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Mo., 11.03.2024, 19:35
Und zu dem zweiten Thema, das jetzt so „dynamisch“ aufgekommen ist.
Zum einen möchte ich sagen, dass ich es absolut nachvollziehen kann, wenn bei einigen von euch die Frage aufgetaucht ist, ob ich mit meinen persönlichen Erfahrungen und Schwierigkeiten eine angemessene Therapeutin werden könnte.
Ich habe eigentlich absolut keine Lust, mich zu rechtfertigen, aber ich merke dass der Wunsch, die letzten Beiträge zu kommentieren, nachdem ich jetzt ein bisschen Zeit verstreichen lassen habe, immer noch da ist.
Ich habe mich nicht aus dem Grund, mich selbst zu therapieren, auf ein Psycho-Studium eingelassen, vielmehr habe ich mir bewusst vorher die Zeit gegeben, um eine andere Studienrichtung auszuprobieren und zu schauen, ob das für mich passt. Unter anderem weil ich mir diese Frage schon vor einigen Jahren gestellt habe, ob ich, trotz meiner Vorerkrankung (die Anorexie), die nötige Stabilität mitbringe, um ggf.Menschen zu therapieren und es schaffen werde, meine eigenen „Baustellen“ angemessen herauszuhalten.
Ich bin da schon vor dem Studium sehr hart mit mir ins Gericht gegangen und mir ist durchaus sehr präsent, welche Verantwortung ein Therapeut/eine Therapeutin trägt. Nicht erst seit meiner gerade noch akuten Missbrauchserfahrung mit dem Therapeuten.
Dieses Schutzbedürfnis anderen gegenüber und den Wunsch alles dafür zu tun, dass potentiell missbräuchliche Theras gar nicht erst die Chance zum therapieren bekommen, kann ich sehr gut nachvollziehen, jetzt leider sogar nachempfinden.
Aber wie sich manche Posts jetzt entwickelt haben und mir quasi unterstellt wird, dass ich eine KlientInnen schädigende Thera werden würde, ist absolut anmaßend und geht echt zu weit.
Ihr kennt mich nur aus diesem Forum und könnt es nicht einschätzen, wie sehr ich meine eigene Vergangenheit verarbeitet und bewältigt habe. Das ist so.
Einen freundlich formulierten Rat, es mir wirklich ganz genau zu überlegen, ob ich die Psychotherapeutenausbildung machen möchte und der Ausdruck einer gewissermaßen persönlichen Sorge (die ja durchaus legitim ist), hätte ich völlig in Ordnung gefunden. (So wie es auch anfangs geäußert wurde.)
Dass manche Mitglieder hier den Eindruck gewonnen haben, ich würde an einer „perfekten Fassade“ arbeiten, kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen.
Wenn man mit sich selbst so unehrlich ist und so bedacht darauf ist, makellos zu erscheinen, dann ist man doch nicht so offen für Kritik und Anregungen, oder?
Das frage ich euch.
Und dann berichtet man bestimmt auch nicht von eigenen Schwächen (zum Beispiel, ich habe noch teilweise eine schönes Gefühl, wenn ich an ihn denke und es fühlt sich nach einem Verlust an, etc.), oder?
Und auch meine Essstörung hätte ich nicht erwähnen müssen.
Ich habe mir einen Therapieplatz gesucht, weil ich in der Trennungssituation nicht in ein emotionales Loch fallen wollte und der Zusatzgedanke war der, dass Therapie immer etwas sein kann, von dem man profitieren kann, besonders wenn eine Essstörung vorhanden war/ist, die übrigens seit zwei Jahren kein Thema mehr ist und es auch nicht wieder geworden ist, obwohl ich mich alleine um meinen, ohne Vorerkrankung, plötzlich sterbenden Vater kümmern musste und noch akut in der Abschiedsphase nach der Trennung von meinem jahrelangen Partner steckte.
So viel zu dem Status meiner Verarbeitung und meiner Stabilität.
Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt wieder einige wenige denken, ich würde an meiner Fassade arbeiten…
Natürlich bin ich nicht perfekt, den Anspruch habe ich gar nicht oder gar nicht mehr an mich. Ich habe meine Stärken und Schwächen, wie jeder andere Mensch auch und ja, ich habe eine „trockene Magersucht“.
Aber ich frage euch, muss ein Therapeut ein perfekter Mensch sein, darf sie oder er keine Vorerfahrungen mit psychischen Krankheiten haben? Muss er ein „weißes Blatt“ sein?
Oder kann es nicht vielleicht sogar, wenn die Verarbeitung ganz abgeschlossen ist, ein Vorteil für KlientInnen sein, wenn die Therapeutin oder der Therapeut wissen, wie es ist, unter einer Problematik zu leiden und die Erfahrung gemacht haben, dass man sie überwinden und vielleicht sogar daran wachsen kann?
Das möchte ich nur mal so in den Raum stellen.
Und übrigens, ich bin noch im Bachelor-Studium und weiß noch nicht, wo es für mich final hingehen soll. Ich bin nicht auf eine Tätigkeit als Psychotherapeutin eingeschossen, das ist eine Option von vielen.
Und erst wenn ich mit absoluter Gewissheit sagen kann, dass ich keinem Klienten und keiner Klientin Schaden zufügen würde und mir sicher bin, dass es das ist, wovon meine KlientInnen und ich profitieren würden, würde ich die Ausbildung beginnen.
Aber bis ich mich da festlegen muss, vergeht noch einiges an Zeit.
Nichts für ungut,
Lucia