Termin-Vorlieben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tristezza
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:00

Stimmt, meine hat auch nen Stuhl vor ihrem Praxisraum, also im Flur, so ne Art Wartezimmerersatz. Da hat allerdings noch nie jemand drauf gesessen, als ich aus der Stunde kam. Theoretisch wäre es allerdings möglich, da wir fünf Minuten vor Therapiebeginn kommen dürfen und sie überzieht schon ab und zu mal.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:12

Und ich könnte sogar direkt in die Praxis (aber nicht ins Zimmer). Da sind dann auch Sitzmöglichkeiten, die auch angeboten wurden... sie sieht das aber nicht als Wartezimmer an. Also wohl ähnlich wie bei Tris. Das kommuniziert jeder Therapeut, wie er das handhabt. Ist wirklich unterschiedlich je nach Therapeut. Ich schau trotzdem, dass ich einigermaßen pünktlich bin. Höchstens bei Regen/Kälte würde ich das evtl. einen Tick eher nutzen. Oder unten im Treppenhaus warten. Um .50 ist die Therapie des Vorgängers zu Ende. Wenn man dann noch etwas Zeit darauf schlägt, so dass man nicht vor dem Therapiezimmer sitzt, während ein anderer Patient noch in der Sitzung ist, dürfte das o.k. sein. Wenn jemand schon dortsäße, während ich noch ein Gespräch habe, würde ich das ansprechen. Und zwar deswegen, weil man dann auch mithören könnte. Und das wäre indiskret.
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:15

stern hat geschrieben:Da du den öffentlichen Bereich draußen wohl auch noch zu dem Bereich rechnest, auf dem der Therapeut für Ungestörtheit zu sorgen hat, empfindest du das vermutlich als Grenzüberschreitung, wenn sich dort jemand aufhält. Öffentliche Bereiche sind aber frei für alle
Da hast du falsch gelesen: Er kann nicht für Ungestörtheit sorgen, weil es dafür keine Anspruchsgrundlage gibt. Er kann aber trotzdem nachempfinden, wenn ein Patient berichtet, dass er es störend empfindet, wenn unten bereits jemand wartet (und ihn anschaut). Mir scheint, dir ist der Unterschied zwischen einem "Gesetz" und einem "wünschenswerten Verhalten" nicht klar. Und du versuchst, dein fehlendes Verständnis für das wünschenswerte Verhalten damit zu beruhigen, dass man dich ja deshalb nicht sanktionieren DÜRFE. Darum geht es aber gar nicht.
Und wenn jemand das Haus verlässt, ist auch noch nicht zwingend gesagt, dass derjenige ein Patient ist oder beim Therapeuten war (zumindest wenn es mehr als eine Partei ist)... das Argument muss man dann auch hier gelten lassen, wenn man es schon einbringt. Die Diskretion ist gewahrt.... man hört auch keine Therapieinhalte mit (insofern passt der Vergleich mit der PIN am Geldautomaten nicht).
Erstens erkennt man den Unterschied. Schon alleine deshalb, weil die Nachbarn den Patienten vollkommen entspannt begrüßen. Und zweitens ist die Argumentation nicht stimmig: Wenn ich dich als potenzieller Folgepatient bitten würde, erst zwei Minuten später zu kommen, dann kannst du dich nicht damit rechtfertigen, dass du ja nicht wissen kannst, ob der, der an dir vorbeigeht, Nachbar oder Patient ist. Damit gehst du ja argumentativ gar nicht auf die Bitte ein, denn: Wenn du zu früh bist, bist du zu früh, völlig unabhängig davon, WER dich sieht. Und davon abgesehen: Es wird die Nachbarn in der Regel mindestens genauso stören, wenn vor oder im Haus Leute lauern.
ich kenne sogar Praxen mit Stellplatz am Haus oder Parkmöglichkeiten vor der Praxis. Das schafft doch niemand, exakt pünktlich zu sein und immer die Wunschparkplätze zu erwischen... auch das klappte bisher gut.
Das ist schön, wenn es diese Parkplätze gibt. Weniger schön dürfte es sein, wenn der 11-Uhr-Patient schon um 10 Uhr dort parkt, weil er nicht einschätzen konnte, ob er eventuell im Stau stehen würde...
Und wie sieht es mit der Therapie des Patienten aus, die den Aufenthalt anderer Menschen IN DER ÖFFENTLICHKEIT als übergriffig empfinden? Hier zeigt sich schon die nächste Problemabwälzung: Selbstverständlich ist der andere Patient so gestört, dass sein Taktgefühl zu therapieren ist.
Du schreibst das mit der "Öffentlichkeit" groß, du betonst das "Öffentliche" daran also. Nun, selbst juristisch ist das nicht so eindeutig, wie du das gerne hättest: Beim Stalking hält sich der Täter auch oft in der vermeintlchen Öffentlichkeit auf. Stell dir einen Patienten vor, der jeden Abend zum Haus des Th. fährt und dort - wie zufällig, weil öffentlich - spaziert (und ich nehme an, es besteht ein Zusammenhang mit denen, die überpünktlich zu ihren Stunden fahren): Der Begriff der "Öffentlichkeit" wird so quasi missbraucht, um eigene zwanghafte Bedürfnisse zu befriedigen, und es gilt dasselbe wie oben: Nur weil etwas nicht justiziabel ist, heißt es nicht, dass es angemessen ist.
Wenn ein Therapeut etwas als problematisch ansieht, was der Patient aber nicht rafft, würde er es doch im Normalfall ansprechen. Wenn der Therapeut das nicht tut, ist das zunächst ein gutes Zeichen (weil er keine Veranlassung dazu sieht).
Ich fürchte, da irrst du dich: Oder meinst du, ein Therapeut würde gleich in den ersten zehn Stunden sämtliche Defizite des Patienten auflisten, die ihn nerven? Vieles wird (zunächst) toleriert, weil man den Patienten nicht vertreiben will, sondern ihn ja für die gemeinsame Arbeit gewinnen will. Schwachstellen werden da sehr dosiert und taktvoll thematisiert.
Wie gesagt: Ansonsten soll der Therapeut über eine Wartezimmer Diskretion gewährleisten... und das nicht an Patienten durch Vorgaben, wie sie sich IN DER ÖFFENTLICHKEIT zu verhalten haben abwälzen. Das nicht meine Aufgabe als Patient... auch nicht, um mich um andere Patienten zu kümmern (in der Klinik wurde man sogar explizit darauf aufmerksam gemacht. Man solle sich dann vielmehr bei Problemen an Station bzw. den Therapeuten wenden).
Was der Therapeut "soll", solltest du ihm selbst überlassen. Wenn er kein Wartezimmer hat, ist das seine Sache. Es steht dir aber frei, jemanden aufzusuchen, bei dem du dich vor und nach den Stunden so lange aufhalten kannst, wie du das magst. Und wenn er kein Wartezimmer hat - und nur darum geht es überhaupt - und seine Praxisabläufe so strukturiert, dass er sagt: "Bitte kommen (!) Sie erst um .58", dann kann man das so hinnehmen, oder man kann lernen, es hinzunehmen, oder man kann gehen.


isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:22

stern hat geschrieben: Um .50 ist die Therapie des Vorgängers zu Ende.
Nö. Das kannst du nicht wissen. Auch das darf der Therapeut selbst entscheiden. Wir lesen immer wieder von Therapeuten, die öfter mal überziehen, und meist sind das sehr bewegende oder wichtige Momente, in denen man ungestört sein möchte.

Das Einzige, was du wissen kannst (können solltest...), ist, dass DEINE Stunde um .00 beginnt.

Und wenn der Patient erst nach .58 das Haus verlässt, dann ist das ggf. für dich ungünstig, und DU könntest es ansprechen, zu Recht.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:38

Mir scheint, dir ist der Unterschied zwischen einem "Gesetz" und einem "wünschenswerten Verhalten" nicht klar.
Und mir scheint, dir ist nicht klar, dass du deine eigenen Werte bzw. das, was du dir wünschst zur Regel machen willst, der andere sich anzupassen haben. So läuft es aber nicht. Auch das hat mit Grenzen zu tun, dass man jemanden nicht in selbstverständlichen Dingen beschneidet (wie freien Aufenthalten in der Öffentlichkeit). Ob jemand vor dem Haus wartet oder noch einmal ums Eck geht, ist dem Patienten überlassen. Ich würde tatsächlich seltsam schauen, wenn mir ein Patient sagen würde, wo ich warten soll. Mit einem geschlossenen Wartezimmer könnte der Therapeut Begegnungen eingrenzen... nicht jeder hat die räumlichen Möglichkeiten. Dafür hat aber der Therapeut zu sorgen, nicht der Patient. Das ist auch Aufgabe des Therapeuten... da gibt es nichts daran zu rütteln, zumindest was gewissen Standards angeht (z.B. dass die Schweigepflicht beachtet wird). Du willst das ja noch viel viel weiter fassen und deklarierst das dann als wünschenswert, weil dir selbst klar ist, dass der Therapeut nicht auch noch sagen kann, was Patienten draußen tun.

Ich werte im Winter mal nach Unterstellmöglichkeit fragen... nicht weil ich das dann unbedingt nutzen will, sondern das will ich jetzt wissen.

Wie gesagt: Mir wurde angeboten, etwas früher kommen zu dürfen. Das nutze ich noch nicht einmal aus. Und selbstverständlich schaue ich, dass ich DRINNEN im Haus keinen Kontakt provoziere.

Und wie das Zeitmanagement im Normalfall ist, bekommt man mit und kann sich daran orientieren. Dazu muss man nicht jede potentiell Ausnahmen einschließen, z.B. das ausgerechnet heute bei Regen noch jemand bis .56 Therapie hat, obwohl die Sitzungen sonst eigentlich pünktlich enden.
Zuletzt geändert von stern am Di., 16.08.2016, 10:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Broken Wing
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:43

@ Isabe: Ich gebe dir Recht.
Meine hat kein Wartezimmer, die Stunde beginnt um xx:00. Mir pers. ist es zwar pieps, wer mich sieht und anstarrt. Und andere müssen ja nicht fürchten, von mir gesehen zu werden.
Aber es versteht sich von selbst, dass ich mich nicht um Viertel vor vor das Haustor plaziere. Wer weiß, wie schnell ein verstörter Pat. checkt, dass er nicht gesehen wird?
Klar, bei den ersten Malen übt man noch die Pünktlichkeit. Mittlerweile komme ich aber max. fünf vor an und die letzten 50 Meter gehe ich um 2 vor, sodass ich um 1-0,5 vor klingele.
Mehr kann ich nicht machen.

Wie gesagt, mir ist es egal, wo mich die Leute anstarren. Und ja, ich bekomme es mit, angestarrt zu werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 10:53

stern:
Du scheinst nicht zu verstehen, dass es mir persönlich vollkommen egal ist, ob du dir ein Zelt dort aufstellst oder nicht. Mir persönlich ist wichtig, nach meinen Stunden möglichst niemandem zu begegnen, der mich fixiert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesem Bedürfnis so nahe wie möglich zu kommen, und du kannst darauf vertrauen, dass ich dafür eintreten würde, solltest DU der nachfolgende Patient sein, der mich fixiert.

Solange ich sicher bin, dass wir beide einander ohnehin nicht vor jemandes Praxistür begegnen, handelt es sich also um eine abstrakte Diskussion; insofern ist mir DEIN Verhalten vollkommen egal. Aber EIN Verhalten von bestimmten Personen darf ich selbstverständlich übergriffig, unsympathisch, belästigend, nervig, albern oder sonstwie finden. Und dabei spielt es keine Rolle, in welchen Räumlichkeiten oder in wessen Hoheitsgebiet dieses Verhalten auftritt.

MEIN Therapeut sagt SEINEN Patienten: "Bitte kommen Sie nicht vor .58". Wenn ich dort also jemanden um .51 vor der Tür sehe, dann DARF das für mich ein Problem sein, von dem ich ausgehe, dass es "oben" nachvollzogen werden kann - selbst dann, wenn es den Therapeuten selbst nicht stört, da er diesen Patienten unten ja nicht sieht. Aber mich darf das stören, und dafür brauche ich deine Erlaubnis nicht.

Wenn dir DEINE Therapeutin anbietet, früher zu kommen, dann ist das bei DEINER Therapeutin gut für dich. Ich rede hier aber nicht über deine Therapie, sondern über meine... (und, auf das Thema bezogen: über MEINE Vorlieben). Dass du das nicht einmal auf einer abstrakten Ebene nachvollziehen kannst - die dich persönlich ja gar nicht tangiert -, wundert mich.

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:05

Wie gesagt: Praktisch latsche ich eh oft umher... soviel zum Abstraktionsvermögen. Ich verstehe also schon ganz gut.
Und wenn er kein Wartezimmer hat - und nur darum geht es überhaupt - und seine Praxisabläufe so strukturiert, dass er sagt: "Bitte kommen (!) Sie erst um .58", dann kann man das so hinnehmen, oder man kann lernen, es hinzunehmen, oder man kann gehen.
-- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37430&start=135
Ja, dann würde ich nicht vor .58 in den Bereich des Therapeuten eindringen, der an der Grundstücksgrenze anfängt.

Das auch noch auf außerhalb auszudehnen, wo man sich aufzuhalten hat, fände ich ziemlich seltsam.

Aber klar, wird ein Therapeut das evtl. besprechen... sage ich ja die ganze Zeit: Therapeuten ansprechen. Einzige Lösung ist hier aber sicherlich nicht, dass er Therapeut dann alle nachfolgende Patienten darum bittet, wo sie zu warten haben. Vielleicht können sich diese nur nicht so gut behaupten wie du. Aber solange der andere Patient den Mund hält, hat es der Therapeut ja sehr leicht...
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:12

Und die Grundstücksgrenze ist die Haustür. Plus Vorgarten, Zaun usw., falls vorhanden. Es geht dabei auch nicht um juristische Fragen, wie ich immer gerne wiederhole, bis es angekommen ist, sondern um das Taktgefühl. Wenn man über ein solches verfügt, ist es nicht schwer, sich das Haus, in dem der Therapeut praktiziert, vorzustellen und dann zu entscheiden, wo man am besten wartet, um möglichst niemanden zu belästigen. Das KANN eigentlich nicht so schwer sein. Wer trotzdem das Bedürfnis hat, unbedingt die Grenze bis zum allerletzten Millimeter auszureizen, muss halt damit rechnen, anzuecken oder als unangenehm empfunden zu werden.

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Candykills
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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:16

Ich finde das völlig übertrieben, Isabe. Letztens traf ich meine Dozentin beim Psychiater im Wartezimmer. Der bestellt die Patienten auch nicht einzeln ein. So what? Jetzt weiß sie, dass ich einen an der Klatsche habe und ich weiß, dass sie einen an der Klatsche hat (wobei ich das schon aus dem Seminar wusste).
Wichtig ist doch, dass man sowas für sich behält und nicht mit anderen darüber spricht, wen man wo auch immer angetroffen hat.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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stern
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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:21

isabe hat geschrieben:Aber EIN Verhalten von bestimmten Personen darf ich selbstverständlich übergriffig, unsympathisch, belästigend, nervig, albern oder sonstwie finden. Und dabei spielt es keine Rolle, in welchen Räumlichkeiten oder in wessen Hoheitsgebiet dieses Verhalten auftritt.
Darfst du ja auch, also genervt sein... und klar kann das stören (muss es aber nicht). Ich schrieb nie etwas anderes. Nur gehst du doch viel weiter: Der Patient hat zu riechen, was DU willst und für deine Gefühle zu sorgen, indem er dort wartet, wo DU das für angemessen ansiehst.

Hä, ich werte doch nicht juristisch??? (die einzige, die juristische Vergleiche anstellte, warst du), sondern ich habe lediglich andere Vorstellungen davon, was es bedeutet, wenn man nicht vor .58 kommen soll. Nämlich dass man sich draußen aufhalten kann, wo man will und man erst ab .58 in den Bereich des Therapeuten eindringt, der für mich frühstens ab der Grundstücksgrenze anfangen würde. Praktisch dürfte ich sogar etwas früher kommen und drinnen warten (das hier jeder Therapeut sein eigenen Gepflogenheiten hatte, erwähnte ich ja auch unmissverständlich). Aber in solche Fällen ist die Grenze dann sogar noch weiter gefasst. Und praktisch ist es sinnvoll, dass vom Therapeuten zu konkretisieren zu lassen, wenn etwas unklar ist bzw. wenn es ein Unbehagen gibt.
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:28

Stern:
Der Patient muss nicht erahnen, was ein bestimmter Mitpatient will. Aber wenn er taktvoll ist, dann wird er sich so verhalten, dass er weitgehend berücksichtigt, dass andere Menschen, die gerade aus einer Therapiestunde kommen, in der Regel ungestört sein wollen. Es ist nicht schwer, sich in solchen Situationen möglichst unauffällig zu verhalten, denn du kannst davon ausgehen, dass niemandem etwas fehlt, wenn er dich in dieser Situation nicht sieht. Du KANNST also mit Zurückhaltung gar nichts falsch machen. Das ist der Unterschied zu einem Dilemma, wenn man z.B. tatsächlich nicht weiß, ob man jemanden ansprechen soll oder nicht.

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Beitrag Di., 16.08.2016, 11:40

Vor dem Haus schweigend zu warten, finde ich persönlich unauffällig. Auffällig wäre eher, wenn man gezielt andere Patienten abfängt (also bewusst erwischen will). Störend wäre evtl. auch eine Ansprache (zumindest für manche). Alles andere ist eigenes Kopfkino bzw. eigene Gefühle. Wie gesagt: Ich mache das nicht, sondern laufe (mit Abstand) umher (weil es mir selbst lieber ist)... bzw. bin noch auf dem Weg... fände das aber ebenfalls vertretbar.

Mich stört, dass der schwarze Peter dem anderen Patienten zugeschoben wird. Genauso gut könntest du ja den anderen Patienten ausblenden, um dich nicht gestört zu fühlen - solange er dich nicht auch noch anspricht.
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isabe
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Beitrag Di., 16.08.2016, 12:01

stern hat geschrieben:Störend wäre evtl. auch eine Ansprache (zumindest für manche). Alles andere ist eigenes Kopfkino bzw. eigene Gefühle
Das stimmt so nicht, Stichwort: Projektive Identifizierung. Ich weiß nicht, wie oft es dir in deinem Leben schon passiert ist, aber der Mensch hat, selbst wenn er nichts sagt und scheinbar nichts tut, eine unheimliche Gewalt durch diesen Abwehrmechanismus. Das fängt schon bei Schulkindern an, die den Lehrer ganz provozierend fragen: "Ich? Ich hab gar nichts gemacht!" - und die darüber triumphieren, dass sie es geschafft haben, den Lehrer auf die Palme zu bringen, obwohl sie nichts getan haben, wofür man ihnen einen Tadel verpassen könnte. Da handelt es sich aber um Kinder. Die "dürfen" noch unreif sein. In der Therapie darf man das gerne auch sein - soll der Therapeut sich was einfallen lassen.

Der räumliche und zeitliche Bereich zwischen Praxistür und Vorgarten respektive zwischen den Stunden eignet sich in ganz "wundervoller" Weise dazu zu agieren und den Mitpatienten mit eigenen Trieben "anzufixen".

Das trifft natürlich nicht auf jeden zu! Aber wer das Thema leugnet, hat sich vermutlich bisher einfach noch nie damit befasst - oder es interessiert ihn nicht (oder er versteht es nicht). Mich aber interessiert es, auch deshalb, weil es mich betrifft und ich unter diesen Mechanismen sehr gelitten habe. Da brauche ich das nicht noch von anderen Patienten.

Und natürlich hat das auch was mit mir zu tun, insofern als ich selbst Probleme habe. Daher ist mir auch so wichtig, ungestört kommen und gehen zu können.

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Beitrag Di., 16.08.2016, 12:16

isabe hat geschrieben:Der räumliche und zeitliche Bereich zwischen Praxistür und Vorgarten respektive zwischen den Stunden eignet sich in ganz "wundervoller" Weise dazu zu agieren und den Mitpatienten mit eigenen Trieben "anzufixen".
Zwar ist ein guter Teil der Kunden gestört... aber wenn bewusst oder unbewusst andere Patienten anfixen will, so braucht es schon ein höheres Maß an Gestörtheit, was ich so vielen jetzt auch nicht zutraue.

Viele werden schlichtweg auf ihren Termin warten. Und das IST unauffällig... was anderes wären Handlungen, die tatsächliche Aufmerksamkeit erfordern. Wie Klingeln, Ansprechen... aber selbst das wird dann manchmal ignoriert (wenn es während der Sitzung passiert). Und irgendwo muss man ja notfalls warten... auch hier ist nicht ausgeschlossen, dass man jemand stört. Aber darum geht es auch nicht. Therapeuten, die ich kenne hatten auch nicht den Anspruch alles zu vermeiden, was Unbehagen erzeugt (ist Abwägungssache)... das wäre auch nicht therapeutisch sinnvoll.

Und ja, wenn man mutmaßt, was andere im Schilde führen ist es bis zur Klärung Kopfkino bzw. Unterstellung. Vielleicht ist jemand bewegungseingeschränkt und lässt sich immer zur Haustüre fahren. Oder Zwanghaftigkeit, etc. Da gibt es so viel, was möglich ist und jenseits dessen liegt andere ärgern zu wollen. Aber klar, wenn man davon ausgeht, ist man dann umso genervter. Blöd nur, wenn es in Wirklichkeit doch anders ist...
Zuletzt geändert von stern am Di., 16.08.2016, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.
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