Traumatherapie vs gängige Therapieverfahren

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stern
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 12:48

Ein tiefenpsychologischer (bzw. psychoanalytischer) Therapeut könnte genauso gut traumatherapeutisch arbeiten wie ein Traumatherapeut, der auch Beziehungsstörungen beachtet. Einiges könnte verfahrensunabhängig zum Einsatz kommen. Insofern finde ich die Überschrift, wie ich schon sagte, etwas unglücklich gewählt... denn (im Fall einer Kassenfinanzierung) ist die Traumatherapie eh in ein gängiges, anerkanntes Therapieverfahren zu integrieren. Oder manchmal handhabt man es so, dass ein Teil stationär bearbeitet wird. Ist gehupt wie gesprungen, solange das wesentliche mit geeigneten Mitteln bearbeitet wird.
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Ambi14
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 14:09

Die traumatherapeutische Ausbildung ist eine Zusatzausbildung für tiefenpsychologische Theras, VTler, Analytiker, Gestalttheras, Schematherapeuten, Systemische Theras, Fachärzte...
Wobei manche der Therapierichtungen ja such schon wieder zusätzliche sein können zu einer Ausbildung in einem der 3 Verfahren.
Alternativ nach einer Heilpraktikerausbildung.



Von den 3 bei der KK anerkannten Verfahren absolvieren meist TfP'ler und VT'ler diese, und theoretisch könnten auch Analytiker das machen.
Habe aber noch keine entdeckt - geht vielleicht nicht so gut mit deren eigener Theorie der Psychoanalyse zusammen? Das weiß ich nicht.

Die psychodynamischen Verfahren, wie PITT, KIP, Ego-States-Therapie...
plus da wieder zusätzliche Ausbildungen in EMDR, Somatic Experiencing, Brainspotting...
kommen in den "normalen" Therapien aber so und ungelernt sicher nicht zum Einsatz.

Das Arbeiten mit den Skills und Imaginationen ist halt eine Extra-Ausbildung.

Und kann unendlich weit vertieft werden.

Aber auch jemand, der "nur" z.B. die EMDR-Ausbildung hat, kann sich meine ich schon Traumatherapeut nennen. Vielleicht sogar jeder Thera?
Da der Begriff eben nicht geschützt ist.
Ist etwas unglücklich...

Vergleichbar mit "Designern". So kann sich auch nennen, wer will, da es keinen Begriffsschutz gibt.



Nichts desto trotz wird in jeder Therapie mit Traumata gearbeitet.
Seit je her.
Auf der einen Seite eher kognitiv, auf der anderen eher tiefenpsychologisch oder auch analytisch.
Letzten Endes wird es immer auf die Beziehung / Bindung zum Thera, und auch dessen Sensibilität ankommen.

Die traumatherapeutischen Verfahren gibt es ja noch nicht so ewig.
Sind aber in den 90ern entstanden, da sie sehr gut stabilisieren und schonend mit den (abgespaltenen) Erinnerungen und Gefühlen umgehen.
Den Zugang einfacher machen können, weniger Gefahr besteht, dass es zu Retraumatisierungen kommt.

Ich bin jedenfalls sehr froh um deren Entwicklung.
Mache ich selbst damit sehr positive Erfahrungen.
Auch wenn es unter Traumatherapeuten, wie überall anders auch, sicherlich nicht so einfühlsame oder "gute" geben wird.


Ich hoffe aber, dass sich gerade auf dem Gebiet in Zukunft noch viel mehr tun wird.
Das Ganze auch in der Analyse evtl. auch noch mehr Einzug hält.

Die unterschiedlichen Therapierichtungen verflechten sich eh immer mehr untereinander, so habe ich zum. das Gefühl.
Beeinflussen sich gegenseitig.
Absolute "Hardliner" des eigenen Verfahrens wird es evtl. im Laufe der Zeit immer weniger geben.
War meine Analytikerin auch nicht.
Händeschütteln, sitzendes Setting, selten auch etwas Persönliches von ihr, auch sie redete in der Stunde - das ist ja auch schon nicht mehr "streng" analytisch gewesen...
Wunderbar, dieses wacher und wacher werden. (Lallaji)

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 15:48

stern hat geschrieben:Ein tiefenpsychologischer (bzw. psychoanalytischer) Therapeut könnte genauso gut traumatherapeutisch arbeiten wie ein Traumatherapeut, der auch Beziehungsstörungen beachtet.
Das ist klar stern denn den oder die Traumatherapeutin gibt es nicht. Ist ja kein eigenständiges Verfahren. Meine Thera ist Tiefenpsychologin und arbeitet dementsprechend in ihrem Verfahren. Aber ich denke, dass sich Theras die sich auf Traumatherapie spezialisiert haben (wobei ich nicht nur ein paar Wochenendseminare oder ein paar Begriffe dazu im Studium gehört haben meine) nicht so abstinent sind und viel mehr ausprobieren. So zumindest meine Erfahrung. Denn Abstinenz kann auch retraumatisierend wirken. Bei mir jedenfalls.

Ich fände es gut, wenn es einen geschützten Begriff TraumatherapeutIn gäbe, damit man sich darauf verlassen könnte, dass wirklich fundiertes Fachwissen vorhanden ist. So muss man auch unter diesen "Therapeutenkreis" noch suchen.


mio
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 16:10

Hallo Peppermint Patty,
peppermint patty hat geschrieben:Aber ich denke, dass sich Theras die sich auf Traumatherapie spezialisiert haben (wobei ich nicht nur ein paar Wochenendseminare oder ein paar Begriffe dazu im Studium gehört haben meine) nicht so abstinent sind und viel mehr ausprobieren. So zumindest meine Erfahrung. Denn Abstinenz kann auch retraumatisierend wirken. Bei mir jedenfalls.
das kann ich bestätigen, ist bei mir genauso und hat mir viel Sicherheit gegeben ohne die die Therapie wahrscheinlich nicht hätte so positiv verlaufen können, wie sie verläuft.

Einen stärker geschützten Begriff würde ich mir auch wünschen, da liegt die (Informations)Verantwortung im Moment noch stark beim Patienten und das sehe ich auch kritisch.

Lieben Gruss,

mio

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stern
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 18:14

ja, sicherlich wäre es nicht verkehrt, den Begriff zu schützen (fände ich auch gut). Dann bräuchte es einen einigermaßen einheitliche Fortbildungsstandard (gibt verschiedene traumatherapeutische Vorgehensweisen) oder zumindest eine Mindestfortbildungspflicht. Bei Emdr als anerkanntes Verfahren verlangt man bereits einen Mindeststandard an Qualifikation, der nachzuweisen ist, wenn es in einer Kassentherapie zum Einsatz kommen soll. Ich denke, ein Haken ist, dass die Kassen sich oft schwer tun, verschiedene Vorgehensweise anerkennen, das sie in der Tat den Standpunkt vertreten: Wir haben ja 3 Richtlinienverfahren und selbstverständlich kann jeder Therapeut auch alles praktizieren, für das das Verfahren als wirksam angesehen ist... und einen Mangel an PT haben wir auch nicht. Also kann theoretisch jeder Patient passend versorgt werden.

Vielleicht ist es auch ein bisschen eine Frage des Alters bzw. der Kreativität. Vor 30 Jahren war sicherlich auch der Kenntnisstand und Methodenpool ein ein anderer... und hier hängt es dann davon ab, inwieweit jemand auf dem laufenden geblieben ist bzw. flexibel sein kann. Weil Abstinenz angesprochen wurde: Das wird ja heute häufiger in Frage gestellt als früher, inwieweit strengere Abstinenz sinnvoll ist (nicht nur bei Traumapatienten). Das Abstinenzgebot hat historische Wurzeln... heutzutage hat man dazu verfeinerte Kenntnisse, z.B. dass auch Therapeuten auf Patienten übertragen können und eine Wirkung haben (historisch sah man das eher als Einbahnstraße an), usw. Also das wird wohl nicht überall mehr so strikt gehalten wie noch zu Freuds Zeiten. Ich habe es in einer (Probe)Sitzung auch mal so erlebt, dass ich gefühlt fast die ganze SItzung redete... und doch traf das irgendwie nicht den Nerv... kassierte auch einiges an Kritik (doch, muss man so nennen), während betont wurde, dass es sich hier um eine anspruchsvolles Verfahren handelt... ich wusste noch nicht einmal, was sie von mir stattdessen hören wollte. Furchtbar... bekam mir auch nicht. Ich denke immer noch mit Schaudern daran.
Liebe Grüße
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