Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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Zerrissene
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Beitrag Do., 27.08.2009, 08:03

Folgende mail ging gestern an meinen Therapeuten:

"Was tue ich da?

Ich erschrecke mich vor mir selber. WARUM??????????????

Ich greife zum Telefonhörer und rufe bei einer Apotheke in ...
an, wo ich durch Zufall erfahren habe, dass sie noch eine Filialapotheke
eröffnen will.

Morgen habe ich bei dem Apotheker ein Personalgespräch.

Ich bin wirklich irritiert, weil ich meine Vorgehensweise nicht verstehe.
Ich will doch gar nicht wechseln, schließlich bin ich jetzt gerade mal in
meiner neuen Apotheke angekommen.

Vor allem, WARUM rufe ich da an? Kam ganz plötzlich über mich, ohne mein
Zutun.

Herr ... , BITTE geben Sie mir einen Rat. Soll ich diesen, meinen Anruf
ernst nehmen oder alles schnell ad acta legen?

Wie soll ich reagieren?"


Mein Therapeut hat mir natürlich nicht geantwortet, weil er mich in keiner Weise beeinflussen will.

Gestern Abend meinte ich zu meinem Mann, ich werde abwarten und sehen, wie es mir morgen geht. Das heißt übersetzt: Ich lehne mich zurück und warte, was da drinnen passiert.

Heute, habe ich vor 5 Minuten meinen eigentlich feststehenden Termin mit meinem Pfarrer abgesagt. Schließlich brauche ich noch Zeit, um mich für das Vorstellungsgespräch bei dem Apotheker schick zu machen. Was das alles soll? Verstehe ich selber nicht, ich will jedenfalls nicht die Apotheke wechseln, trotzdem gebe ich nach und fahre da hin. Wenn ich es geschickt mache, kann ja nichts passieren, d.h. anonym bleiben und keine Angaben zu meiner jetzigen Arbeit machen. Information kann nicht schaden (ich war schon immer neugierig...). Trotzdem bin ich fassungslos, weil ich so gesteuert werde und nachgebe. Ich könnte ja auch entschieden: "Nein!" sagen. Würde mir aber letztendlich schaden, weil ich halt alles ernst nehmen muss, was da ohne meinen direkten Einfluss organisiert wird. Und soeben kommt mir der Gedanke, dass da mehrere Seiten von mir arbeiten gehen und sich in meinem Beruf auskennen müssen. Sonst würde ich nicht so reagieren, wenn ALLE mit meiner gegenwärtigen Apotheke zufrieden wären. Nur, kann ich es je allen von mir recht machen?

Ich will nicht mehr hinschauen und grübeln. Kann es eh nicht ändern.

Gehen wir also hin und nehmen den Termin wahr, damit Ruhe reinkommt und ich meinen Frieden wiederfinde.

Zerrissene

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Do., 27.08.2009, 11:56

Hallo Zerrissene!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, arbeitest du in einer Apotheke und hast gestern in einer anderen angerufen, dich dort vorgestellt und ein Vorstellungsgespräch vereinbart.
Obwohl du eigentlich nicht die Apotheke wechseln möchtest. Ist das richtig?
Und du scheinst auch die Vermutung zu haben, dass dieses "dein" Verhalten gestern mit anderen Anteilen zusammenhängt, die deine jetzige Stelle anscheinend verlassen wollen!?
Vielleicht haben sie aus irgendeinem Grund Sorge oder Angst?
Trotzdem bin ich fassungslos, weil ich so gesteuert werde und nachgebe. Ich könnte ja auch entschieden: "Nein!" sagen. Würde mir aber letztendlich schaden, weil ich halt alles ernst nehmen muss, was da ohne meinen direkten Einfluss organisiert wird.
Ich finde wichtig, dass du dich und die anderen Anteile ernst nimmst. Andererseits ist dieses Gefühl des "Gesteuert-Werdens" kein angenehmes und auch wenn die anderen eine Entscheidung treffen, bleibst trotzdem du diejenige, die die Verantwortung tragen muss. Das ist oft verwirrend und vielleicht ungerecht, aber es kann nicht anders sein,glaube ich.

Nur, kann ich es je allen von mir recht machen?
Vielleicht besteht die "Lösung" nicht in einem Konsens, den man findet. Vielleicht kann es auch nur selten gelingen, alle Bedürfnisse(einschließlich der eigenen) der anderen Anteile zu berücksichtigen.
Möglicherweise kann die Lösung in der Akzeptanz dessen bestehen, dass eben oft so viele widersprüchliche Verhaltensweisen und Gedanken aufeinandertreffen.
Schwierig ist vor allem auch, dass man sehr oft eine Art Rollenkonflikt erlebt bzw. gar nicht mehr weiß oder einschätzen kann, was "gut" und wichtig wäre.
Und wenn dann plötzlich ein Wechsel passiert und man das gar nicht wirklich realisiert und im Nachhinein nicht mehr weiß,was eigentlich vorgefallen ist und sich dennoch erklären muss, dann empfindet man (zumindest ich) bloß noch Verwirrung,Verwirrung,Verwirrung.
Gehen wir also hin und nehmen den Termin wahr, damit Ruhe reinkommt und ich meinen Frieden wiederfinde.
Vielleicht kannst du den Termin als eine Art "Erkundigung" wahrnehmen!?
Wenn du deine Stelle eigentlich nicht wechseln möchtest, dann musst du das ja nicht tun...


Gruß

Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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Elena
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Beitrag Do., 27.08.2009, 18:52

Liebe Zerrissene,

auch bei Dir ist es wichtig, diese inneren Stimmen ernst zu nehmen, sie kommen nämlich aus Deinem Unterbewusstsein und zeigen Dir, was du eigentlich gerne möchtest.......
Hab den Mut und lass diese Stimmen zu. Hilft Dir Dein Therapeut dabei?

Liebe Grüsse von
Elena

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limmy
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Beitrag Do., 27.08.2009, 18:53

@zerissene: Hältst du innere Konferenzen ab?
Und: Noch ist doch nichts passiert - du hast noch nicht gekündigt, oder?

Ist meine Frage vielleicht etwas untergegangen?
Mich interessiert, ob - wenn man eine Verdachtsdignose auf DIS hat, dies gleichzusetzen wäre mit DDNOS.
Weiß das jemand?

Viele Grüße
limmy

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Elena
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Beitrag Do., 27.08.2009, 18:58

Liebe Sternensucherin,

ich halte eine Verhaltenstherapie bei Deiner Symptomatik unangebracht.
Klar, dauert es eine Zeit, bis Du ein Vertrauensverhältnis zu Deinem Therapeuten aufbaust, aber Du bist 15 Stunden dort, und hast Dich ihm schon geöffnet, indem Du ihn von Deinen Stimmern berichtet hast.....
Als Verhaltenstherapeut ist er nicht dazu da, Verdrängtes aufzudecken......
Dies ist jedoch bei einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung notwendig, da sie daraus resultiert, Emotionen und Erlebtes zu unterdrücken, die u.a. in Form von Stimmen wieder auftauchen.
Suche Dir einen Psychoanalytiker.

Liebe Grüsse von
Elena

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Elena
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Beitrag Do., 27.08.2009, 18:59

Hallo Limmy,

was ist die Abkürzung für DDNOS?

LG Elena

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limmy
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Beitrag Do., 27.08.2009, 19:35

Eine Anlyse ist allerdings bei komplex traumatisierten Menschen nicht immer hilfreich, da die Regressionsneigung zu gross sein könnte.
Eine modifizierte psychodynamische Therapie soll wohl gut sein.
Noch ein Link:
http://www.dissoc.de/issd30a.html

DDNOS - siehe Beitrag von crumple zone.

VG
limmy


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Zerrissene
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Beitrag Do., 27.08.2009, 20:19

Hallo Ihr Lieben,

habe dieses Vorstellungsgespräch in Angriff genommen, aber dieser Typ von Apotheker, der vor mir stand, hätte mehr ins Fitneßstudio gepaßt.

Ist also alles "gut" verlaufen, weil ich ja gar nicht die Apotheke wechseln will.

Trotzdem habe ich hinterher eine ganze Stunde gebraucht, um zur Ruhe zu kommen. Ich bin zum einen ziellos, zum anderen ängstlich durch die Stadt spaziert, ohne einen sicheren Ort zu finden. Habe es aber später doch noch geschafft mich in eine kleine Gaststätte zu setzen und Mittag zu essen, ehe ich zur Arbeit gegangen bin.

Dort angekommen, hab ich mich gleich heimisch gefühlt, denn ich fühle mich sehr wohl in meiner Apotheke.

Jetzt ist auch der Druck da drinnen weg und ich komme mir, als hätte ich einen Fremdauftrag ausgeführt.

Jetzt bin ich müde.

Habe morgen Frühdienst.

Tschaui

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Lucinda
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Beitrag Do., 27.08.2009, 22:14

Liebe Zerrissene,
ich finde du kannst stolz auf dich sein, so eine "Aktion" gut hinter dich gebracht zu haben.

Hast du denn neben dem äußeren sicheren Ort auch einen inneren sicheren Ort? Find ich immer ganz wichtig, wenn ich extremes "inneres Chaos" habe.

Schreibst du denn gerne? Bei mir hilft schon mal Tagebuch schreiben, um rauszufinden, wer hier was wollte. Ist allerdings nicht immer so einfach gleich den Durchblick zu kriegen, bzw. ne beruhigende Antwort. Ooooder zumindest mal eine, die man versteht und von der man weiß, von wem sie kommt.

Liebe Grüße an alle und gute Nacht,
Lucinda
Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, daß man an seiner Stelle lügen würde.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Do., 27.08.2009, 22:18

Hallo,

ich halte eine Verhaltenstherapie bei dieser Problematik auch für nicht hilfreich. Allerdings ist wohl auch die Beziehung zum Therapeuten ausschlaggebend. Und wenn diese eine gute, vertrauensvolle ist, kann alleine das schon ein ausreichender Grund sein, um zu bleiben.
Nur sind die Interventionsmethoden der Verhaltenstherapie nicht geeignet für komplexere Störungen.

Aber das muss sternesucherin für sich entscheiden.
Auch das Setting der Psychoanalyse kann für komplex traumatisierte Menschen nicht das passendste sein. Die doch eher abstinente Haltung des Analytikers (wobei selbstverständlich auch das Ausmaß der Zurückhaltung des Therapeuten von dessen Wesen abhängt)kann ebenso schädigend auf traumatisierte Menschen wirken. Aber im Grunde lässt sich das alles so nicht sagen, schließlich hängt vieles eben auch von der Persönlichkeit des Therapeuten und jener des Patienten ab und was der Patient braucht.
Nur kann man auch davon ausgehen: Welche Schule der Therapeut gelernt hat, hängt sicherlich auch mit dessen eigenem Menschen- und Weltbild zusammen, welches dann dem des jeweilgen Verfahrens entspricht.
Ein Humanist aus Fleisch und Blut, mit existenzialistischen Ansätzen/Gedanken; und der beispielsweise die Determiniertheit des menschlichen Daseins als gering einstuft wird sich kaum für die Verhaltenstherapie entscheiden.

Gruß

Pippi
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Zerrissene
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Beitrag Sa., 29.08.2009, 18:49

Liebe Lucinda,

ich konnte dir nicht eher antworten. Mir ging es sehr schlecht und ich bin heute zur Therapie gefahren, obwohl ich noch letzte Nacht abgesagt habe, weil ich mich nicht in der Lage fühlte Auto zu fahren. War auch heute früh noch durcheinander und wußte nicht, was ich tun sollte, weil ich das Gefühl hatte, dass alle an mir zerren und jeder seinen Willen durchsetzen will. Bei meinem Therapeuten angekommen, war ich noch immer total hilflos und durcheinander. Dort hielten wir eine innere Konferenz ab. Sowas kann ich nicht selber, nur mit Hilfe meines Therapeuten. Er schafft es immer wieder Ruhe reinzubringen und zu sortieren. Nach 1 1/2 Stunden haben wir dann auch erfahren, WARUM es hier eskalierte und letzte Nacht ein wimmerndes Kind vor der Hauseingangstür lag...
Lucinda hat geschrieben:
Hast du denn neben dem äußeren sicheren Ort auch einen inneren sicheren Ort? Find ich immer ganz wichtig, wenn ich extremes "inneres Chaos" habe.

Schreibst du denn gerne? Bei mir hilft schon mal Tagebuch schreiben, um rauszufinden, wer hier was wollte. Ist allerdings nicht immer so einfach gleich den Durchblick zu kriegen, bzw. ne beruhigende Antwort. Ooooder zumindest mal eine, die man versteht und von der man weiß, von wem sie kommt.
Nein, ich habe keinen inneren sicheren Ort. Das geht hier einfach nicht. Ich kann es nicht bewerkstelligen.

Ich schreibe gerne, geht aber auch nicht immer, weil es Zustände gibt, wo ich mich nicht ausdrücken kann und keinen vernünftigen Satz aufs Papier bringe.

Ich wünsche dir einen schönen Abend.

LG Zerrissene

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limmy
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Beitrag Sa., 29.08.2009, 21:33

Hat niemand meine Frage gelesen?

limmy


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Zerrissene
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Beitrag So., 30.08.2009, 13:19

limmy,

lies dir doch bitte diese Seite durch. Hab ich doch extra reinkopiert.

LG Zerrissene

http://www.infonetz-dissoziation.de/t-D ... S-bps.html

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limmy
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Beitrag So., 30.08.2009, 21:06

hallo zerissene,

ja, danke dir, ich kannte den Link schon, aber das beantwortet dennoch nicht meine Frage.
Die war: Wie eine VERDACHTSdiagnose gewertet werden kann.


Ich habe ja keine Diagnose DIS oder DDNOS.
Mich interessiert, wie das in der Praxis aussieht , also wie Therapeuten damit umgehen, wenn sie eine Verdachtsdiagnose stellen.

Viele Grüße
limmy


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Zerrissene
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Beitrag Mo., 31.08.2009, 05:56

Guten Morgen limmy,

da kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen. Ich weiß, dass Therapeuten
Verdachtsdiagnosen stellen, aber wie sie damit umgehen, das weiß ich auch nicht. Ich denke mir, dass die Theras halt vorsichtig sind, wenn sie Verdachtsdiagnosen stellen, insbesondere bei der Diagnose DIS/DDNOS. Und es ist auch gut so, dass die Theras vorsichtig (geworden) sind.

Irgendwo hier im Forum wurde bereits über die Verdachtsdiagnose DIS geschrieben. Wenn ich den thread finde, kopier ich den hier rein, o.k.?

Bis dahin.

Zerrissene

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