Hochsensibel (HSP)

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Waldschratin
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 06:56

Jenny Doe hat geschrieben:Wenn jemand eine HS entwickelt, aufgrund traumatischer Kindkeitserlebnisse, dann ist das keine HS, sondern Hypervigilanz, ein Traumamerkmal. Hochsensibilität und Hypervigilanz nach einem traumatischen Ereignis sind zwei verschiedene Dinge, die sich symptomatisch jedoch sehr ähneln können.
Auch von mir lieben Dank für diese Unterscheidung!
Das sind tatsächlich zwei paar Schuhe und ich hab das ähnlich erlebt wie du.Hypervigilanz kenn ich seit Integration der Traumasachen auch nicht mehr,die HS dagegen ist Teil meines So-Seins an sich, so wie ich z.B. auch mit ner höckrigen Nase umgehen müßte oder so.

Liebe Elfchen,
ich weiß jetzt "wissenschaftlich belegt" nix dazu zu sagen,aber aus eigenen Beobachtungen ist mir aufgefallen,daß manche HS`ler wohl aufgrund traumatischer Erlebnisse ihre HS "ausgelöst" bekommen haben,sozusagen wie ein "Reset" auf früher alltägliche Instinkte und Fähigkeiten,als wir noch durch die Steppen und Dschungel streiften und hinter jedem Grashalm ein Raubtier oder andere Gefahren lauerten.

Andererseits kenn ich auch Menschen,Kinder,die irgendwie schon als Baby HS`ler zu sein schienen und im Laufe ihres Aufwachsens sich das auch immer wieder so zeigt.
Jenny Doe hat geschrieben:Das Dilema an der Hochsensibilität ist, dass dieses Phänomen Therapeuten nahezu unbekannt ist.
Da verändert sich aber Gott sei Dank inzwischen auch langsam etwas.
Guck mal hier,da findest du vielleicht ne/n passende/n Thera :
http://www.hochsensibel.org/startseite/ ... r-ort.html
Die Seite ist leider reichlich chaotisch und unübersichtlich.

Wenn du in meiner Nähe wohnen würdest (Ich weiß ja nicht,wo du wohnst), da könnte ich dir persönlich zwei Therapeutinnen empfehlen,die sich auf HS mitspezialisiert haben und momentan dabei sind,da auch Seminare dazu auszuarbeiten und anzubieten.Sie sind beide selber HS`ler - und sehr "geerdete" Leute.

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candle.
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 09:29

nonStop hat geschrieben: Nur weil etwas noch nicht genug erforscht wurde ( HSP ) heißt es doch nicht gleich, dass es das nicht gibt..
Da hast du schon recht!
Jenny Doe hat geschrieben: ich gehöre ja auch, wie schon angemerkt, zu den "Hochsensiblen". Ich habe das Problem, dass ich Reize nicht filtern kann. Ich nehme alles wahr, höre jedes Geräusch, sehe jede Bewegung, ... alles gleichzeitig, in einer sehr starken Intensität. Wenn ich im Lokal sitze höre ich jedes Glas, jede Stimme, ... Ich gehe kaputt an dem Stadtleben, an dem Straßenlärm. Normale Menschen gewöhnen sich irgendwann an Flug- und Straßenlärm, ich nicht.
Naja, was bedeutet denn gewöhnen? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es einem Kind vom Lande nicht leicht fällt. Wächst man mit den Geräuschen auf, dürfte man sich daran gewöhnen. Ich bin z. B. auch mit Fluglärm aufgewachsen und das hat mich nie belastet. Inzwischen bin ich ziemlich schnell gestresst und brauche Rückzug. Vielleicht wäre noch die Frage wichtig nach welchem Zeitraum das passiert. Nach einem langen Arbeitstag fand ich das normal überreizt zu reagieren und Ruhe zu brauchen. Jetzt bin ich ja schon nach einer Stunde platt. Und wie sieht es mit zunehmenden Alter aus? Werden wir da vielleicht empfindlicher?
Eigene Gefühle nehme ich in einer sehr starken Intensität wahr, ebenso wie Gefühle ander. Ich bin sehr schnell erschöpft und muss mich zurückziehen, um all die Eindrücke, die auf mich eingeströmt sind, verarbeiten zu können. Tue ich das nicht, kommt es bei mir schnell zum Burnout.
Die Frage ist wohl allgemein, ob man sich Rückzug leisten kann? Das dürfte eher schwierig sein, wenn man sich seine Arbeit nicht gerade frei und ohne Druck einteilen kann.
ich kenne den Fragebogen. Er misst im Wesentlichen Symptome der Hochsensibilität. Aber er differenziert nicht. Und das sehe ich als Defizit des Fragebogens. Er beinhaltet keine Fragen, mit denen erfasst werden kann, ob er auch im Einzelfall wirklich Hochsensibiilität vorliegt. Er beinhaltet keine Fragen mit denen erfasst werden kann, ob wirklich Hochsensbilität vorliegt oder Hypervigilanz bei einer PTBS, verstärkte Aufmersamkeit auf Reize aufgrund einer Angststörung usw. usw. Ebenso gibt es Symptomüberschneidungen mit ADHS und Autismus. Kurz: Er differenziert nicht zwischen Störungen, sondern kommt unhinterfragt zu dem Schluss "Wenn du 163 Punkte hast (ich glaube, das war der Cut-Off-Wert), dann biste hochsensibel." Dieselben Symptome treten jedoch auch bei anderen Störungen auf wie PTBS, Angststörung usw. Nur danach fragt der Fragebogen nicht.
Ja, das bemängele ich auch!
Das Dilema an der Hochsensibilität ist, dass dieses Phänomen Therapeuten nahezu unbekannt ist. Ich kann davon selbst ein Lied singen: Ich kann Reize nicht filtern. Wenn ich nicht auf meine Grenzen achte und für Ruhe sorge, dann kommt es bei mir zunächst zu Schwindelattacken. Ignoriere ich auch diese, dann kommt es bei mir zu einer Dissoziation. Dann wird aus ursprünglicher Reizüberflutung völlige (innere) Leere und ich nehme gar nichts mehr wahr.
Das kenne ich auch von der Symptomatik. Vor wenigen Tagen hatte ich das im Wald. Ich habe das schon sehr sehr lange und habe keine Ahnung wie das kommt. Insofern scheint die Lärmquelle so keine Rolle zu spielen, aber eine Überflutung mag das schon treffen. Im Wald hat man ja auch eine Unmenge an Geräuschen, Gerüchen und jetzt auch gerade wieder frische grelle Farben.
seit ich auf meine Grenzen achte und mich zurückziehe, wenn ich völlig überflutet bin, habe ich auch keine Dissoziationsprobleme mehr.
Wie achtest du auf deine Grenzen? Ich finde es gerade sehr unangenehm nach einer Stunde aus Geschehen treten zu müssen. Allerdings kann ich auch nicht ausschließen, dass manche Sachen wieder besser werden im Laufe der Zeit, was ich ja hoffe.
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candle.
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 09:45

Jenny Doe hat geschrieben: Diese Frage kann ich Dir beantworten, da ich es auf der Straße auch nur mit MP3-Player aushalte: Das ist ähnlich wie bei Naturgeräuschen. Die stören mich nicht, im Gegenteil. Vögel, Wellen, sich im Wind biegende Bäume, ... können noch so einen "Lärm" machen, dieser "Lärm" ist Natur, Harmonie, Balance, Ruhe, Erholung für mich. Ähnlich verhält es sich mit der Musik, die ich auf den Ohren habe. Ich höre fast nur ruhige Entspannungsmusik. Das entspannt mich, im Gegensatz zu dem Gedröhne von Autos.
Das kann ich schon nachvollziehen. Andererseits muß man die Musik ja auch entsprechend lauter stellen um die anderen Geräusche auszublenden, was für mich dann auch wieder keine Hilfe wäre, weil laut ist laut, und das vertrage ich momentan nicht.

Als Schüler begannen aber schon meine Probleme mit dem "Walkmen", dass ich bei direkter Beschallung ordentlich Ohrenschmerzen bekam, woraufhin ein Arzt nur meinte, dass ich eben empfindliche Ohren habe. Aber vermutlich gehört das auch gar nicht zur Überempfindlichkeit?
Diesen wohltuenden "Lärm" kann ich im Übrigen genausoweinig filtern wie den stressauslösenden Lärm. Ich höre jeden Vogel, ... jedes Naturgeräusch. Musik berührt mich innerlich sehr tief, weckt intensive Gefühle. Immer kann ich Musik jedoch auch nicht ertragen, eben weil sie so viel in mir berührt und es auch da irgendwann zu einer Reizüberflutung kommt.
Ah Ok, dann ähnelt es sich doch ein wenig.

Was mich hier ein wenig gestört hat, dass es als Gabe lobgepriesen wurde, aber mir keiner sagen kann, was das "gift" denn überhaupt sein soll. Ich muß damit umgehen, aber ein Geschenk ist das ganz und gar nicht!

Weiß man denn eigentlich schon wie dieser Reizfilter genau aussieht im Gehirn? Ich kann mir ja alles vorstellen nur wie das wirklich aussehen soll, weiß ich nicht. Manchmal denke ich mir auch, dass Hormone z. B. eine Rolle spielen könnten wie der Einfluß von Reizen sich auswirkt.

Und was mich noch mal allgemein interessieren würde ist wie das mit der Wahrnehmung fremder Emotionen ist, denn ich kenne das nur bei nahestehenden Menschen, aber nicht, wenn ich jetzt auf der Straße gehe und Emotionen Fremder auf mich übertragen werden. Wobei auch die Frage ist, ob es wirklich eine Kunst ist wahrzunehmen, wenn als Beispiel ein Verkäufer schlechte Laune hat. Das kann man unter Umständen schon am Gesicht ablesen.

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nonStop
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 11:48

Hallo candle
Das mit der Musik funktioniert bei mir wunderbar
Ich benutze sogenannte in ear Kopfhörer, die schirmen außengeräsche sehr gut ab..
Ich verbinde Musik nicht mit Lärm, bei mir ist es auch so, dass ich Musik positiv aufnehme, vorausgesetzt mir gefällt die Musik, nehme ich diese ebenfalls sehr intensiv auf.

Wenn ich allein in der Stadt bin oder auf den weg zur Arbeit, erleichtert mich die Option mit der Musik
Und es macht sogar Spaß.. Sehr viele benutzen Musik wenn sie draußen allein unterwegs sind, dass ist also nix ungewöhnliches, die Gründe warum viele Menschen Musik unterwegs hören, sind vielfältig, nicht all diese sind aber von hsp betroffen


Wenn ich mit meiner Freundin zusammen unterwegs bin, kann sie mittlerweile schon sehr genau mitbekommen wann ich Ruhe vom Trubel brauche, sie zieht mich dann raus, wir entspannen uns draussen kurz, dann gehen wir weiter, wir gehen sehr gerne shoppen oder bummeln..
Sie kennt mich mittlerweile sehr gut, sie weiß wann und wo es mir dann zuviel ist..

Das mit dem fühlen der Emotionen kann ich eher so beschreiben das Wellen der Energie bei mir ankommen..
Ich fühle Gefühle, sehe nicht den Ausdruck im Gesicht

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Christine Gohl
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 12:31

candle und nonstop: ich fühle auch die Emotionen anderer. Wenn jemand, der neben mir steht, todunglücklich ist, schwappt es wie eine Welle über mich und ich ertrinke in dieser. Bei vielen sehe ich Bilder... z.B. wenn jemand seine Gefühle gut verbirgt und auch sich selber täuscht. Bei einem Bekannten sah ich, wie er sich wie ein Astronaut schwebend bewegte und dann abdriftete. Losgelöst und verloren. Später erfuhr ich, dass genau das seine Gefühlswelt zeigte (Trennung etc). Früher dachte ich immer, dass das jeder kann ^^ Aber ob das mit Hs zu tun hat, weiß ich nicht.
Statt uns vom Leben formen zu lassen, könnten wir die Gestalter unseres Lebens werden (G. Hüther)

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candle.
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 15:54

@ Christine Gohl
Christine Gohl hat geschrieben:candle und nonstop: ich fühle auch die Emotionen anderer. Wenn jemand, der neben mir steht, todunglücklich ist, schwappt es wie eine Welle über mich und ich ertrinke in dieser.
Jetzt nichts gegen dich, aber hast du das mal abgeglichen und die Person neben dir gefragt? Bist du sicher, dass das Gefühl nicht aus dir kommt?
Damit will ich nicht absprechen, dass es das gibt, wobei es für mich schon ein wenig übersinnlich klingt, wenn das mit völlig fremden Menschen passiert. Theoretisch müßte deine Gefühlslage dann ja permanent wechseln, wenn du an vielen Menschen vorbeikommst- von Verliebtheitsgefühlen bis hin zu Wut ist ja alles möglich. Ist das dann so bei dir? Wenn es das gibt, stelle ich mir das aber schon sehr als Belastung vor. Wie kann man sich davor schützen?
Bei vielen sehe ich Bilder... z.B. wenn jemand seine Gefühle gut verbirgt und auch sich selber täuscht. Bei einem Bekannten sah ich, wie er sich wie ein Astronaut schwebend bewegte und dann abdriftete. Losgelöst und verloren. Später erfuhr ich, dass genau das seine Gefühlswelt zeigte (Trennung etc). Früher dachte ich immer, dass das jeder kann ^^ Aber ob das mit Hs zu tun hat, weiß ich nicht.
Bei einem Bekannten so zu spüren halte ich dann doch für weniger mystisch, wenn man ihn etwas kennt.
Dass vielleicht viele meinen, dass jeder das kann was man selber kann, denke ich auch oft, aber viele Menschen interessiert sowas auch gar nicht.

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blade
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 16:37

ich bin überzeugt, daß wir hier einem sehr wichtigen Phänomen auf der Spur sind.
wenn es möglich ist die Gefühle von anderen zu fühlen, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dann ist das nicht esoterisch im Sinne von man glaubt, daß es so sein könnte oder man ist überzeugt, daß es so ist, ohne wirklich zu wissen.
Nein, dann weiß man, daß das so ist (sein kann).
Was für ein Licht würde das zB auf unerklärliche Stimmungsschwankungen werfen, unter denen so manche zu leiden haben. Nicht immer ist es so klar, was wirklich eigen ist und was nicht.

Wenn man weiß woher es kommt, zB von dem Herrn neben einem in der U-Bahn, der gerade im Krankenhaus war und die Diagnose "Krebs im Endstadium" erhalten hat, dann wird man die plötzliche Todesangst, die einen überkommt vielleicht anders einordnen und nicht nach einer Bedrohung Ausschau halten.

Wenn man es aber für etwas eigenes hält, dann werden sich die Probleme verfielfachen.

So ließe sich auch erklären, wie hochsensible Kinder, die in einem Spannungs - beladenen Umfeld aufwachsen müssen, welches aber zu Verleugnung, Verdrängung usw. neigt zu Symptomträgern werden.
Etwas überzogen könnte man sagen: Sie werden vergiftet und dann leugnen es alle.
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blade
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:13

mein Beitrag:

Das was alle Menschen brauchen würden ist: Selbsterkenntnis
Und zwar umfassend. Die meisten Menschen, die glauben, sie würden sich selbst kennen, haben diese Selbsterkenntnis in Wahrheit nicht.
Ich weiß, das klingt präpotent, es ist aber die Realität.
Hochsensible brauchen Selbsterkenntnis noch viel dringender (und diese wird ihnen um Vieles schwerer gemacht).
Um sicher zu wissen: das da, das bin ich, jenes da das bin nicht ich (also ist es wer anders).
Es ist ein wesentlicher Baustein für den FILTER (die sichere Selbsterkenntnis=Selbstsicherheit=Selbstbewusstsein)

Viele Menschen haben schon lange für ein Wunder gebetet.
Das hier ist es.
Es könnte es sein, wenn es nicht mit Füssen getreten wird.

Der nächste Baustein ist: Die hilfreichste geistige Grundhaltung.
Hat jemand eine Ahnung, wie man diese nennen könnte (nur soviel: "bedingungslose" Liebe ist es nicht)?
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Christine Gohl
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:15

hm, ich überlege grad, wie es ist. Habe mich schon lange nicht mehr damit beschäftigt, es läuft einfach so mit.
Es muss schon irgendein Kontakt da sein. Entweder sowieso ein Bekannter, und wenn ich mangels anderer Beschäftigung nicht abgelenkt sondern normal aufmerksam bin, kann es passieren. Bei Fremden nur, wenn längerer Blickkontakt da ist, oder sogar eine Unterhaltung geführt wird.
Diese gefühlten Gefühle kommen ganz eindeutig nicht aus mir, sie haben mit mir oft so gar nichts zu tun. Ich kenne inzwischen mehrere Leute, denen es genauso geht...
Klar klingt das spukig, ich finde das ja auch spukig. Obwohl ich das immer wieder in die Hs schiebe, denn man kann ja seine Sinne sogar darauf trainieren, seinen Gegenüber aufgrund Stimme/Tonfall, Haltung, Gestik, Mimik etc auf seine Gefühlslage einzuschätzen. Die Bilder sind nur die Umwandlung des Gefühlten durch meine Fantasie.
Also alle wieder hinsetzen, die da jetzt aufgesprungen sind und aufgeregt "spukig!!!" rufen ;-D
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:27

Hi Candle
Naja, was bedeutet denn gewöhnen?
Gewöhnen in dem Sinne, dass man Geräusche irgendwann nicht mehr wahrnimmt, z.B. Fluglärm.
Ich bin z. B. auch mit Fluglärm aufgewachsen und das hat mich nie belastet.
Ich bin in der Stadt aufgewachsen und lebe dort seit 46 Jahren (hoffentlich nicht mehr lange). Doch ich habe es in den 46 Jahren nicht geschafft, all die Reize auszublenden oder mich an den Fluglärm zu gewöhnen. Ich erlebe ein starkes Stressempfinden.
Die Frage ist wohl allgemein, ob man sich Rückzug leisten kann?
Im Allgemeinen wohl eher nicht. Im Freundeskreis geht das, aber auf der Arbeit nicht. Jede HSP hat so ihre Methoden entwickelt, um mit ihrem Problem auch auf der Arbeit klar zu kommen. Aber es gibt auch so einige, die aufgrund von HS nicht arbeitsfähig sind.
Wie achtest du auf deine Grenzen?
Inzwischen konnte ich lernen meine Grenzen wahrzunehmen. Es gibt so Hinweise, wie z.B. Gereiztheit, Unruhe, nicht mehr zuhören können, ... die mir meine Grenzen aufzeigen.
Das kann ich schon nachvollziehen. Andererseits muß man die Musik ja auch entsprechend lauter stellen um die anderen Geräusche auszublenden
Vor ein paar Jahren war das in der Tat bei mir noch so. Da konnte ich nur mir voll aufgedrehtem Player durch die Stadt laufen. Inzwischen habe ich Musik gefunden, die - auch leise - meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, und es schafft, mich von anderen Reizen abzulenken.
Was mich hier ein wenig gestört hat, dass es als Gabe lobgepriesen wurde
Ich beneide jeden, der das Positive sehen kann. Für mich überwiegen leider die negativen Aspekte. Deshalb stört es mich andererseits, wenn Betroffene selbst oder Therapeuten, die sich dem Thema gewidmet haben, HS lobpreisen. Wie sollen HSP in ihrem Leid jemals ernst genommen werden, werden HS so dargestellt wird, als sei das sonst was Tolles.
Weiß man denn eigentlich schon wie dieser Reizfilter genau aussieht im Gehirn?
Ja. Ich kann Dir da Literatur der Wahrnehmungspsychologie empfehlen, insbesondere die Kapitel zum Thema "Aufmerksamkeit".
Und was mich noch mal allgemein interessieren würde ist wie das mit der Wahrnehmung fremder Emotionen ist
Bei mir ist diese Wahrnehmung sehr stark ausgeprägt.
Das kann man unter Umständen schon am Gesicht ablesen.
Ja, das stimmt. Aber irgendwie ist da mehr, was ich wahrnehme. Frag mich nicht was, ich kanns Dir nicht erklären. Ich kann dir nur sagen, dass es meinen Freunden schon oft aufgefallen, dass ich sehr viel wahrnehme. Keine Ahnung, es ist irgendwie eine intensiven Wahrnehmung und Verarbeitung aller Signale gleichzeitig, die der andere ausstrahlt. Ich fühle richtig, was der andere füht, auch wenn er nichts sagt. Allerdings ist das etwas, was mich sehr früh und schnell an meine eigenen Grenzen bringt.

Hallo Waldschratin
Wenn du in meiner Nähe wohnen würdest (Ich weiß ja nicht,wo du wohnst), da könnte ich dir persönlich zwei Therapeutinnen empfehlen,die sich auf HS mitspezialisiert haben und momentan dabei sind,da auch Seminare dazu auszuarbeiten und anzubieten.
Danke für Dein Angebot. Ich habe eine für mich gute Thera gefunden. Warte schon seit 9 Monaten auf meinen Therapieplatz. Ich bin zuversichtlich, dass es dieses Jahr noch klappen wird.
Zudem habe ich mich einer Selbsthilfegruppe für HSP angeschlossen. Die ist echt klasse. Ich fühle mich nicht nur sau gut verstanden, die Anregungen sind zudem auch sehr hilfreich.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Mi., 08.04.2015, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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blade
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:27

Spukig
das waren meine Worte
aber ich bin dabei weder aufgesprungen noch war ich aufgeregt

jetzt sage ich "Eureka"

oder wie habt ihr euch "gelebtes Mitgefühl" denn nun eigentlich genau vorgestellt???

(Betrugssysteme werden damit ein Problem haben, Menschen, die nach wie vor glauben, daß die Wahrheit befreit, nicht)
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:41

Hi candle
Damit will ich nicht absprechen, dass es das gibt, wobei es für mich schon ein wenig übersinnlich klingt, wenn das mit völlig fremden Menschen passiert.
Als Jugendliche habe ich geglaubt, dass ich hellseherische Fähigkeiten haben. Inzwischen bin ich etwas älter, lebenserfahrener und reifer, ... und weiß, dass es einfach nur sehr sensible Antennen sind.
Wichtig finde ich aber anzumerken, dass das nicht typisch HSP ist, wie all die anderen Merkmmale auch nicht. Auch Nicht-HSP können sensible Antennen haben, empathisch sein, ... Wesentlich ist, dass das Merkmal der HSP darin besteht, Reize nicht filtern zu können. Alles andere, ob Empathie oder was auch immer, haben auch Normalos. Deshalb ist HSP für mich auch nichts, was man lobpreisen muss oder mit "ach, was wir nicht alles können" schön reden sollte. Ja, wir können viel, aber das können auch X andere Menschen ohne HSP.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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blade
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 17:52

ich meine es wäre gut, wenn alle so wären.
nicht weil ich meine, daß alle unter diesen (Anfangs)Schwierigkeiten leiden sollten.
ich bin überzeugt es gäbe einen Filter, man muss diesen nur noch aufbauen und implementieren, dann würde auch die Lebensqualität immens zunehmen und die Intims-Privatsphäre bliebe gewahrt.
aber, wenn man unmittelbar konfrontiert ist, mit den Konsequenzen, die eigene Handlungen (oder Nichthandlungen) im Gegenüber zeitigen, dann wäre das echte Kommuni(kat)ion.
Es wäre dann nicht mehr so einfach, wie es jetzt ist, jemand anders zu verletzen und dann alleine zu lassen mit dem Schmerz.
Es wäre die nächste Stufe auf der Evolutionsleiter (vielleicht wäre es zugleich ein Rückschritt, aber ein Guter).

Zur Zeit ist es eine Eigenschaft, aber wie ich schon zu Beginn sagte, eine Eigenschaft, die man sich wirklich aneignet, die wird zur Fähigkeit (und das Leiden endet damit).

Nur zum Denkanstoss, warum man das vielleicht nicht einfach so verwerfen sollte:
Die Umkehrung der Antenne/des Empfängers ist der Sender...
das kommt dann als nächstes.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 08.04.2015, 18:02

Hallo blade
ich bin überzeugt es gäbe einen Filter, man muss diesen nur noch aufbauen und implementieren
Das glaube ich auch. In der Literatur zur HSP steht zwar etwas von einem "angeborenen starken und schwachen Nervensystem", aber ich halte an dem Glauben fest, dass man lernen kann, seine Aufmerksamkeit zu steuern. Wenn ich lernen kann, meine Aufmerksamkeit von meiner Schwindelproblematik abzuziehen, lernen kann, Erinnerungen zu unterdrücken, ... dann kann ich auch lernen, Außenreize auszublenden. Vielleicht ist mein Denken naiv und es geht wirklich nicht, wegen "meinem schwachen Nervensystem". Doch ich bin nicht der Typ, der sich mit "geht nicht" abgibt. Ich probiere so lange aus, bis ich meine Probleme gelöst habe, und das bezieht meine HS mit ein. Schon allein die Tatsache, dass ich Musik gefunden, die es schafft meine Aufmerksamkeit zu bündeln und von den Außenreizen abzuziehen, zeigt mir, dass es auf jeden Fall ein Versuch wert ist, das Problem anzugehen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag Mi., 08.04.2015, 18:11

Stärke ist nicht der entscheidende Faktor (nebenbei glaube ich: das mit dem starken und schwachen Nervensystem ist absichtlich deponierter Müll). Doch selbst wenn wir schwach sind.....ist egal
Der Wille entscheidet.
Und auch ein schwaches Nervensystem kann seinen Willen konsequent auf ein Ziel ausrichten (siehe Kampfkunst: harter vs weicher Stil) siehe: versuche mal Wasser aufzuhalten, oh Du Starker Du. Oder eine Weidenrute....oder ein Schwammerl, welches durch den Asphalt bricht.................
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