Aktuellen Therapeuten zufällig getroffen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 27.05.2017, 17:47

ephraima hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 17:27 Fühlen ist keine Technik.
Wieso ist Dir das so wichtig?

Das Gefühl selbst ist natürlich nicht "technisch erzeugt", aber es wird im Rahmen einer Technik genutzt.

Ich verstehe nicht, warum es manchen Menschen so extrem wichtig ist, dass die Gefühle die ECHTEN Gefühle des Therapeuten sind. Unechte Gefühle gibt es eh nicht... Das klingt so ein bisschen als müsste an einem "Ich fühle mich von meinem Therapeuten geliebt also hat er mich auch geliebt!" unbedingt festgehalten werden, so als bräuchte das eigene Fühlen einen "Beweis" und würde wertlos/unecht in dem Moment wo kein anderer der "Verursacher" ist.

Also quasi so als wäre der Unterschied zwischen: "Ich fühle mich...von Dir...aus mir heraus." und: "Ich fühle mich...von Dir...weil Du das fühlst" noch nicht aushaltbar.

Oder auch als Vergleich:

"Ich fühle mich liebenswert weil ich liebenswert bin." (eigene innere Überzeugung/Selbstliebe)

versus

"Ich fühle mich liebenswert, weil ein anderer mich liebt." (äußerer Beweis)

Werbung

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 27.05.2017, 18:33

Ich glaube ja schon, dass ein guter Draht zwischen Therapeut und Patient entstehen kann bzw. dass da große Sympathien entstehen können. Aber es ist eben eine zweckgebundene "Liebe". Und das reicht mir persönlich nicht aus. Ich möchte, dass die Beziehungen in meinem Leben, die ich mit Liebe oder Zuwendung in Verbindung bringe, natürlich entstehen und nicht, weil ich mit jemandem einen Vertrag geschlossen habe und ihn dafür bezahle. Das heißt nicht, dass es in einem solchen begrenzten Rahmen nicht auch zu bereichernden Erlebnissen kann, aber es ist eben keine natürliche Beziehung, wie sie im Leben entsteht.

Benutzeravatar

Krümmelmonster
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 47
Beiträge: 569

Beitrag Sa., 27.05.2017, 19:51

Hallo ephraima,
mich würde interessieren.
was wäre dabei wenn er dich angesprochen hätte?


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 27.05.2017, 20:09

sandrin hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 18:33 Ich glaube ja schon, dass ein guter Draht zwischen Therapeut und Patient entstehen kann bzw. dass da große Sympathien entstehen können. Aber es ist eben eine zweckgebundene "Liebe". Und das reicht mir persönlich nicht aus. Ich möchte, dass die Beziehungen in meinem Leben, die ich mit Liebe oder Zuwendung in Verbindung bringe, natürlich entstehen und nicht, weil ich mit jemandem einen Vertrag geschlossen habe und ihn dafür bezahle. Das heißt nicht, dass es in einem solchen begrenzten Rahmen nicht auch zu bereichernden Erlebnissen kann, aber es ist eben keine natürliche Beziehung, wie sie im Leben entsteht.
Das finde ich eine sehr gute Beschreibung dessen, wie ich es auch sehe. Und mir fällt noch ein Satz ein, den meine Thera mal zu mir gesagt hat. Sie meinte: Wenn Sie den Menschen kennenlernen verlieren Sie den Therapeuten.

Ich fand das sehr einleuchtend, nicht, weil der Therapeut dann ein anderer Mensch würde, sondern weil es dem Therapeuten dann nicht mehr zu 100% möglich wäre sich therapeutisch zu verhalten, was ja auch bedeutet absolut klar zu trennen zwischen sich selbst und dem anderen. Das ist in einer Therapie ein "Einbahnstraßenspiel" in der Realität aber was, was beide aushandeln müssen.

Werbung

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:05

ephraima hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 17:27 Wir reden aneinander vorbei. Fühlen ist keine Technik. Und davon, dass nicht agiert werden darf, sprach ich ja auch.
Der Analytiker wird darin ausgebildet diese Gefühle bewust wahrzunehmen, wesendlich deutlicher an jemand der darin nicht ausgebildet wurde. Somit ist es Technik.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:14

mio hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 17:47
ephraima hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 17:27 Fühlen ist keine Technik.
Wieso ist Dir das so wichtig?

Das Gefühl selbst ist natürlich nicht "technisch erzeugt", aber es wird im Rahmen einer Technik genutzt.

Ich verstehe nicht, warum es manchen Menschen so extrem wichtig ist, dass die Gefühle die ECHTEN Gefühle des Therapeuten sind. Unechte Gefühle gibt es eh nicht.
Analytiker sind in de Lage die Gefühle ihrer Pat. als eigene Gefühle wahrzunehmen. Und müssen diese Gefühle von ihren eigenen unterscheiden können. Das ist Technik, denn außer Analytiker kann das niemand derart umfangreich und sicher.

Ich selber habe diese Technik teilweise und unfreiwilllig während meiner Arbeit mit Pat. erlernt, aber lange nicht so umfangreich wie dies Analytiker beherrschen, die ja darin ausgebildet wurden.
Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:24

Also, mit der Gegenübertragung ist das so: Es gibt die Übertragung des Menschen "Herr Müller (der zufällig Therapeut ist)" auf den Menschen "Frau Lehmann (die zufällig Patientin ist)". Dann gibt es zweitens die Gefühle, die der Therapeut wahrnimmt, die aber eigentlich aus dem Patienten kommen: Er spürt dann all das, was der Patient nicht fühlen kann. Das ist die eigentliche Gegenübertragung, die nicht ausagiert werden darf (von wegen: "Du Patient machst mich so aggro, dass ich dich jetzt fertigmache"). Im Grunde aber spaltet man das nicht so auf, dass "das Eine" Technik ist und "das Andere" Menschsein.

Wichtig ist nur, dass die entstehenden Gefühle für das Verstehen genutzt werden und nicht zum Spaß. Die Technik ist also logischerweise nicht das Gefühl (sonst wäre es kein Gefühl, sondern eine Lüge, und natürlich wird es das auch geben, dass Th. ihre Pat. anlügen); die Technik besteht darin, das tatsächliche Gefühl zum Arbeiten zu benutzen. Deshalb bleibt es trotzdem ein vollkommen menschliches Gefühl, das sich steigern kann bis zum Unerträglichen (dann wird es schwierig).

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:31

mio hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 20:09 mir fällt noch ein Satz ein, den meine Thera mal zu mir gesagt hat. Sie meinte: Wenn Sie den Menschen kennenlernen verlieren Sie den Therapeuten.
Und intuitiv weis man das als Pat.
So habe ich es erlebt, als ich meinen damaligen Psychotherapeuten zufällig im Supermarkt traf. Ich erblickte ihn, als er damit beschäftigt war eine Ware zu prüften und grüßte ihn freudig mit den Worten; "Schön Sie zu sehen." Er war so verdattert das er nicht antworten konnte. Ich wand mich lächelnd ab, um ihn nicht weiter zu belästigen.
Als ich meinen Einkauf auf dem Parkplatz in den Kofferraum räumte, kam er auf mich zu und wollte mit mir sprechen, ich fühlte mich unwohl dabei und wand mich ab.

Genau so geht es mir mit meinen Pat. Viele Grüßen, wenn sie mich sehen. Aber, der Anlauf zu einem privaten Gespräch wird nicht unternommen. Und das ist in Ordnung so.
Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:37

Das weiß man nicht nur intuitiv als Patient, sondern ganz "offiziell". Der Trugschluss besteht darin, anzunehmen, dass es deshalb keine tatsächlichen Gefühle gibt - tatsächlich ist es nur so, dass der Patient sie nicht mitgeteilt bekommt.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:47

Lockenkopf hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 22:14 denn außer Analytiker kann das niemand derart umfangreich und sicher.
Das halte ich für absoluten Quatsch. Das kann jeder Mensch der mit sich und seinen eigenen Gefühlen im Reinen ist. Nur Analytiker SOLLTEN es (qua Auftrag) können im Gegensatz zum "Normalsterblichen". Dass es alle können wage ich zu bezweifeln, aber es wäre professionell.

Benutzeravatar

Krümmelmonster
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 47
Beiträge: 569

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:56

Hallo Lockenkopf,
wenn zum beispiel der patient was trauriges erzählt und weint nicht dann spiegelt dies der Therapeut der therapeut weint dann ist das korrekt zu verstehen
Zuletzt geändert von Krümmelmonster am Sa., 27.05.2017, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 27.05.2017, 22:56

isabe hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 22:24 Also, mit der Gegenübertragung ist das so: Es gibt die Übertragung des Menschen "Herr Müller (der zufällig Therapeut ist)" auf den Menschen "Frau Lehmann (die zufällig Patientin ist)". Dann gibt es zweitens die Gefühle, die der Therapeut wahrnimmt, die aber eigentlich aus dem Patienten kommen: Er spürt dann all das, was der Patient nicht fühlen kann. Das ist die eigentliche Gegenübertragung, die nicht ausagiert werden darf (von wegen: "Du Patient machst mich so aggro, dass ich dich jetzt fertigmache"). Im Grunde aber spaltet man das nicht so auf, dass "das Eine" Technik ist und "das Andere" Menschsein.

Der Analytiker fühlt, was der Pat. fühlt (oder auch das Gegenteil dessen). Ob der Pat. seine Gefühle war nimmt oder nicht, ist für die Wahrnehmung des Analytikers unerheblich.
Denn ich fühle was meine Pat. fühlen und diese können mir meine Annahme ihrer Gefühle bestätigen. Ein Beispiel, ich stütze einen Pat. bei der Gehschulung über Hürden und mir wird ein bischen schwindelig. Ich frage den Pat.: "Ist Ihnen schwindelig?" Die Antwort lautet: "Ja". Ich führe den Pat. ungehend zur nächsten Sitzgelegenheit.
Wichtig ist nur, dass die entstehenden Gefühle für das Verstehen genutzt werden und nicht zum Spaß. Die Technik ist also logischerweise nicht das Gefühl (sonst wäre es kein Gefühl, sondern eine Lüge, und natürlich wird es das auch geben, dass Th. ihre Pat. anlügen); die Technik besteht darin, das tatsächliche Gefühl zum Arbeiten zu benutzen. Deshalb bleibt es trotzdem ein vollkommen menschliches Gefühl, das sich steigern kann bis zum Unerträglichen (dann wird es schwierig).
Die Technik des Analytikers besteht darin, das Gefühle bewust wahrzunehmen, einzuordnen und zur therapeutischen Arbeit zu benutzen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Sa., 27.05.2017, 23:02, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 27.05.2017, 23:00

isabe hat geschrieben: Sa., 27.05.2017, 22:37 Das weiß man nicht nur intuitiv als Patient, sondern ganz "offiziell".
Ich glaube, das es den meisten Menschen nicht wirklich bewusst ist, das sie eine Th. verlieren, wenn sie den Menschen kennen lernen.
Aber intuitiv wissen es die meisten und verhalten sich danach.
Der Trugschluss besteht darin, anzunehmen, dass es deshalb keine tatsächlichen Gefühle gibt - tatsächlich ist es nur so, dass der Patient sie nicht mitgeteilt bekommt.
Dem stimme ich zu.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Krümmelmonster
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 47
Beiträge: 569

Beitrag Sa., 27.05.2017, 23:05

das sie eine Th. verlieren, wenn sie den Menschen kennen lernen.
Na ja der Patient will ja nicht gleich einziehen sondern evtl nur ein Kleinen plausch machen da ja der Therapeut ja eine privats phäre hat. Da ist doch nichts einzuwenden Oder?


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Sa., 27.05.2017, 23:06

Man muss nicht ausgebildeter Analytiker zu sein, um psychoanalytisch wahrzunehmen und zu denken oder Gegenübertragungsgefühle zu erkennen. Nur ist der Analytiker derjenige, der das können MUSS.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag