Ist erfolgreiche Therapie OHNE extreme Abhängigkeit/Verliebtheit möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 19:31

Marilen hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 18:20 ich bin, es gibt mich, zu sehen, was mag ich, welche bedürfnisse habe ich, welche wünsche und so was.
Also ich finde das ist das A und O und ne ganze Menge wert. Denn so kannst Du Dir ja auch suchen, was Du wirklich möchtest und brauchst. Im Grunde funktioniert "geliebt werden" ja über "sich selbst lieben können" und dazu gehört sich selbst so annehmen zu können, wie man ist. Allein. Und dann losgehen und schauen: Wer teilt das so mit mir, dass es mir gut tut?

Ich weiss nicht, ob da dann unbedingt was therapeutisch "offen" geblieben ist bei Dir, für mich klingt es eher so, als ob Dein Weg der vor Dir liegt jetzt sehr offen ist.

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Marilen
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 21:15

eben mio, alles offen, ich weiss ja nicht, was alles noch kommt wenn man da ist, lass mich mal überraschen.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.



Ta_Ra
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Beitrag So., 30.07.2017, 14:45

RoboCat hat geschrieben: Fr., 28.07.2017, 11:21

Wie seht ihr das? Muss man immer starke Gefühle haben, die der Therapeut dann auflöst, damit eine Therapie einen "richtigen" und guten Abschluss haben kann?

LG, Robocat
Definitiv nein - man muss nicht megastarke Gefühle oder Dramen haben/gehabt haben um gut von der Therapie profitieren zu können!

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Marilen
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Beitrag So., 30.07.2017, 15:30

Ta Ra, für dich als psychotherapeutin ist ein drama was?
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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stern
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Beitrag So., 30.07.2017, 15:48

Vorweg: Ich habe nicht alles gelesen (was ich normal mache, wenn ich in einem Faden bin. Zeitgründe). Ich würde sagen: Glückwunsch! Eine Abhängigkeit oder Verliebtheit ist nicht nötig. Ich denke, das passiert, wenn ein Patient entsprechende "Anlagen" mitbringt bzw. (was Abhängigkeit angeht) ein Therapeut seine Verantwortung nicht wahrt. Eine leichte Verliebtheit dürfte unproblematisch sein. Bei einer gewichtigen ist wohl der Patient gefragt, dass er das anspricht... und der Therapeut, wie man damit umgeht, so dass die die Therapie weiterhin produktiv genutzt werden kann. Abhängigkeit: dito.

Will heißen: Besonders stärkere Ausprägungen halte ich eher für ein Entgleisen des Therapieverlaufs (oder zumindest als Risikofaktor, dass das passieren kann, wenn nicht entgegengewirkt wird) als gewollt. Ich nehme an, die Störung hat auch einen Einfluss darauf, wie ein Patient damit umgehen kann bzw. wie bzw. ob sich etwas entfaltet. Meine achtet auf Abhängigkeiten und meinte, das läge auch in ihrer Verantwortung. Bisher war ich auch weder verliebt (im romantischen Sinne) noch abhängig (was ich für jede Therapie so sehen würde). Partielle Tendenzen, die das begünstigen könnten, würde ich für mich jedoch nicht ausschließen. Starke Gefühle gibt es ansonsten sehr wohl. Ich gehe auch davon aus, dass sich entfaltet, was relevant ist... vielleicht nicht immer in einer Kurzzeittherapie, aber in einer intensiven Therapie halte ich es für unwahrscheinlich, dass man sich nur etwas nicht eingestehen kann (wie du das formuliert hast). Es gibt Faktoren, die eine Abhängigkeit begünstigen können, z.B. eine hohe Frequenz. Ich gehe ferner davon aus, dass ein Therapeut durch unpassendes Verhalten zu destruktiven Verläufen erheblich dazu beitragen kann, dass der Patient Autonomie verliert oder nicht fortentwickeln kann. Will heißen: Wenn evtl. fehlende autonome Fähigkeit (mit Hilfe der Therapie) nicht aufgebaut werden, ist Abhängigkeit nicht sonderlich verwunderlich.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Kaonashi
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Beitrag So., 30.07.2017, 17:38

Marilen hat geschrieben: So., 30.07.2017, 15:30 Ta Ra, für dich als psychotherapeutin ist ein drama was?
Ich denke, es ergibt sich aus dem Kontext des Threads, was mit Drama gemeint ist. Das wird für Ta_Ra auch nicht anders sein als für andere hier.


Marilen
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Beitrag So., 30.07.2017, 17:41

ich habe immer noch nicht verstanden, was mit drama gemeint ist.
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Jenny Doe
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Beitrag So., 30.07.2017, 17:58

Hmm. Ich bezweifle es etwas, dass in jedem Fall grundsätzlich eine krankhafte, symptomhafte Abhängigkeit negativ oder ein Drama sein muss. Für mich wäre sowas in meiner Therapie unvorstellbar (aber ich bin ja auch mit einer anderen Themazik in Therapie), aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Erfahrung "einen Therapeuten lieben können" und auch das Abhängigkeitsgefühl erst mal positive Gefühle auslösen können, wenn man Liebe und Umsorgwerden zuvor nicht kennengelernt hat. Wichtig ist jedoch, dass der Therapeut dem Klienten dabei hilft "groß zu werden", selbstständig zu werden und den Klienten rechtzeitig wieder von sich abnabelt.
Solche Gefühle erstmalig kennezulernen könnte auch ein Sprungbrett sein und das Bedürfnis wecken, auch anderen Menschen außerhalb der Therapie Vertrauen und Liebe zu schenken.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Marilen
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:11

ich habe den eindruck, egal, was ein mensch der abhängig ist schreibt, es wird mit drama betitelt. hätte der gleiche mensch sich nicht als abhängig geoutet würde er ganz anders wahrgenommen werden. daher finde ich den ausdruck drama für das empfinden eines menschen immer noch abwertend, zumindest so wie ich diesen begriff verstehe. vielleicht liegt das drama dann gar nicht so sehr bei dem abhängigen menschen sondern ist eine reaktion des aussen, dass es zum drama werden lässt? ich habe eine sehr ruhige analytikerin erlebt, die sehr gelassen damit umgehen konnte, da war nix mit großem kino. aber das wird nicht gehört sondern wahrscheinlich auch als drama umgedeutet, denn egal wie der abhängige sich verhält: es ist eben ein drama mit mit den abhängigen. ;-)
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Mondin
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:27

Marilen hat geschrieben: So., 30.07.2017, 18:11 ich habe den eindruck, egal, was ein mensch der abhängig ist schreibt, es wird mit drama betitelt. hätte [....] aber das wird nicht gehört sondern wahrscheinlich auch als drama umgedeutet, denn egal wie der abhängige sich verhält: es ist eben ein drama mit mit den abhängigen. ;-)
Du entscheidest doch für Dich ob Du Dich bei "Drama" angesprochen fühlst oder nicht.
Daraus/Darum muss man für sich doch kein Drama machen. ;-)

....


Marilen
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:33

ich fühle mich dadurch verkannt und verletzt, habe jahrelang geschwiegen weil genau durch solche aussagen: mach doch kein drama ich ganz lange aus schuldgefühl heraus nicht sprechen konnte, wollte ja kein drama machen. aber jetzt kann ich sprechen und ich will sagen: jeder mensch darf sein symptom so zur sprache bringen wie er es kann, der eine ruhig, der andere temperamentvoll.
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Mondin
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:39

Das Problem ist, Marilen, dass Du Deine Umwelt nicht ändern kannst, jedenfalls nicht unmittelbar. Du hast jedoch unmittelbaren Einfluss auf Deine eigene Umgehensweise mit Dingen/Aussagen, die Du als verletzend oder abwertend empfindest. Du musst Dir das Gesagte nicht zu eigen machen, kannst Dich innerlich davon distanzieren und Dir sagen, dass nur Du alleine wirklich weißt, was bei Dir im Leben Drama ist und was nicht.

Was Andere sagen, das kommt bei Dir zwar an. Aber wie es ankommt, das entscheidest Du selbst. Womöglich ist mit Drama auch etwas Anderes gemeint als Du Dir vorstellst.

Grüßerle!
Mondin


ziegenkind
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:41

noch eine andere perspektive auf die sache mit dem drama: ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, wie eine therapie von einem früh-, also bindungs- und deshalb notwendig beziehungsgestörten menschen - und wir waren uns ja einig, dass in diesen fällen mit abhängigkeit zu rechnen ist - nicht ein drama sein soll. ich kann mir fast nichts dramatischeres vorstellen, als den versuch, tief eingeschriebene muster am lebenden organismus zu verändern. dramatisch, weil es schwierig und schmerzhaft ist. dramatisch, weil so viel auf dem spiel steht.

viellleicht noch ein paradox für meine sammlung: je dramatischer die therapie, desto wichtiger, dass der therapierende nicht dramatisiert, weil nur dann das drama sich entfalten kann. (danke dafür, Marilen)
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Marilen
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Beitrag So., 30.07.2017, 18:44

mondin, ich habe paar mal nachgefragt wie drama zu verstehen ist und es kamen keine antworten.
ich kann die umwelt nicht ändern, da hast du recht und auch damit, was ich über mein leben weiss auch damit hast du recht aber weisst du, ich habe immer so gedacht und darum viele viele jahre geschwiegen über das, was war. und auch wenn ich die umwelt nicht verändern kann, ich kann jetzt sprechen, ich habe das sprechen mühsamst gelernt und meine stimme ist da und genauso viel oder wenig wie die von anderen. in dem ich spreche verändert sich etwas in mir. das habe ich gelernt. ich will nicht mehr schweigen. es wird doch viel zu viel geschwiegen und ich glaube das ist genau auch das, was solche menschen dann auch erreichen wollen, dass geschwiegen wird, etwas nicht zur sprache kommt.
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