Sinarellas hat geschrieben: ↑Mi., 06.09.2023, 09:56
Neulich hab ich ein Interview von Frau Huber gesehen, welches eindringlich beschreibt, wie wichtig es ist bspw. durch die Therapie gesunde Bindungserfahrungen zuzulassen und zu erfahren. Da ist womöglich die Art der Therapie gar nicht ganz das Thema sondern das Gegenüber und die Erfahrung zu sammeln: Es geht auch anders, mich nimmt man an so wie ich bin.
Als Bindungstraumatisierte habe ich mich in ganz unterschiedlichen Therapierichtungen und auch mit verschiedenen Therapeutinnen gute und heilsame Erfahrungen machen können. Ja, ganz viel passiert da auf der Beziehungsebene. Es geht ganz viel um Spiegelung, ums Gesehen-werden, ums Da-Sein-Dürfen - mit allem was zu mir dazugehört. Wichtig ist, dass die Therapeuten/innen bindungsorientiert arbeiten und trotzdem klar abgegrenzt sind. Mit einer Therapeutin kam es zur Eskalation und zum Therapieabbruch, weil die Grenzen nicht geklärt waren und sich auch nicht klären ließen.
Wichtig waren für mich auch nonverbale Therapien, die ich lange Zeit parallel zur Gesprächstherapie gemacht habe (Kunsttherapie, körperorientierte Ansätze). Einfach um einen Zugang zu den Dingen zu finden, für die ich keine Worte hatte, und auch um überhaupt einen Zugang zu meinem Körper zu finden, denn im Körper spielt sich ja das ganze Drama ab und über den Körper lässt sich auch ganz viel (Selbst)-Regulierung finden.
Schematherapie hab ich in der Klinik erlebt, das fand ich für mich weniger hilfreich, weil zu verkopft.
Bei einem anderen Klinikaufenthalt hatte ich auch am Rand Begegnungen mit DBT (einzelne Module im Rahmen der Einzeltherapie), und mich hat das die Wände hochgetrieben, weil ich das Gefühl hatte, dass mir meine Wahrnehmung abgesprochen wird (= Wiederholung von früher). Ich glaub, DBT kann für manche hilfreich sein, aber das ursprüngliche Konzept ist eben nicht nur "Schema F", sondern parallel auch das Beziehungsangebot (innerhalb klar definierter Grenzen). Wenn es nur noch das schematische Abarbeiten von Skills und Modulen ist ohne Beziehungsebene, dann geht das nach hinten los, dann ist das nur noch Dressur. Und trotzdem fand ich es an manchen Punkten für mich hilfreich durch die DBT-Module, die ich mir erarbeitet hatte, in bestimmten Ausnahmesituationen eine Art "Notfall-Fahrplan" zu haben. Weil ich erkennen konnte: ok, das ist jetzt Situation abc und dann hilft mir xy oder z. Aber das war eher wie eine Art Krücke, weil ich selbst noch nicht so richtig gut "freihändig" laufen konnte. Inzwischen greife ich eigentlich gar nicht mehr darauf zurück, weil die Selbst-Regulierung viel intuitiver passiert.
Es hat bei mir lange (und mehrere Therapie-Versuche) gebraucht, bis es möglich war, hinter der ganzen Sympomatik zu den eigentlichen Problemthemen vorzudringen. Also zB das emotionale Sensation-Seeking als das links liegen zu lassen was es ist: Eine inneres Drama und eine Art Selbstvergewisserung (ich spüre mich, also bin ich) aber gleichzeitig eine innere Ablenkung von den eigentlich wichtigen Themen, die vielleicht "zu heiß" waren: Die Wut, die Trauer, die innere Leere. Aber ich glaube, dass die vorangegangenen Therapien trotzdem nicht für die Katz waren. Denn ohne die Vorerfahrungen hätte ich zB mit dem Angebot meiner aktuellen Therapeutin gar nix anfangen können.
Ich kenne das NARM-Konzept auch, finde es für mich auch einleuchtend. Und hab rückblickend festgestellt, dass vieles was in den letzten Jahren in meinen Therapien passiert ist, dieses Konzept auch aufgreift, auch wenn es nicht dieses Label angeheftet hatte.