Geschenke für die Therapeuten

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hungryheart
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Beitrag Di., 08.09.2009, 22:40

Notizzettelchen hat geschrieben:Geht es vielleicht noch jemandem eher so wie mir, dass es einem peinlich wäre, mit einem Geschenk anzurücken?
hi du,
ja mir ging es so.
zumindest bei "bedeutungsschwangeren" geschenken wie selbstgebasteltem, selbst geschriebenem, gegenständen (bücher, cd's, bilder), die etwas ausdrücken sollen, für etwas stehen usw.

von leuten, zu denen man keine persönliche bziehung hat, will man in der regel solche geschenke nicht. das ist eher unangenehm, als eine freude, eben weil so viel wunsch nach persönlicherer beziehung seitens des patienten mitschwingt.

(also mir ginge es jedenfalls so.
und , mal ehrlich: was wolltet ihr selbst von jemandem geschenkt bekommen, mit dem ihr beruflich zu tun habt und zu dem ihr eine besondere art von distanz wahren müsst?)

dagegen.. kleine, "unpersönliche" aufmerksamkeiten, wie eine gute flasche wein, leckere pralinen, schöne blumen, eine delikatesse aus einem land, das man vielleicht bereist hat....
finde ich ok und nicht übertrieben oder inadäquat.
ich schätze mal , dass es die "unpersönlichen", kleinen dinge sind, die nicht bedeutungsschwer und sehnsüchtig daherkommen, die dem thera wirklich freude bereiten.


ich habe daher nur solche aufmerksamkeiten, verschenkt. zu weihnachten, ostern und nach längeren urlauben.

nur zum abschied habe ich etwas sehr persönliches geschenkt, um die wertschätzung auszudrücken.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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metropolis
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Beitrag Di., 08.09.2009, 22:51

Was wird denn genau unter Agieren verstanden?
In der Psychoanalyse darf alles über Worte ausgedrückt und mitgeteilt werden. Alles was über Worte hinausgeht, gehört zum Agieren, Handlungen halt (Geschenke, Zuspätkommen, Umarmungen, Stalken, Stundenüberziehungen, Vergesslichkeiten, grobe Beleidigungen (?)).
Agieren kann also sowohl der Patient als auch der Therapeut.

lg

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm


montagne
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 00:25

Auch habe ich überlegt, dass ich ihm eine Karte schreibe, wenn ich weg bin...was meint ihr?
Ich habe meiner Therapeutin bisher immer eine Karte geschrieben. Habe mir schon vorher den Kopf zerbrochen, was ich den schreibe, bisschen krampfig auch.
Habe dann aber jedesmal etwas spontanes geschrieben, so in einem Rutsch mit den Karten an meine lieben Freunde und diverse Bekannte. Meine Therapeutin hat es wohl als das verstanden was es war. Eine kleine, nette, unaufgeregte Geste. Hat sich ebenso nett und unaufgeregt bedankt und das wars.

Ich persönlich finde allerdings Geschenke am besten, die sich der Beschenkte nicht ohne weiteres selbst besorgen könnte. Ich hab da zwar schon seit Ewigkeiten etwas auf Lager, traus mich nur nicht zu Schenken.
amor fati

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Elena
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 16:44

Metropolis,

danke für die Antwort, kann damit was anfangen!
vallée hat geschrieben:Ich hab da zwar schon seit Ewigkeiten etwas auf Lager, traus mich nur nicht zu Schenken.
bin neugierig, was ist es denn? Bist doch hier eh anonym

LG Elena

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Stöpsel
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 20:12

@Notizzettelchen:
wenn ich mich in die Position eines Therapeuten versetze, würde es mir schon unangenehm sein, so persönlich von einem Menschen berührt zu werden, dem gegenüber ich eigentlich immer eine gewisse Distanz einzunehmen versuche.
Hm, ist das denn per se ein Widerspruch, zu jemandem Distanz zu haben und von jemandem berührt zu werden? Also, solange beides nicht im Extrem ist... Also, ich halte es möglich, daß ein Therapeut soviel Distanz hat, daß er nicht sein eigenes Wohlbefinden völlig davon abhängig macht, wie es einem Klienten geht, aber es ihn halt nicht völlig kalt läßt, wenn es ihm schlecht geht und er sich aber auch v.a. darüber freuen kann, wenn es ihm gut geht oder wenn sich bei ihm etwas zum positiven verändert, was durch ein Geschenk ja meistens zm Ausdruck gebracht wird. Denn auch ein Therapeut ist ein Mensch, der sich über positive Dinge freut, nur macht er sich halt nicht davon abhängig, was Positives von diesem einen Menschen zu bekommen. Ich meine, ist natürlich vom Therapeuten abhängig, aber ich denke schon, daß es bei meiner so ist, ist eben so eine Grundeinstellung, die sie hat.
Andererseits empfinde ich es als ganz miese Nummer, einen Menschen durch solch eine Nettigkeit an mich zu binden oder eine gewisse Bindung auszudrücken, wo doch genau das Gegenteil Ziel der Therapie ist.
Hm, ist die Frage, was Du unter Bindung verstehst. ISt doch ok, einen Menschen in sein Herz zu lassen, sich ihm verbunden zu fühlen und doch seinen eigenen Weg zu gehen, weil eben jeder Mensch verschieden ist und irgendwann nicht mehr alles paßt, was der Therapeut einem sagt. Die Verbundenheit kann doch trotzdem bleiben.
Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass es ein Schritt war, um ihn mir ein Stückchen näher in meine geistige Welt, in meine intime Phantasie einzubinden. Natürlich geschieht das vordergründig als freundliche, liebevolle Geste und Zeichen des Vertrauens und der Sympathie, doch beinhaltet sie meines Erachtens auch viel an Egozentrik und Sehnsucht.
Hm, wenn es VIEL Egozentrik und Sehnsucht ist, ist das natürlich nicht so gut. Dann kann man sich ja fragen, warum das so ist und das kann man dann ja in der Therapie besprechen (oder besser "könnte" man, denn in dem Augenblick wo man das tut, würde man das ganze ja schon wieder aufheben und dsas will man (von der emotionalen Seite her) dann ja nicht. Aber man kann darüber reflektieren, rational drüber befinden, daß man seinen Emotionen und daraus resultierendem Verhalten ein Bein stellen will, um weiterzukommen).
Allerdings denke ich, erledigt sich das Thema eh häufig dann, wenn es einem im realen Leben besser geht, weil dann der Therapeut nicht mehr DIE Bedeutung fürs LEben hat. So gesehen, wenn das mit Abhängigkeit, Sehnsucht usw. nicht irgendwann ein Selbstläufer wird, erledigt es sich von selber.
Bei meiner Neurologin laufen auch viele ältere Omas rum, die als Dankeschön zu jedem Behandlungstermin einen Kuchen mitbringen. Das tun die sicherlich nicht, um ihre Neurologin emotional an sich zu fesseln. Aber mir persönlich wäre das einfach ein bisschen zu viel Dankbarkeit für eine "Dienstleistung".
Also geht es bei Dir mit dem Therapiegeschenk auch nicht um Dankbarkeit? Hm
Mit den anderen Sachen wie mit dem Flugzeug und ein bißchen auch mit den Ärzten sehe ich es wie Du. Vielleicht hätte ich es auch bei der Therapeutin so gesehen, wenn ich nicht schon soviele schlechte Erfahrungen bei anderen Therapeuten gemacht hätte (und teilweise auch bei Ärzten), so daß ich dankbar bin für Dinge, die ich früher eigentlich für selbstverständlich gehalten habe (denn Beruf und Berufung hat bei vielen halt offenbar nichts miteinander zu tun)

@metropolis:
Nein, das muss man m.E. nicht lernen. Aus diesem Grund gerate ich ja mit meinem Therapeuten immer wieder aneinander.
Gefällt mir, weil's irgendwie natürlich ist und für mich dann irgendwie immer mit Menschsein und Lebensfreude verbunden ist.
(alos ich meine natürlich nicht das Aneinandergeraten, aber Dein Wunsch, es nicht nur verbal zu machen)

Viele Grüße

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Notizzettelchen
Helferlein
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 23:22

@stöpsel
Also, ich halte es möglich, daß ein Therapeut soviel Distanz hat, daß er nicht sein eigenes Wohlbefinden völlig davon abhängig macht, wie es einem Klienten geht, aber es ihn halt nicht völlig kalt läßt, wenn es ihm schlecht geht und er sich aber auch v.a. darüber freuen kann, wenn es ihm gut geht oder wenn sich bei ihm etwas zum positiven verändert, was durch ein Geschenk ja meistens zm Ausdruck gebracht wird.
Als Therapeut hat man die Aufgabe sich einem Patienten gegenüber sowohl mitfühlend als auch tröstend zu zeigen, ohne sich persönlich mitreissen zu lassen - als Selbstschutz und Grenze. Hier ist es immer der Therapeut, der reagiert und sich mitfühlend zeigt, nicht der Privatmensch, der dahinter steht. Zwei getrennte Stühle, und vllt. noch ein Tisch in der Mitte, können helfen, diese Grenze auch räumlich zu demonstrieren. Ein Geschenk soll doch nun, meines Erachtens, aber auf sehr persönlichem Wege und einen Menschen direkt erfreuen. Es ist ja schon das Ziel eines Schenkenden, dem Privatmensch "Therapeut" in seiner Persönlichkeit möglichst gerecht zu werden. Vor allem dann, wenn man Bücher oder Bilder verschenkt, die dem Betroffenen definitiv gefallen werden. Man will, dass er sich persönlich freut und registriert, dass man ihm dankbar ist und sich ihm verbunden fühlt. Wozu soll er auch in dem Moment gleichsam therapeutisch seine Freude nur illustrieren!? Dann könnte sich ein Patient das Geschenk auch sparen. Und hier sehe ich ein bisschen die Zwickmühle, wenn man seinem Therapeuten ein Präsent überreicht, das dazu gedacht ist, ihm persönlich Freude zu bereiten. Entweder er/sie reagiert professionell - dann täte es aber doch auch ein "Dankeschön" - oder er/sie ist persönlich berührt, was dem Therapeuten vielleicht aufgrund seiner Verpflichtung unangenehm werden könnte.

Ich habe vor rund 2 Jahren, kurz vor Weihnachten, auf dem Schreibtisch meines Therapeuten eine große, weiße Kerze, mit bunten Leuchtbuchstaben ("Merry Christmas") in Klarsichtfolie eingehüllt und mit glitzernden Bändern verziert, stehen sehen. Meine Vermutung war, dass es eine kleine Aufmerksamkeit zu Weihnachten seitens eines Patienten hat sein sollen. Mir kommt das wie eine Übersprungshandlung vor... man will irgendwas schenken, um diesem Menschen nahe zu sein und ihn zu berühren und ihn vor allem auf persönlicher Ebene einmal zu treffen - aber wenn es zu bedeutungsschwer ist, könnte es peinlich werden... also besinnt man sich auf eine nette Karte oder Schokolade.

Denn Fakt ist doch: Wenn ich mich in keiner abhängigen Position mehr befinde, dann kann ich das, was ich zuvor durch Kerzen/Karten/Bilder/Geschenke habe ausdrücken wollen, auch verbal und per Handschlag ausdrücken. Dann hat der Therapeut auch viel eher die Chance, auf gerechter Ebene zu antworten und wird mit dem Geschenk (und dem daran gekoppelten Bündel an Botschaften und vllt auch Koketterien) nicht alleine gelassen.
Konflikte ausleben. Widersprüche testen. Brüche vollziehen. Mensch werden.
Das ist das Leben und es schreitet fort. Entweder du lebst es oder du lässt es,
aber wozu den Pudding aufbewahren, wenn du ihn nicht auch essen magst?

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metropolis
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Beitrag Do., 10.09.2009, 00:13

@Notizzettelchen
Ein Geschenk soll doch nun, meines Erachtens, aber auf sehr persönlichem Wege und einen Menschen direkt erfreuen. Es ist ja schon das Ziel eines Schenkenden, dem Privatmensch "Therapeut" in seiner Persönlichkeit möglichst gerecht zu werden. Vor allem dann, wenn man Bücher oder Bilder verschenkt, die dem Betroffenen definitiv gefallen werden. Man will, dass er sich persönlich freut und registriert, dass man ihm dankbar ist und sich ihm verbunden fühlt. Wozu soll er auch in dem Moment gleichsam therapeutisch seine Freude nur illustrieren!? Dann könnte sich ein Patient das Geschenk auch sparen. Und hier sehe ich ein bisschen die Zwickmühle, wenn man seinem Therapeuten ein Präsent überreicht, das dazu gedacht ist, ihm persönlich Freude zu bereiten.
Und was wenn das Geschenk sich halt nur an den Therapeuten und nicht den Privatmensch richtet? Man kennt ihn ja schließlich auch nicht privat, so dass sich das Geschenk doch automatisch an den Therapeuten richtet.

Oder wie kann man für den Privatmenschen ein Geschenk aussuchen. Das interessiert mich sowieso mal. Woher wisst ihr denn nur immer, was euer Thera mag, welche Bücher er liest. Also ich weiß sowas nicht, so dass für mich nur Geschenke in Frage kommen, die etwas mit unseren Gesprächen, der Analyse oder mit mir ganz persönlich zu tun haben.

Denn Fakt ist doch: Wenn ich mich in keiner abhängigen Position mehr befinde, dann kann ich das, was ich zuvor durch Kerzen/Karten/Bilder/Geschenke habe ausdrücken wollen, auch verbal und per Handschlag ausdrücken. Dann hat der Therapeut auch viel eher die Chance, auf gerechter Ebene zu antworten und wird mit dem Geschenk (und dem daran gekoppelten Bündel an Botschaften und vllt auch Koketterien) nicht alleine gelassen.
Auch wenn ich im Prinzip nichts gegen Geschenke zu besonderen Anlässen habe, finde ich es ganz wichtig, was du da festgestellt hast.

LG

metropolis
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Theodor Storm

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stern
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Beitrag Do., 10.09.2009, 07:12

Notizzettelchen hat geschrieben:Mir kommt das wie eine Übersprungshandlung vor... man will irgendwas schenken, um diesem Menschen nahe zu sein und ihn zu berühren und ihn vor allem auf persönlicher Ebene einmal zu treffen - aber wenn es zu bedeutungsschwer ist, könnte es peinlich werden... also besinnt man sich auf eine nette Karte oder Schokolade.
Das ist jetzt aber deine Interpretation zur Motivation eines Schenkers .
Denn Fakt ist doch: Wenn ich mich in keiner abhängigen Position mehr befinde, dann kann ich das, was ich zuvor durch Kerzen/Karten/Bilder/Geschenke habe ausdrücken wollen, auch verbal und per Handschlag ausdrücken. Dann hat der Therapeut auch viel eher die Chance, auf gerechter Ebene zu antworten und wird mit dem Geschenk (und dem daran gekoppelten Bündel an Botschaften und vllt auch Koketterien) nicht alleine gelassen.
Ich nehme mal div. Ärzte, weil ich mich da subjektiv in einer ungleich höheren "Abhängigkeitsposition" fühle. Ich setze Abhängigkeit in Anführungszeichen, weil es für mich ein schwammiger Begriff ist, da unterschiedliches umfasst sein kann, von dem man sich abhängig fühlt. Und von der Hilfe eines Arztes bin ich dann abhängig, wenn ich manche notwendige körperlichen Behandlungen bzw. Untersuchungen nicht selbst durchführen kann (was regelmäßig der Fall ist).

Und wer sagt, dass ein Schenker nicht zwei Handlungsalternativen zur Verfügung stehen hat?

Also für meinen Teil, meine ich die zu haben. So drücke ich für gewöhlich meine Dankbarkeit für die Hilfe aus einer "Notsituation" heraus auch verbal und per Handschlag aus. Teils war ich aber auch schon so dankbar für die Hilfe, dass ich auch eine (an sich in keinem Fall bedeutungsschwere) Geste der Dankbarkeit in Form eines (kleinen) Geschenks überreichte. Und ich hatte da auch den Eindruck, es wurde als das verstanden, was es (wie geschildert) auch sein sollte. Und ich nahm es mithin auch nicht so wahr als hätte sich der Behandler mit einem Bündel von von Botschaften und Koketterien überrollt gefühlt... zumal ich meine, dass meine Botschaft auch klar und eindeutig war.

Und entsprechendes gilt auch für manche Therapeuten, bei denen ich mich auch schon auf diese Art und Weise dankbar zeigte.

Ich finde daher auch, man sollte vorsichtig sein, nicht in jedes Geschenk eine Bedeutungsschwere hineinzudichten, die es vielleicht gar nicht hat. Wie die, dass dahinter ja nur die Absicht stehen muss, diesem "Menschen nahe zu sein und ihn zu berühren und ihn vor allem auf persönlicher Ebene einmal zu treffen" (wie du es formuliert hast). Ein Geschenk, an das in irgendeiner Form eine Gegenleistung gekoppelt ist, würde ich zudem nicht mehr wirklich als Geschenk bezeichnen können. Ich reagiere mehr oder weniger "allergisch", wenn ich das Gefühl habe, ein Geschenk an mich ist an eine Gegenleistung gebunden (und würde mir dann vielmehr eine direkte Wunschäußerung wünschen). Und zumindest versuche ich daher als Schenker nicht eine Gegenleistung/Erwartung daran zu binden.
Zuletzt geändert von stern am Do., 10.09.2009, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


montagne
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Beitrag Do., 10.09.2009, 07:55

@Elena: Oh es ist kein geheimnis, nur eine CD mit Musik aus einem Land, dem ich sehr verbunden bin und um das es in der Therapie auch immer wieder geht. Eine Musik, die sie für sich slebst, aber auch in ihrer Arbeit nutzen kann, wenn sie möchte, oder weiterempfehlen.

Jedes geschenk hat einen Zweck, das ist einfach so. Es gibt kein vollkommen uneigennütziges Geschenk. Zumidnest erwartet man doch, mit dem geschenk Freude beim anderen zu erzeugen. Dankbarkeit vielleicht, Verbundenheit auch.

Sympathie, Zuneigung, Dankbarkeit und Verbundenheit auszudrücken, Schenken gehört zum Repartoire eines gesunden Sozialverhaltens. Wo kann man das üben, wenn nicht in einer Therapie? Wenn es too much war oder zu zaghaft, das es kaum bemerkt wurde, dann wird man das eben merken, daraus lernen, beim nächsten mal besser machen. Aber dazu muss man erstmal dem Therapeuten etwas schenken oder eben verbal seine Gefühle, Dankbarkeit ausdrücken.

Beides finde ich kann natürlich sehr effektbedacht und damit manipulativ im engeren Sinne sein, beides kann aber auch ganz natürlich und ehrlich von innen kommen. Auch das wird man lernen. Und für sich herausfinden, was einem liegt und was nicht.
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Träumerin3
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Beitrag Do., 10.09.2009, 08:13

Hallo zusammen,

ich wollte nur mal kurz anmerken, dass nicht alle Analytiker keine Geschenke annehmen. Auch da gibt es wohl verschiedene Richtungen bzw. Handhabungen. Meine Analytikerin hat sich über Geschenke immer gefreut, wobei natürlich anschließend die Frage kam, warum ich gerade das Geschenk gewählt habe und so weiter und wir versucht haben, das zu ergründen. Ich habe ihr zu Weihnachten, besser gesagt zum Jahresabschluss was geschenkt und dann zum Abschied...

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.09.2009, 08:57

Stöpsel hat geschrieben:
Hm, ist das denn per se ein Widerspruch, zu jemandem Distanz zu haben und von jemandem berührt zu werden?
Genau darum geht es ja.
Willst Du denn Deine Therapeutin berühren?
Und wenn ja: Warum? Was ist Dein /euer Ziel?

Jemanden berühren wollen ist immer ein ein persönlicher Wunsch/ ein persönlicher Akt.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:00

metropolis hat geschrieben:
Und was wenn das Geschenk sich halt nur an den Therapeuten und nicht den Privatmensch richtet?
Dann käme wohl allenfalls ein Fachbuch oder ein Fachzeitschriften-Abo (teuer!), oder sonst etwas, was die professionelle Ebene betrifft, in frage ....


Ich arbeite in einem medizinischen Beruf (hurra, ab nächste Woche bin ich nun endgültig nicht mehr krank geschrieben! ) und bekomme oft zum Ende der Behandlung Geschenke.
Ich kann jetzt nur von mir und meinen Kollegen (und auch von den mir bekannten Therapeuten reden)........wir alle empfinden es so, dass KLEINE (!!!!) "unpersönliche" Geschenke (Schokolade, Blumen, Wein, ein selbst gebackener Kuchen usw.) echte Freude bereiten, während zu wertvolle (muss man als Angestellter sowieso ablehnen) oder bedeutungsschwangere Geschenke bestenfalls neutrale Empfindungen, bei sehr bedeutungsschwangeren Geschenken sogar manchmal ein leichtes UNbehagen auslösen.
Zuletzt geändert von hungryheart am Do., 10.09.2009, 09:10, insgesamt 1-mal geändert.
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candle
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:06

Ja, interessante Punkte hier.

Man schenkt, weil man für sich etwas erreichen will.

Ich persönlich bin ja dafür, wenn es um den Menschen geht, was persönliches zu schenken, was er auch mag. Das müßte man in mühseliger Kleinarbeit erstmal rausfinden, und führt einem von sich selber weg.

Alles andere wäre von MIR und dann doch eher unpersönlich, oder?

Meine Gedanken sind dazu etwas verdreht. Aber es war auch nie mein Thema.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:19

vallée hat geschrieben:
Wo kann man das üben, wenn nicht in einer Therapie? (.........)
Auch das wird man lernen. Und für sich herausfinden, was einem liegt und was nicht.

Sehe ich auch so.
Für mich war das sogar auch mal Thema in der Therapie.
Ich habe ihr, als ich das erste Mal etwas schenkte, das Geschenk (Pralinen und ein Weihnachtstee zu Weihnachten) überreicht und mich entschuldigt, dass es so unpersönlich sei.
Meine Thera meinte darauf, dass sie sich über unpersönliche Geschenke immer besonders freut, weil die unbelastet seien. (was immer sie damit meinte).
Ich hab wohl sehr offensichtlich erleichtert reagiert und wir sind drauf gekommen, dass ich ein Problem mit Schenken habe (hatte) weil ich große Angst hatte, ein Geschenk könne nicht gefallen und zurückgewiesen werden. (daher war es eine riesige Überwindung für mich überhaupt etwas zu schenken, und es "ging" zu der Zeit nur etwas Unpersönliches.)
Durch das Gespräch wurde mir aber klar, dass Unpersönliches eben auch wirklich die angemessenste Schenkvariante ist.
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metropolis
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Beitrag Do., 10.09.2009, 09:24

Dann käme wohl allenfalls ein Fachbuch oder ein Fachzeitschriften-Abo (teuer!), oder sonst etwas, was die professionelle Ebene betrifft, in frage ....
ja, das ist wohl nicht so prickelnd...

Aber sind denn selbstgebastelte Geschenke, mit denen man z.B. die Praxis dekorieren kann, Bücher, die man wärmstens weiterempfehlen kann oder die etwas aus den Sitzungen wiederaufgreifen, wirklich an den Privatmenschen gerichtet? Selbstgeschriebene Gedichte und Geschichten oder Glücksbringer, ein Geschenk für den Therapeuten oder den Privatmensch? Mit letzteren Dingen will man doch eigentlich sagen: Sie sind ein besonderer Mensch in meinem Leben, deshalb schenke ich Ihnen etwas, was nicht jeder von mir bekommen würde, sowas wie eine besondere Ehre. Oder wie kann man das sonst ausdrücken?

Also ich persönlich mag bedeutungsschwangere Geschenke, am besten sind doch die, die man mit einem kleinen Augenzwinkern sehen kann. Was nicht heißen soll, dass ich mich über neutrale Geschenke nicht freuen würde.

Ist das Unangenehme am Schenken vielleicht manchmal eben doch der Schenkende und nicht das Geschenk selbst?
Ich arbeite in einem medizinischen Beruf (hurra, ab nächste Woche bin ich nun endgültig nicht mehr krank geschrieben! ) und bekomme oft zum Ende der Behandlung Geschenke.
Ich kann jetzt nur von mir und meinen Kollegen (und auch von den mir bekannten Therapeuten reden)........wir alle empfinden es so, dass KLEINE (!!!!) "unpersönliche" Geschenke (Schokolade, Blumen, Wein, ein selbst gebackener Kuchen usw.) echte Freude bereiten, während zu wertvolle (muss man als Angestellter sowieso ablehnen) oder bedeutungsschwangere Geschenke bestenfalls neutrale Empfindungen, bei sehr bedeutungsschwangeren Geschenken sogar manchmal ein leichtes UNbehagen auslösen.
Kann man medizinische Berufe in dem Fall mit Therapie vergleichen. Ich empfinde die therapeutische Beziehung als viel intimer, in der auch persönlichere Geschenke ihren Platz finden können, da die Ebene eine Andere ist. Oder sehe ich das zu engstirnig.

LG metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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