab zB eine Persönlichkeitsstörung. Mit so einer komplexen Angelegenheit ist es ein ziemliches Problem überhaupt jemanden zu finden der da fachlich UND menschlich kompetent ist, und was ich auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten da alles so erlebt habe hat mich über die Qualität von Therapie in Deutschland eigentlich ziemlich ernüchtert.
Viel Blablalaber, viele vorgefertigte Schablonen die man drübergestülpt bekommt, teilweise Aussagen grenzwertig zur Unverschämtheit und sehr wenig Einfühlungsvermögen.
Und im Moment such ich auch keinen, weil ich mir da denke, oh Gott, da helfe ich mir lieber selbst.

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stern
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 14:00

Elle hat geschrieben:Vielleicht muss ich auch noch mal etwas weiter ausholen. Das ist für mich jetzt die dritte längere Therapie in meinem Leben und ich habe inzwischen selbst einfach Angst, dass ich "schwierig" bin.
Was wäre für dich daran schlimm... bzw. was verstehst du unter "schwierig"? Also von mir aus weiß ich, dass ich nicht in jeder Hinischt unkompliziert und pflegeleicht bin... und dass ich kein einfacher Patient Patient bin, hörte ich auch schon von Therapeuten ... wobei ich den genauer Wortlaut nicht mehr weiß. Klar, da schluckte ich schon auch... aber das war eher darauf bezogen, dass manche Schwierigkeiten eher schwerer behandelbar seien. Nichtsdestotrotz sahen es die Therapeuten, die mich auch therapierten so, dass sie mit mir gut arbeiten können/konnten (et vice versa). Ich könnte da weiter ausholen... aber im Prinzip läuft es wohl darauf hinaus, was münchnerkindl sagte: Einen passenden Therapeuten zu finden ist nicht unbedingt leicht (auch wenn ich keine PS diagnostiziert habe). Und worauf ich (bei der Therapieauswahl) besonders achtete war durchaus auch, ob ich mich in manchen Schwierigkeiten verstanden fühlte. Denn teils hatte ich echt das Gefühl, ich kann so gar nicht deutlich machen, wo es brennt, obwohl ich mir teils echt den Mund fusselig redete. Und bei anderen war bereits nach wenigen Rückmeldungen deutlich den "Ja-haargenau-Effekt" (wobei dann teils dennoch die Therapie nicht angenommen wurde). Mehr als daran in den Probesitzungen weiter dran zu bleiben, wüsste ich nun auch nicht. Insofern ist das IMO erstmal ein gutes Zeichen
Das Erstgespräch bei meinem ehemaligen Analytiker fand ich sehr gut und es hat in einem Punkt wirklich "klick" gemacht bei mir.
Bei den (2 ambulanten) Therapeuten, bei ich dann die Therapie auch aufnahm, bestätigte sich das dann auch, wobei ich schon die Probesitzungen auskostete. Und wenn's unproduktiv wird, sehe ich keine andere Wahl, als das erstmal anzusprechen:
Ich habe dann gehofft, dass die eigentliche Therapie eben so produktiv verläuft. Und genau das ist dann aber nicht passiert, im Gegenteil, ich habe mich da auch total alleine gefühlt und hatte den Eindruck, ich trete auf der Stelle.
Da es nun schon zum zweiten Mal bei mir so läuft, fürchte ich einfach, dass es an mir liegt.
Kann daran liegen, dass der Therapeut nicht den passenden Zugang zu dir findet. Kann auch daran liegen, dass du nicht so deutlich machen kannst, worum es dir geht... und wenn da eine Schwierigkeit deinerseits liegt, wäre evtl. erstmal daran anzusetzen. Denn wenn das nicht geklärt ist, verläuft evtl. alles im Sand. Und wenn all das auch unfruchtbar bleibt, dann wäre evtl. auch näher zu prüfen, ob es wirklich passt oder ob du woanders besser aufgehoben ist, der/die einen besseren Draht zu dir findet. Will auch heißen: Selbst wenn du ein "schwieriger Patient" sein solltest (was auch immer das ist), so ist ein Verlaufen der THerapie im Sand nicht zwingende Konsequenz... sondern schade für dich, wenn es bleibt. Aber ich wünsche dir, dass du das mit deinem Therapeuten einer Klärung zuführen kannst.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 14:56

stern hat geschrieben:
Elle hat geschrieben: Was wäre für dich daran schlimm... bzw. was verstehst du unter "schwierig"? Also von mir aus weiß ich, dass ich nicht in jeder Hinischt unkompliziert und pflegeleicht bin...
Geht mir genauso.

Was soll hier "schwierig" sein?

Das kann ja völlig verschiedene Dinge beinhalten. ZB jemand der sich einfach keine Mühe gibt und verbohrt auf sein Ding beharrt.
Oder jemand mit einer sehr komplexen Problemlage.
Oder auch jemand der selbst sehr kompetent ist und mit seinen Ansichten aneckt kann als "schwierig" empfunden werden.

Es gibt Leute die mich schwierig finden, weil sie mit gewissen Dingen bei mir einfach auflaufen. Und zwar, weil ich es nicht als meine Aufgabe sehe, den Mülleimer für die Neuröschen meiner Mitmenschen zu machen.
Die, die damit konfrontiert sind, daß ich irgendwas nicht mitspiele finden mich natürlich schwierig. Das ist aber deren Problem und nicht meines.

Oder es könnte sein daß du wirklich ein Problem hast, das einen einfühlsamen, intelligenten und erfahrenen Therapeuten benötigt.
Ich vergleich das mal mit den Erfahrungen die ich gemacht habe als ich noch geritten bin. Ich hab das mal beruflich gemacht und hab da mit sehr vielen verschiedenen Pferden zu tun gehabt. Und da gab es einfach immer mal welche, die nicht für jeden Reiter geeignet waren und schon garnicht für jeden Anfänger mit Schablonenmethoden. Eben "schwierige" Fälle die Einfühlungsvermögen und sich drauf einlassen und auch mal rumprobieren erfordert haben. Das war aber sehr sehr selten etwas , das man dem einzelnen Tier "perönlich" nehmen konnte sondern eine Folge vom Zusammenkommen von Gegebenheiten. Und in so einem Fall braucht es einen besseren und geeignetern Reiter und keine Schuldzuweisung.

Also wenn du nicht quasi Mutwillig alles abblockst was dir helfen könnte und prinzipiell gewillt bist an dir zu arbeiten, wenn du ehrlich schaust was bei dir läuft und du sagen kannst "ne, das mache ich nicht" dann liegt keine Verantwortung für diese Problematik bei dir. Punkt.

Ich würde dir sagen, hab Mut, auch mal "schwierig" zu sein. Angepasste Schafe die nix besseres zu tun haben als es allen recht machen zu wollen und keinen Mut zu Eigensinn haben gibt es viel zu viele in unserer Gesellschaft.
"Schwierig sein" als Adelsprädikat sozusagen

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Elle
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 17:09

Selbst wenn du ein "schwieriger Patient" sein solltest (was auch immer das ist), so ist ein Verlaufen der THerapie im Sand nicht zwingende Konsequenz... sondern schade für dich, wenn es bleibt.
Ja, das ist ja meine große Angst, dass mir die Behandlung dann einfach nichts bringt. Da verzichte ich gerne auf alle "Adelsprädikate", mir ging es gar nicht so sehr um eine negative Bewertung als "schwierig", sondern dass ICH eben Schwierigkeiten habe und auf meinen Problemen nicht sitzen bleiben will.

Zumindest bestärken mich Eure Erfahrungen darin, dass es nicht unbedingt nur an mir liegen muss. Obwohl ich irgendwie glaube, dass es AUCH an mir liegt.
Ich werde versuchen, meine Zweifel diese Woche so gut wie möglich anzusprechen. Es ist eh grad die Situation, dass demnächst eine Verlängerung beantragt werden müsste, und damit ein Anlass, zu reflektieren wie es weitergehen soll.

Das mit dem Reiter ist auch ein ganz guter Vergleich finde ich, ich glaube tatsächlich, dass ich etwas komplizierter gestrickt und schwer zu durchschauen bin, obwohl ich mir ja andererseits wünsche, durchschaut und "erkannt" zu werden.
Mein jetziger Therapeut ist auch älter und erfahren. Bei meiner ersten Analytikersuche hatte ich mehrere Vorgespräche, bei der zweiten "Suchrunde", nachdem der erste dann erkrankt war, hatte ich aber nur ein Gespräch. Ich fand ihn vertrauenswürdig und die Atmosphäre angenehm und hatte den Eindruck, dass er auch mal was Kontroverses sagt und es nicht einfach unproduktiv "laufen lässt". Das war schon mehr, als bei den meisten anderen Gesprächen vorher, und ich hatte einfach auch die Hoffnung aufgegeben, dass man nach 1-3 Vorgesprächen wirklich wissen kann, ob es passt oder nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 17:59

Elle hat geschrieben: Zumindest bestärken mich Eure Erfahrungen darin, dass es nicht unbedingt nur an mir liegen muss. Obwohl ich irgendwie glaube, dass es AUCH an mir liegt.
Du sagst, du glaubst das "irgendwie".... Was GENAU bringt dich zu diesem Ergebnis?

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stern
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 17:59

Da verzichte ich gerne auf alle "Adelsprädikate"
Ein "Adelsprädikat" iss das weiß Gott nicht, sondern meiner Erfahrung können bestimmte Schwierigkeiten eine enorme Erschwernis sein, einen passenden Therapeuten zu finden..., ganz wertfrei gesagt , vgl. auch müncherkindl.
Zumindest bestärken mich Eure Erfahrungen darin, dass es nicht unbedingt nur an mir liegen muss. Obwohl ich irgendwie glaube, dass es AUCH an mir liegt.
Das eine schließt ja das andere nicht aus.
ich glaube tatsächlich, dass ich etwas komplizierter gestrickt und schwer zu durchschauen bin, obwohl ich mir ja andererseits wünsche, durchschaut und "erkannt" zu werden.
Kann ich für deinen Teil nicht beurteilen... aber ich bin teils hocherstaunt, nach welch' kurzer Zeit manche Therapeuten (z.B. mein stat. oder meine jetztige amb.) manches so dermaßen treffend auf den Punkt bringen können. Intuition oder Erfahrung? Keine Ahnung... wobei klar iss, eine Hellsehr kann kein Therapeut sein, wenn der Patient Versteck spielt. Das erlebte ich nicht bei jedem so. Und somit bleibe ich dabei: Es gibt da Unterschiede?

Was heißt für dich "kompliziert gestrickt"? Ein guter Therapeut sollte sich IMO in die Welt des Patienten hineinversetzen können und die aus dessen Sicht verstehen können... und dies (bei Notwendigkeit) dem Patient transparent machen können (in welcher Form auch immer, also direkter oder weniger direkt... aber Hauptsache es wird früher oder später etwas deutlich, wovon man profitiert).
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Niemandsland
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Beitrag Mo., 14.09.2009, 21:54

Hallo Elle,

also ich mache auch ne Analyse und ich gebe echt zu, dass ich einige
Monate so meine Probleme mit der Analyse hatte. Dann hatte ich
anfangs auch so richtig Probleme mit der Therapeutin; fühlte mich
unverstanden usw. Wobei ich sie von Anfang an sehr symphatisch
fand und auch merkte "das passt".

Ich weiß noch ziemlich gut, dass ich diese analytische Vorgehensweise
und deren Inhalt sowas von nicht verstanden habe... das war echt ne
Qual. Mittlerweile ( bin über 22 Monate dabei ) komme ich sehr sehr
gut mit der Analyse klar.

Ich würde Dir auch raten mit Deinem Therapeuten darüber zu sprechen,
denn hier kann jeder nur seine Erfahrungen erzählen und wie auch in
der Analyse geht es ja speziell um Dich selbst. "Unsere Erfahrungen"
müssen also nichts mit Dir zu tun haben. Sprich ihn an und wenn er
was sagt was Dir so garnicht passt, dann sag es sofort, dann könnt
ihr zusammen schauen ob es sich um einen Widerstand deinerseits
oder um was anderes handelt. Ich wünsch Dir viel Erfolg

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Elle
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Beiträge: 297

Beitrag Di., 15.09.2009, 11:37

Du sagst, du glaubst das "irgendwie".... Was GENAU bringt dich zu diesem Ergebnis?
Ich glaube es, weil es ja mit dem ersten (erkrankten) Analytiker ein ähnliches Gefühl der Stagnation und des Kratzens an der Oberfläche war. Als sich das richtig manifestiert hat, ist er dann aber krank geworden, so dass es nicht mehr zum Thema wurde.
Wenn mir dasselbe zweimal hintereinander mit unterschiedlichen Therapeuten passiert (nicht ganz dasselbe, aber doch irgendwie ähnlich), dann denke ich schon, dass es AUCH an mir liegt.
Und vielleicht AUCH an den Therapeuten, vielleicht gibt es tatsächlich irgendwo "da draußen" jemanden, der mich besser versteht. Ich weiss es nicht.

Ich war vor einigen Jahren einen Monat in einer Klinik und da wurde auch deutlich, wieviel (eigentlich fast alles) für mich von der Person des Therapeuten abhängt. Z.B. gab es eine Therapieform "Plastizieren" (mit Ton), bei der ich zuerst eine Urlaubsvertretung hatte und dann die letzten 2 Wochen beim eigentlichen Kunsttherapeuten. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht, und die Aufgaben und Herangehensweisen der beiden hätten auch gegensätzlicher nicht sein können. Bei der ersten totale Blockade, beim zweiten kam plötzlich alles in Fluss.

Aber ich HATTE ja beim Vorgespräch bei meinem ersten Analytiker so ein gutes "Aha/er versteht mich besser als ich selbst" - Gefühl, und das hat sich dann in der Analyse selbst nicht so gehalten.
Deshalb finde ich es so schwierig.

Ich habe heute zumindest mal mein Problem sehr deutlich angesprochen. Dass ich mit seinen Deutungen so wenig anfangen kann. Mich nicht verstanden fühle. Vor einigen Stunden hätte ich mal "ausgepackt" meinte er, aber das war eine Stunde, in der ich ihn nicht zu Wort kommen liess eben weil ich fürchtete, er "redet mir rein" oder bringt mich wieder durcheinander. Aber das kann es doch nicht sein, dass ich ihn nicht als hilfreich empfinde sondern im Gegenteil als störend?

Oder läuft das so? Ist das eben das berühmte "es-sich-selbst-erarbeiten" in einer Analyse?

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Rahmen
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 4

Beitrag Di., 15.09.2009, 13:14

Hey,

ich mache auch Analyse und bin jetzt am Beginn des vierten Jahres. Im Großen und Ganzen habe ich schon den Eindruck, dass sich unsere Therapieerfahrungen unterscheiden, aber vielleicht können dir ein paar von meinen Erfahrungen ein wenig helfen.

Zwar nicht unbedingt im ersten Jahr, aber ja, es gab lange Durststrecken, wo sich nichts verbessert hat und ich mich allein und unverstanden fühlte.
Es gab vor allem in den ersten zwei Jahren auch viele Deutungen, mit denen ich nichts anfangen konnte und die ich nicht als hilfreich erlebte.
Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass das meiner Analyse nicht schadet und ich trotzdem auf einem guten Weg bin mit mir selbst glücklicher zu leben.
Mir hat es geholfen, wenn ich mich über das, was mich in meiner Analyse frustriert, gestört, gekränkt, verunsichert oder gereizt hat zu sprechen. Mancmal bin ich dann draufgekommen, warum mich das so stört und wie das mit meiner Persönlichkeit, meinen Erfahrungen und Erwartungen zusammenhängt und eher selten hat es dazu geführt, dass meine Analytikerin etwas an ihrer Sichtweise oder Behandlungsweise verändert hat. Rückblickend hatte das meiste mehr mit mir als mit ihr zu tun.
Ich habe auch den Eindruck gewonnen, dass die Deutungen eigentlich nicht mal so wichtig für mich sind. Solange ich irgendwo den Wunsch in mir habe, verstanden zu werden und mich auszudrücken, kommt das, was ich vermitteln möchte, auch irgendwann und irgendwie raus. Ich kenne mich immer noch besser als meine Analytikerin und wer ich bin und wie es mir geht kann letztendlich nur ich alleine wissen, aber es hilft mir, jemanden zu haben, der mit Geduld darauf wartet, dass ich meine Angst überwinde, um mir dann zu zeigen, dass er mich weder verurteilt noch korrigiert sondern eindach nur zuhört und mich dann versteht oder missversteht, und wenn Letzteres kann ich ja korrigieren. Am Anfang meiner Analyse hatte ich ANgst, dass ich nicht schnell genug weiterkomme und von selbst nicht in der Lage bin, die wichtigen Dinge auszusprechen. Ich hatte erwartet, dass meine Analytikerin sie mehr oder minder errät. In den letzen drei Jahren habe ich langsam und stückweise das Vertrauen gewonnen, dass ich selbst, wenn ich mich sicher vor Verurteilung und Bestrafung fühle, in der Lage bin, für mich und meine Entwicklung wichtige Themen zu bringen und wenn ich über sie spreche, auch neue Erkenntnisse und Sicherheiten aus ihnen zu gewinnen. Das war ein langer und nicht immer einfacher Weg, wenn ich zurückschaue. Es hat viele, viele Stunden gegeben, in denen ich nicht in der Lage war, auch nur ein einziges Wort von dem auszusprechen, was irgendwo tief drinnen in mir vorging, manchmal, weil ich es selbst noch nicht wusste und manchmal, weil ich Angst davor hatte, es laut zu sagen. MIr hat das Vertrauen meiner Analytikerin darin, dass ich irgendwann schon mal so weit sein werde, ihr und mir diese schwierigen Konflikte zu offenbaren, damit wir gemeinsam darüber reden können, geholfen, weil ich es selbst meistens nicht hatte. Und von der großen Geduld, die sie mir in diesen drei Jahren gezeigt hat, in denen es mir eigentlich nicht schnell genug hätte gehen können, ist ganz langsam ein kleines Stück auf mich übergegangen.

Ich wünsche dir, dass du wo auch immer und wie auch immer die Hilfe kriegst die du brauchst um wieder glücklicher zu leben.. Ich kann dir nur empfehlen, mit deinem Analytiker nicht nur über dein Leben, sondern auch über deine Analyse zu reden und das zu besprechen was dich stört.

Schönen Tag noch,

Rahmen

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Elle
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Beitrag Di., 15.09.2009, 15:12

Danke, Deine Beschreibung hilft mir sehr weiter beim Nachdenken. Es ist gut zu lesen, wie es gehen kann und jetzt sehe ich glaube ich etwas klarer, was "normal" ist und wo ich wirklich finde, dass es bei meiner Analyse hakt.

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Niemandsland
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Beitrag Di., 15.09.2009, 18:41

Halllo Elle,

Du schriebst dass Dir die Worte Deiner Vorrednerin sehr geholfen haben,
dadurch würdest Du erkennen was in Deiner Analyse hakt. Du kannst
aus den Erfahrungen anderen Analysen nicht wissen was bei DIR hakt.
Das meine ich absolut nicht böse, denn damals kaufte ich mir ein Buch
( Lehrjahre auf der Couch - da schreibt ein Analytiker einen Teil seiner
eigenen Lehranalyse nieder ) und dachte auch dass ich mich auf meine
Analyse vorbereiten könne indem ich so schaue wie es anderen damit
ergangen ist, aber meine Analytikerin bremste mich dann auch mit
folgenden Worten: ABER ES GEHT DOCH UM IHRE ANALYSE.

Vielleicht ist es ja einer Deiner Probleme, dass Du einfach nicht weißt
was es für Dich bedeutet eine Analyse zu machen und vielleicht hast
Du auch Befürchtungen dass was komisches ans Tageslicht kommen
könnte. Dies sind aber auch nur meine Vermutungen und daher werden
diese Worte eher was mit mir als wie mit Dir zu tun haben *g*.

Also nicht falsch verstehen, ich meine das echt nur lieb und es
sollte auch keine Kritik darstellen. Versucht Dein Analyseproblem mit
Deinem Analytiker ins Visier zunehmen, ich wünsch Dir viel Erfolg!

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Elle
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Beitrag Di., 15.09.2009, 19:08

Hallo Niemandsland,
ich glaub es hat mir aber doch geholfen.

Mir ist klarer geworden, dass ich keine "richtigen" Deutungen erwarten brauche und Rahmen hat mich in der Vermutung bestätigt, dass die auch nicht so zentral sein müssen.
Das ist schon mal ein Schritt.
Nun kann ich mich weiter fragen, wo es bei mir hakt und weiss schon mal, ich brauche keinen Hellseher. Aber doch jemanden, der mir nicht zu viele unzutreffende Deutungen aufdrückt. Das hat mich ja immer sehr beschäftigt und durcheinandergebracht und Energie gekostet.
So kann ich es vielleicht klarer ansprechen.

Der zweite Punkt ist allerdings noch ein anderer, nämlich Vertrauen. Es gab vor einigen Monaten eine Phase, die mein Vertrauen sehr geschwächt hat und das muss nun auch noch mal auf den Tisch.

Indem Rahmen mir gesagt hat, dass diese Dinge (Offenheit des Analytikers, Vertrauen, nicht bewertet und korrigiert zu werden) für sie die zentralen Punkte sind, ist mir ein bisschen klarer geworden, dass ich DAS schon auch erwarte und darauf nicht verzichten kann bzw. es nun eben noch mal thematisieren muss.

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Niemandsland
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Beiträge: 69

Beitrag Di., 15.09.2009, 19:54

Hallo Elle,

ich meinte auch nicht dass die Erfahrungen der Anderer Dir nicht weitergeholfen
haben oder so. Ich wollte einfach nur unterstreichen, dass wir die Dinge die
uns stören oder die wir brauchen eigentlich kennen. Auch ohne die Ansicht
eines anderen Analysanden hättest Du bemerkt, dass Dir das Vertrauen zB
wichtig ist, verstehst Du wie ich das meine?

Ich hab auch gelernt, dass es das A und O ist all meine Konflikte in der
Analyse anzusprechen, denn nur da können sie gelöst werden.
Wenn das Vetrauen zu Deinem Analytiker gesunken ist, dann sag ihm das
und schaue was draus wird. Bei mir ( und da sprech ich wieder von mir )
war es so, dass wir unsere Beziehung durch die Krisen festigen und
vertiefen konnten. Es ist da echt wichtig, dass Analytiker / Analysand
sich symphatisch sind und beide der Meinung sind, dass sie miteinander
arbeiten können. Ich wünsch Dir alles Liebe!

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Moni.
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Beiträge: 156

Beitrag Mi., 16.09.2009, 07:07

Hallo Elle,

ich glaube, ich kann Deine Verunsicherung nachvollziehen. Ich kenne, neben einigen AHA-Effekten, die Auswirkungen nicht stimmiger Deutungen in einer langjährigen Analyse.
Obwohl ich selbst ganz klar gespürt habe, dass einige ausgesprochene Deutungen nicht stimmten und ich heute sehr froh bin „mir selbst geglaubt/getraut zu haben“, hat es mich doch sehr beschäftigt.
Und es hat viel Energie gekostet, die ich an anderer Stelle dringender gebraucht hätte.

Ich möchte Dich ermutigen Deine eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen und sie auch immer wieder auszusprechen. An der folgenden Reaktion kannst Du vielleicht auch in der Vertrauensfrage mehr Klarheit gewinnen.
Moni

P.S. Das "Adelsprädikat" war mir am Ende auch nicht mehr wichtig. Was ich inzwischen als Therapieerfolg ansehe.

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Thread-EröffnerIn
Elle
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Beiträge: 297

Beitrag Mi., 16.09.2009, 07:35

Auch ohne die Ansicht
eines anderen Analysanden hättest Du bemerkt, dass Dir das Vertrauen zB
wichtig ist, verstehst Du wie ich das meine?
Niemandsland, da bin ich mir eben nicht ganz sicher. Ich bin ja gerade in einem Grübelprozess, deshalb schreibe ich ja auch hier... und suche mir in Euren Beiträgen "Spiegel" in denen ich sehen kann, was ist bei mir, was passt, was passt nicht. Ich hab leider die Tendenz, meinen eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen nicht zu trauen.
Eigentlich stimme ich Dir total zu, dass ich es eh selbst wissen sollte, aber ich hab momentan das Gefühl, dass ich mir durch das Auseinandersetzen und Schreiben klarer werden muss.
Weiss nicht, ob das nachvollziehbar ist.

Moni,
Dein Beitrag trifft mich auch sehr. Hast Du denn immer gesagt, wenn eine Deutung nicht stimmig war? Oder es eher mit Dir selbst ausgemacht?
War das Deine erste Therapieerfahrung?

Gruß an Euch,
Elle

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