Therapeutenwechsel?

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Montana
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 11:30

Wenn man das Problem bei sich selbst sieht und das auch vom Therapeuten so vermittelt bekommt, dann sucht man nicht nach einem anderen. Davon abgesehen war ich ja zu dem gewechselt, weil der davor mir mitgeteilt hat, er wisse nicht mehr weiter, und weil die Klinik angesichts der neuen Diagnose (DIS) zu einem Wechsel geraten hatte.
Aber hinterher ist man halt immer schlauer und inzwischen habe ich einen Therapeuten, der mich nicht länger als wenige Minuten schweigen lässt. Und auch das nur dann, wenn grad in meinem Kopf viel passiert, und nicht etwa dann, wenn ich zu sprechen versuche und nicht kann. Den Unterschied kann man bei mir nämlich durchaus im Gesicht sehen.

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 13:56

Montana hat geschrieben:und inzwischen habe ich einen Therapeuten, der mich nicht länger als wenige Minuten schweigen lässt. Und auch das nur dann, wenn grad in meinem Kopf viel passiert, und nicht etwa dann, wenn ich zu sprechen versuche und nicht kann. Den Unterschied kann man bei mir nämlich durchaus im Gesicht sehen.
Ja, sieht man bei mir auch, hat man auch zu multiplen Zeiten erkennen können.

Aber : Hätte mein Thera damals so auf mich reagiert und mich zum Reden genötigt/aufgefordert/ es eingefordert/irgendwie Druck oder Erwartung rübergebracht, wäre ich "auseinandergefallen".
Bestenfalls nie wieder hingegangen, eher aber wäre ich "ganz normal" nach Hause und hätte mich suizidiert.

Und nein, da übertreibe ich nicht.

Bei mir war ungemein wichtig, dass er diese "Grenze", mein Schweigen, respektiert und nicht von sich aus drüberlatscht.

Das Schweigen an sich war Thema : Warum, was kann helfen, was brauch ich, was kann ich nicht brauchen etc.pp.

Aber seine Tipps und Vorschläge ausprobieren musste ich. Ganz von mir aus. Alles Andere wäre ein Killer für mich gewesen damals.

Montana, so unterschiedlich kann es sein, bei jedem anders.

Dass mein Thera das so respektiert und mitgetragen hat, hat mir ermöglicht, diese Macht und Energie erkennen zu können, die im Schweigen liegen kann.
Die aber auch mal tatsächlich erleben dürfen und damit erfahren, dass ich beiweitem nicht so ausgeliefert bin im Hier und Jetzt, wie ich es fühlte, war ne große Sache für mich.

Hätte er diesen "Tanz auf dem Grat" nicht mitgemacht, hätte ich nur die Wiederholung der Wiederholung erlebt : Ich "passe" nicht, bin unfähig, und brauche die "Korrektur" durch einen Anderen, der dann auch noch meine Grenzen niedermäht, um mir zu "helfen", weil ich ja siehe grade eben : Unfähig, krank, zu doof :hamsterrad:

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Montana
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 14:33

Bei mir ist es eher, dass ich zu viel Angst habe und darum bei längerem Schweigen irgendwann der Zug abgefahren ist, weil ich ja alles falsch mache und die Angst nur größer wird.
Oder, dass ich zwar sprechen möchte, es versuche, aber es ist nicht möglich. Ich verliere die Fähigkeit, meine Muskeln zu steuern. Diese Versuche sind etwas, was man wirklich sehen kann. Das schrieb sogar mal ein Gutachter. Das zu lesen hat mich damals wirklich erleichtert. Dass der das Problem erkannte, und mich nicht als unwillig hinstellte, denn das war ich ja nicht.
Bei ersterem brauche ich jemanden, der sich möglichst normal verhält, und damit zeigt, dass er nicht wütend oder gefährlich ist. Das Gegenteil von einem schweigend und bewegungslos dasitzenden Analytiker. Bei letzterem hilft am ehesten, dass mir einer zeigt, dass er das Problem sieht. Dann kann man vorsichtig das Thema wechseln. Mir einfach unendlich Zeit geben löst es nicht. Das habe ich schon lange festgestellt. Mich einfach durch Weiterreden überfahren, das hilft natürlich auch nicht.
Der Gutachter damals hat es zwar gesehen, mich das aber nicht wissen lassen. Er wartete jeweils eine Weile und fuhr dann mit dem Fragen fort. Ich kam da überhaupt nicht mit. Irgendwann erklärte er, er wisse nun genug und wolle mich nicht weiter belasten, ich könne gehen. Ich fühlte mich, als sei ich durch eine Prüfung gefallen. Aber er war ja kein Therapeut, sondern ein Gutachter, und hat nur beschrieben, was er gesehen hat.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 14:50

Montana hat geschrieben:Oder, dass ich zwar sprechen möchte, es versuche, aber es ist nicht möglich. Ich verliere die Fähigkeit, meine Muskeln zu steuern. Diese Versuche sind etwas, was man wirklich sehen kann. Das schrieb sogar mal ein Gutachter. Das zu lesen hat mich damals wirklich erleichtert. Dass der das Problem erkannte, und mich nicht als unwillig hinstellte, denn das war ich ja nicht.
Ja, das kenne ich auch, auch v.a. aus der Traumatherapiezeit. :ja:
Meist in Verbindung mit Erlebnissen aus der vorsprachlichen Zeit und dieses "Eingefrorene" durch Schocks.

Montana hat geschrieben:Bei ersterem brauche ich jemanden, der sich möglichst normal verhält, und damit zeigt, dass er nicht wütend oder gefährlich ist. Das Gegenteil von einem schweigend und bewegungslos dasitzenden Analytiker. Bei letzterem hilft am ehesten, dass mir einer zeigt, dass er das Problem sieht. Dann kann man vorsichtig das Thema wechseln. Mir einfach unendlich Zeit geben löst es nicht.
Mir einfach unendlich viel Zeit gegeben hat mir ein Thera ja auch nicht, s.o. : Das Schweigen an sich war ja Thema, wurde besprochen und wurden gemeinsam Wege gesucht.
Nur hat er halt nicht einfach versucht, mich/mein Schweigen zu "knacken".
Und wie gesagt : Ich war ja auch selber schon dabei, probierte allerhand aus, auch von seinen Vorschlägen. Wurde aber v.a. selber kreativ.
War alles auch nicht sooo einfach, da ich ja noch voller Scham und Todesangst war. Also "gesehen werden" per se schon ein Killer.

Aber hat ja keiner gesagt, dass Therapie "einfach" sei. :->

Im Gegenteil : Selber machen war die Hölle.
Aber das Bleiben im Schweigen war die größere....

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Ungestümes Pferd
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 16:22

oh, das find ich interessant, was ihr schreibt, zum Umgang eures Therapeuten mit Schweigen, vielleicht hilft das Betti ja, bei ihrer Therapeutin zu erkennen, ob sie mit ihrem Schweigen auf gute Weise umgeht.

Da reih ich mich gleich ein und trage auch etwas bei:

Bei mir heisst Schweigen zunächst mal, dass ich über etwas nachdenke, bevor ich etwas sagen will, manchmal brauche ich sehr lange, bis ich das richtig formulieren kann, man erkennt das dann am angestrengten Gesichtsausdruck, Stirnrunzeln, Anspannung im Körper, man sieht, dass es "in mir arbeitet".
Nichts schlimmer, als wenn ein Therapeut da dazwischenfährt. Es ist mir sehr wichtig, dass ein Therapeut mir Zeit gibt, bis ich fertig bin. Oder bis ich mich gesammelt habe.

Wenn es ein längeres Schweigen ist, das eher "leer" wirkt, ohne innere Anspannung, vielleicht auch eher traurig, verloren, orientierungslos, mit hängenden Schultern etc, dann ist es ein Zeichen, dass ich Unterstützung und Struktur von Therapeuten brauche.
Dass er das "in die Hand nimmt" und etwas vorgibt. Mich etwas fragt, oder vorschlägt, etwas zu machen, eine Übung etc.

Also auch wenn ich schweige, kommuniziere ich über meine Körpersprache, aber es ist nicht einfach, einen Therapeuten zu finden, der darauf so stark achtet und auch über seine Körpersprache darauf antwortet.

Drittens, und das ist am wichtigsten, viele Themen sind nicht-sprachlicher Natur.
Und die kann man über die Körperwahrnehmung zusammen bearbeiten. Er fragt mich, was ich im Körper spüre oder macht eine Übung mit mir. Da wird nur das Nötigste geredet, aber eben nie "analysiert und ich "erzähle" da auch nichts, schon gar nicht über die Vergangenheit, es ist eine Interaktion, die zusammen im Hier und Jetzt stattfindet.

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Betti
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Beitrag Mo., 02.08.2021, 21:50

Oh, hier herrscht reger Austausch. ;-) Danke euch allen für die vielen Beiträge, Meinungen, Sichtweisen. Ich werde auch sobald als möglich ausführlich antworten, momentan fehlt mir der Kopf dafür. Gerne weiter diskutieren und Erfahrungen da lassen. :-) Finde es sehr interessant wie jeder mit dem Thema Schweigen umgeht, noch dazu wo es ja mein großes Thema/Problem ist.


Waldschratin
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Beitrag Di., 03.08.2021, 07:58

Ungestümes Pferd hat geschrieben:Drittens, und das ist am wichtigsten, viele Themen sind nicht-sprachlicher Natur.
Und die kann man über die Körperwahrnehmung zusammen bearbeiten. Er fragt mich, was ich im Körper spüre oder macht eine Übung mit mir. Da wird nur das Nötigste geredet, aber eben nie "analysiert und ich "erzähle" da auch nichts, schon gar nicht über die Vergangenheit, es ist eine Interaktion, die zusammen im Hier und Jetzt stattfindet.
Ja, das war (und ist) bei mir auch immer ein sehr guter Weg! :ja:
Damals in der Traumatherapie hat mein Thera aber sehr sehr drauf geachtet, dass da jede Intention dazu von mir selber ausging (wg. Missbrauchsthematik) . War dann auch schwer - siehe Thema Scham... - das anzusprechen, bei mir meist Marke "Darf ich überhaupt "sowas" denken??!" :-)

Meine "Lösung" hieß dann irgendwann : Als Trottel vom Dienst kommst du dir eh vor, also mach möglichst den absolut trotteligsten Trottel, den du fertigbringst und blamier dich, so gut und ausgiebig du nur kannst! :!!: :-)
(Trotz, Fatalismus und Zorn waren oft meine besten Ressourcen, heute auch noch)

Achtsamkeit, Körperwahrnehmung war auch grade in dieser Zeit ganz ganz wichtig für mich.
Hing ja von Haus aus meist in Dissoziationen rum und da hat man keine Verbindung zum Körper, der "hängt rum" an einem, bestenfalls.
Zum Reden braucht man aber den Körper.

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Ungestümes Pferd
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Beitrag Di., 03.08.2021, 14:48

ja, um überhaupt zuzulassen, dass man den Körper wahrnimmt, muss schon Einiges an Sicherheit hergestellt worden im therapeutischen Setting, sonst lasse ich mich darauf gar nicht ein!
Da möchte zuerst durchaus erst mal reden mit dem Therapeut um den mal kennen zu lernen und zu schauen, ob der "safe" ist.

Das ist noch eine interessante Frage, vielleicht auch für Betti:
Wenn das eine Schweigen ist, dann ist das andere Reden, aber "wie" man über Sachen redet und über "was", da ist ja auch noch mal eine ganz eigene Frage!
So wie meine früherere Psychoanalytikerin mit mir über Dinge reden wollte, da hat es bei mir sofort blockiert.
Das waren so analysierende Fragen, wo ich über mich nachdenken sollte: "Sind Sie wütend auf Ihren Chef, weil Sie der Konflikt unbewusst an die Situation xy in Ihrer Vergangenheit erinnert"?
"Wie haben Sie sich gefühlt in Ihrer Kindheit wenn..."

Wenn ich so ÜBER mich nachdenken sollte, dann hat es gleich blockiert - dann kann ich auch gleich dissoziieren und ÜBER mir selbst an der Zimmerdecke schweben und von oben auf mich runter schauen, so dissoziiert wie ich von diesen Fragen war, wenn ihr versteht, was ich meine ;)

Mein Therapeut jetzt macht das ganz anders, wir sind immer im Hier und Jetzt und in einer konkreten Situation.
Therapeut: Was spüren Sie im Körper, wenn Sie sich vorstellen, Sie sehen Ihren Chef morgen?"
Ich: Mir schnürt sich der Hals zusammen, meine Hände werden ganz klamm"
Therapeut (beobachtet meinen Brustkorb und merkt, dass ich nur noch ganz flach atme): Und was passiert mit Ihrer Atmung?
Ich: Ich atme nicht mehr! (lache)
Also da ist für mich Reden ganz anders und nimmt auch nur einen Teil des Prozesses ein.

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Betti
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Beitrag Mi., 04.08.2021, 23:56

So ich habe jetzt nochmals alle eure Beiträge gelesen und versuche etwas darauf einzugehen. Ich hoffe es kommt nicht zu wirr rüber, bin noch immer etwas durch den Wind, gedankenverloren, chaotisch…

Zuerst einmal, nein ich habe Schweigen nie als Waffe eingesetzt. Weder bewusst und soweit ich glaube auch nicht unbewusst. Zumindest wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass man das überhaupt so sehen kann. Ist vielleicht manchmal so. Konkret bei mir hatte ich einfach wirklich immer das Gefühl meine Scham dominiert die Stunde. Meine Angst ich könnte etwas Falsches sagen, etwas Falsches machen, ja vielleicht mich sogar falsch bewegen. Natürlich weiß ich, dass dies kompletter Nonsens ist, aber ja zwischen Kognition und Gefühl ist so viel dazwischen. Ich habe es irgendwann nach gefühlten Ewigkeiten mal geschafft zu fragen ob ich eine Decke haben könnte. Nicht etwa, weil mir kalt war, sondern um mich darunter „zu verstecken“, wenn ihr wisst was ich meine.

@ captcha: Evaluierungszeitpunkte setzen wäre vielleicht eine gute Idee. Dann kann ich für mich schauen, ob es etwas bringt. Ob ich schon zu lange geschwiegen habe, ob ich reden kann, wie mich die Thera dabei unterstützen kann etc.
captcha hat geschrieben: So., 01.08.2021, 15:40 …Was ja bestimmt oft so ist, dass man sich auf bestimmte Weise verhält, das vielleicht so gar nicht will, aber irgendwie auch nicht anders kann...
Das beweist umso mehr, dass man einen Therapeuten braucht, der einen dort abholt, wo man steht,
in dem Fall, dass du, Betti, eine Therapeutin brauchst, die mit deinem Schweigen arbeiten kann, denn es ist nun mal da.
Ich drücke dir die Daumen dafür.
Danke captcha, treffender hätte ich es nicht formulieren können.
Solage hat geschrieben: So., 01.08.2021, 21:29 Angenommen Patienten haben Angst in eine gute Beziehung zum Therapeuten zu gehen und versuchen, bevor etwas Gutes entsteht, das Gute lieber durch destruktives Verhalten zu zerstören, dann wird sich das entsprechend zeigen.
Hmm, da ist etwas dran. Wenn ich jetzt an die erste Thera denke, ich hatte immer Angst es könnte vielleicht etwas zu „Gutes“ entstehen. Es gab (wenn auch eher wenig) Zeiten, da ging es mir eigentlich gar nicht soo schlecht. Ich hatte aber immer das Gefühl, wenn es mir gut geht, dann brauche ich ja keine Therapie (obwohl von gut war ich ja weit entfernt). Dann verfiel ich wieder in diese Scham, weil ich überhaut bei ihr sitze.
Solage hat geschrieben: So., 01.08.2021, 21:29 Angenommen, es gibt Traumata in einer vorsprachlichen Zeit, dann wird das ein guter Therapeut aufnehmen und eben zur Sprache bringen. Nur dadurch kann sehr frühes traumatische Erleben durch Versprachlichung erkannt und hoffentlich bearbeitet werden.
Für mich ist es nicht vorstellbar, dass in einer guten Therapie über Monate, Jahre geschwiegen wird, ohne, dass dieses Schweigen wie auch immer zum Thema gemacht wird mit dem Ziel eben dieses Schweigen zu durchbrechen.
In der ersten Therapie war das Schweigen bzw. „nicht in den Kontakt treten“ wie sie es benannt hat immer Thema. Gefühlt fast jede Stunde. Sie hat alles versucht – spazieren gehen, Platzverhältnisse ändern, mit mir am Boden sitzen, malen, Collage gestalten, spielen, Bewegung im Raum, Lichtverhältnisse ändern…
Ich weiß nicht, was sie alles versucht hat. Sie war auch immer bei mir. Sprich bei ihr hatte ich jede Minute das Gefühl sie ist anwesend, weiß wie es gerade um mich steht, ob ich dissoziiere oder nur vor Scham am liebsten verschwinden möchte, ob sich eine Träne den Weg bahnen möchte oder ich vor Wut innerlich koche…
Irgendwer hat geschrieben, dass es ja nur leicht verdientes Geld wäre, wenn man das ewige Schweigen einfach zulässt. Ja dieses Gefühl hatte ich bei der zweiten Thera. Die hat an mir gut verdient fürs „Nichtstun“. Ich hatte oft das Gefühl ich langweile sie einfach und sie war einfach nicht „da“. Aber bei der ersten Thera sehe ich es andersrum, da war es eher hart verdientes Geld. Ich hatte oft das Gefühl, dass sie sich selbst außerhalb der Stunden Gedanken machte, wie sie mir aus meinem Schweigen raushelfen könnte.

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Betti
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Beitrag Mi., 04.08.2021, 23:58

saffiatou hat geschrieben: So., 01.08.2021, 22:22 Was ich irgendwie nicht verstehe, du willst zur Therapie, du willst, dass es dir besser geht und schweigst, bzw hast geschwiegen.
Ehrlich – ich verstehe es auch nicht.

Und bei der ersten Thera blieb ich, weil ich es so unbedingt wollte. Ersten war ich glaub ich abhängig und zweitens habe ich es mir so sehr gewünscht, dass wir gemeinsam einen Weg finden aus meinem Schweigen. Ich hätte sicher nie von mir aus beendet. Sie hat es getan. Vermutlich damals richtig von ihr, da wir eben nicht weiterkamen. Ich hätte mir einfach mal eine Pause gewünscht, sie hat dann beendet.
Bei der zweiten Thera war das einfach komisch. Ja ich wurde „nicht warm“ bei ihr. Ich war ein paar Mal dort, dann meinte sie vl sollten wir die Stunden ausdehnen, vielleicht hilft mir das (ich dachte eine höhere Frequenz wäre hilfreicher). Irgendwann bin ich geflüchtet und nicht mehr erschienen, sie hat nie darauf reagiert, dann kam ich doch wieder, etc. Wenn ich in der Stunde mal geweint habe, hat sie es meist nicht bemerkt… Tja wahrscheinlich hätte ich früher beenden sollen, sie hat es nicht. Ich dachte immer, ich sei schuld, ich kann ja nicht reden, ich sollte aber, versuche es weiter…

@ Waldschratin: Ja die Angst vor Destabilisation im Alltag war und ist immer da. Wird sicher ein Mitgrund für mein Schweigen sein. Angst sich auf etwas einzulassen/zu zulassen. Angst davor, was dann passiert. Das grundsätzliche „Ja“ zur Therapie wäre eigentlich da. Zumindest jetzt. Bei der ersten war es eine Notsituation, wo ich schlussendlich in diesen langen Prozess unbewusst und wahrscheinlich auch ungewollt hineingerutscht bin.
Waldschratin hat geschrieben: Mo., 02.08.2021, 14:50 War alles auch nicht sooo einfach, da ich ja noch voller Scham und Todesangst war. Also "gesehen werden" per se schon ein Killer.
Aber hat ja keiner gesagt, dass Therapie "einfach" sei. :->
Im Gegenteil : Selber machen war die Hölle.
Aber das Bleiben im Schweigen war die größere....
Könnte ich jetzt glatt so unterschreiben 😉
Ungestümes Pferd hat geschrieben: Di., 03.08.2021, 14:48 Das waren so analysierende Fragen, wo ich über mich nachdenken sollte: "Sind Sie wütend auf Ihren Chef, weil Sie der Konflikt unbewusst an die Situation xy in Ihrer Vergangenheit erinnert"?
"Wie haben Sie sich gefühlt in Ihrer Kindheit wenn..."
Wenn ich so ÜBER mich nachdenken sollte, dann hat es gleich blockiert - dann kann ich auch gleich dissoziieren und ÜBER mir selbst an der Zimmerdecke schweben und von oben auf mich runter schauen, so dissoziiert wie ich von diesen Fragen war, wenn ihr versteht, was ich meine ;)
Jaaa, ich verstehe sehr gut was du meinst.

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Betti
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Beitrag Do., 05.08.2021, 00:34

Meine erste Thera schwirrt mir immer wieder in meinem Kopf herum, trotz der Umstände, dass ich ja nur geschwiegen habe, dass sie beendet hat und dass sie ja keine Kapazitäten hat. In knapp drei Wochen habe ich ein Vorgespräch bei ihr und ich weiß nicht ob es gut ist da hin zu gehen. Ich will hin, dass weiß ich. Ich glaube trotz der vielen Jahre, die da inzwischen vergangen sind, gehört da zumindest was geklärt, möchte ich sie nochmals sehen, möchte ich wissen was es mit mir macht, wenn ich wieder vor ihr sitze. Aber ich habe Sorge, dass sie in mir gleich wieder so vieles auslöst, dass ich am liebsten wieder bei ihr weitermachen würde. Abgesehen davon, dass ich das in ca. nem halben Jahr könnte (wo ich mit der aktuellen Thera hoffentlich schon etwas Vertrauen aufbauen konnte), wüsste ich nicht ob es sinnvoll wäre. Ach das ist ja verrückt. Kennt ihr das? Nach so vielen Jahren? Das ist ja absurd…

Nun ja, zur aktuellen Thera. Heute war die dritte Stunde. Bisher nicht geschwiegen. 😊 Obwohl es nicht mehr um die die klassischen Kennenlernfragen ging. Ist schon mal gut. Aber ich habe mir diesmal auch wirklich bewusst vorgenommen zu versuchen Dinge anzusprechen. Ich hoffe ich kann mein Vorhaben umsetzen.

Manche Äußerungen irritieren mich aber. Ich weiß nicht, ob ich einfach schon zu vorsichtig, meine Erwartungshaltung zu hoch ist. Ich habe ja schon erwähnt, dass wir auf das Du gewechselt haben. Erstaunlicherweise viel mir das heute gar nicht schwer. Ich glaube es könnte mir wirklich helfen Vertrauen zu zulassen, das Schweigen etwas hintenanzustellen. Aber nachdem ich heute so über mich und darüber wie man mich eigentlich anspricht gesprochen habe, fragte sie ob sie mich auch beim Spitznamen nennen soll. Bzw. wer mich aller beim „normalen“ Namen nennt. Mit meinem üblichen Namen sprechen mich eigentlich Großteils nur meine Eltern an. Da meinte sie dann oh dann sag ich lieber den Spitznamen, nicht dass ich dann in eine Mutterübertragung rutsche. Das brauchen wir nicht, obwohl es ihr sowieso passieren wird, dass sie in eine Übertragung kommt?!? Ähmm, wie? Ist es jetzt gut oder schlecht? Findet Übertragung nicht immer irgendwie statt? Hat mich irritiert. Und ich fand es sehr komisch, dass sie mich mit meinem Spitznamen anspricht. So nennen mich auch meine Freunde, Geschwister, mein Mann. Ich habe es natürlich nicht geschafft das anzusprechen. Aber ja, ich werde mal abwarten wie es mir die nächsten Male damit geht. Vielleicht gewöhnt man sich daran und dann passt es, sonst muss ich es wohl irgendwie ansprechen. Aber es war mir dann heute doch irgendwie „too much“, zu nah, zu vertraut.

Und ich habe auch heute wieder gemerkt, dass ich gewisse Dinge einfach ansprechen muss. Es ging in der Stunde sehr viel um Selbstfürsorge und um mein Funktionieren, darüber dass ich so nicht weitermachen kann, da ich sonst zusammenbrechen werde. Unter anderem ging es auch um den Zeitpunkt der Therapiestunde. Darum, dass ich danach einfach etwas Zeit für mich brauche und daher lieber Therapie am Abend bevorzuge. Ich kann dann einfach nicht voll und ganz für meine Kinder da sein, da ich einfach meine Gedanken sortieren muss, es mir vl nicht so gut geht etc. Am Ende der Stunde vereinbaren wir einen neuen Termin. Da ich nächste Woche Urlaub habe meinte sie sofort ob es da nicht möglich wäre einen Termin tagsüber auszumachen (vermutlich für sie einfacher). Und anstatt, dass ich was dagegen sage, weil wir in unserem Urlaub ja auch Ausflüge mit den Kindern machen wollen usw. sage ich „ja passt schon“ und stimme einem Termin zu der für mich eigentlich nicht passt. Grrrr… Ich verlasse schließlich wütend auf mich die Stunde und denke schon jetzt darüber nach ob ich es je schaffen werde das anzusprechen. Ach das ist was mit mir.

Aber ich finde es gut, dass sie von sich aus fragt: „Machen wir einen Termin für nächste Woche?“ Die anderen Theras haben mich immer gefragt „Wann wollen sie wieder kommen?“ Da hatte ich immer das Gefühl, darf ich nächste Woche wieder kommen?

Ach ja, ich glaube ich analysiere schon zu viel und lege alles auf die Waagschale. Jedes Wort, jedes Verhalten. Vielleicht sollte ich mich wirklich einfach mal richtig drauf einlassen und schauen was es mit mir macht….


Waldschratin
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Beitrag Do., 05.08.2021, 06:22

Hallo Betti,
hast du schon mal Tagebuch geschrieben? Oder machst es zur Zeit auch?

Unzensiert niederschreiben, was einem grad durch Kopf, Herz und Bauch geht, kann nämlich auch ein bissl "lockern", sich wenigstens bewusster zu machen, was "eigentlich" abgeht in einem.

Was du in deinem letzten Post beschreibst, werden wohl viele Klienten ähnlich erleben und auch so machen : Gucken, wie man sich am besten anpasst und "dran gewöhnt", was "man"/Thera erwartet von einem "guten" Klienten etc.
Und nicht für sich einstehen können, schweigen, abwarten, "mitmachen".
Ich musste da auch erstmal drauf kommen, dass ich selber nicht nur wünschen/erwarten etc. darf, sondern sogar soll.

Denn so ein/e Thera kann ja nicht hellsehen. Die sind zwar in Empathie geschult etc., aber in einen reinsehen können die halt auch nicht.

Je deutlicher man also sagt und zeigt, was Sache ist bei einem, desto besser kann Thera dann auf einen eingehen.

Und solche Punkte wie duzen oder Zeitpunkt des Termins sind halt keine Nebensächlichkeiten in einer Therapie. Wie man da drüber miteinander kommuniziert, kann ganz schöne Auswirkungen auf die Beziehungsgestaltung an sich haben.

Vielleicht hilft dir ja das Schreiben für dich, dich selber besser mitzukriegen, wenn dir da was weitaus mehr ausmacht, als du es vor dir selber zugeben möchtest.

Und vielleicht könnt ihr ja auch für die Therapie sowas vereinbaren, wenn Schreiben dir hilft, dich "ehrlicher" mitzuteilen.

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 05.08.2021, 19:43

was erhoffst du dir von diesem Termin mit der 1. Thera? Was soll dir der bringen?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Beitrag So., 08.08.2021, 19:00

Waldschratin hat geschrieben: Do., 05.08.2021, 06:22 Denn so ein/e Thera kann ja nicht hellsehen. Die sind zwar in Empathie geschult etc., aber in einen reinsehen können die halt auch nicht.
ja, dem stimme ich zu.
Häufig sieht man einem Menschen, wenn man die Körpersprache und Mimik genau anschaut, schon an, dass das "passt schon" eigentlich ein "passt nicht" ist.
Also möglicherweise hast du da eine Unstimmigkeit wahrgenommen, dass sie das eigentlich hätte erkennen können, dass dir das mit dem Spitznamen nicht recht war und der Termin untertags auch nicht.
Möglicherweise sieht man es dir aber auch nicht an.
Deshalb ist es ganz ganz wichtig, dass du das das nächste Mal ansprichst.

Warum? Damit du siehst, wie sie reagiert. Sie sollte darauf verständnisvoll reagieren.
Sie sollte mit dir thematisieren, wie du deine Bedürfnisse und Grenzen sichtbar machen kannst.
Dazu muss du erstmal sicher sein, dass du deine Gefühle bei ihr offen und unbefangen aussprechen darfst.

Wenn du das also ansprichst, kannst du dir anschauen, ob sie den Test besteht.
Und du bist ja immer noch in der Phase herauszufinden, ob es mit ihr tatsächlich passt.

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Betti
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Beitrag Di., 17.08.2021, 22:42

Hallo und danke für die Antworten. War ziemlich viel los die letzten Wochen.

@ Waldschratin: Ich habe früher immer wieder mal Tagebuch geschrieben. In der ersten Therapie sogar sehr viel. Und eben auch viele Mails an die Thera, wo es mir (abgesehen von dem Schweigen) viel leichter fiel "ehrlicher" zu sein.
Momentan fehlt mir einfach die Zeit dafür. Aber gefühlt fehlt mir momentan die Zeit für alles.

@ Pianolullaby: Was ich mir von dem Termin mit der ersten Thera erhoffe? Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Und je näher der Termin rückt umso mehr frage ich mich was ich dort soll. Ich bin hin und her gerissen ob ich den Termin absagen soll. Je näher er rückt umso "nervöser" werde ich. Keine Ahnung was da gerade mit mir los ist. Ich weiß nicht was ich ihr sagen soll. Ich war damals sooo gerne bei ihr. Sie hat dann ja beendet (ohne mich). Sprich ich weiß nicht ob ich wieder vertrauen kann, ich habe nur geschwiegen etc. Ursprünglich war mein Gedanke ich möchte einiges klären, auch wegen des abrupten Abbruchs damals. Aber das ist jetzt 5 Jahre her. Also was macht das für einen Sinn, da noch groß darüber zu reden. Abgesehen davon kenne ich mich. Ich würde eh nur dasitzen und nicht das sagen was ich mir denke oder gerne sagen möchte... Ich glaube auch nicht das es wirklich Sinn hätte bei ihr wieder anzuknüpfen.
Und trotzdem habe ich Sorge, dass ich mich ärgere, wenn ich absage. Keine Ahnung...

@ captcha: Ich habe in der letzten Stunde gar nichts angesprochen. :( Tja wie immer, ich passe mich an, mache mit, warte ab... Puhh, das wird noch ein langer Lernprozess für mich.

Allgemein läuft es bisher ganz gut mit der Thera. Ich habe bisher nicht geschwiegen. Das ist irgendwie mein Parameter. ;)
So manches verunsichert mich aber immer wieder. Aber ja ich glaube ich muss da einfach mal abwarten wie sich das entwickelt. Ich bin durch die letzten Therapie schon so verunsichert, dass alles (jedes Wort, jedes Verhalten) von mir auf die Waagschale gelegt wird. Sie ist auch sehr direkt und hakt bei manchen Themen aus der Vergangenheit immer wieder nach. Themen welche nicht nach so kurzer Zeit besprochen werden können (von mir ausgesehen). Beim letzten Mal habe ich auch gesagt, ich möchte nicht darüber reden. Sie hat mich zwar nicht mehr darauf angesprochen, trotzdem kam sie auf Umwegen immer wieder darauf, ohne mir direkt Fragen zu stellen...

Und ich war etwas erstaunt, als sie mir offenbarte, dass wir uns dann erst in 5 Wochen wieder sehen. Zuerst wühlt sie in besch... Vergangenheitsthemen herum und dann das! Nicht das ich sie nach der kurzen Zeit schon unbedingt brauchen würde, um das geht es gar nicht. Ich kann meinen Alltag sehr gut ohne Therapie gestalten bzw. ist der sowieso immer voll und ich muss die Therapie noch irgendwo reinquetschen. Aber dass sie nicht früher erwähnte, dass sie wieder (vor Therapiestart war sie nämlich auch auf Urlaub) in den Urlaub geht hat mich überrascht. Was mich gleich wieder nachdenklich stimmt wie das in Zukunft werden könnte.
Ach ich denke einfach immer zu viel...

Soll ich jetzt nochmals zur ersten Thera bzg. nem Vorgespräch oder soll ich es gleich lassen? Was meint ihr?

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