Professionalität des Therapeuten

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 04.02.2016, 14:55

es geht um nix Materielles
es ist rein emotional
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stern
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Beitrag Do., 04.02.2016, 15:02

ziegenkind hat geschrieben:um es noch mal komplexer zu machen: meine therapeutin wusste manchmal nicht so genau, warum sie wann was gemacht hat. wir haben da mehrere male sehr ausführlich drüber gesprochen: verweht sie mir etwas, weil sie wütend war oder weil sie das jetzt therapeutisch richtig findet? gewährt sie mir etwas, weil sie unbedingt jetzt und hier und sofort einen durchbruch erzielen will auch für ihr narzistisches ego?
Das das keine leichte Entscheidung ist und das auch etwas verwoben sein kann, glaube ich aufs Wort. Aber wenn das jemand reflektiert so zeugt das von anderem Problembewusstsein als wenn man einfach tut oder etwas laufen lässt und es nicht mehr wirklich hinterfragt wird. Dass es dabei zu Fehleinschätzungen kommen kann liegt in der Natur der Sache.

----

Würde ich nicht wesentlich anders sehen, dass es in einer Therapie um die Belange (Heilung) des Patienten zu gehen hat und nicht um Therapeutenbedürfnisse. Das schließt ja auch nicht aus, dass er sich auch mal für einen Patienten freuen kann... oder mitfreut, wenn ein Meilenstein erreicht wurde... und dass der Beruf einem Therapeuten auch viel geben kann (und nicht nur belastend ist). Wenn ein Therapeut riecht, dass ein Patient glaubt, für das emotionale Wohl des Therapeuten sorgen zu müssen/wollen, so wäre ich aber nicht so sicher, ob er das zulässt, wenn er es genau nimmt... und das ist vielleicht auch gut so. Hilft aber vermutlich nur, es auszuprobieren. Es ist Sache des Therapeuten, darauf passend (und professionell... eigentlich) zu reagieren.
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Solage
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Beitrag Do., 04.02.2016, 20:11

Dr. jur. Dipl.-Psych.Giulietta Tibone, München
„Behandlungstechnische Aspekte, die das hilfreiche Potential einer Psychoanalyse
beeinträchtigen – aus der Erfahrung der Vertrauensleute mit Patientenbeschwerden“

Veranstaltung der Vertrauensanalytiker der DGPT:

Auszug aus dem Link:
http://www.ellen-spangenberg.de/Formula ... T-2011.pdf

"3. Der dritte und letzte Bereich, auf den sich Beschwerden an die Vertrauensleute beziehen, betrifft
Phänomene der Funktionalisierung der analytischen Beziehung zu eigenen Zwecken des
Analytikers im eigentlichen Sinne: Es handelt sich hier um ein weites Feld, das sich von der
Inanspruchnahme von Diensten von Analysanden bis hin zur sexuellen Verführung und zum
sexuellen Missbrauch erstreckt und auch Verhaltensweisen wie das unerlaubte Publizieren oder
den finanziellen Missbrauchs einschließt. All diese unterschiedlichen Fälle sind dadurch
charakterisiert, dass die Bedürftigkeit des Analytikers und/oder sein Wunsch, einen Vorteil für sich
zu erzielen, sich sozusagen als ein Fremdkörper in den Behandlungskontext einschieben und ihn
sprengen.
Auch handelt es sich hier um bewusste Handlungen des Analytikers, die oft eine
Planung voraussetzen. In all diesen Fällen haben Analysanden – je nach Fall mit mehr oder
minder destruktiven Folgen - nachträglich das Gefühl, dass es in der Behandlung nicht um sie,
sondern um das , wie auch immer geartete, Interesse des Analytikers, gegangen ist, das sich ihrer
eigenen Problematik quasi aufgestülpt hat. In diesem „Nicht-Gemeint-Sein“ drückt sich auf
unterschiedliche Weise das eigentlich Missbräuchliche der Behandlungen aus, die im übrigen
meist dem Analytiker bekannte, missbräuchliche Szenarien in der Genese der Patienten
traumatisierend wiederholen.
Auch deswegen ist es im allgemeinen für die Patienten sehr schwer, sich zu einer Beschwerde
aufzuraffen. Am schwersten sicher für die Opfer sexueller Grenzverletzungen, die auch nach
unserer Erfahrung kaum früher als 8 bis 10 Jahre nach dem Missbrauch zu einer Beschwerde in
der Lage sind. Uns scheinen im übrigen solche Beschwerden in keiner Weise abzunehmen
(anderer Meinung sind unsere Kollegen Vertrauensleute der DPG in ihrem interessanten Artikel im
Forum der Psa. 20117).
Die vorgetragenen Beschwerden von Patienten und Kandidaten sind in unseren Augen als die Spitze eines Eisbergs zu betrachten.
In Fällen der Funktionalisierung der analytischen Beziehung zu eigenen Zwecken des Analytikers
greift ein präventiver Ansatz kaum. Die Funktionalisierung erfolgt meist bewusst und zeigt sich
eindrucksvoll als Teil einer privaten, devianten therapeutischen Theorie des Analytikers, die sich
erst nach der Aufdeckung des missbräuchlichen Verhaltens in Gesprächen offenbart. (Am
verbreitesten ist die Rationalisierung, die Patientin durch sexuelle Handlungen oder durch die
Aufnahme einer sexuellen Beziehung retten zu wollen. Dieser Rationalisierung, welche die
Erfüllung eigener Bedürfnisse des Therapeuten verschleiert, liegen oft grandiose
Heileridentifikationen zugrunde.) In diesen Fällen äußert sich der Analytiker bewusst nicht in Intervisionskreisen zu seinem Verhalten".

Eben dieses "Nicht-Gemeint-Sein" vom Therapeuten, dass es um SEINE Interessen geht ist das Missbräuchliche.
So habe ich es auch erlebt.
Nicht eine Postkarte aus dem Urlaub, ein kleines Geschenk, eine notwendige Zuwendung in bestimmten Situationen sind für mich missbräuchlich, sondern, dass eben die Interessen des Therapeuten wichtiger sind als meine.
Und es ist leider so, dass die meisten Frauen eben keine Anzeige erstatten oder Beschwerde einlegen. Die Bindung an so einen Therapeuten ist oft sehr stark und die betroffenen Frauen sind der Belastung eines Verfahrens oft nicht gewachsen. Steht doch Aussage gegen Aussage und wer glaubt dann schon einer psychisch kranken Frau?
Zuletzt geändert von Solage am Do., 04.02.2016, 20:23, insgesamt 2-mal geändert.

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stern
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Beitrag Do., 04.02.2016, 20:19

ziegenkind hat geschrieben:ich wollte dich übrigens überhaupt nicht angreifen vorhin mit meiner frage nach den standards von professionalität. ich glaub nur wirklich, dass z.B. das überziehen einer stunde beim selben therapeuten und bei derselben patientin in der einen situation "richtig" und in der anderen "falsch" sein kann. will heißen, das, was aussieht, wie daselbe, kann in der tat etwas unterschiedliches bedeuten. in der einen situation verhindert es therapieabbruch und zu viel not, in der anderen situation ist es ausdruck einer verstrickung und dessen, dass die therapeutin sich nicht mehr abgrenzen kann.

Dem würde ich auch zustimmen... und genau das habe ich ja wirklich versucht aufzudröseln, dass man nicht pauschal sagen kann, Überziehungen (oder sonstige Punkte im Eingangsposting) sind per se professionell oder unprofessionell. Das sind meine Worte. Und daher kann es auch (das war eine Frage im Thread) zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Nur ist ja die Frage, unter welchen Umständen ist es professionell und wann ist es unprofessionell. Und dazu unterscheiden sich die Meinungen eigentlich nicht fundamental.

Wenn zum Bleistift die Bedürfnisse des Therapeuten im Vordergrund stehen oder der Therapeut unreflektiert etwas ausagiert (um sich zu entlasten... als Therapeutenbedürfnis), so könnte man es kaum als professionell ansehen. So wäre es (als Beispiel... ich habe es nachgelesen ) auch ein Verstoß gegen die Abstinenz, wenn durch eine übermäßige Versorgung (wenn die Überziehung also gar nicht notwendig wäre, der Therapeut aber irgendwelchen unreflektierten Impulsen nachgeht... z.B. um sich zu entlasten) die Autonomie des Patienten untergraben werden würde. Eine Verstrickung würde ich per se nicht als "professionellen Standard" ansehen... diese geht normal mit dem Verlust von professioneller Distanz einher. Einen Therapieabbruch zu verhindern oder mal eine Notfallversorgung muten eher therapeutisch an. Dazu braucht es jedoch keine unprofessionelle Maßnahmen. Eine Überziehung wäre unter den Umständen auch eher therapeutisch.

Es sollte reflektiert werden, ob etwas eigenen Wünschen/Bedürfnissen dient oder den Patienteninteressen. Es kann auch beides verwirklicht sein (z.B. Therapeut freut sich über etwas), aber darunter haben Patienteninteressen nicht zu leiden.

Die Schwierigkeit ist eher, die passende Motivation zugrunde zu legen... aber was unprofessionell ist, ist nicht wirklich zweideutig (in der Literatur), sondern recht eindeutig.

Dem Patienten wird zugebilligt, dass er aus dem Blick verlieren kann, dass der Therapeut in der Rolle als Therapeut fungiert (ich gehe aber davon aus, dass ein Therapeut daran erinnern würde, wenn das auffallen würde). Oder ein Patient kann auch versuchen, dass der Therapeut die Rolle verlässt (ich glaube sogar, das ist nicht so selten und manchmal sogar ein Hintergrund, wenn es um solche Punkte geht). Aber ein Therapeut sollte tunlichst nicht aus den Augen verlieren, dass er eine professionelle Rolle innehat.

Solage noch nicht gelesen.
Zuletzt geändert von stern am Do., 04.02.2016, 20:34, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Do., 04.02.2016, 20:22

Solage hat geschrieben:Nicht eine Postkarte aus dem Urlaub, ein kleines Geschenk, eine notwendige Zuwendung in bestimmten Situationen sind für mich missbräuchlich, sondern, dass eben die Interessen des Therapeuten wichtiger sind als meine.
Genau... so in etwa meinte ich das. Wenn es dem Therapeuteninteresse dient (und die des Patienten dabei aus dem Blick geraten) ist es missbräuchlich bzw. unprofessionell. Ich würde dann jedoch auch den ganzen Akt so bezeichnen, der den eigenen Interessen diente bzw. an den Patienteninteressen vorbei geht.
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Möbius
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Beitrag Do., 04.02.2016, 21:34

Wie will man es als Patient, der nicht die vielleicht wünschenswerte Qualitfikation zum staatlich geprüften Patienten für Psychotherpie durchlaufen hat, denn erkennen ?

Wenn ein Therapeut den Patienten umarmt: das kann hochprofessionell sein, wenn der Patient gerade in der Psychoanalyse wiedererlebt hat, einen Mord begangen zu haben, den er verdrängt hatte. Es kann aber auch der Anfang eines sexuellen Mißbrauchs von Abhängigen sein !

Wenn der Therapeut dem Patienten eine Weihnachtskarte schickt: das kann eine professionelle "narzistische Zufuhr" an einen tief depressiven, vereinsamten Patienten sein, der zudem deutliche Anzeichen von Suizidalität hat erkennen lassen - aber genausogut ein narzistischer Mißbrauch eines vereinsamten Therapeuten ! Und zwischendrinn: eine Marketing-Maßnahme eines Therapeuten, der unter akutem Patientenmangel leidet.

Email-Verkehr ist angesprochen worden - das ist in meiner Psychotherapie die Regel. Die Sitzungen werden durch meist recht ausführliche mails von mir vorbereitet. Diese "professionell" zu lesen, beansprucht meinen Therapeuten wahrscheinlich nur wenige Minuten. Daß emails "faktisch öffentlich" sind, weiß ich als ehemaliger Wirtschaftsanwalt nur zu gut. Es gibt eine Vereinbarung, daß eine Antwort von mir niemals erwartet wird, wenn ich nicht im Betreff der email "Antwort erbeten!" angebe - immerhin sitze ich 150 Bahnkilometer vom Therapeuten entfernt. Bislang waren diese Antworten des Therapeuten nur 2-3 x in über 2 Jahren erforderlich - aus rein organisatorischen Gründen.

Es hilft nichts, einen Katalog von "potentiell unprofessionellem Verhalten" aufstellen zu wollen- man kommt nicht um die Beurteilung des Einzelfalls herum.

Es ist mir eine gruselige Vorstellung, wie der "aufgeklärte" oder "mündige" Patient nach jedem Termin beim Therapeuten zuhause - möglicherweise schon auf dem Heimweg mit modernen Kommunikationsmitteln - eine Checkliste durchgeht, um zu überprüfen, ob das jeweilige Verhalten des Therapeuten in der letzten Stunde möglicherweise unprofessionell gewesen sein könnte, und sich daraufhin in "berechtigte" Sorgen darüber ergeht, womöglich demnächst Opfer eines sexuellen Mißbrauchs von Abhängigen zu werden, weil irgendein Verhalten des Therapeuten auf irgendeiner Checkliste steht, die sich der Patient irgendwo aus dem Netz gesaugt hat. Und der Autor dieser Checkliste ist dann einer jener berüchtigten "Internet-Experten", dessen Qualifikation im wesentlichen darin besteht, komplexe Sachverhalte mit Gewalt soweit herunterzubrechen, daß sie auf eine Bildschirmseite passen, wobei der Maßstab der "Bildschirmseite" vom PC zum Notebook über das Tablet bis zum iPhone herunterzuschrumpfen scheint.

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stern
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Beitrag Do., 04.02.2016, 21:51

Sag' ich doch die ganze Zeit... bis auf eindeutige Sachverhalte wie sexueller Missbrauch, Patient arbeitet für den Therapeuten, usw. kann man es nicht am Geschehnis selbst festmachen, sondern muss differenzieren (wie bei vielen Punkten im Eingangsposting. Je nach Abwägung kann es daher auch zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen). Die UNTERSCHEIDUNGSKRITERIEN sind dabei relativ eindeutig (ist so)... dazu braucht es nicht einmal eine Liste. Aber ich merke... es scheitert am Leseverständnis oder vermutlich dem Willen.
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Beitrag Do., 04.02.2016, 22:29

Ich habe übrigens auch einige Punkte aus dem Eingangsposting kennengelernt . Trotzdem sehe ich es so, wie ich es sehe.

Wenn ein Therapeut zur sehr zwischen Mensch und professioneller Rolle trennen muss, so kann das zu Lasten der Authentizität gehen... Nicht mein Fall, wenn ich das so empfinden würde. Mir sind Therapeuten am liebsten, bei denen ich eine gewisse Authentizität wahrnehme (absolute geht nicht... und sicher kann ich es auch nicht in jedem Fall wissen, ob es so ist), die ihre menschlichen Fähigkeiten aber nutzen können, um professionell zu agieren. Somit muss sich beides nicht zu sehr ausschließen. Mir ist Professionalität wichtig ... erst das ermöglicht Therapie. Ein Urlaubs-Kärtchen kann ich notfalls auch anderweitig erhalten. Wenn alles daran hängt, dann habe ich sehr vermutlich noch ganz andere Probleme als ein Kärtchen. Käme mir etwas zweifelhaft vor, würde ich nachfragen. Bei einer Schwierigkeit wurde z.B. überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, in der Sitzung für Entlastung zu schaffen... fand ich recht fürsorglich und ist mir grds. am liebsten, wenn es so geht, also im direkten Kontakt... und ich möglichst nicht auf irgendwelche "Goodies" "angewiesen" bin.
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Beitrag Do., 04.02.2016, 22:56

Und wieso sollte eine Checkliste Sorgen bereiten? Im Thread haben doch manche geschrieben, wer zufrieden ist, den kratzt das gar nicht und die Frage nach der Professionalität stellt sich für denjenigen dann angeblich auch nicht... und man sollte sich lieber seinen Problemen widmen. Oder ähnlich. Wie auch immer: Muss man ja auch wirklich nicht tun, wenn man nicht mag... und was andere tun, braucht erst recht nicht zu kratzen, sondern das kann man doch locker ignorieren.
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 09:36

Vor einer OP bzw. selbst bei leichteren Eingriffen wird man oft darüber aufgeklärt, dass man sogar sterben könnte - mit Hilfe einer mehrseitigen Liste, die nicht mehr auf eine PC-Seite passt. Ebenso Medikamentennebenwirkungen. Aber ausgerechnet in einer PT soll es schädlich sein zu wissen, wie man seriöse Behandler von unseriösen unterscheiden kann... ich weiß nicht. Halte ich für übertrieben. Dort gibt es im Vergleich zu anderen Behandlungen eh relativ wenige Informationen.
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 12:44

stern hat geschrieben:Und wieso sollte eine Checkliste Sorgen bereiten?
Weil sie unter Umständen ein bereits vorhandenes "Misstrauen" erst recht schüren könnte und damit verunsichernd ("Therapieschädlich") wäre.

Der Therapeut hat vielleicht eine völlig harmlose "private" Bemerkung gemacht: Sorge, er könne nicht professionell genug arbeiten. Der Therapeut überzieht mal eine Stunde "aus Gründen": Sorge er könne auf narzisstischen Missbrauch aus sein. Der
Therapeut legt einem tröstend die Hand auf die Schulter in einem schwierigen Moment: Sorge, er könne körperlich übergriffig werden. Usw. usf..

Ich persönlich gehöre nicht zu dem diesbezüglich "gefährdeten Klientel", aber gerade für Menschen, die leicht zu verunsichern sind diesbezüglich kann einen solch "starre" Checkliste auch schädlich sein, da sie ein für jede Therapie notwendiges Vertrauen in den Therapeuten und den Prozess auch gefährden kann.

Die Argumente (Checkliste) die Du als "Sicherheitsspendend" (für Dich) anführst könnten sich also auch ins "Gegenteil" verkehren und jede für sich genommen vielleicht einfach nur "hilfreiche" Intervention zu einer unnötigen "Bedrohung" hochstilisieren (für andere) so sie als "so hat es zu sein und nicht anders" dargestellt werden.

Du beanspruchst für Dich, dass Du es so sehen und handhaben darfst. Das darfst Du. Aber verallgemeinern lässt sich das eben nicht - was Du ja im Prinzip auch selbst sagst. Gleichzeitig wirst Du aber nicht müde Deine Sicht hier dauernd mit Belegtexten etc. als "wahr" zu untermauern. Und das mit einer sehr großen Ausdauer.

Für meine Begriffe geht es Dir bei diesem Thema eigentlich um was anderes, nämlich um die "Schuld/Verantwortungs" Frage. Die ist allerdings ebenso persönlich und individuell wie eine jede Therapie und so an diese Frage zu "einseitig" rangegangen wird - von welcher "Seite" auch immer - dürfte was (noch) nicht stimmen. Beim Therapeuten wird es dann "missbräuchlich", beim Patienten liegt dann noch ein "Lern-/Wachstumsbedarf" vor.

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Beitrag Fr., 05.02.2016, 12:59

Du hebst doch immer Eigenverantwortung hoch... oder irre ich mich?: Dann liest man es doch nicht.

Mein Misstrauen wird dadurch jedenfalls nicht geschürt (ich fühlte und fühlte mich gut aufgehoben... bis auf ein paar Entgleisungen am Ende einer Therapie, die teilweise auch besprochen wurden mit dem betroffenen Therapeuten). Und hier erzählen doch viele vielmehr wie hilfreich die Punkte aus dem Eingangsposting sind.

Genauso gut könnte man sagen: Andere sehen sich vielleicht in ihren idealisierenden Tendenzen bestärkt, wenn sie lesen, dass Therapeuten selbstverständlich alles im Griff haben. Daher muss jeder selbst wissen, was er sich reinzieht... sonst kommt man gleich das ganz Forum abschaffen, weil jedem irgendetwas "triggern" könnte.

Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, dass man es außer in eindeutigen Fällen eh nicht der Art nach direkt festmachen kann, ob eine Überziehung, eine Selbstoffenbarung, usw. unprofessionell ist (und dazu auch einiges verlinkt)... sondern dass man hier etwas unterscheiden muss. Und die Kritierien sind relativ klar und eindeutig. Dazu braucht es noch nicht einmal eine Checkliste, da die Messlatte einigermaßen klar ist.

Und es besteht der Zusammenhang, dass missbräuchliche Therapien häufiger mit Punkten, wie sie teilweise im Eingangsposting genannt wurden (Duzen z.B.) einhergehen sollen... das war in dem Sinn keine Checkliste, sondern ein evidenter Zusammenhang, sprich: Hier ging es um eine Untersuchung. Wenn das anders verstanden wird, nun ja.... was soll man dazu dann sagen.

Ich bin sehr differenziert, glaube ich, d.h. ich habe beide Seiten beleuchtet und die Unterscheidungskriterien. Es wäre absurd, mir Verallgemeinerung vorzuwerfen. Wirklich absurd. Das könnte nur daran liegen, dass man dann nicht wirklich gelesen hat oder Schwierigkeiten mit differenziertem Lesen hat.

Die Verantwortungsfrage, wer für p r o f e s s i o n e l l e s Verhalten verantwortlich ist, ist klar geregelt: Das ist der Therapeut (allein)... siehe Berufsordnung. Steht dort explizit, auch wenn user das anders fühlen (deren Ding). Ein Patient braucht nicht zu professionalisieren...
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 13:23

stern hat geschrieben:Du hebst doch immer Eigenverantwortung hoch... oder irre ich mich?: Dann liest man es doch nicht.
Nein, das liest Du richtig. Für Dich scheint diese "Eigenverantwortung" in einer "Kontrolle" des Therapeuten zu liegen - das meinte ich - nicht in einer "Kontrolle - einem bewussten Umgang mit Deinen Gefühlen - Deiner Reaktion auf das Verhalten eines Therapeuten". De Facto sollte es in einer Therapie aber darauf hinauslaufen die Verantwortung für die eigenen Reaktionen und Verhaltensweisen zu übernehmen, nicht darauf, den Therapeuten möglichst gut zu "kontrollieren" um darüber in "Sicherheit" zu sein. Es geht um "Selbstvertrauen" in Beziehungen als "Lernziel", nicht um "wie kontrolliere ich mein Gegenüber bestmöglich damit die Beziehung sich für mich sicher anfühlt?".

Damit ob ich was lese oder nicht hat das erstmal gar nix zu tun, ich leide ja nicht unter dem was Du schreibst. Ich finde es nur inhaltlich bedenklich da immer wieder so drauf zu pochen und für meine Begriffe ist es eben eine Herangehensweise die ich nicht förderlich finde. Warum steht oben.

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Beitrag Fr., 05.02.2016, 13:30

Missbräuchlich wäre es, wenn ein Therapeut die Verantwortung für berufs-ethisch einwandfreies Verhalten auf den Patienten abwälzt:
Die Verantwortung für ein berufs-ethisch einwandfreies Vorgehen trägt allein der behandelnde Psychotherapeut.
http://www.bptk.de/uploads/media/200601 ... rdnung.pdf
Denn ein Patient muss nicht professionalisieren...

Ansonsten erinnere ich dich erneut, dass ich eine Therapeutin habe, die mich analysiert. Dazu brauche ich nicht dich.
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 13:35

Der Patienten hat einen Anspruch auf professionell agierenden Arzt oder PT... und das sollte eigentlich etwas selbstverständliches sein... und nicht etwas, das erst hergestellt werden muss durch den Patient. Die Krankenkasse möchte auch nicht für ein Kasperltheater zahlen, sondern legt (wie die Kammer) ebenfalls Wert auf die Seriosität ihrer Vertragsärzte.

Ansonsten: Bitte lasse die Psychoanalyse... ich habe einen Therapeuten. Diese mögen deine Fantasien sein, die ich aber eh bei dir lasse, da sie mit mir recht wenig zu tun haben.
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