Kränkungen durch Therapeuten

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Waldschratin
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Beitrag Di., 18.06.2019, 14:39

Henryette hat geschrieben:Das Resultat war halt entweder, dass ich in meinen Bildern den Bezug zur Realität etwas aus den Augen gelassen habe und permanent versucht habe mir ne Traumwelt zusammen zu basteln, die dann manchmal solche Ausmaße annahm, dass er es thematisiert hat. Ich habe eine sehr blühende Phantasie. Und die andere Variante war, dass ich es permanent versucht habe mit dem Verstand zu lösen. Ich habe also Erklärungen gesucht, gelesen...bin aber nicht bei mir geblieben.
Dann hast du schon mal zwei "Bezugspunkte" erkundet und Erfahrung damit, innerhalb derer du nach dem "Dienlicheren" suchen kannst. :ja:

Du hast viel Phantasie, sagst du, da bieten sich Imaginationen und in inneren Bildern arbeiten ja gut an.
Dass das nicht auf Anhieb klappt, nur weil man sichs vorgenommen hat, liegt doch auch auf der Hand, oder?

Da gibt's ja durchaus Vorlagen und Beispiele, aber das heißt noch lange nicht, dass die einem selber dann "passen".

Vielleicht sollte ichs lieber "Symbolisieren" nennen als Imagination...? :gruebel:
So geh ich damit um. Für die in mir aufsteigenden Gefühle "Formen" oder "Symbole" finden, sie in ne Geschichte packen, die sich mir anbietet. Manchmal bastel ich auch was drumrum, einfach ums es für mich greifbarer zu bekommen.

Und schon immer mit dem Fokus dabei, nicht in den ganz intensiven Gefühlen zu erstarren oder abzusaufen. Da ist dann schon mal ne innere Geschichte dabei, da fließen Märchen und Zaubergestalten gleichermaßen mit ein wie Gott und Engel, mein Nachbar und ne beste Freundin. Alles in derselben Geschichte. :->
Hauptsache, es hilft! :ja:

Aber diese Imaginationen oder ne Symbolik entwickeln, bedeutet ja im selben Augenblick "sich selber kennenlernen". Und dafür muss man erstmal rumprobieren, Sicherheit finden und sich was vertraut machen und dann kann man wieder nen Schritt ins "Unbekannte" vorwagen in sich. Das entwickelt sich, da braucht man ein bissl Übung dazu.

Der/die Thera ist da natürlich erstmal wichtig dabei. Die Stunden geben Halt und Boden, den man selber noch nicht hat, der "baut" sich einem ja erst unter den Füßen im Laufe der Arbeit an sich.

Andererseits sind die Ängste vor dem Neuen und Unvertrauten in einem meist eh nur "Schattenboxen". Denn was "Neues" an sich entdeckt man da ja eher selten. Sondern man kriegt bewusst(er), was eh schon die ganze Zeit in einem rumwabert - und was einen trotzdem nicht davon abhalten konnte, erwachsen und selbstständig zu werden. ;-)
An sowas hab ich mich dann auch oft orientiert : Das war ja eh schon immer da, das "ganz ganz Schlimme", deshalb bin ich ja dann in Therapie gegangen. Und vorher hab ichs ja auch überlebt bekommen. Nur war es mir halt nicht so klar vor Augen, was genau da rumwabert in mir.
Ein Satz, an dem ich mich oft "festgehalten" hab dann, war : An einem Gefühl an sich stirbt man nicht. Da kann das noch so schlimm und/oder intensiv sein.

Ums mal in ein Bild zu packen : Im offenen Meer rumgeschwommen bin ich von jeher. Und um die Haie da drin wusste ich auch. Aber jetzt kann ich deren Flossen ausm Wasser gucken sehen... :blass: Da wird mir die "Gefahr" erst richtig bewusst.
Die Gefahr an sich war aber die ganze Zeit schon da, nur nicht mir vor Augen. ;-)

Und weitergedacht : Seh ich den "Hai", hab ich immerhin die Chance, dem eine auf die Nase zu geben, wenn er mir zu nah kommt.
Wenn ich "fröhlich" vor mich hinpaddel und der kommt aus der Tiefe an, ohne dass ich ihn sehe, sag ich höchstens nur noch "Mahlzeit!" zu ihm...

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Henryette
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Beitrag Di., 18.06.2019, 15:32

Anfangs wollten wir Imagination nach Gabeiele Kahn (Innere Kinder retten) machen. Ich bin nach wie vor sehr traurig, dass er das „abgesägt“ hat.
Wir hatten damals begonnen den sicheren Ort zu erschaffen und ich sollte es zu Hause üben. Das hat super geklappt. Und irgendwann mitten in der Krise als es mir immer schlechter ging lag ich abends im Bett und habe die Übung wieder gemacht. Irgendwie (und ich weiß gar nicht wie mein Kopf das gemacht hat) hat sich das zum völlige. Selbstläufer entwickelt in der Situation. Da liegen Dinge in der Phantasie ab, die ich nicht bewusst inszeniert habe. Schon bissl creepy :dunno: das habe ich ihm dann erzählt und er raufte sich darüber sehr die Haare und fragte mich, warum es mir so enorm schwer fällt in der Realität zu bleiben. Seit dem haben wir das nie mehr gemacht. Schade 😪
Für mein inneres Kind fühlt es sich an wie als hätte er es mir weggenommen :cry!:

Später war es dann so, dass hier im Forum jemand schrieb, dass sie Dinge mit ihrem Therapeuten imaginiert. Also zb Kopf auf Schoß legen und so. Ich habe das dass auch versucht und es hat mir so sehr geholfen. In schlimmen Zeite gehe ich auch mal in den Wald und umarme einen Baum und stelle mir vor es ist mein Therapeut. Es hilft einfach. Habe ich keine Zeit oder ist es ganz dringend umarme ich ne Türaussparung in der Wand. Es hilft einfach. Ich hab manchmal so Tagträume in denen ich festhing...weiß nicht ob die geholfen haben oder eher nicht.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser

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Henryette
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Beitrag Di., 18.06.2019, 18:30

Waldschratin hat geschrieben: Di., 18.06.2019, 14:39 Vielleicht sollte ichs lieber "Symbolisieren" nennen als Imagination...? :gruebel:
So geh ich damit um. Für die in mir aufsteigenden Gefühle "Formen" oder "Symbole" finden, sie in ne Geschichte packen, die sich mir anbietet. Manchmal bastel ich auch was drumrum, einfach ums es für mich greifbarer zu bekommen.
Hast du mal nen Beispiel dafür?

Ich weiß nicht, ich hatte ihm gesagt, dass es ja evtl gut wäre, die Gefühle von Kind und Erwachsener nebeneinander zu stellen und er war ganz angetan davon. Wenn er das macht, dann darf die Kleine ja offensichtlich da sein. Wenn Sie da ist wird Sie doch aber nur getröstet und gehalten werden wollen, deshalb ist sie ja das Kind 😳
Wie soll das gehen??? Das soll’s doch grad nicht sein. Also wäre Imagination doch ne Lösung. Vielleicht kann ich mir darüber Trost holen?

Meinst du das so?
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Martin Johannes Walser


Waldschratin
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Beitrag Di., 18.06.2019, 19:28

Henryette hat geschrieben:Da liegen Dinge in der Phantasie ab, die ich nicht bewusst inszeniert habe. Schon bissl creepy :dunno: das habe ich ihm dann erzählt und er raufte sich darüber sehr die Haare und fragte mich, warum es mir so enorm schwer fällt in der Realität zu bleiben. Seit dem haben wir das nie mehr gemacht. Schade 😪
Für mein inneres Kind fühlt es sich an wie als hätte er es mir weggenommen :cry!:
Brings nochmal auf den Tisch und sag ihm das mal genau so, wie du es hier auch klar geschrieben hast.
Und sag ihm, was du dir wünschen würdest, welches Ziel du damit verfolgst. Dann könnt ihr gemeinsam gucken, wo könnte es langgehen und was passt (besser) für dich etc.
Henryette hat geschrieben:In schlimmen Zeite gehe ich auch mal in den Wald und umarme einen Baum und stelle mir vor es ist mein Therapeut. Es hilft einfach. Habe ich keine Zeit oder ist es ganz dringend umarme ich ne Türaussparung in der Wand. Es hilft einfach. Ich hab manchmal so Tagträume in denen ich festhing...weiß nicht ob die geholfen haben oder eher nicht.
"Was tatsächlich tun" scheint also eher zu helfen und "Nur in der Phantasie vorstellen" wohl eher nicht?

Vielleicht wäre es auch mal gut, sich das nochmal gemeinsam näher anzugucken, was da damals mit deiner Imagination so schiefgelaufen ist?

Henryette hat geschrieben:Hast du mal nen Beispiel dafür?
Ich hatte damals in der Traumatherapie mir ein "Schlüsselerlebnis" in Bearbeitung vorgenommen. Das war tatsächlich so passiert : Ich um die 3-4 Jahre alt, hab mich in nem großen Kleiderschrank verkrochen und versteckt gehabt, mich nicht mehr atmen trauen und hab "gelauert" drauf, ob sie mich finden werden. Also ein traumatisches Erlebnis.

Da drin bin ich erstmal erstarrt, und hab mir dann ne "Ausweggeschichte" dazu vorgestellt : Da gräbt sich ein Zwerg durch die tiefe Erde, auf der Suche nach Edelsteinen etc., biegt ausversehen falsch ab und kommt bei mir Kleinen im Kleiderschrank raus. Sieht, was da abgeht und in welcher Gefahr ich bin und nimmt mich mit durch den Tunnel. Holt sich noch nen dicken Maulwurf dazu, damit der den Stollen nochn bissl "begehbarer" weitet für mich - tja, und dann war der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt, was die Kleine auf dem Weg nach draußen vielleicht noch für Abenteuer oder "Kuschelhöhlen" oder sichere Orte aller Art finden mag. ;-)
Jedenfalls war es mit der Zeit ein Weg in mein Jetzt, so dass das Wiedererleben, das Erstarren, die Flashbacks und all das nach und nach aufhören konnten.

Ein anderes Beispiel, da bin ich grade dabei:
Bin ja seit einiger Zeit dabei, mein Innerstes, mein "Wesen", mal ausgegraben und "ins Leben bringen" zu wollen.
Da hat sich jetzt nach langer Arbeiterei dran was verändert und ich hab diese Empfindungen und Wahrnehmungen nicht wirklich zu fassen bekommen. Hab sie in mir "aufsteigen" lassen und "Bilder" dazu kommen lassen und es wurde zu einem Schmetterling.
Jetzt hab ich was "Leibliches" in meiner Vorstellung, auf das ich mich viel besser beziehen kann, nicht mehr so abstrakt dran rumdenken muss und v.a. die Gefühle dazu besser verorten kann. In dem Bereich kommt ja viel aus dem "Vegetativen", also noch schwammiger als eh schon.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mich bei solchen Imaginationen wirklich nie auf meinen Thera bezogen hab.
Das waren entweder reale Personen aus meinem Freundeskreis, also für mich positiv besetzte Personen. Oder Fantasiewesen, "Selbstgebasteltes" halt.
Ich hab meinen Thera schon immer als "feste Instanz" gebraucht, "außerhalb" meiner Welt, weil nur so konnte er mir wirklich "festen Boden" geben. Verstrickt mit ihm in dem ganzen emotionalen Wirrwarr, meiner Treu, das hätte zu endlosen Katastrophen nacheinander geführt...

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Waldschratin
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Beitrag Di., 18.06.2019, 19:35

Henryette hat geschrieben:Wenn Sie da ist wird Sie doch aber nur getröstet und gehalten werden wollen, deshalb ist sie ja das Kind 😳
Wie soll das gehen??? Das soll’s doch grad nicht sein. Also wäre Imagination doch ne Lösung. Vielleicht kann ich mir darüber Trost holen?
So in der Art lief das bei mir. :ja:
Muss allerdings dazu sagen, dass ich multipel war, da läuft das mit den Innenkindern nochmal ein bissl anders ab.
Bei uns hatte jedes Innenkind auch einen inneren erwachsenen Anteil entweder von Haus aus an der Seite, der "zuständig" war. Oder im Laufe der Aufarbeitung einen "zugeteilt" bekommen.

Für ein inneres Kleines hab ich mir auch ne Weile ne "Idealmutter" zusammenphantasiert, die dann halt da war und getröstet und gehalten hat etc.

Hab mir aber auch "Symbole" erlaubt. Für das innere Baby z.B. ein paar Babyschühchen tatsächlich zugelegt, hingestellt, angeguckt, mich drauf bezogen und dann "umgefühlt" auf das innere Baby und es mir "da hin" vorgestellt.

Ich würde nur an deiner Stelle nicht für alles nur und ausschließlich deinen Thera imaginieren als "Helfer und Tröster". Das muss ja sonst zwangsläufig zu was Schrägem führen... Dann lieber Fantasiegestalten.
Ziel ist ja schließlich, dass DU die "Versorgung" irgendwann übernehmen und managen kannst.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 18.06.2019, 21:48

Wieso machst Du es denn für Dich nicht einfach selber weiter, gerade wenn das kleine Kind das braucht,
du musst Das doch nicht zwingend mit ihm machen
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Henryette
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 08:06

Hui das klingt sehr komplex!! Ich antworte später noch mal ausführlicher, nur das noch vorab: wie seid ihr da so strukturiert?? Ich habe das Gefühl, dass das zw meinem Therapeuten und mir nicht so abläuft. Also EMDR ist strukturiert, als wir die Imagination zur Vergewaltigung gemacht haben hat er mich auch sehr strukturiert da eingeführt. Aber die liegt seit ner Weile brach da andere Themen aktueller waren. Also immer wenn es akut ist wird es unstrukturiert. Wäre vielleicht auch mal nen Thema...
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Martin Johannes Walser


Waldschratin
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 13:47

Was meinst du denn genau mit "strukturiert", liebe Henryette?
Strukturiert lief das bei mir gar nicht ab... Das war halt ein ständiges Ausprobieren und neu suchen und anpassen und nachspüren etc.
In erster Linie v.a. Achtsamkeit lernen. Mich überhaupt wahrnehmen lernen.
Da war nix "strukturiert", da bin ich halt mal losgestolpert und mein Thera mit mir und hat halt Impulse gegeben, wo er dachte, könnte vielleicht was sein für mich.

Was du da liest von mir, das hat nen Prozess hinter sich, der rechnet sich mittlerweile schon in Jahrzehnten...

Henryette hat geschrieben:Also EMDR ist strukturiert, als wir die Imagination zur Vergewaltigung gemacht haben hat er mich auch sehr strukturiert da eingeführt. Aber die liegt seit ner Weile brach da andere Themen aktueller waren. Also immer wenn es akut ist wird es unstrukturiert.
Sieht mir eher so aus, als ob das dann "strukturiert" für dich läuft, wenn es "von außen" her dir "geliefert" wird.
Und sobald du selber dran sollst, bricht dir das Chaos aus.
Was ich an sich ganz normal finde, wenn man da selber loszulegen beginnt.

Nur scheinst du dieses Chaos als so "übermächtig" zu erleben, dass du dann lieber abschaltest als drangehst, es aufzudröseln zu versuchen.

Du hast doch jetzt schon mal diese Erfahrung gemacht, dass du zuordnen konntest : Gefühle der Erwachsenen, Gefühle des inneren Kindes.
Hast deine Ideen dazu gehabt : Könnte vielleicht doch klappen, "Kind" und "Erwachsene" mal in ner Stunde "nebeneinander" zu bringen.

Das ist doch schon ein guter und großer Schritt! :ja:

Kann es sein, dass "Unstrukturiertheit" sowas wie ne "Vermeidungsstrategie" ist bei dir, ein "Fluchtweg"?
Also deutlicher gesagt : Lieber Chaos als fühlen müssen?

Wenn dem so ist, könntest du da ja ansetzen mit deinem Thera.

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Henryette
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 15:42

Liebe Waldschratin,
jetzt versuche ich es mal ganz strukturiert 😉
Mit strukturiert meinte ich, dass ich den Eindruck habe, dass ihr sehr konkret auf den Punkt arbeitet. Ich hatte den Eindruck, dass dein Therapeut Dir irgendwie direkt „Skills“ an die Hand gibt. Also wie ein Leitfaden. Wenn das Gefühl kommt dann könnten Soe dies oder jenes tun. Das er Dir transparenter und auch theoretischer erklärt was da für Prozesse ablaufen und was du dabei tun kannst. Ich habe immer das Gefühl in alles so reinzustürzen und gar nicht zu kapieren wo ich auf einmal stehe. Ich empfinde das dann als Chaos, ja, und fühle mich teilweise sehr hilflos und allein darin. 😓 Wenn ich aber lese das es ein ewig langer Prozess war dann war es wohl nicht so strukturiert. Ich weiß nicht, mein Therapeut ist aus irgendeinem Grund wohl dagegen die Dinge klar zu benennen. Ich rationalisiere wohl zu sehr und versuche es immer mit dem Verstand zu erfassen. Ich hingegen denke sehr oft, dass es mir helfen würde mal ins „Konzept“ zu schauen wo ich mich gerade befinde. Ich kann die Dinge oder die Prozesse schlicht nicht greifen. Mit anderen Worten: ich habe keine Kontrolle darüber und das macht mich manchmal wahnsinnig...und eben hilflos.
Und was das selber dran gehen an das Chaos betrifft triffst du war fast auf den Punkt, fast. Das große Problem an dem Chaos ist nämlich, das ich es überhaupt nicht sehe :dunno:
Ich gehe raus aus der Stunde und zerbröselt mir das im Kopf. Wenn dann was kommt dann überschwemmt es mich. Ich bin Monate lang von Termin zu Termin gejapst wie auf Drogenentzug weil mich dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und ja von Liebe und Annahme und gehalten werden wieder wollte. Ich habe ihn immer nur vermisst. Oder es? Das Gefühl?? Ich habe gar nicht erkannt was meine Aufgabe sein könnte. Ich war damit zu Gange mich über Wasser zu halten. Jetzt ist es nicht mehr so extrem seit er mich vor 2 Wochen so „Weggestoßen“ und dann eine Woche später noch mal „nachgetragen“ hat. Es war zwingend notwendig und ich bin dankbar das er das gemacht hat. Ich bräuchte sowas wie klare Hausaufgaben. Täglich 5 Minuten umarmen mit meinem Freund. Das ist was was ich greifen und umsetzen kann. Und das fällt mir schon schwer genug.
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Henryette
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 15:50

Zur Imagination: könnte seit das etwas was ich körperlich umsetze besser ist. Es erdet halt irgendwie. Ich muss immer meinen Bauch an was pressen um mich richtig zu spüren. Vielleicht ist es deshalb so hilfreich. Ich weiß nicht ob du meine früheren Threads mal gelesen hast? Da hab ich’s schon mal erwähnt. Ich war ja vor 10 Jahren schon mal bei ihm in der Therapie. Damals hatte er mir mal nen Teddybären geschenkt (vielleicht als Übergangsobjekt??) den hab ich immer noch. Der tröstet auch. Bis vor kurzem hab ich ja immer gedacht das imaginieren etc völlig verrückt ist wenn ich das mache. Aber das ist es wohl nicht.
Ja und im Endeffekt beantwortet das dann auch die Frage warum ich es nicht allein weiter mache. Zum einen weil ich nicht weiß was ich machen soll und zum anderen weil ich bis vor kurzen dachte ich habe einen an der Waffel.
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Martin Johannes Walser

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Henryette
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 16:07

Waldschratin: die Imagination mit dem Zwerg zum Beispiel: wie stelle ich mir das vor? Du bekommst die Gefühle die eigentlich in diese Situation gehören aktuell. Dann denkst du an diese Ausweggeschichte und regulierst dich so?? So in etwa? Also heißt das, jedes Trauma einzeln „abklappern“??


Ich kann mir schon vorstellen dass es nicht sehr günstig ist seinen Therapeuten in sämtliche Imaginationen einzubeziehen. Für mich waren das nur Dinge um irgendwie „an mir halten“ zu können. Also aus der Not heraus entstanden. Also nicht klar erarbeitet.

Das mit den Symbolen find ich super. Ich denke auch immer bei dem Teddy das ist auch so ein Symbol. Aber eben sehr mit ihm und seiner liebevollen warmen Art belegt. Und das soll’s ja nicht sein.
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 19:18

Henryette hat geschrieben:Das mit den Symbolen find ich super. Ich denke auch immer bei dem Teddy das ist auch so ein Symbol. Aber eben sehr mit ihm und seiner liebevollen warmen Art belegt. Und das soll’s ja nicht sein.
Doch, das darf es schon sein! :ja:
Nur nicht "ausschließlich" und "total komplett" und nur darauf, also auf ihn, fokussiert.
Das gehört sich (in dir, für dich selber) reflektiert und du brauchst offensichtlich "festgelegte" Grenzen, die es noch gilt rauszufinden. Bis wohin dich das unterstützt und weiterbringt, und ab wann es zur "Sucht" und "Auslagerung" wird und dich von dir wegbringt.

Kannst du dir alles mit deinem Thera erarbeiten.

Hast du dir schon mal Körpertherapie an sich überlegt? Oder als Ergänzung zu deiner jetzigen Therapie? Gäbs da Möglichkeiten und/oder Impulse in dir dazu?

Henryette hat geschrieben:Ich gehe raus aus der Stunde und zerbröselt mir das im Kopf. Wenn dann was kommt dann überschwemmt es mich.
Das kenn ich ganz ähnlich... Bis hin zu solchen Dissoziationen, das ich nicht mehr wusste, war ich jetzt tatsächlich in der Stunde oder nicht...? :blass:
Musste die nächste Stunde tatsächlich nachfragen, ob ich überhaupt da war und was wir denn alles geredet hätten... Und dabei war nicht mal meinem Thera aufgefallen - und der kennt mich noch aus den multiplen Zeiten und schon recht lange - dass auch nur irgendwas anders gewesen wäre mit mir... Ich war "ganz wie immer", für ihn "völlig da" aus seiner Sicht. Nur ich hatte keinen Schimmer einer Erinnerung mehr dran.
Ab da hab ich angefangen, meine Stunden bei ihm aufzunehmen. Und das mach ich seitdem. Recht konfrontativ, geb ich zu, aber doch inzwischen hilfreich und v.a. beruhigt es mich, wenn ich mal wieder "Aussetzer" hab oder mir nach der Stunde alles "zerbröselt" in der Birne und zu wabernden Nebel wird.
Henryette hat geschrieben:Ich bin Monate lang von Termin zu Termin gejapst wie auf Drogenentzug weil mich dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und ja von Liebe und Annahme und gehalten werden wieder wollte. Ich habe ihn immer nur vermisst. Oder es? Das Gefühl??
Ich denk mal, es war das Gefühl an sich. Das ist der "Stoff", der Thera wäre sowas wie dein "Dealer" - und somit "austauschbar".
Klingt jetzt witzig, aber du kannst haufenweise im Forum nachlesen, dass sowas tatsächlich zur Sucht werden kann. Und wie bei anderen Süchten würde da dann auch das "Suchtmittel" die eigentlichen Bedürfnisse nur "wegmachen" und als Ersatz dienen und "Fluchtweg" vor Konfrontation damit.
"Lösen" in dir würde es nix.

Versuch es doch mal als "Erfahrung" zu nehmen : Du hast dadurch was gelernt und was Neues erleben können. Du hast festgestellt, was dir fehlt, was du dir wünschst, was es braucht, etc.pp.
Ich mach das mit Schmerz so : Wenn mir was wehtut, seelisch mein ich jetzt, ist mir das nicht nur "unangenehm" bis "unaushaltbar" und muss so schnell wie möglich "weg", damit (es mir wieder gutgeht, ich wieder weiterleben kann etc.).
Sondern inzwischen ist es mir die "direkte Spur", die mich zu meinem (verdrängten und ausgeblendeten) Bedürfnis hinlotst, das da eigentlich drunter vergraben liegt.
Das bringt mich dann weg von der Bedürfnisbefriedigung durch andere/von außen, wieder unmittelbar zu mir selber.

Henryette hat geschrieben:Wenn ich aber lese das es ein ewig langer Prozess war dann war es wohl nicht so strukturiert. Ich weiß nicht, mein Therapeut ist aus irgendeinem Grund wohl dagegen die Dinge klar zu benennen.
Nee, mein Thera hat da nicht so sehr "strukturiert". Er hat wohl den roten Faden im Auge behalten und die "Klippen" und "Untiefen", die ich schon immer recht penetrant und zielsicher anzuvisieren wusste... :hehehe: :->
Aber "vorgegeben" hat er nicht viel, nur eben Impulse gegeben.

Und deiner tut da sehr gut dran, dir nix "klar zu benennen". Du sollst ja dir selber näher kommen. Das ist mühsam, ja. Und anfangs hat man echt das Gefühl, man steht im Nebel auf verlorenen Posten.
Aber an der Beziehung zum Thera zeigt sich das dann schon... Man überträgt was, hängt es an ihm auf, agiert es vielleicht sogar aus - und kriegt dann (im besten Fall wohlwollend transportiertes) entsprechendes "Echo" von ihm.
So funktioniert das halt.

Wenn du konkrete Skills suchst : Das Netz ist voll davon!
Aber lass es dir nur Impuls sein, um deinem Eigenen auf die Spur zu kommen. Was beim einen funktioniert, kann den Nächsten retraumatisieren.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 20:01

Vllt könnten Dir geführte Achtsamkeitsübungen (Imaginationen) erstmal eine Hilfe sein.
Zum überhaupt zu sehen was es alles für Übungen geben kann, bzw. wie man sich so etwas selber ausdenken kann.
Dazu gibt es eine riesen Menge an Literatur.

Bsp. Louise Reddemann
Jon Kabbat Zinn

Schau Dir mal ein paar an, und überlege dann welche Richtung Dir mehr zusagt.
Du kannst mich auch per PN anschreiben, dann kann ich Dir dabei ein wenig helfen.
Ich leite bei uns in der Institution mit psychisch Beeinträchtigen Skills-Workshops.

Aber schau zuerst mal was Dir das eigene Suchen bringt.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Vivy
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 20:37

Liebe Henryette!

Ich hab auch Schwierigkeiten mit imaginierten Skills. Und das obwohl ich sehr sehr viel in Bildern denke.
Mir helfen eher „reale“ Dinge. Dinge, die ich anfassen kann, die ich riechen kann, die ich hören kann, die ich spüren kann.
Und ich hab auch ein (geschenktes) Kuscheltier vom Therapeuten, das seit Weihnachten überall mit hin muss.
Ich hab mich da sehr wiedergefunden, als du das vom „an den Bauch“ drücken geschrieben hast. Bei mir ist es eher ans Gesicht drücken ....
Und ich finde es auch überhaupt nicht tragisch, wenn du Bäume umarmst, und Dir dabei deinen Therapeuten vorstellst. Vorstellen darf man sich doch alles. In dem Moment hilfst doch DU Dir selbst und das ist doch das wichtigste.
Vielleicht bewertest du dich auch einfach zu sehr.

Mein Thera sagte mal zu mir, es wäre nichts peinlich, wenn es hilft, peinlich findet er es eher, wenn ich was nicht tue, obwohl ich weiß, dass es hilft.
Ich bin in seinem Urlaub auch schon mit Erlaubnis von ihm längere Zeit vor seinem Haus gestanden. Und ich darf da auch vorbeifahren, so oft ich will und auch den AB abhören, solange ich will und es brauche. Er meinte, solange ich nichts auf den AB spreche, würde er es eh nicht mitbekommen.
Es war mir furchtbar peinlich, ihn zu fragen, ob das ok ist und er meinte dann nur, klar wäre das ok, er hätte bei mir keine Angst, dass das ausarten könnte.

Mein Thera ist einer von der Sorte, der das auch wenig macht, Dinge an die Hand zu geben. Inzwischen macht er es, weil er gemerkt hat, ich brauche das, weil ich es alleine schwer hinbekomme.

Inzwischen hab ich außerdem verstanden, dass das mit den Skills auch deswegen schwierig ist, weil ich es kann, wenn ich es übe, das heißt aber noch lange nicht, dass das dann auch die Kleinen können.

In Panikzuständen ist es oft so, dass auch das, was ICH eigentlich kann, dann nicht mehr geht,weil ich die Bedeutung dessen einfach nicht mehr verstehe.
Und seit der letzten Stunde gestern hab ich auch verstanden, dass das ebenfalls eine Dissoziation ist.

Also sind wir inzwischen dazu übergegangen, solange die Innenkommunikation noch nicht richtig funktioniert, es mit realen Symbolen zu versuchen.
Es gibt auch keinen imaginierten sicheren Ort, sondern wir haben rausgefunden, dass es viel besser ist, dass es ein paar reale Orte gibt, an denen ich mich sicher fühle.
Für mich sind das vor allem Orte im Wald, auch z.B. ein Hochsitz, den niemand findet, weil er zugewachsen ist. Dort ist Ruhe, da sind keine Menschen und niemand weiß, wo ich bin.
Also gehe ich da hin, wenn ich Fluchtimpulse oder Panik oder Bedrohungsgefühle habe. Und damit ich mir das nicht erst überlegen muss, wenn ich Panik habe, bzw damit ich nicht davon abhängig bin, es noch zu „wissen“, habe ich Fotos gemacht, ausgedruckt und gut sichtbar aufgehängt.

Ich kann der Wald da nur zustimmen. Alles, was von anderen kommt, egal ob Therapeut oder aus dem Netz oder aus Büchern: das sind alles nur Vorschläge. Was bei einem selbst hilft, kann man nur durch Ausprobieren rausfinden.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

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Henryette
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 21:51

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 19.06.2019, 19:18 Ich mach das mit Schmerz so : Wenn mir was wehtut, seelisch mein ich jetzt, ist mir das nicht nur "unangenehm" bis "unaushaltbar" und muss so schnell wie möglich "weg", damit (es mir wieder gutgeht, ich wieder weiterleben kann etc.).
Sondern inzwischen ist es mir die "direkte Spur", die mich zu meinem (verdrängten und ausgeblendeten) Bedürfnis hinlotst, das da eigentlich drunter vergraben liegt.
Das bringt mich dann weg von der Bedürfnisbefriedigung durch andere/von außen, wieder unmittelbar zu mir selber.
DAS ist mal ne richtig gute Info!!! Danke!!!! Das werde ich mal versuchen. Wie geht es danach weiter?

Inzwischen kapier ich das mit dem auslagern auch so langsam.

Über die Skills werde ich mal mit meinem Therapeuten reden. Und den Rest schreibe ich morgen da ich grad einschlafe 😉
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser

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