Geburtstrauma/Baby löst Wehen aus?

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mio
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 20:59

Doch doch, ich hatte da "Erinnerungen". Sonst hätte ich mich ja nicht damit beschäftigt. Und auch meine "Interpretationen" basieren auf "Gefühlen", es ist also nicht so, dass da erst die Interpretation gewesen wäre, sondern zuerst war da das "Erinnern/Gefühl".

Und für mich macht es schon Sinn, dass ein "extrem gestresster Organismus" (was nach einigen Stunden Geburt mit "Steckenbleiben" und fast Lebensgefahr und dann "gewaltsam" geholt werden der Fall ist) erst mal nur "Ruhe" braucht und sonst nix weiter. "Sicherheit" wäre gut gewesen, denke ich, aber ohne jeden "aufgezwungenen" Außenreiz. Und na ja, so wie ich meine Mutter kenne, gab es eben bereits da "an die Brust".

Weisst Du eigentlich, warum Du ein Kaiserschnitt warst?

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Möbius
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 22:29

Nene, mio,

ich glaube, Du "projizierst" da Dein adultes Verständnis von einer überstandenen Stressituation auf das Neugeborene. Der Adulte will, wenn er "sowas" überstanden hat - und da gebe ich Dir vollkommen recht ! - nichts als seine Ruhe, eine Tasse heissen Kaffee und eine Zigarette. Aber das Neugeborene ist nicht adult. Es ist nicht mal infantil. Es ist ein Organismus, der bislang im Paradies von Wärme und Bedürfnislosigkeit gelebt hatte (weil er ja eine all-inklusive-Versorgung via Nabelschnur erhielt) - und nun hinausgeworfen ist in eine Welt der Kälte und des Hungers, weil ja die Nabelschnur-Flatrate gekappt worden ist. Es ist zudem total primitiv - es will einfach wieder zurück zur Wärme und zur Flatrate ! Und das gibt ihm wenigstens teilweise: eben die berühmte Mutterbrust, die ja auch mit Umarmungen und Liebkosungen verbunden ist. Das Neugeborene ist kein "richtiger Mensch" mit differenzierten Wahrnehmungen und Empfindungen - es ist, wie Montagu es treffend charakterisierte: ein "eigentlich" lebensunfähiges Halbfertigprodukt.

Es ist sicher ein Gefühl, daß Du da hast und Dich zum Nachdenken motiviert hat - aber eine Erinnerung ist es meiner Meinung nach nicht. Es gehört vielleicht (!) eher zu dem, was Freud den "Familienroman der Neurotiker" nannte: einer Konstruktion der eigenen Biographie und der Familie, die sorgsam um die verdrängten Traumata herumgebastelt worden ist - einer Fiktion, die von den Abwehrmechanismen ebenso beschützt wird, wie die Traumata selbst.

Es freut mich, wieder mal mit Dir zu denken !

Lieben Gruß
Möbius


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mio
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Beitrag Sa., 20.05.2017, 22:53

Nun, ich wiederspreche Dir Möbius. Stress - erst recht extremer - löst hormonelle Reaktionen aus, in erster Linie. Und wird in so ziemlich jedem Lebensalter die gleichen Auswirkungen haben. Freund Freud täuscht also meiner Meinung nach. :)

Erwachsene kotzen, scheißen, toben... und wehren ALLES erst mal ab, was "noch mehr" sein könnte. Warum sollte das bei Säuglingen anders sein? Das ist eine "Output" Situation, keine "Input" Situation.

Und das passt auch ziemlich gut zu meinem "emotionalen" Erleben diesbezüglich.

Weisst Du es denn jetzt, also WARUM?

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Beitrag Sa., 20.05.2017, 23:03

Möbius hat geschrieben: Sa., 20.05.2017, 22:29 Das Neugeborene ist kein "richtiger Mensch" mit differenzierten Wahrnehmungen und Empfindungen
dafür aber mit sehr unterschiedlichen Temperamentmerkmalen, die sich erstmal nur an Trink- u. Schlafverhalten bemerkbar machen. (Stichwort 'hastiger Trinker')

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flowing
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Beitrag So., 21.05.2017, 12:44

Ich finde es interessant, das Thema hier zu entdecken. Traue mich in der Regel nichts darüber zu sagen, weil es so ein belächeltes, bezweifeltes Tabuthema häufig ist. Ich bin erstmals an der Uni, Anfang der 90er Jahre mit dem Thema in Kontakt gekommen, dort lehrte jemand, der mit Ludwig Janus in Kontakt wohl auch war (wie ich später feststellte) und eine Bekannte schrieb ihre Diplom-Arbeit zu irgendwas aus dem pränatalen Kontext. Da gab es in Diskussionen damals schon welche, die das "alles Quatsch"-Argument hatten und welche, die offen für das Thema waren. Ich habe das damals eher ein Stück ignoriert.

Letztes Jahr kam ich im Zuge meiner traumatherapeutisch orientierten Therapie zu dem Thema zurück, ich sortierte und sortierte, versuchte Körperflashs zuzuordnen und stieß dann auf Bücher von Arthur Janov (der mit der Urschrei-Therapie), wo es ja auch ums Thema Geburtstrauma geht. Allerdings ist das nicht sehr fundiert. Aber: er hat das Thema berührt.
Beim Lesen der Bücher, bei Beschreibungen, was der Säugling erleben kann - kamen heftige Körpergefühle.
Dann schob ich es wieder eine Weile weg.
Das Thema kam dann immer mehr "hoch" und ich bin dann bei Ludwig Janus angekommen - nachdem ich wirklich Hilfe dazu brauchte, mein Therapeut sie nicht geben konnte - und ziemlich verzweifelt schon war, weil ich nur so eher esoterische Sachen zu dem Thema fand.

Ich hatte dann kurzen Kontakt mit Herrn Janus. Er empfahl mir die Methode "Tipi" - nach dem Buch von Luc Nicon -
ich hatte intuitiv Zugang und für den Moment war es für mich genau das Richtige, um da was aufzulösen.
Die Methode ist zum tiefe Ängste auflösen, ohne dass man die Ursachen für kennen muss, die können laut Autor auch im pränatalen Bereich liegen. Grob gesagt begibt man sich, wenn große Ängste, Anspannungssituationen auftauchen, die einen überschwemmen auf die Körperebene und bleibt da, beobachtet, was da ist, bis das Gefühl wieder abflaut.
Das Buch fand ich dann nicht so gut, aber dieser Weg über das Einlassen auf den Körper was zu lösen hat geholfen.

Aber falls das jemand probieren will - guckt gut, ob das für euch was ist, ein Allheilmittel ist es wohl eher nicht - für mich war es in einer Phase passend und es kam bei mir tatsächlich auch nur das hoch, aus den Tiefen, was nicht zu viel war. Man kann da wohl auch ein kurzes Coaching in Anspruch nehmen, telefonisch oder bei Trainern vor Ort. Ich fand ein französisches Video auf youtube für mich hilfreich, das ging dann ohne Coaching für meine Zwecke.

Mir ist es mittlerweile egal, ob das stimmt mit Geburtstrauma bei mir - meine Mutter rückt kaum was zu meiner Geburt raus, Wehenschwäche, tagelang nicht "kommen wollen" hätte ich (für sie ist auch immer alles "normal", egal was es ist). Offizielle Unterlagen gibt es nicht mehr.
Mir hat die Annahme und das Arbeiten damit geholfen. Das Hineinlesen in die Bücher hat in mir was "gradegerückt" und war aus welchen Gründen auch immer - hilfreich für mich. Momentan ist das Thema für mich "beruhigt", und ich kann mich der Verarbeitung der späteren Traumata zuwenden - ob nochmal was kommt, weiß ich nicht.

(Hoffe, es war okay, hier länger was zu schreiben, ich habe den Thread quergelesen und hatte das Gefühl, es geht allgemein ums Thema Geburtstrauma mittlerweile - und dachte, vielleicht interessiert jemand die ""Tipi" Methode.)

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Möbius
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Beitrag So., 21.05.2017, 13:10

@ mio

Zunächst: man sagte mir stets, ich hätte halt "nicht raus wollen" - aber ich hatte schon immer das Gefühl, daß das nur eine eher humorige "facon de parler" gewesen war. Ich weiß also nicht, warum ich mit Kaiserschnitt zur Welt gekommen bin. Ich weiß nur noch, daß meiner Schwangerschaft ca. 2 Jahre zuvor eine Bauchhöhlenschwangerschaft vorausgegangen war, die "irgendwie" unterbrochen worden war. Der Fötus soll männlich gewesen sein, was meine Mutter zur Verzweifelung getrieben haben soll, die sich so sehr ein männliches Kind wünschte (Penisneid?). Ob es da einen möglichen Zusammenhang zwischen diesem frühere Abort und meinem Kaiserschnitt gibt, weiß ich nicht.

Die Annahme, ein Neugeborenes würde möglicherweise "in Ruhe für sich sein wollen" und die "Mutterbrust" eventuell als Zudringlichkeit, ein Plus an Stress empfinden, halte ich nicht für richtig und mein Eideshelfer ist hier gerade nicht mein großer Helfer in der Not, Überguru und Adoptiv-Über-Ich-Vaterersatz, Jesus Christus und Franz Beckenbauer in einem: Sigmund Freud - sondern der schon öfters in Bezug genommene Ashley Montagu.

"Seine Ruhe" kann das Neugeborene gerade nur im Körperkontakt zur Mutter (oder einer sonstigen Person) finden, die es wärmt und ernährt, die erste Not, die das Neugeborene erfährt, "stillt". Jede andere Situation ist nicht "Ruhe" - sondern Hungersnot und Kälte.

Das schließt natürlich nicht aus, daß bei diesem erste Körperkontakt zur Mutter auch traumatisierende Fehler gemacht werden können, etwa ein zu ausgiebiges "Herumzuppeln" der Mutter am Kind, zu starke bedrängende Umarmung oder ein "Herumreichen" oder ein lärmendes "Tamtam" von Angehörigen um das Kindbett herum, insbesondere dem Vater, der es auch mal in der Hand halten und streicheln will oder ähnliches mehr.

"Soetwas" kann bei Dir durchaus vorgekommen sein - wie es bei mir weiterging, weiß ich auch - noch ? - nicht.

Aber eines weiß ich: das Wiedererinnern des Geburtstraumas hat hier in diesem thread seinen Anfang genommen - mit unserer gemeinsamen Analyse von "Pendel und Grube".

Dafür bin ich Dir und den anderen früheren Mitschreibern sehr dankbar - wenn auch nicht immer Deiner Meinung !

Ganz lieben Gruß
Möbius


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Beitrag So., 21.05.2017, 13:15

Danke Flowing für den Tipp!

Meiner Erfahrung nach kommt immer nur so viel hoch, wie sich auch verarbeiten lässt solange da nicht - von außen - zu "invasiv" rangegangen wird. Es gibt also auf der Ebene wohl tatsächlich sowas wie eine "Selbstregulation" wie der eine Kommentator zu dem Buch es ja auch beschreibt und Du es ja auch.

Ich glaube das Geheimnis warum es "wirkt" besteht darin, dass es "bewusst" er- und durchfühlt wird. Kann aber in der Tat sehr sehr anstrengend sein und einen auch an emotionale bis psychische Grenzen bringen; zumal ich es so erlebt habe dass unterschiedliche Traumata nach einem "Ähnlichkeitsprinzip" miteinander verknüpft sein können und eigentlich löst sich immer nur das, was sozusagen "richtig verortet" werden konnte.

Du erinnerst mich gerade auch daran, dass ich von Janus ja auch noch ein Buch hier liegen habe, was ich noch gar nicht gelesen habe...

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Möbius
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Beitrag So., 21.05.2017, 13:21

By the way:

Gerade in diesen Tagen habe ich im "joyclub" - dem wohl größten Sexforum im deutschen Netz - eine Sportsfreundin aus Norddeutschland kennengelernt und beim hin- und herschreiben haben wir uns gegenseitig als "Psychos" geoutet. Diese meine Sportsfreundin schrieb, ihre Störungen hätten pränatalen Ursprung, weil sie ein "unerwünschtes Kind" gewesen, zunächst von ihrer Mutter abgelehnt worden war.

Eine charmante Synchronizität, n' est ce pas ?!

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Möbius
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Beitrag So., 21.05.2017, 13:33

@ mio

Und nochetwas: das mit der "Selbstregulation" des Wiedererinnerns funktioniert zumindest bei mir durchaus nicht. Die "Initialerinnerung" an den Inzest mit der Mutter hat mich - aus heutiger Sicht - in eine schizophren-psychotische Episode geschossen, die rund 9 Monate (!) anhielt. Die Erinnerung an die Gruppen-Pädosex-Kinderporno-Party, bei der eben auch der Vater als Täter "in Erscheinung trat" hat mein "falsches Über-Ich-Introjekt" aus seiner Verankerung gehoben - ich habe dissoziiert, aber noch rechtzeitig zwei Tage später "einfangen" und integrieren können.

Es ist ja sogar zu lebensgefährlichen Fehlleistungen gekommen - die Abwehrmechanismen kämpfen verzweifelt gegen die Analyse, wollten mich sogar eher umbringen, als zur Analyse gehen lassen.

Es gibt also einen "Widerstand" auch über die Analysesitzungen hinaus - und da bin ich wohl auch kein Einzelfall.


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mio
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Beitrag So., 21.05.2017, 13:43

Hallo Möbius,
Möbius hat geschrieben: So., 21.05.2017, 13:10 Jede andere Situation ist nicht "Ruhe" - sondern Hungersnot und Kälte.
es ist noch schlichter: Die Situation ist "Todesangst". Der Säugling WEISS ja noch nicht, was er da "unangenehmes" fühlt...dh. Sicherheit und körperliche Nähe ja, aber eben mit "maximaler Ruhe" (und das meint auch ohne "Trinkzwang").

Inwieweit das jetzt tatsächlich immer "die Mutter" sein muss um zu dieser Ruhe zu kommen, da bin ich mir unsicher. Es gibt ja beispielsweise auch diese "Wickeltechnik" bei der man Schrei-Babys ganz fest um den ganzen Körper wickelt. Für einen Erwachsenen ließt sich das gruselig, aber aus "Baby" Sicht ist das wahrscheinlich ein bisschen wie in Mamas Bauch, also Sicherheit. Ich glaube da geht es auch viel um "Kontakt" zu sich selbst spüren, hatten wir aber glaube ich auch schon mal den Gedankenansatz. Und auch "Geräusche" können ja gut beruhigen, wenn sie so ein bisschen wie "Hintergrundrauschen" sind. Das erkläre ich mir auch mit der "pränatalen" Erfahrung von Geräuschen.

Ich muss da immer ein bisschen an eine Freundin von mir denken, die ein sehr lautes Organ hat und bei der ich mal Babysitting gemacht habe, als die Lütte noch ziemlich "frisch" war. Die Kleine schlief schon und wir sassen nebenan im Wohnzimmer und haben uns noch ein bisschen unterhalten bevor die Eltern losgezogen sind und ich meinte immer nur ganz besorgt, dass sie doch nicht so laut sprechen soll, damit die Lütte nicht wach wird....was sie mit einem: "Ach Quatsch, die wird nicht wach. Die kennt mein Organ doch..." kommentierte. Recht hatte sie. :lol:

Schade, dass Du nicht viel mehr darüber weisst wie der Kaiserschnitt genau von statten ging.

Es war ja damals auch schon teilweise üblich sowas "geplant" vornehmen zu lassen. Das würde ja noch mal einen Unterschied machen, weil Du dann ja gar nicht erst den Versuch hättest unternehmen können "selbstständig" zur Welt zu kommen. Wenn es ein Not-Kaiserschnitt war dann dürfte das ja auch bedeutet haben, dass dem etwas vorausging. Also in die Nabelschnur verwickelt oder schwache Herztöne oder oder...also definitiv "stressiger" und "bedrohlicher" gewesen sein für Dich als wenn es geplant gewesen ist und Du quasi "überrumpelt" wurdest.

Aber vielleicht taucht ja noch mehr auf an Gefühl oder Bild dazu bei Dir. Ansonsten ist es vielleicht auch nicht nötig und Du hast es bereits "ausreichend" erinnert.

Lieben Gruss,

mio

(Deinen zweiten Beitrag hab ich noch nicht gelesen.)


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Beitrag So., 21.05.2017, 13:57

Möbius hat geschrieben: So., 21.05.2017, 13:33das mit der "Selbstregulation" des Wiedererinnerns funktioniert zumindest bei mir durchaus nicht.
Doch - sie hat "funktioniert". In Form der Psychose. Das, was ausgelöst wurde an Erinnerung kam zu plötzlich und zu schlagartig und mit zu großer "Wucht". Das ist jetzt natürlich keine "optimale" Regulation, weil sowas eigentlich nicht passieren soll, aber es ist eine Regulation.

Dh. es gab einen Auslöser, der zu viel auf einmal "hochgeholt" hat, sowas lässt sich ja nicht immer steuern so es was von außen ist. Das "Innere" würde es steuern.
Möbius hat geschrieben: So., 21.05.2017, 13:33Es ist ja sogar zu lebensgefährlichen Fehlleistungen gekommen - die Abwehrmechanismen kämpfen verzweifelt gegen die Analyse, wollten mich sogar eher umbringen, als zur Analyse gehen lassen.

Es gibt also einen "Widerstand" auch über die Analysesitzungen hinaus - und da bin ich wohl auch kein Einzelfall.
Absolut. Widerstand ist ja auch ein Versuch, die Erinnerung/den Kontakt zu dem traumatischen Erleben zu "unterbrechen" bzw. zu vermeiden. Und "Selbstmord" ist immer noch "sicherer" als sich von wem anders "ermorden" zu lassen. Und sei es auch nur von der eigenen Erinnerung, die einen natürlich nicht real "umbringt", sich aber "tödlich" anfühlen kann für das Unbewusste (eigene Selbst), weil sie es in der "ehemaligen Situation" ja war oder es zumindest "drohte".

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Möbius
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Beitrag So., 21.05.2017, 21:26

@ mio

Es ist ein Teil meines "Geburts-Trauma-Traumes" noch nicht analysiert: die Vorgeschichte: ein Haufen Leute zuhause, junge und ältere, "böse Alte" und "liebe Junge". Ich vermute, ich habe mich wirklich gegen das geboren-werden gewehrt.

Welcher halbwegs vernünftige Mensch kommt schon gerne zur Welt ? Wo es in Abrahams Wurstkessel (Ernährung !) doch so schön ist ! Es ist alles da, was man braucht, man ist wunschlos glücklich ! Sogar Sex gibt es schon im Uterus - pränatale Errektionen bei Jungs hat man doch schon im Ultraschall gesehen und bei den Mädels sieht man zwar nix im Ultraschall, aber es wird kaum anders sein ... Und eben: "Pendel und Grube": die Grube verheißt Grauen, schreckliche Leiden (was ja auch stimmt!). Der Gefangene vermeidet die Grube mit aller Kraft der Verzweifelung. Ich halte es für durchaus gut möglich, daß ein "nasciturus" (lat.: "der geboren werden Sollende" - der Begriff ist im Erbrecht gebräuchlich, der "nasciturus" ist erbberechtigt) sich gegen die Vertreibung aus seinem uteralen Paradies aktiv wehrt.

Aber ich bin mir da noch sehr unsicher. Die Analyse macht eine kleine Pause - der Überpsycho hat 1 Woche Urlaub (mitten im Semester ! Der Typ ist Privatdozent, hat also Lehrverpflichtung - eine Unverschämtheit ist das !) Mir ist es aber auch andererseits ganz recht, weil ich eine Begutachtung im OEG-Verfahren habe - sowas stresst ja auch ganz schön.

Aber da kommt bestimmt noch einiges aus dem Unbewußten geflutscht !

Wegen Mutter-Kontakt des Neugeborenen:

Psychoanalytisch gesehen ist die genetische Abstammung für das Mutter-Kind-Verhältnis bedeutungslos. Es kann also durchaus ein anderer Körper sein, der diese erste Wärme und Ernährung bietet - auch der eines Mannes. Aber da bin ich mir auch unsicher. Das Kind registriert sicherlich in irgendeiner Weise die Unterschiede zu dem Mensch, in dem es zuvor gewesen war, zB auch den anderen Tonus des Herzschlages.

Spannende Zeiten !

"Sehnse's doch mal so: Psychopathen wird's nie langweilig!" sagte der Überpsycho mal so schön zu mir.

Lieben Gruß
Möbius


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Beitrag So., 21.05.2017, 23:13

Möbius hat geschrieben: So., 21.05.2017, 21:26 Welcher halbwegs vernünftige Mensch kommt schon gerne zur Welt ? Wo es in Abrahams Wurstkessel (Ernährung !) doch so schön ist !
Ich glaube nicht, dass Kinder das "gerne" tun (und vermute, dass die Geburt die erste "überlebte" Dissoziation darstellt, der Tod dürfte die zweite sein, nur dass der nicht überlebt wird, aber zumindest schließt sich der Kreis), aber die Hormone sorgen halt normalerweise dafür DASS sie es tun. Sonst würden ja auch sowohl sie als auch die Mutter sterben. Wäre kein "Überlebenskonzept" auf lange Zeit. Außerdem wird es eben irgendwann auch "eng". :lol: :lol: :lol:

Vielleicht können manche Mütter auch einfach innerlich nur schwer "loslassen" und das wirkt sich hormonell dann auf das Baby aus? Also dass es nicht den "nötigen" Impuls bekommt?

Dass war ja irgendwie auch mein "Grundgedanke" in Bezug auf den Thread hier.


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Beitrag Mi., 24.05.2017, 10:18

Auch ganz interessant, ich habe den Eindruck, dass das so ist, ja schon immer gehabt, jetzt scheint es "bewiesen" zu sein:

http://www.deutschlandfunk.de/schutz-vo ... _id=386195

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Möbius
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Beitrag Mi., 24.05.2017, 20:28

@ mio

Du meine liebste Weggenossin allhier ! Ich bin Pragmatiker. Wahr ist nicht, was verlinkt ist, wahr ist nicht, was wissenschaftlich erwiesen ist, wahr ist nicht, was demokratisch ist - wahr ist nur, was hilft und was hilft, das steht in Büchern oder gehört zu den Arkana, die "nur von Druidenmund zu Druidenohr" (Asterix: Der Gallier - passim) weitergegeben werden dürfen.

Kein Kind kommt gerne auf die Welt. Die Geburt findet ihre Intrusion im Ödipus-Komplex, der mit der Vertreibung aus dem Paradies endet - im "Normalfall". Die Welt wird immer ernster, denn wir sind nun mit der Erbsünde beladen - diese Geschichte ist ja nur eine verfremdete Projektion des Ödipus-Konfliktes.

"Es gibt nichts Gutes - ausser: man tut es !"

Lieben Gruß
Möbius

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