Hallo Hanna,
Du hast es ja so schön auf den Punkt gebracht:
Ich habe ihn darauf auch angesprochen dass mich das stört und er solle mir mal sagen wozu er das braucht-> ob ich ihm nicht genüge. Er meinte so es geht mich nichts an. Es habe nichts mit meinen "Qualitäten" zu tun!
Du und wohl die meisten, die mit dem Pornoschauen des Partners ein Problem haben sehen es so: Es gibt das Sexleben des Partners (also 100%), perfekt ist es, wenn diese 100% ausschließlich mit mir geschehen. Jede Selbstbefriedigung, jedes Pornoschauen mindert meinen Anteil an den 100% und zeigt meine Defizite auf. Wenn seine 100% aus 60% mit mir und 40% Porno+SB bestehen, zeigt das, dass ich ihm nicht reiche. Würde ich ihm reichen, wäre ich gut genug, wären es 100% mit mir.
Dein Freund denkt aber: Es gibt unser Sexleben (100%) und jeder hat sein eigenes noch dazu (noch mal 100%). Das eigene ist das eigene, weil es den anderen nichts angeht. Der Anteil des gemeinsamen Sexlebens und des eigenen werden nicht gegeneinander aufgerechnet. Deswegen ist es auch kein Maß für die Qualität des gemeinsamen Sexlebens.
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass jeder Partner auch einen sexuellen Bereich für sich hat. Vielleicht sollte man aber wirklich vereinbaren, wie weit der gehen darf, ohne dass es den anderen etwas angeht. Man könnte bspw. festlegen, dass er, was die Beteiligung Dritter angeht, sich nur auf die Phantasie beziehen darf. Ob frau sich dann bei der Selbstbefriedigung Brad Pitt, den attraktiven Kollegen oder sonstwen vorstellt oder ob man sich dabei einen Porno anschaut, da darf dann jeder nach seinem Gutdünken selig werden. Ich finde, dieser eigene Bereich ist schon wichtig, da es a) Phantasien gibt, die man gar nicht realisieren will, vielleicht auch nicht teilen will, die man aber trotzdem reizvoll findet und nicht verdrängen will. Und man b) eben manchmal Lust auf Sex hat, auch wenn der Partner nicht da ist oder nicht will, kann... Es wäre doch für beide Seiten schrecklich, wenn man sozusagen verpflichtet wäre, seine sexuellen Bedürfnisse nur mit dem anderen auszuleben. Welcher Druck, Zwang, Schuldgefühle würden da entstehen!
Find´s halt nur fies, dass wenn ich auf Arbeit bin, er sich diese Filme ansieht-> obwohl er weiß, in 2-3 Stunden komme ich nach Hause... Und ich will eigentlich immer....
Wenn natürlich Euer Sexleben kaum noch stattfinden kann, weil er nur Pornos schaut, wäre das natürlich schon eine andere Qualität. Aber ist das so? Dein Freund könnte schon auch sagen: "Ich finde es fies, dass ich mir keinen runterholen darf, weil sie in 2-3 Stunden nach Hause kommt, und dann vielleicht mit mir schlafen will." Es ist doch kein Liebesbeweis, sich nicht selbst zu befriedigen!
Versuche doch, ihm seinen Bereich zu lassen. Das heißt dann aber auch, nicht im PC zu suchen oder irgendwelche Downloads nachzuprüfen. Trotzdem muss natürlich klar sein, wo die Grenze ist, d.h. wo fremdgehen anfängt. Darüber kann man sich ja im Gespräch einigen. Ich weiß schon, dass es schwierig ist, so etwas zu akzeptieren. Aber es ist nunmal so, dass auch bei der größten Liebe, es immer noch zwei Individuen sind, die zusammen sind und die in jedem Lebensbereich eine gewisse Schnittmenge haben, aber immer auch noch ein eigenes Leben darüber hinaus. Wenn man verliebt ist und alles so frisch ist, denkt man leicht, dass man in allem der einzige und erste für den Partner sein will, soll oder muss. Aber das kann auf Dauer nicht gut gehen, sondern ist für alle beide erstickend und hemmend. Es besteht also kein Grund, überhaupt diesen Anspruch zu haben. Meines Erachtens sollte das Ziel eher sein, dem Partner auch mit den Seiten zu akzeptieren, die über das Gemeinsame hinausgehen (das ist ja nicht nur beim Sex so, sondern auch seiner Vergangenheit, manchen Freunden, Hobbies), d. h. auch Vertrauen zu schenken für das, was über die Schnittmenge hinausgeht.
Viele Grüße
Selene