Verwirrt und ungeduldig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Sa., 29.07.2023, 16:06

@lisbeth, genauso ist es!
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Werbung

Benutzeravatar

SinnIch
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 473

Beitrag Sa., 29.07.2023, 16:31

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 14:48 Ich meine, sie soll mir keinen Halt bieten - das muss ich selbst tun. "Skills" (oder wie auch immer) muss ich mir selbst lernen. Vertrauensprobleme soll ich selbst aufarbeiten und in Lebensfragen hilft sie mir auch nicht. Was macht sie dann? Wenn meine Erwartungen schon so daneben liegen, dann frage ich jetzt einfach mal um Aufklärung: was macht ein Therapeut bzw. eine Therapeutin dann?
Worüber redet ihr denn dann? Wenn gar nichts von ihr hilfreiches kommt, woraus du irgendwie was für dich mitnimmst, sei es durch direkte Tipps oder indirektes Anregen eigener Lösungsfindung, würde ich auch keinen Sinn darin sehen, da hinzugehen.

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1675

Beitrag Sa., 29.07.2023, 16:46

Liebe wildeskeks,

es tut mir leid zu lesen, wie es Dir geht. Ich spüre Deine Verzweiflung und bekomme auch den Eindruck, dass Deine Therapie Dir wenig hilft. Teil Deiner Fragen erinnert mich sehr an einen Zustand, in welchem ich war, als ich in einer Therapie war, welche an mir vorbei lief. Ich merkte auch, dass ich an einen Punkt kam, an welchem ich bei meinem Therapeuten nichts Hilfreiche mitnehmen konnte, und er auch nichts weiteres Hilfreiche beitragen konnte, hatte keine Idee mehr.

SinnIch hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 16:31 Wenn gar nichts von ihr hilfreiches kommt, woraus du irgendwie was für dich mitnimmst, sei es durch direkte Tipps oder indirektes Anregen eigener Lösungsfindung, würde ich auch keinen Sinn darin sehen, da hinzugehen.
So sehe ich das auch.

Ich würde mir an Deiner Stelle eine neue Therapeutin suchen. Denn Du wirst sehen, dass Du Dir auch selbst helfen können wirst, doch zuerst wirst Du es brauchen, Deine Schwächen (und Stärken) zu begreifen, um die Möglichkeiten, wie Du Dir helfen kannst, erkennen zu können. Das ist, wie es mir scheint, bisher ausgeblieben.

Viele Grüße.
Zuletzt geändert von Fairness am Sa., 29.07.2023, 17:21, insgesamt 2-mal geändert.
"Hubero kororo, ororok orebuh"
Der Zauberrabe Rumburak

Benutzeravatar

Shukria
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 1539

Beitrag Sa., 29.07.2023, 16:49

Wie wäre es denn wenn du diese Fragen mal deiner Therapeutin stellst?

Und was habt ihr denn vereinbart an was ihr zusammen arbeiten wollt, was sind denn deine Arbeitsaufträge an sie?

Werbung

Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Sa., 29.07.2023, 18:07

So viele Ideen, Gedanken, Selbsterfahrungen, Inputs, Bemühen, Für-Dich-Da-Sein, Dich-Verstehen, Mit-Dir-Sein liegt auf dem Tisch ... nimm, was stimmig ist für dich. Aber, komm ins Tun!
Mich alte (ok im reifen Alter) Frau juckt es in sämtlichen Fingern. Ich möchte dich schütteln und dir sagen: Hee, komm in deine Kraft, die du für d i c h einsetzten kannst und darfst. Nicht für die Eltern (ja, Eltern werden krank), nicht für die Hunde (sie gehören dir nicht mal), nicht für die Firma, nicht für diesen Beruf (ich habe mehrere Berufe erlernt. Auch jenseits der 30. Und jeder Beruf war keine Verschwendung, sondern Reichtum, den ich nicht missen möchte).
...
Ich habe viel zu lange mit der Aufarbeitung meiner Kindheit, der jahrelangen sexualisierten Gewalt, die ich als Kind erfahren habe, gewartet. Damals gab es noch kein Bewusstsein dafür. Heute gibt es viele Hilfsangebote, ganz niederschwellige. Geh es an.
Und was Gefühle betrifft. Ich hatte auch so grosse Angst davor, dass ich, wenn ich sie zulassen würde, in einem Meer von Tränen ertrinken würde. Ver-trau, und das bedeutet, trau d e i n e m Unterbewusstsein. Es lässt an Gefühlen nur zu, was du eh schon überlebt hast. Schlimmer als damals, als du überlebt hast, kann es nicht werden. Nmd sagt, dass es leicht ist. Nmd sagt, dass es einfach ist. Nmd sagt, dass es bequem ist. Doch, du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Das sage ich.
Wir sind viele, die diesen Weg, auf unterschiedlichen Wegen gegangen sind.

Es ist dein Geburtsrecht, glücklich zu sein!

Deine Eltern haben dir das Leben gegeben. Das berechtigt sie nicht, über d e i n Leben bestimmen oder verfügen zu dürfen.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Sa., 29.07.2023, 19:00

@wildeskeks, was ich dir da lassen möchte ist, und ich kann nur für mich sprechen, vermute allerdings, dass ich damit nicht alleine bin: Deine Ängste sind mir sooo vertraut. Es sind Todesängste. Man vermutet, zu sterben. Und so fühlt es sich auch an. Und es ist auch so: Altes muss sterben, damit Neues kommen kann.
Ich wünsche dir ganz viel neue und gesunde Erfahrungen. Die alten, die kranken, die manipulativen dürfen "sterben", oder?
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Sa., 29.07.2023, 20:20

Es gibt ganz ganz tiief in dir einen Kern, der frei von allem ist und leben will. Den spürst du auch immer wieder, denn du willst ja leben und glücklich sein. D a s ist der Halt, der dich hält. Das ist dein innerer Halt.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Di., 08.08.2023, 17:46

Es war einmal eine Frau, die stand am Ufer eines Flusses.
Sie hatte gehört, auf der anderen Seite sei das Leben einfacher, bunter, schöner, aufregender.

"Neuland" hieß die Welt da drüben, und wer davon zu ihr sprach, dem blitzten die Abenteuer aus den Augen.

Die Frau war nicht zum ersten Mal hier. Immer wieder einmal hatte ihre Sehnsucht sie an dieses Ufer gelockt,
an dem sie dann mit hängenden Armen gestanden war, zerrissen von der Mutlosigkeit und dem Traum vom ganz
anderen Leben. Ängste und Zweifel hatten dann wie hungrige Ratten an ihr genagt und ein Chor von "Ja-aber-Stimmen"
ihr leises "ich möchte" übertönt.

Sie war immer wieder umgekehrt und hatte sich, nicht ohne Erleichterung, still in die vertraute Eintönigkeit ihres gewohnten
Alltags eingereiht.

Eine Weile hatte sie Schritt gehalten, doch die Unzufriedenheit mit dem, was sie tat, und dem, was sie unterließ, hatte stetig zugenommen. Auch die Betäubung durch ihre rastlosen Versuche, das Unbehagen auszuhalten, hatte beunruhigend nach-
gelassen.

Nun stand sie wieder hier, und diesmal war es anders.
Sie hatte einen riesigen Rucksack gepackt mit Dingen, von denen sie sich beim besten Willen nicht trennen konnte.
Er war so groß und schwer, dass sie vom Tragen und Zerren und Ziehen schon einen großen Teil ihrer Kraft verbraucht hatte.

Aber diesmal wollte sie nicht mehr umkehren. Das "Neuland" da drüben, das war ihr Ziel. Nun sah sie aber keine Brücke,
kein Schiff, und an Schwimmen war gar nicht zu denken. Sie erschrak, als plötzlich fast lautlos das kleine Boot des Fähr-
manns durch das Schilf glitt. Der Fährmann war ein eigenwilliger, alter Kautz, der manchmal, und nur, wenn er Lust hatte,
Reisende übersetzte. Er legte sein Boot an und starrte befremdet das sperrige Gepäck und dann die Frau an.

"Hast du vor, dich hier mit deinem gesamten Hausstand anzusiedeln?", schnarrte er nicht gerade freundlich.
Die Frau, die den Fährmann als einen Wink des Schicksals sehen wollte, schüttelte erleichtert den Kopf. "Nein, nein,
ich möchte auf die andere Seite des Flusses, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich hinüberbringen würdest."

Der Alte krächzte bissig: "Dich überzusetzen wird wohl angehen; doch "Neuland" betritt man nur mit leichtem Gepäck.
Da wirst du dich erst noch von einigem verabschieden müssen."

Die Frau schaute erschrocken auf ihren Rucksack. "Aber ich habe doch schon nur das Nötigste eingepackt.
Ich kann mich doch nicht von all dem Vertrauten trennen!"

Der Alte machte eine müde Handbewegung. "Wer neu anfangen will, kann nicht gleichzeitig am Alten festhalten.
Die Requisiten der Vergangenheit sind Ballast, der Neues behindert und verhindert. Erst wenn du bereit bist, loszulassen,
machst du deinen Geist frei für neue Wege. Mit deinem alten Gepäck kannst du bis ans Ende der Welt laufen, du wirst
dich doch immer wieder nur im Altvertrauten einrichten und dich letztlich keinen Schritt hinaus bewegen.
Nein, meine Liebe, du wirst dich entscheiden müssen, wenn du "Neuland" erobern willst."
Erstaunlich behände sprang er ans Ufer und legte sich genüsslich ins Gras.

In der Frau kam Panik auf. Sicher, sie könnte jetzt einfach wieder umkehren. Wie schon so oft. Eigentlich war es doch gar nicht
so schlimm. Es ließ sich schon irgendwie aushalten ...

"Ja, ja, die vertraute Hölle", murmelte der Alte, als könne er Gedanken lesen. "Es ist alles ganz schrecklich, aber so beruhigend vertraut!"

Er hat so verdammt recht, gestand sich die Frau nunmehr wütend ein. Sie zerrte an der Schnalle ihres Rucksacks und öffnete ihn. Was quoll da alles heraus!

So viele Ängste und Zweifel, ausgeleierte Gewohnheiten, Zaudern und Zögern, vergilbte Träume, Ausgedachtes und Verworfenes, brüchige Ideale, verschnürte Pläne, veraltete Glaubenssätze, ein Sack Bequemlichkeit, sperrige Zwänge, knöcherne Vernunft, bittere Entsagungen und verpasste Möglichkeiten ...

Die Frau saß da inmitten ihrer zweifelhaften Schätze und ließ endlich ihre ungeweinten Tränen frei.
Sie betrauerte ihr ungelebtes Leben, dem sie bisher so wenig Chancen eingeräumt hatte. Wie Zinnsoldaten hatte sie
die Regeln und Normen um sich geschart, hatte eherne Mauern hochgezogen, damit nicht Unbekanntes sie beunruhigen konnte. Dass sie sich auf diese Weise zuverlässig und berechenbar ihr Gefängnis schuf, nahm jetzt als Erkenntnis Form an.

Der Rucksack war fast leer.
Noch tränenblind holte sie zwei unscheinbare, schon leicht angestaubte Päckchen hervor. Sie hatten wenig Gebrauchsspuren.
Es waren Neugier und Zuversicht.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Benutzeravatar

sebi
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 65
Beiträge: 631

Beitrag Di., 08.08.2023, 17:48

In aller Deutlichkeit spürte sie, dass diese Kostbarkeiten unabdingbare Weggefährten auf ihrer Reise sein würden.
Schnell packte sie ihre Schätze wieder ein und schnürte entschlossen den Rucksack zu. Geräuschvoll zog sie die Nase hoch
und fragte mit klarer Stimme: "Gehen wir?"

Leise lächelnd löste der Fährmann das Boot vom Ufer.

(aus "Lieber spät als gar nicht" - ein Märchenbuch - Autorin: Inge Wuthe)

Das wollte ich dir da lassen @wildeskeks
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

Benutzeravatar

Salome_1972
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 50
Beiträge: 41

Beitrag Mi., 09.08.2023, 13:50

Liebe wildeskeks,
wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.04.2023, 16:45 Und sie hat daraufhin nur gesagt "also war es keine sehr angenehme Woche"
Ich bin über die Ticks bzw. Unsicherheit gestolpert, die du an deiner Therapeutin schilderst, und dann am obigen Satz.

Mir ist das in jeder Therapie auch wenige Male passiert, dass meine Therapeutin auf irgendwas nicht so eingegangen ist, bei dem ich gehofft hatte, dass sie daran hängen bleibt. Es sollte aber nicht die Norm sein, dass sie solche Dinge übergeht. Aber Therapeuten sind auch keine Hellseher und ich finde, manchmal darf man auch selbst gefordert sein, dass man es halt deutlicher sagen muss, wenn es beim ersten Mal nicht ankommt.

Ich finde es in einer Therapie wichtig, dass man alles von sich erzählen kann, ohne das Gefühl zu haben, man verunsichert oder schockiert das Gegenüber. Meiner Erfahrung (aus mehreren Therapien) nach ist es aber in den ersten Stunden aber oft noch ein wenig oberflächlich, man muss sich ja auch erstmal aufeinander einstellen und es darf auch etwas dauern, bis du das Gefühl hast, du kannst ihr mir allem vertrauen. Ich würde ihr noch etwas Zeit geben.

Bei mir sind im Laufe der Therapie schon auch ziemlich krasse Themen (Missbrauch, Suizidgedanken) hochgekommen und ich habe meine Therapeutin geradezu "getestet", ob sie das mitträgt und sich nicht verunsichern lässt. Für mich persönlich ist das eine schöne und heilsame Erfahrung, dass ich ihr das zeigen kann und sie voll präsent, zugewandt und ruhig bleibt, auch wenn es etwas ist, dass für mich sehr schwierig ist. Für mich ist das etwas ganz Wichtiges in einer Therapie. Aber halt immer mit dem kleinen Vorbehalt, dass auch Therapeuten nicht perfekt sind und vielleicht auch mal was Falsches sagen oder im falschen Moment zucken.

Auch dass du ihr noch nicht sagen traust, was dir nicht so gefällt, finde ich in einem so frühen Stadium eher normal. Ich sage nach knapp 1,5 Jahren meiner Therapeutin so ziemlich alles, aber das hat halt auch gedauert, bis unsere Beziehung so tragfähig war, dass ich mich damit sicher fühle.

Alles Gute.

LG
Salome

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wildeskeks
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 212

Beitrag Sa., 19.08.2023, 17:04

Ich melde mich nun wieder einmal.

Ich war bei einigen Wohnungsbesichtigungen, aber leider wurde bisher nichts daraus. Ich bin wohl doch nicht so gut situiert, dass man mich unbedingt als Mieterin nehmen möchte. Aber ich bleibe weiter dran. Meine Arbeitskollegin habe ich zur Rede gestellt, dass sie mir bitte erklären soll, was das zwischen uns nun ist, da sie auf keine meiner Vorschläge eingeht, mir aber damals schon vorgeworfen hat, ich würde mich nie bei ihr melden (was ich ja jetzt tat). Ich habe mir entsprechend einen "Korb" abgeholt, als sie mir erklärte, dass ich halt eine Kollegin bin, die manchmal ganz praktisch für sie ist. Sie schrieb es natürlich nicht so, aber ihre Worte waren absolut unmissverständlich.

Mein Vater hat die Operation sehr gut überstanden und kann bereits wieder ganz normal sein Leben weiterleben. Soweit so gut, nur seitdem bin ich quasi transparent zuhause geworden. Es ist nicht nur, dass er natürlich trotzdem ein wenig Pflege, Unterstützung und Aufmerksamkeit braucht, sondern dass nun gar kein Platz mehr für mich da ist. Ich versuche mich so weit zu bringen, dass es mir nicht nahe geht. Gelingt mir mal besser, mal schlechter.

Alles in allem bleibe ich dran, dass ich mir nun ein Leben aufbauen versuche. Ich habe mir weitere Schritte überlegt und gehe nun alles geordnet an. Es dauert, aber ich hoffe einfach mal, dass dann vieles besser wird.

@sebi: vielen Dank für deine ganzen, vielen Worte. Wirklich. Es ist so schön, wenn man deine Worte liest und vor allem die Geschichte. Das hat mir schon ein wenig die Augen geöffnet. Ich habe mich so sehr wiedererkannt. Ich denke, dass hat schon einiges in mir bewirkt.
Danke dafür!
Zuletzt geändert von wildeskeks am Sa., 19.08.2023, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wildeskeks
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 212

Beitrag Sa., 19.08.2023, 17:20

Ich habe eine Frage an euch: ich habe nachgelesen, dass man eine Depression nach ICD "einteilen" kann. Laut meiner Symptome wäre wohl aktuell eher eine schwere depressive Episode beschreibend. Ich las auch, dass man in dem Zustand Psychosen haben kann, also Wahn und Halluzinationen. Meist werden diese allerdings mit Verfolgungswahn und Stimmenhören beschrieben. Meine Frage ist, ob es möglich ist, dass ich in einer Art "Misstrauenswahn" stecke? Also dass ich nicht zulassen kann, dass die Therapeutin irgendetwas richtig macht?
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wildeskeks
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 212

Beitrag Sa., 19.08.2023, 17:32

@SinnIch, @Fairness: ich suche bereits, aber es ist wirklich nicht so einfach. Ich hatte wohl Glück damals, dass das so schnell ging.

@Shukira: wir haben damals vereinbart, dass ich selbstsicherer sein will, dass ich glücklicher sein möchte (ja ich weiß, ein verallgemeinertes Ziel), dass ich abnehmen möchte und dass ich meine Selbstzweifel und mein Misstrauen ablegen möchte. Ich konnte ihr damals noch nicht sagen, dass in mir wesentlich mehr Probleme brodeln. Ich hatte Angst und ich war komplett neu in der Situation.

@Salome: das mit dem "Testen" tat ich vor kurzem auch - allerdings ohne Kalkül. Es bracht förmlich aus mir heraus, dass es nicht nur so "Spinnereien" sind, sondern meine Suizidgedanken bereits eine Methode, einen Ort und eine Tageszeit beinhalten, ich alles griffbereit habe und die Gedanken nicht gerade Gründe bringen, warum ich es nicht tun sollte. Ich war selbst erstaunt, wie sehr das offenbar raus musste. Sie war nicht schockiert und begannt damit, mir die "Phasen" (?) von Suizidalität zu erklären. Fazit: es wird erst gefährlich, wenn man "zu Ende geplant" hat, ergo weiß wer die Leiche findet, Abschiedsbrief und dergleichen. Ich meinte, dass es mir egal wäre, wer mich findet, da ich ohnehin tot wäre und verabschieden würde ich mich auch nicht - ich hätte ja niemanden, von dem ich mich verabschieden wollen würde. Das ließ sie auch kalt und sie schickte mir eine Skillsliste, wo ich mir eben ein paar Dinge heraussuchen und anwenden soll. Andernfalls soll ich die Seelsorge anrufen. Wir besprachen das nicht weiter - weder die Gedanken, noch die Liste, noch das Thema was ich konkret tun soll in so einem Fall. Damit war das Thema von ihrer Seite gegessen. Dass man es so deutlich ansprechen kann ist zwar gut, aber ihre kühle Reaktion schreckte mich ehrlich gesagt. Ich dachte, sie würde mein Leid dahinter spüren, aber entweder ist dem nicht so oder ich empfand ihre "Einfühlsamkeit" nicht als solche.
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

Benutzeravatar

alatan
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 995

Beitrag Sa., 19.08.2023, 17:52

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 19.08.2023, 17:20 Meine Frage ist, ob es möglich ist, dass ich in einer Art "Misstrauenswahn" stecke? Also dass ich nicht zulassen kann, dass die Therapeutin irgendetwas richtig macht?
Nein, das hat mit depressivem Wahn bzw. psychotischer Depression nichts zu tun.

Wie du es beschreibst, treffen massiven Abwehren von dir und der Therapeutin aufeinander, was auch an der "Kühle" der Reaktion der Therapeutin auf deine Suizidphantasien zu sehen ist. Wenn es so abgelaufen ist, ist es keinesfalls ein therapeutischer Umgang damit. Mit Suizidgedanken könnte man wunderbar therapeutisch arbeiten, aber nicht, indem man "Phasen" der Suizidalität aufzählt. Das kann sie in einem akademischen Seminar machen oder meinetwegen in einer Veranstaltung zur Aufklärung von Laien, aber nicht während einer Therapiestunde.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
wildeskeks
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 31
Beiträge: 212

Beitrag So., 20.08.2023, 12:40

Danke für deine Antwort - das beruhigt mich ein wenig. Ich kenne den Zustand, in dem ich aktuell bin, nicht von früher. Ich bin in so einem Strudel, allerdings hört der nicht mehr auf, er lässt nur maximal etwas nach. Ich dachte, ich werde verrückt und als ich dann noch das mit der psychotischen Depression las, packte mich schon die Angst.

Ich habe jetzt noch einen letzten Versuch gestartet und ihr erneut eine ziemlich lange Mail geschrieben, in der ich ihr halbwegs unbeschönigt schreibe, was gerade bei mir los ist, wie verloren ich mich fühle, dass ich evtl. eine falsche Erwartung an Psychotherapie habe und ich möchte, dass sie mir das erklärt (vor allem was das gerade im Moment ist, da es weder Schema- noch Traumatherapie ist, wir reden nur und meist muss ich einfach mit irgendwas kommen, sonst reden wir nicht wirklich etwas) und auch, dass ich gewisse Verhaltens- und Vorgehensweisen bei ihr nicht verstehe (wie der Umgang mit meinen Suizidgedanken). Es ist dieses Mal etwas mehr so geschrieben wie ich es mir denke, trotzdem noch mit "ich denke/sehe/fühle" und nicht "Sie machen/sind/...". Beispielsweise hat sie mir, nachdem sie mir die ganze Zeit sagt "sie brauchen keine Medikamente nehmen, aber sie würden halt helfen" und ich ihr immer wieder sage, dass ich nichts nehmen möchte, weil ich in der Vergangenheit nur üble Nebenwirkungen hatte und ziemlich viele AD probiert habe, die Karte eines Psychiaters - eines männlichen. Ich saß dann zuhause vorm Telefon und begann zu zittern, kalter Schweiß lief mir über den Rücken ... ich konnte ihn nicht anrufen. Das meldete ich ihr in der nächsten Stunde zurück und sie sagte nur "Achja, Sie haben es ja nicht so mit Männern" - den Satz finde ich beleidigend. Ich wurde mehrfach von meinem Ex misshandelt und habe ganz offensichtlich Angst vor Männern, ja. Aber der Satz oben lässt mich denken, sie hätte das mit Absicht getan, um mich zu testen. Oder sie hat es tatsächlich "vergessen", wobei ich nicht weiß, was bei einem selbst falsch laufen muss, dass man vergisst, dass die Klientin einem von mehrfachen sexuellen Übergriffen und psychischem Missbrauch in ihrer Beziehung erzählt.

Ich weiß nicht, ob ich zu empfindlich reagiere, aber ich verliere mich langsam in diesem ganzen Gewühl an was ich fühlen darf, aussprechen darf und soll und was nicht. Ich habe ein Bedürfnis, dass man einfühlsam mit mir umgeht und das bekomme ich von ihr nicht. Und das ist schon etwas meiner Meinung nach, was ich von einer Therapeutin erwarten darf. Sollte sie also auf die Mail in der nächsten Stunde anders als einfühlsam reagieren, bin ich weg.
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag