stern hat geschrieben: ↑Fr., 01.05.2020, 10:57
Und welches Gericht wandte in dem Fall das Recht richtiger an?:
Im Recht gibt es kein "richtiger", gerade deshalb gibt es ja dem von mir beschriebenen Instanzenweg.
Kein Jurist würde auch jemals sagen, er habe es richtig gemacht. Es geht um Plausibilität, Darlegung, Interpretation des Gesamtgesetzwerk.
Deswegen gibt es den Überprüfungsweg.
Und es gibt auch Wissenschaften, die das auf einer Metaebene beleuchten wie die Rechtsanthropologie.
Ich tippe mal, jeder Jurist ist sich dessen bewusst, dass er es nicht jedem recht machen kann
Nicht umsonst wird im Jurawesen von Mandat, Klient etc. gesprochen.
Ja, der Richter hingegen: "Im Namen des Volkes" - doch jeder aus dem Volk kann ja dann erneut dagegen klagen.
Sicher, wenn man nicht gut versichert ist, kann das auch nach hinten losgehen.
stern hat geschrieben: ↑Fr., 01.05.2020, 10:57
Baden-Württemberg so, Hamburg anders
In Baden-Württemberg und Hamburg fällten die Gerichte ebenfalls Urteile - allerdings mit unterschiedlichem Ausgang. Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof beanstandete die Begrenzung auf bestimmte Geschäfte mit der Begründung, dass der Handel mit Kraftfahrzeugen, Fahrrädern und mit Büchern bevorzugt werde. Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht hält es hingegen für ein wirksames Mittel zur Eindämmung des Coronavirus, deshalb sei die Flächenbegrenzung rechtens.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/la ... e-101.html
Ja und? Rechtsfindung ist eben nicht simplizitti, frag Jura-Studs.
Bis eine gute Ebene gefunden wird, kann es sein, dass unterschiedliche Urteile ergehen.
Das geht dann immer weiter hoch, bis ein Gesamt-Urteil ergeht, vom Bundesverfassungsgericht o.ä.
Wenn es wichtig genug ist.
War ja auch im Mietrecht so. Manche Gerichte haben Mieterhöhungen durchgewunken, die jetzt wegen der neuen gesetzlichen Mietpreisbremse wieder rückgängig gemacht werden müssen.
Meines Wissens sind manche der 800-QM-Entscheidungen von den Gerichten auch keine Urteile, sondern einstweilige Anordnungen bis es insgesamt judiskativ entschieden worden ist.
stern hat geschrieben: ↑Fr., 01.05.2020, 10:57Rechtlich gibt es jedenfalls auch Ermessenspielräume, jedoch nicht in jedem Fall... bzw. unsere Rechtssystem ist (anders als das angelsächsische) code law.. heißt es ist nicht bereits jeder Einzelfall bereits vorher dezidiert geregelt, sondern die Rechtsprechung muss Regelungen u.U. erst auslegen (insbes. unbestimmte Rechtsbegriffe... z.B. waren 4 Tage noch "unmittelbar" [wenn das Gesetz Unmittelbarkeit verlangt]). Mir kann jedenfalls niemand erzählen, dass die Rechtswissenschaften eine exakte Wissenschaft sind, wo es glasklar-prognostizierbar immer eine richtige und falsche Rechtsanwendung gibt.
Ja eben, das entspricht ja meinen Darlegungen.
Und ist gut so. Es gibt auch keine einzige exacte Wissenschaft, sondern das einzige, was jede Wissenschaft weiß ist, dass sie sich ständig neu reflektieren muss aufgrund neuer Erkenntnisse, die auf ihrer Forschung basieren, die aufgrund des bisherigen Wissens immer tiefer gehen kann.
Exacte Dinge findet man eher in Ausbildungsberufen.