Kleine Umfrage zur Therapieform
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass parallele Therapien und das Lesen von Fachliteratur trotz aller Vorteile für den Patienten die "Haupt"therapie negativ beeinflussen können. In dem Moment, wo man sich mit Inhalten beschäftigt, verändert man sich und für Therapeuten kann es bisweilen schwierig sein, einen stabilen Zugang zum Patienten zu finden. Sie haben dann nicht in jeder Sitzung den Patienten vor sich sitzen, der sie verlassen hat, und müssen sich sozusagen jedes Mal völlig neu orientieren. Der Therapeut kann so u.U. nicht mehr mit seinen Methoden arbeiten. Mit Kontrolle hat das nur bedingt zu tun. Aber wenn das Arbeitsbündnis klappt, sollte ein Patient in der Lage sein, die Kontrolle abzugeben. Natürlich darf der Therapeut das nicht ausnutzen und muss verantwortungsvoll damit umgehen. Nur gilt für den Patienten gleiches.
Klare Absprachen darüber, was in Ordnung ist und was nicht, helfen weiter.
Klare Absprachen darüber, was in Ordnung ist und was nicht, helfen weiter.
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Würde nicht so pauschal sagen, dass Therapeuten ein Problem damit haben parallel eine andere Form der Therapie zu machen.
Meine hat es immer begrüßt, wenn ich nebenbei noch in Ergo ging. Sogar, dass ich nebenbei noch zu einem Traumatherapeuten gehe, findet sie sehr gut. Sie hat mit diesem Therapeuten selbst mal zusammengearbeitet, als sie noch an der Uni angestellt war und kennt ihn daher auch gut. Ich glaube nicht, dass sie sich Sorgen macht, dass wir sie gegeneinander ausspielen könnten oder sich auf ihrem Thron bedroht fühlt. Für sie ist es in erster Linie wichtig, dass wir ein ausreichendes Helfernetz haben.
Meine hat es immer begrüßt, wenn ich nebenbei noch in Ergo ging. Sogar, dass ich nebenbei noch zu einem Traumatherapeuten gehe, findet sie sehr gut. Sie hat mit diesem Therapeuten selbst mal zusammengearbeitet, als sie noch an der Uni angestellt war und kennt ihn daher auch gut. Ich glaube nicht, dass sie sich Sorgen macht, dass wir sie gegeneinander ausspielen könnten oder sich auf ihrem Thron bedroht fühlt. Für sie ist es in erster Linie wichtig, dass wir ein ausreichendes Helfernetz haben.
Aber das ist mMn immer so. Zwischen den Stunden passiert etwas, das nennt sich gemeinhin "Leben". Damit bin ich in der folgenden Stunde grundsätzlich nicht mehr die Person die bei der letzten Stunde den Raum verlassen hat. Darauf muss sich ein Therapeut einstellen, das ist Teil seines Jobs - und wer das nicht kann oder will, nun ja, mit so einem Therapeuten hätte ich meine Schwierigkeiten.Sunna hat geschrieben:...In dem Moment, wo man sich mit Inhalten beschäftigt, verändert man sich und für Therapeuten kann es bisweilen schwierig sein, einen stabilen Zugang zum Patienten zu finden. Sie haben dann nicht in jeder Sitzung den Patienten vor sich sitzen, der sie verlassen hat, und müssen sich sozusagen jedes Mal völlig neu orientieren. Der Therapeut kann so u.U. nicht mehr mit seinen Methoden arbeiten....
Informationskontrolle: also welche Informationen sind zugänglich, "erlaubt" oder werden zugänglich gemacht, ist eines der Merkmale von Bewusstseinskontrolle (umgangssprachlich auch "Gehirnwäsche") nach Lifton.
Grundsätzlich ja, ich würde es aber anders formulieren. Klare und offene Kommunikation miteinander hilft weiter.Sunna hat geschrieben:Klare Absprachen darüber, was in Ordnung ist und was nicht, helfen weiter.
Ich finde, ein Therapeut sollte nicht vorschreiben, wo und wie ich mich informiere - auch über Fachthemen.
Er oder sie kann es thematisieren:
Warum habe ich dieses Bedürfnis, woher kommt es (und ja, ich gebe es zu: Ich habe ein großes Kontrollbedürfnis, und Wissen, Information ist für mich auch eine Form von Kontrolle...). Er kann auch thematisieren, was macht es mit der therapeutischen Beziehung: Wenn ich Fachliteratur lese. Oder wenn ich seiner Darstellung von Fachinformationen nicht genug vertraue. Es kann aber auch sein, dass ich einfach angefixt bin und tiefer einsteigen möchte, und mir meine Therapiezeit für Theorie-Erläuterungne zu schade ist...
Warum muss ich die Theorie nachlesn, warum frage ich nicht einfach dne Therapeuten?
Was ist mein Lösungsansatz, wenn es in der Beziehung Schwierigkeiten gibt? Und warum?
Usw.
Und ich denke, ein solches, offenes Gespräch bringt sehr viel mehr weiter als ein: Das ist nicht in Ordnung - und wenn Sie bei mir Therapie machen, halten Sie sich bitte daran. Sonst funktioniert das nicht. Das hat nichts mit mir als Patientin und wo ich mich auf meiner Reise gerade befinde zu tun. Sondern ganz viel mit dem Therapeuten und seinen möglichen Themen und vielleicht sogar Unsicherheiten. Und dort sollte es meiner Ansicht nach auch bleiben.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Das bringt es für mich auf den Punkt, montagne, hätte es aber nicht so klar formulieren können.montagne hat geschrieben: Klar ist es auch absolut meine Geschichte, aber für mich wohnt in einer abgeschlossenen Zweierbeziehung, in die keiner reingucken soll ein Momentum für jegliche Art von Missbrauch. Ich meine "Du sollst nichts nach außen erzählen", ist ja ein wichtiger Aspekt in jeder sich wiederholenden Missbrauchssituation. Missbrauch kann nur so fortgesetzt werden.
...
Und letzlich finde ich es gesund gedanklich aus der Dyade rauszukommen, dass ist ja ein wichtiger Entwicklungsschritt, der manches leichter macht. Ich muss lernen, dass noch andere Klienten da sind und andere Menschen im Leben meiner Therapeutin und sich ihr Leben nicht grad um mich dreht. Muss mich damit auseinandersetzen, wenn ich da Probleme habe. Und ich will, dass sie akzeptiert und fördert, dass noch andere hilfreiche Beziehungen in meinem Leben sind, privat eh, aber auch professionell. Leading by example, quasi.
Beide Punkte gehören ja auch irgendwie zusammen.
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@Radiohead
Pauschal kann man das auch nicht sagen. Es gibt Therapeuten, die keine Probleme damit haben, und es gibt Therapeuten, die sie haben. Und diese haben aus meiner Sicht auch einen guten Grund, der sich in ihrer Arbeitsmethode begründen mag. Sofern sie korrekt arbeiten, würde ich ihnen dabei nicht unterstellen, die Kontrolle behalten zu wollen, sondern alles gut händeln zu können - die Herausforderung an sie ist ja auch nicht ohne. Daher sind Absprachen wichtig. Ein guter Therapeut sollte bei Nachfrage allerdings auch so transparent sein, zu erklären, wie er es begründet, die "Alleinherrschaft" über die Behandlung zu behalten.
Gerade die Zusammenarbeit Psychotherapie und Körpertherapie ist in meinen Augen bei vielen Problemen heute unumgänglich. Bei Psychotherapie und Körperpsychotherapie ist es wieder problemtatischer, weil sich da zwei "anayltische" Methoden ausspielen können. Bei einer Herzerkrankung kann ich auch nicht zwei Ärzte behandeln lassen, ohne dass sie voneinander wissen. Das könnte katastrophal enden, wenn beide Therapien nicht zusammenpassen.
Pauschal kann man das auch nicht sagen. Es gibt Therapeuten, die keine Probleme damit haben, und es gibt Therapeuten, die sie haben. Und diese haben aus meiner Sicht auch einen guten Grund, der sich in ihrer Arbeitsmethode begründen mag. Sofern sie korrekt arbeiten, würde ich ihnen dabei nicht unterstellen, die Kontrolle behalten zu wollen, sondern alles gut händeln zu können - die Herausforderung an sie ist ja auch nicht ohne. Daher sind Absprachen wichtig. Ein guter Therapeut sollte bei Nachfrage allerdings auch so transparent sein, zu erklären, wie er es begründet, die "Alleinherrschaft" über die Behandlung zu behalten.
Gerade die Zusammenarbeit Psychotherapie und Körpertherapie ist in meinen Augen bei vielen Problemen heute unumgänglich. Bei Psychotherapie und Körperpsychotherapie ist es wieder problemtatischer, weil sich da zwei "anayltische" Methoden ausspielen können. Bei einer Herzerkrankung kann ich auch nicht zwei Ärzte behandeln lassen, ohne dass sie voneinander wissen. Das könnte katastrophal enden, wenn beide Therapien nicht zusammenpassen.
Irgendwie habe ich mir gedacht, dass der Einwand kommt . Würde das nicht passieren, würde die Therapie auch nicht funktionieren. Wenn man eine Parallel-Therapie beginnt, ist man allerdings noch viel stärker jemand anderes und zwar auf eine Weise, dass es für einen Therapeuten mitunter nicht absehbar ist. Die Sprünge werden dann zu groß und der Therapeut muss jedes Mal ausloten, was Stand der Dinge ist, was für ihn kraft- und zeitraubend ist. Dass da nicht jeder ohne weiteres begeistert ist, kann ich mir jedenfalls gut vorstellen. Es ist in dem Moment so, dass der Patient gewissermaßen das Arbeitsbündnis verlässt und im Alleingang weiterarbeitet, ohne dem Therapeuten die Möglichkeit zu geben, darauf einzuwirken. Wie soll ein Therapeut die Entwicklung da adäquat begleiten? Manche werden an dieser Stelle ein Problem haben können - nicht müssen. Der Therapeut kann auch nicht immer etwas dafür, dass seine Kompetenz so und nicht anders aussieht. An der Stelle kommt es auf die individuelle Situation an. Manchmal ist das alles kein Problem, manchmal schon, deswegen die Absprachen.lisbeth hat geschrieben:Aber das ist mMn immer so.Sunna hat geschrieben:...In dem Moment, wo man sich mit Inhalten beschäftigt, verändert man sich und für Therapeuten kann es bisweilen schwierig sein, einen stabilen Zugang zum Patienten zu finden. Sie haben dann nicht in jeder Sitzung den Patienten vor sich sitzen, der sie verlassen hat, und müssen sich sozusagen jedes Mal völlig neu orientieren. Der Therapeut kann so u.U. nicht mehr mit seinen Methoden arbeiten....
Vorschriften finde ich auch nicht in Ordnung, wenn sie nicht begründet werden - Vorschriften akzeptiere ich höchstens dann, wenn sie transparent sind, ich sie nachvollziehen und annehmen kann. Absprachen finden aus meiner Sicht gleichberechtigt statt und haben nichts mit Vorschriften zu tun. Ich denke daher, dass wir schon annähernd das gleiche meinen, wenn ich auch andere Worte dafür wählen mag. Insofern stimme ich dem, was du weiterhin geschrieben hast, im Großen und Ganzen zu.lisbeth hat geschrieben:Grundsätzlich ja, ich würde es aber anders formulieren. Klare und offene Kommunikation miteinander hilft weiter.Sunna hat geschrieben:Klare Absprachen darüber, was in Ordnung ist und was nicht, helfen weiter.
Ich finde, ein Therapeut sollte nicht vorschreiben, wo und wie ich mich informiere - auch über Fachthemen.
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Der Patient bleibt aber ein eigenständiger Mensch, nicht jemand, der wie eine Marionette vom Therapeuten kontrolliert werden muss. Wenn Therapeuten sich so verhalten, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn das mit der Autonomie nie was wird.
Ich sage ja nicht, dass ich es gut finde. Aber ich glaube, dass manche Therapeuten ihre Therapie als einen derart komplexen Prozess sehen, in denen sie über alles zumindest informiert sein möchten. Und wenn man dann z. B. davon in der Stunde erzählt, welche Rückmeldung man beim anderen Therapeuten bekommen hat und die in krassem Gegensatz zu dem steht, was der "Haupttherapeut" einem eigentlich nahebringen will, dann kann ich mir vorstellen, dass da manche nicht erbaut sind.
Wie gesagt, ICH stimme mit euch überein, ich meine nur, dass es wohl nicht selten so ist.
Wie gesagt, ICH stimme mit euch überein, ich meine nur, dass es wohl nicht selten so ist.
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Denke ich auch..denke nur, dass die Therapeuten sich mit allzu strengen Vorschriften auch keinen Gefallen tun.
Eine Therapeutin, dir mir unverständliche Vorschriften macht, würde ich niemals akzeptieren und ich würde sie ohne weiteres verlassen. Über so etwas brauche ich nicht diskutieren. Mich interessieren nur die Situationen, in denen Absprachen möglich sind und ein Konsens folgt, bei dem beide Seiten ein gutes Gefühl haben.
Ich auch nicht, aber ich glaube, dass viele das dann zur Bedingung für die Therapie machen würden, so nach Motto: "So kann ich nicht arbeiten, so bringt das nichts."
Einwurf (was du daraus machst, ist deine Sache; Hervorhebungen von mir):
sandrin hat geschrieben:Wobei ich finde, dass es vermutlich vielen Therapeuten gar nicht recht wäre, wenn man neben ihrer Therapie noch eine andere macht. Habt ihr da andere Erfahrungen?
Ich könnte mir halt vorstellen, dass es vielen Therapeuten nicht geheuer ist, dass da parallel zu ihnen noch etwas anderes läuft, das sich ihrer Kontrolle entzieht - praktisch ist das so, als würde man "fremdgehen" für manche
Ich glaube, dass manche Therapeuten Angst haben, dass ihre Ansätze durch andere, die dann auch noch mit am Start sind, torpediert werden. Sie wollen gerne die absolute Kontrolle haben. Ich kenne sogar Therapeuten, die es nicht gerne sehen, wenn Klienten während der Therapie (also nicht währed der Stunde ) psychologische Bücher lesen.
Aber ich glaube, dass manche Therapeuten ihre Therapie als einen derart komplexen Prozess sehen, in denen sie über alles zumindest informiert sein möchten. Und wenn man dann z. B. davon in der Stunde erzählt, welche Rückmeldung man beim anderen Therapeuten bekommen hat und die in krassem Gegensatz zu dem steht, was der "Haupttherapeut" einem eigentlich nahebringen will, dann kann ich mir vorstellen, dass da manche nicht erbaut sind.
Wie gesagt, ICH stimme mit euch überein, ich meine nur, dass es wohl nicht selten so ist.
Das sind sehr viele Vermutungen über sehr viele Therapeuten.Ich auch nicht, aber ich glaube, dass viele das dann zur Bedingung für die Therapie machen würden, so nach Motto: "So kann ich nicht arbeiten, so bringt das nichts."
Und es geht häufig um worst case Szenarien. So eines hatte ich auch einmal, ich weiß, welche Bedeutung die haben können und ich bitte darum, sie immer wieder anzusprechen. Dennoch haben sie nichts mit meiner aktuellen Therapiewirklichkeit zu tun, um die es mir eigentlich geht. Aber so normale Situationen, in denen der Therapeut mal nichts böses will und vielleicht tatsächlich kompetent ist, finden hier oft wenig Beachtung. Für mich geht da viel Potential, an mir selbst zu arbeiten, verloren.
Isabe, es wäre mir eigentilch recht, wenn du mich persönlich gar nicht mehr ansprechen würdest und auch zu meinen Posts nicht mehr Stellung nehmen würdest.
Meinst du, das wäre machbar?
@ Sunna
Das freut mich für dich. Möge es immer so bleiben!
Meinst du, das wäre machbar?
@ Sunna
Das freut mich für dich. Möge es immer so bleiben!
Sandrin:
Ich fürchte, du wirst einen Umgang damit finden müssen, dass ich selbst entscheide, zu welchen Themen und Zeitpunkten ich mich äußere. Mir geht es ja nicht um dich als Person, sondern um deine Äußerungen.
Ich fürchte, du wirst einen Umgang damit finden müssen, dass ich selbst entscheide, zu welchen Themen und Zeitpunkten ich mich äußere. Mir geht es ja nicht um dich als Person, sondern um deine Äußerungen.
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