Thatcher hat auch bei sozialen Ausgaben den Rotstift angelegt und hat sehr weitgehend auf Liberalisierung gesetzt... und dort kommt dann naturgemäß auch Umverteilung weniger vor. Sie senkte die Spitzensteuersätze, usw.
In Griechenland geht es jedoch nicht darum, Neoliberalismus in Reinform zu praktizieren, sondern darum, z.B. ein paar Wirtschaftszweige zu privatisieren, die nicht unbedingt staatliches Monopol sein müssen, aber den Staat mit Gehältern und Pensionen für Staatsbedienstete ziemlich belasten... und um Abbau eines bürokratischen Wasserkopfes. Und das ist nicht etwas besonderes, was man Griechenland damit nahelegt, sondern etwas, das viele Staaten machen bzw. bereits vollzogen haben. UND es ist etwas, von dem die Bevölkerung durchaus profitieren kann, wenn es Wettbewerb gibt. Telefongesellschaften nannte ich bereits. Nehme Fluggesellschaften hinzu: In einem staatlichen Monopol gab bzw. gibt es keine Billigairlines (außer der Staat würde massiv subventionieren). Oder Energieversorger: Ich kann mir meinen Anbieter auswählen. Auch ein Hafen muss nicht verstaatlicht sein. Inwiefern soll es denn Griechenland aus der Krise helfen, wenn man auf weitgehende Verstaatlichung setzt? Was hat die hohe Staatsquote denn bisher gebracht. Das erscheint mir ökonomisch gesehen wirklich nicht durchdacht einen ineffektiven Wasserkopf auch noch mitschleppen zu wollen. Wenn man eine sehr hohe Staatsquote etwas reduziert, so heißt das nicht, dass man bei einer Reformierung in ein Extrem bzw. in das absolute Gegenteil ausschlägt.
Aktuell scheint der Privatisierungsfond und dessen Höhe noch ein Streitpunkt zu sein - der letzte.
Auch gibt es und gab es ja Nachfrage von Investoren. Wird Griechenland als gute Standort anerkannt, so fließt wieder Kapital ins Land zurück. Nur hat Griechenland bei nächstbester Möglichkeit (Regierungswechsel) Versprechen wieder aufgekündigt und Pläne rückgängig gemacht oder gar nicht erst umgesetzt werden. Könnte es daher nicht so ein, dass man nun umso mehr darauf achtet, dass dies nicht erneut passiert?
Um einen Schuldenschnitt wird man meiner Meinung eh nicht herumkommen... wenn nicht jetzt, dann später. Nur allein dadurch, dass man einen haircut macht, wird sich nicht viel ändern, wenn alles andere so bleibt wie gehabt.
Aber auch nicht wenn Griechenland, gestützt auf den Volkswillen, aus der EU rausgeht und alleine seine System reformiert. Schon alleine, weil es das nicht alleine schaffen wird. Irgendwoher müssen sie das Geld für die "laufenden Ausgaben" hernehmen. Wenn die EU es nicht hergibt, wer dann?
Eben. Dann müsste Griechenland m.M.n. erst recht auf einen Sparkurs setzen... vermutlich würde es dann noch mehr Einschnitte geben als mit einem 3. Paket. So sehr man den Liberalismus verdammen mag, so mag ich in dem Fall fast ebenfalls sagen "there ist no alternative", wenn man eine aufgeblähte Staatsquote nicht finanzieren kann. Wenn man diese nicht finanzieren kann, nutzt es ja auch nichts. Die Alternative Finanzierung durch Verschuldung geht eben auch nicht bis ins unermessliche. Griechenland müsste dann wohl darauf setzen, dass die Drachme abwertet (und das würde sie wohl tun) und das wieder Leute anzieht.