Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Innere_Freiheit
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:32

Hallo Ive,
Ive hat geschrieben:Ich musste mich entscheiden - das ewige "ein wenig von hier, ein bisschen von dort. Fertig ist mein Gott!" ermüdete mich und führte auch zu nichts. [...] Beziehung zu Gott bedeutet eben auch Bindung (Anbindung) und Bindung hat auch mit Pflichten zu tun. Mit so einer Entscheidung kann ich nicht mehr einfach sagen: "Ne, du gefällst mir nicht mehr, ich geh und bau mir einen anderen Gott, der mir besser gefällt."
Ich erzähle jetzt mal eine Geschichte, mit der ich die von dir beschriebene Denkweise etwas in Frage stellen möchte:
Nehmen wir mal an, ich hätte eine Tante.
Weil diese Tante an ihrem 19. Geburtstag ausgewandert ist habe ich sie noch nie gesehen. Sie lebt irgendwo in einem ziemlich unerschlossenen Teil Südamerikas soll sie als Krankenschwester in einer Station im Dschungel arbeiten.

Was über sie überliefert ist, ihre Lebensgeschichte, ihre Charaktereigenschaften, alles über sie steht in einer PDF-Datei.
Ja, einer ihrer Brüder hat dies alles einmal über sie zusammengeschrieben. Doch seine Aufschreibe waren ziemlich unsystematisch. Deshalb hat seine Frau diese Aufschiebe nach seinem Tod überarbeitet und logisch geordnet. Weil diese Frau aber so eine Sauklaue hatte, die keiner lesen konnte, hat meine Schwester es dann, so wie sie es lesen und verstehen konnte in den PC getippt und daraus eine PDF-Datei für uns alle geschrieben.

Es gibt auch noch viele weitere Überlieferungen über meine Tante.
Aber die sind anders, haben ganz andere Ursprünge, stammen aus einer anderen Richtung.

Eine davon ist z.B. von einer alten Schulfreundin meiner Tante. Diese Schulfreundin wollte meine Tante vor 10 Jahren mal besuchen. Leider hat sie sie nicht erreicht, und nur mit ihrer Kollegin sprechen können.... mit der sie sich, da sie kaum Spanisch sprach, nur leidlich verständigen konnte. Diese Schulfreundin schrieb alles auf, was sie erfuhr..... und ihr Sohn machte später aus ihren Aufzeichnungen einen zusammenhängenden Text.

Aber igitt, natürlich werde ich die Aufzeichnungen, die von der Schulfreundin oder sonstigen Menschen über meine Tante aufgezeichnet wurden nicht verwenden.
Ich verwende nur die Aufzeichnungen aus meiner Familie - wo würden wir denn da hin kommen, wenn man auch noch fremde Aufzeichnungen liest.

Aber durch die Aufzeichnungen in der PDF-Datei aus meiner Familie konnte ich mir ja ein gutes Bild von meiner Tante machen.

Seit ein paar Monaten haben die dort im Dschungel sogar Telefon....
und ich telefoniere hin und wieder mit ihr.
Natürlich ist sie am Telefon nur schlecht zu verstehen.... die Verbindung ist nicht so gut. Außerdem spricht auch nicht mehr so gut Deutsch, sondern verwendet spanische und englische Wörter....
Aber das macht nichts, ich brauche ja nicht alles zu verstehen.
Wenn sie mir etwas erzählt, dass nicht mit den Aufschrieben in der PDF-Datei unserer Familie übereinstimmt dann gehe ich einfach davon aus, dass ich sie aufgrund der schlechten Telefonleitung falsch verstanden habe.... und orientiere mich dann einfach an unserer Überlieferung statt an dem, was sie mir vermeintlich am Telefon erzählt haben könnte.....

Ja, meine Tante erzählt mir immer wieder Sachen wo ich sage, "Nein Tante, das gefällt mir nicht. Ich habe keine Lust dich so zu sehen. Ich sehe dich lieber so, wie du im Buche stehst. Das ist wesentlich verbindlicher..... schließlich habe ich dich seit vielen Jahren so gesehen.... das kann man ja nicht so einfach ändern..... nur weil du nicht zu den Aufschrieben in unserer PDF-Datei passt... - Ich möchte eine verbindliche Beziehung zu dir.... und da darfst du nicht einfach anders sein als ich dich mir immer vorgestellt habe!!!"

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Blaubaum
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Beitrag Di., 15.03.2011, 04:48

schorschi hat geschrieben: Gott hat ihn dazu berufen in den Senegal zu gehen, er hat dies mit Frau und Kinder gemacht und hilft dort jetzt Strassenkinder wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Ich würde an seiner Stelle wahrscheinlich sagen, ICH habe mich entschlossen, in den Senegal zu gehen und dort Strassenkindern zu helfen.

Reintegriert er die Strassenkinder tatsächlich in die SENEGALESISCHE Gesellschaft? Müsste er dazu nicht selbst ein (ziemlich einflussreiches) Mitglied der senegalesischen Gesellschaft sein? Ist er das? Als deutscher Christ?
Oder sammelt er die von der senegalesischen Gesellschaft ausgestossenen ein und missioniert sie im christlichen Sinne? (An gut situierten Senegalesen würde er sich beim Missionieren wahrscheinlich auch die Zähne ausbeissen.)

Das ist für diese Kinder sicher immer noch eine tolle Sache, wenn sie dann wieder eine Perspektive haben, genug zu essen, Schulbildung....

Aber warum gibt er nicht einfach zu, was er da wirklich tut; wäre das so schlimm, einfach zuzugeben, dass er nicht nur uneigennützig handelt, dass er einen grösseren Plan verfolgt, dass er in erster Linie missioniert?
Und warum versteckt er sich mit seinem Entschluss, dies zu tun, hinter einem Gott, der ihm einen Auftrag erteilt haben soll?

Mir kommt das irgendwie verschroben, verdreht und unaufrichtig vor.
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TwoFace
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Beitrag Di., 15.03.2011, 06:53

Ich hätte da noch mehr Ehrfurcht und Anerkennung für Frau und Kinder.Sein Vorhaben/Entschluß/Plan/Berufung
nach Senegal zugehen um zu helfen,alle Ehren.Aber die Überzeugung seiner Familie und deren Umgang mit "SEINER"
Bekehrung ist schon lobenswert. Ohne äußerlichen Einfluß seiner Erkenntnis zufolgen, müßte noch hervorgehoben werden,
oder?
Aber warum direkt den Senegal?Was war Gottes Anlass sich für dieses Land zu entscheiden?Muß man/Mensch alle
Zelte hinter sich abbrechen um Kinder wieder gesellschaftsfähig zumachen?Wer oder was soll der Nutzniesser seiner
"Erleuchtung" sein?Er oder Andere?
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
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littlebuddha
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Beitrag Di., 15.03.2011, 09:44

schorschi hat geschrieben:Sind das die Auswirkungen von Schizophrenie ??
Wenn ja, dann sollte man diese Krankheit nicht behandeln...
Lol, richtig! Aber einige hier, die in einem warmen Zuhause mit genug zu essen leben und Fernseher, Internet und Telefon habne, denken wirklich, die Kinder lieber im Dreck weiter leben als für sich einen liebenden Gott annehmen und ein besseres Leben haben...

Ich denke da vor allem auch an Albert Schweitzer, der hätte eigentlich ein echt gemütliches, schönes Leben führen können. Bevor er Missionar wurde, war er bereits recht berühmt und hatte viele Gaben (Orgelbauer, Komponist, Philosoph und Theologe), doch er beschloss noch Medizin zu studieren und nach Afrika zu gehen. Das machte ihn zwar noch bekannter, aber es war kein einfaches Leben und er gab eigentlich seine sorgenlose Zukunft in Deutschland auf, um sich Moskitos, tropische Krankheiten, das Leiden der afrikanischen Bevölkerung etc. aufzubrummen. Man muss ja nicht gut finden, dass er die Menschen zum lebendigen, liebenden Gott bekehrt, dass Schweitzer den Menschen medizinische Versorgung lieferte sollte man allein aus Gründen der Menschlichkeit allerdings anerkennen.

@ Innere Freiheit
Ja, das ist ein interessantes Gleichnis, wenn du dich entschieden hast es so zu sehen. Es ist deine Wahl.
Die Esoterik-Alternative wäre ist folgendes: "Tante, ich verstehe dich nicht, wir haben uns nichts mehr zu sagen, ich fühle deine Nähe nicht mehr. Ich gehe hinaus und suche mir eine andere Tante. Tschüss, war schön mit dir, alles Gute wo du bist!" Damit bringt man sich auch um das, was uns diese Tante als unser Erbe verheißen hat: Erlösung und ewiges Leben.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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TwoFace
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Beitrag Di., 15.03.2011, 09:49

littlebuddha hat geschrieben: Lol, richtig! Aber einige hier, die in einem warmen Zuhause mit genug zu essen leben und Fernseher, Internet und Telefon habne, denken wirklich, die Kinder lieber im Dreck weiter leben als für sich einen liebenden Gott annehmen und ein besseres Leben haben...
Werde nicht ganz schlüssig aus dieser Aussage!?Bitte nochmal formulieren ohne Emotionen bevor ich dieses noch
falsch kommentiere,Danke im voraus.
LG
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Nitrat
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Beitrag Di., 15.03.2011, 10:26

Hi zusammen!

Little Buddha!

Kenne ich noch nicht. Danke für den Buchtipp!

Und auf Tigerjagd gibt es IMMER Gulasch. Die Frage ist nur für wen.

An Schorschi!

Das sind nicht die Auswirkungen von Schizophrenie!
Denn diese ist definitionsgemäß eine Krankheit (Definition von Krankheit? Weiss ich auch nicht ganz genau. Ist wohl so: Wenn Du krank bist merkst Du's.
Aber auch da sind Ausnahmen vorhanden. Viele?)
Wenn er (angesprochener Missionar) es geschafft hat aus dem (unseren) Sumpf auszubrechen und was gutes auf die Beine zu stellen -- Hut ab.
Unter der Schirmherrschaft des Christentums.
Wieso nicht?

Nicht mosern, selber machen (wenns "besser" wird--> wieso nicht)

mfG

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TwoFace
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Beitrag Di., 15.03.2011, 10:37

Nitrat hat geschrieben: Wenn er (angesprochener Missionar) es geschafft hat aus dem (unseren) Sumpf auszubrechen und was gutes auf die Beine zu stellen -- Hut ab.
Unter der Schirmherrschaft des Christentums.
Wieso nicht?
Nicht mosern, selber machen (wenns "besser" wird--> wieso nicht)
mfG
Aus dem Sumpf ausbrechen war doch aber nicht die Ursache?!

Aber:...Nicht mosern, selber machen.... Ein Messerstich?
Aussage gut und gerne auf Alles übertragbar,gerngesehende Paroli.
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
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Blaubaum
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Beitrag Di., 15.03.2011, 14:47

TwoFace hat geschrieben:Aber warum direkt den Senegal?Was war Gottes Anlass sich für dieses Land zu entscheiden?
Ich nehme an, es sollte der Senegal sein, weil da die allermeisten Menschen NOCH Muslime sind und NOCH KEINE Christen (die armen Unwissenden).
Dass man den Strassenkindern dort auch helfen könnte, OHNE sie religiös in irgendeiner Weise zu beeinflussen, das ist dem grossen Auftraggeber wohl komischerweise nicht in den Sinn gekommen.
Diese Doppelbödigkeit entehrt nach meinem Empfinden das Gute an sozialer Arbeit (die auch in good old Germany nicht fehl am Platze wäre) zu einem gewissen Teil. Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten. oder: du sollst deinen Mitmenschen nicht irgendeinen widersprüchlichen, unausgegorenen Blödsinn erzählen, an den du eigentlich selbst nicht so recht glaubst, von dem du aber aus ganz bestimmten Gründen willst, dass andere es glauben...

Vom heroinsüchtigen, dealenden, HIV u. Hepatitis-positiven Stricher an der Schwelle zum Tod zum cleanen, blitzgesunden Ehemann, 2 Kinder (10 und 12) mit Diplom in Sozialarbeit und abbezahlter Eigentumswohnung in gepflegtem Mfh. in 10 Tagen (GOTT WAR'S!!).

Verwunderliche Spontanremissionen gibt's ja tatsächlich, vor allem im Krebs-Bereich. Andererseits gibt's auch Wundergeschichten von Wunderheilungen, wo es nicht um Gott bzw. den Glauben an ihn geht, sondern um andere geistige Inhalte, die das Gehirn des betreffenden sozusagen "resetten".

Die Tendenz, solche erstaunlichen Phänomene GOTT zuzuschreiben, wobei natürlich die vielen vielen nicht-geheilten, sterbenden NICHT Gott zugeschrieben werden (obwohl sie vielleicht ebenso stark an ihn geglaubt haben), ist mE ein anschauliches Beispiel für teils willentliche, teils unwillentliche tendenziöse Wahrnehmung und extrem selektiven Umgang mit der Wahrheit bzw. mit dem, was plausibel ist.
Offensichtliche Widersprüche werden mit schneller Handbewegung vom Tisch gewischt, die ungünstig stehenden Schachfiguren werden heimlich umgestellt, während der Spielpartner gerade auf dem Klo ist.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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littlebuddha
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Beitrag Di., 15.03.2011, 20:00

Nitrat hat geschrieben:Das sind nicht die Auswirkungen von Schizophrenie!
Denn diese ist definitionsgemäß eine Krankheit
Hallo Nitrat, nun ist das ja genau das, was Schorschi, Ive und ich sagen: Es ist keine Krankheit sondern eine Mission. Blaubaum ist der, der behauptet, es sei eine Krankheit.

Von Krankheiten genesen nennt sich medizinisch Remission.
Re-Mission. Neue Mission, andere Mission, geänderte Mission. Die alte Mission war ein Fehlschlag, das alte Leben, die alte Lebensweise führte zu Krankheit.

Im NLP wird viel von der persönlichen Mission gesprochen, die ein Mensch im Leben hat, fühlt, findet. Robert Dilts beschreibt sehr plausibel logische Ebenen von unten nach oben:
Verhaltensweisen (was?) werden von
Fähigkeiten beeinflusst (wie?), Fähigkeiten von
Glaubenssätzen/Werten (warum?); diese von
unserer Identität/Mission (wer bin ich?); woher kommt die Mission als immanent allerhöchstes Organisationsprinzip?
Dort kann man spirituell denken (transzendent). Ich denke dort christlich. Und hier, ganz oben, setze ich den Ort, wo Gott eingreift und zB Missionaren sagt: Geh dort hin und tue dies und das. Oder mir sagt: Nimm diese Arbeit auf und mach dies und das. Etc.

Beispiel: Ich kann nicht backen (Fähigkeit). Das ändert aber nichts daran, dass ich gut kochen kann (Fähigkeit). Wenn ich aber den Glaubenssatz habe "Ich bin in der Küche eine absolute Niete", wird sich dies wahrscheinlich auf meine Back- und Kochkünste und alle anderen Tätigkeiten in der Küche auswirken. Wenn ich denke "Ich bin ein Versager" (Identität) wird wohl alles, was ich anfange, ziemlich schlecht laufen - selbsterfüllende Prophezeiung. Ein Mensch, der eine Mission sieht, wird viel riskieren, um seine Mission zu erfüllen. Und dies wird seine Identität etc. prägen.

Dilts drückt das so aus: "Wenn ich anfange, meine Identität, meine Missin zu hinterfragen, zu verändern, und ich dazu auf der nächsthöheren Ebene sein muss, welche Ebene ist das dann?
Es ist nicht die Ebene meiner Identität, es geht nicht um mich. Es geht nicht um mein Ich, sondern es handelt sich um etwas, das umfassender ist als meine Mission; es geht darum, Mitglied eines wesentlich umfassenderen Systems zu sein. und ich glaube, dass das eine spirituelle Ebene ist. [...]
Ich glaube nicht, dass ein Mensch, der an einer unheilbaren Krankheit leidet, die notwendigen Veränderungen zustande bringen kann, wenn er nicht in der Lage ist, den Sprung auf diese Ebene zu machen, um den Sinn des Lebens zu finden, den Willen zu leben. Ich halte es übrigens für eine interessante Koinzidenz, dass er Begriff, den wir benutzen, um die Genese eines Menschen von einer lebensbedrohlichen Krankheit zu bezeichnen, 'Re-Mission' nennen." (68)

Und weiter: "Ich halte die Gesamtheit dieser Ebenen für wichtig. Manche Menschen sind in der Lage, die Welt durch ihr Verhalten zu beeinflussen. Andere beeinflussen die Welt, indem sie die Glaubenssätze anderer Menschen beeinflussen.
Manche Menschen beeinflussen die Welt ausschließlich aufgrund ihrer Identität, durch ihr Wirken als Leitfiguren. Wirklich herausragend sind jene Menschen, die nicht nur ihre Umgebung, unsere alltäglichen Verhaltensweisen und Fähigkeiten, unser Wissen, unser Denken, unsere Glaubenssätze und unsere Identität beeinflussen, sondern die außerdem noch auf unsere spirituelle Ebenen einwirken. Je mehr Ebenen etwas oder jemand beeinflusst, um so umfassender ist die Wirkung des Betreffenden." (70)
(Dilts, Die Veränderung von Glaubenssystemen)
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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Ive
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Beitrag Di., 15.03.2011, 21:21

Wer im Christentum eine Krankheit "erkennt", sollte sich mal selbst fragen, wie gesund er ist.

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lamedia
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Beitrag Di., 15.03.2011, 22:33

Zu dieser Frage ("Krankheit") mal rein auf der deskriptiven Ebene:
Was eine Krankheit (Wahn) ist, bestimmt auch der kulturelle Kontext, und da Religionen jahrtausendelang vom Menscheitsursprung bis heute kulturell "verankert" und gewachsen sind, wird eine Mehrheit der Menschen in Religionen keine Krankheit entdecken, da sie für viele sozusagen zur Lebenswelt auch noch in der Moderne gehören.

Sollte sich aber die religionskritische Bewegung, die ja seit der Aufklärung eine Blüte entwickelt hatte, weiter entfalten (was ich angesichts eines offenbar sehr starken Bedürfnisses nach Religion bezweifle), könnte sich hypothetisch die Gesellschaft so gewandelt haben, dass die Form der Religion zwar noch historisch verständlich, aber für die meisten nicht mehr in die Lebenswelt integrierbar ist. Unter diesen Umständen wäre es vorstellbar, dass einige Elemente von Religionen (nicht alle, z.B. gibt es ja eine Rationalität der christlichen Ethik) mit den Begriffen oder im Theoriemdell des Wahns akzeptabel beschreibbar werden.

Aber ich wäre sehr vorsichtig, mit solchen Groß-Begriffen leichtfertig um mich zu werfen..

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Blaubaum
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Beitrag Di., 15.03.2011, 22:53

littlebuddha hat geschrieben: Blaubaum ist der, der behauptet, es sei eine Krankheit.
Hattest du nicht beim lieben Herrgott geschworen, mir keinen Blödsinn mehr zu unterstellen?

Meine Frage, warum der Helfer senegalesischer Strassenkinder diesen nicht hilft, OHNE sie religiös zu beeinflussen, bleibt also vorerst unbeantwortet.

Essen, Dach über'm Kopf, saubere Kleidung, medizinische Versorgung, Liebe, Zuwendung, Schulbildung, all das kann man jemandem auch zukommen lassen, OHNE ihn in irgendeiner Weise auf seine ideologische Seite zu ziehen, oder geht das etwa nicht? Wenn man diese soziale Arbeit in einem muslimischen Land leistet, wäre es mE ein Gebot der Fairness sowohl gegenüber den religiösen Wurzeln der Kinder als auch des Gastlandes allgemein, wenn man auf eine Indoktrination im christlichen Sinne verzichten würde. Es wäre ein Akt wahrer Nächstenliebe, es wäre selbstlos. Ausserdem erscheint es mir naheliegend, dass die Kinder in der senegalesischen Gesellschaft eine bessere Zukunftschance hätten, wenn man sie Muslime bleiben liesse, oder sehe ich das falsch?

Gibt's auf diese Frage auch eine ehrliche Antwort? Oder wird weiter munter drauf los ignoriert?
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Phönixia
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Beitrag Di., 15.03.2011, 23:00

@Innere_Freiheit,
Ich möchte eine verbindliche Beziehung zu dir.... und da darfst du nicht einfach anders sein als ich dich mir immer vorgestellt habe!!!"
Also diese Aussage finde ich geradezu Klasse.!
Man kann es nämlich auch umgekehrt sehen. Gott MUSS so sein (resp. wie es in der Bibel steht) und darf nicht anders sein, denn nur so will ICH eine verbindliche Beziehung mit ím eingehen. Wofür mir natürlich Gott herzlich dankbar sein wird.
Letzendlich heißt das, Gott muss sich nach meinen Vorstellungen richten.
Deshalb wohl auch der Quatsch mit den "falschen Göttern"
Zuletzt geändert von Phönixia am Di., 15.03.2011, 23:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Blaubaum
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Beitrag Di., 15.03.2011, 23:01

Ive hat geschrieben:Wer im Christentum eine Krankheit "erkennt", sollte sich mal selbst fragen, wie gesund er ist
Wer nicht bereit ist, systemimmanente Widersprüche einer Religion ergebnisoffen zu diskutieren und stattdessen mit dem Tabu-Hammer auf Zweifler und Kritiker einschlägt ("der will mir mein schönes Spielzeug wegnehmen, buhäää!"), der sollte sich dieses erst recht fragen.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Ive
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Beitrag Di., 15.03.2011, 23:05

@ Lamedia
aber für die meisten nicht mehr in die Lebenswelt integrierbar ist. Unter diesen Umständen wäre es vorstellbar, dass einige Elemente von Religionen (nicht alle, z.B. gibt es ja eine Rationalität der christlichen Ethik) mit den Begriffen oder im Theoriemdell des Wahns akzeptabel beschreibbar werden
Du meinst also, ein Familienvater, der eventuell eine Firma mit etlichen Angestellten leitet, eine normale Ehe führt und seine Kinder normal großzieht, weder kriminell war bzw. ist, noch sich jemals ansonsten irgendwie außerhalb der bürgerlichen Existenz befiand, der keinerlei psychische Ausfälle hat oder hatte und sich offenbar eher als "wertvolles Mitglied der Gesellschaft" betrachten darf, könnte eines Tage allein deshalb für verrrückt erklärt werden, weil er gläubig ist?

Das wäre dann allerdings eine neue Variante der Verfolgung religiöser Minderheiten.
Zuletzt geändert von Ive am Di., 15.03.2011, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

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