Nico hat geschrieben: ↑Do., 02.04.2020, 14:54
Außerdem hat die Geschichte gezeigt, dass wirtschaftlicher Niedergang in solchen Dimensionen, meist Nationalismus u Extremismus Nachsich zieht und dann Scheizze ich ehrlich gesagt auf einen möglichen Aufschwung.
Davor habe ICH am meisten Angst.
Von der Blockwartmentalität angefangen über kleinere bis mittlere Beschuldigungen über Ungerechtigkeiten, Egoismus-Anschuldigungen und Whatsboutisms bis hin zu Rufen nach noch strengeren Regeln und unterwürfigem Folgsam.
Und vor mir selbst, malte ich mir so ein Szenario aus, die wenn es hart käme, wohl zwar im ersten Schritt noch kämpfen würde, aber im zweiten ja nicht mal Widerstand geleistet hatte, als sie vom Sicherheitsdienst des Jobcenters nach draußen eskortiert wurde seinerzeit. Ich tauge nicht als Rosa Luxemburg oder Sophie Scholl.
Da vor gut vier Jahren bestand ich im Jobcenter darauf: „Ich gehe erst hier raus, wenn Sie meinem Antrag über Umzugskosten stattgeben oder ablehnen.“, denn ich hatte 100 km weiter einen neuen Job und eine Wohnung und das Amt zögerte die Bearbeitung immer wieder hinaus. Meine Wohnung stand auf der Kippe, das zweite(!) günstige Umzugsunternehmen welches ich bereits einmal verlor, weil ich nicht zusagen konnte, auch. Meine klar vorgebrachte Aussage, nicht aufgebracht, nicht schreiend war trotzdem rechtlich ausreichend mich von zwei schrankwandumfänglichen Aufsichtsdiensthabenden herauszueskortieren. Eine sehr, sehr üble Erfahrung. Einen Zusammenbruch, ein Beratungsantrag für eine Anwältin - welche auch erst in zwei Wochen möglich gewesen wäre und dann ein finales letztes Zusammenrupfen meinerseits und eine unterwürfige Bitte um Klärung beim Teamleiter der Jobcentermitarbeiterin brachte dann doch das okay.
Wenn ich mir vorstelle, jemand schickt mich in Quarantäne weil Verdacht, weil Kontaktperson - und hier zumindest erfährt man nicht, WER da die Person war - und ich werde nicht getestet, was vorkommen kann, dann würde ich es darauf ankommen lassen, trotzdem zum Einkaufen zu gehen, ich würde das - analog einer Aussage Richterin in einem Artikel einer Regionalzeitung hier als Freiheitsberaubung oder ungerechtfertigtes Verbot der Berufsausübung werten.
Ich werde mich an sinnvolle und angemessene Regeln halten, aber ich werde mich nicht an Regeln halten von deren Umsetzung meine NachbarInnen denken, dass es sie nach ihrer Auffassung nach geben sollte. Das erschreckende ist, selbst das kann man heute kaum noch laut sagen. Es gibt sogar schon eine App, ein Spiel, bei dem der gewinnt, der sich am besten isoliert. Von geplanten Überwachungsapps mit personenbezogenen Bewegungsprofilen red ich erst gar nicht.
Wobei manches davon sich auf einer Ebene bewegt von Menschen, die nicht direkt dieserartige Entscheidungen treffen müssen und der derzeitige Diskurs der EntscheiderInnen ja doch noch gemäßigt ist und ich vertraue (noch) der Regierung und dem Ethikrat (lest mal das Paper was ich weiter vorn verlinkt habe!) angemessen mit der Situation umzugehen. Was bleibt einem aber auch übrig? *seufz
Wo ich mir mehr Umsicht wünsche ist mit den entdemokratisierungsrufen umzugehen. Angst im großen Stil ist zu beruhigen.
Gut finde ich, dass es hier inzwischen Unternehmungen gibt, die Politik mit Beratungsgremien zu unterstützen, die sich aus verschiedenen Branchen und Kompetenzen zusammensetzt. Ich wünsche denen gute ModeratorInnen und trotz Segeln auf Sicht gutes Entscheiden.