Psychotherapie heilt - Wunschdenken oder Realität?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag So., 02.03.2014, 14:49

Broken Wing hat geschrieben:Der Punkt ist der: "Wenn nichts bei der Abklärung gefunden wird und der Pat. leidet, ist es psychisch." Es gibt also keinen Zustand, wo auch der Psychofachmann nichts findet.
Damit eine Therapie hilft, sollte aber erstmal Klarheit herrschen, was man überhaupt therapiert.
Wie gesagt, dafür gibt es in D eigentlich eine ärztliche Untersuchung, sog. Konsiliaruntersuchung. Erst wenn ein Arzt sagt, es liegt kein (ausreichender= organischer Befund vor kann man psychosoziale bzw. psychosomatische oder soziale Verursachung in Erwägung ziehen. Psychische Erkrankungen können eben auch körperliche Symptome hervorrufen... abwegig ist das daher nicht. Ein Psychofachmann "findet" dann nichts... sondern wahrscheinlicher ist, dass der Patient BEREITS VORHANDENE körperliche Beschwerden schildert, aber kein (ausreichender) körperliche Befund festgestellt werden konnte.

Was psychosomatisch ist, sollte genauso wenig in x Arztbesuchen behandelt werden (die nutzlos sind, wenn die Ursache eine andere ist, z.B. Psyche oder soziale Situation) - außer es muss begleitend medizinisch behandelt werden (z.B. ein magersüchtiger Patient, der bereits Organschäden erlitten hat).

Nur liegt die medizinische Abklärung im Fachbereich und der Verantwortung des Arztes. Wenn der die körperliche Situation falsch einschätzt, kann der Therapeut nichts dafür. Dasss das nicht immer leicht ist, liegt in der Natur der Sache... und nicht an Unwissenschaftlichkeit.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.03.2014, 15:22

Aha. Interessante Sichtweise. So gesehen zählt die Meinung eines Mediziners mehr als eines Psychologen. Letztendlich diagnostiziert dann nämlich der Mediziner eine psychische Ursache und nicht der Psychologe.
Natürlich ist auch der Therapeut verantwortlich, wenn er irgendwelche Kindesereignisse findet, die nicht ursächlich sind. Mich wundert, für wie selbstverständlich es gehalten wird, wenn der Med. nichts findet, der Therapeut von jeglicher Verantwortung freigespochen wird.
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stern
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Beitrag So., 02.03.2014, 15:37

Broken Wing hat geschrieben:Aha. Interessante Sichtweise. So gesehen zählt die Meinung eines Mediziners mehr als eines Psychologen. Letztendlich diagnostiziert dann nämlich der Mediziner eine psychische Ursache und nicht der Psychologe.
Kapiere ich nicht, woraus du ableitest, dass die Meinung eines Mediziniers mehr zählt. Den körperlichen Befund DARF NUR ein Arzt stellen, da es sein Fachbereich ist und nicht der eines PT oder Metzgers oder Installateurs. Wenn ein Arzt sagt, es gibt keinen Befund, so haben sich Nicht-Ärzte darauf zu verlassen (oder eben ein Patient fechtet an). Ein Arbeitgeber kann auch nicht so ohne weiteres sagen, dass ein Arzt Krankschreibungen fälscht und der Arbeitnehmer in Wirklichkeit nicht krank ist, wenn ein Arzt anderes bescheinigt. Und ein Psychologe darf genauso wenig körperlichen Krankheiten diagnostizieren oder ausschließen. Daher gibt es die Konsiliaruntersuchung (Pflicht).

Was der Mediziner zunächst "diagnostiziert" (in dem Fall nicht-diagnostiziert), dass es keinen organischen Befund gibt (sprich: keine körperliche Erkrankung für Beschwerden xy)... Und ja, manchmal diagnostizieren auch Ärzte eine psychische Störung (auch das liegt teilweise in ihrer Kompetenz, z.B. Hausarzt. Aber der PT hat umgekehrt nicht die Kompetenz eine körperliche Erkrankung zu diagnostizieren). Nur geht es dabei nicht um Wertigkeiten , sondern Zuständigkeiten.

Auf Kindheitsursachen bezog ich mich nicht... sondern Zuständigkeiten.

... btw.: Womit ich nichts anfangen kann, wenn es mir zu weit hergeholt ist, nehme ich nicht an... macht nicht jeder, ich weiß. Bei den Dingen, die ich annehmen spüre ich hingegen eine Stimmigkeit.
Zuletzt geändert von stern am So., 02.03.2014, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.03.2014, 15:43

Na wir können doch wirklich froh sein, dass der Psychologe nicht auch noch diese Kompetenz hat. Ich bezog mich lediglich darau, dass der Psychologe natürlich auch dafür verantwortlich ist, wenn es dir schlechter geht. Schließlich hat er dir Zeit gestohlen durch seine Behandlung. Er wird dafür nie belangt werden.
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Jenny Doe
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Beitrag So., 02.03.2014, 15:47

@ Broken Wing,

ich möchte nicht so detailliert über meine Schwindelproblematik diskutieren. Sie ist äußerst komplex und zudem Off-Topic.
Mir ging es einfach darum, dass ich einst sagte "Therapie hat mir geholfen, aber z.B. bei meiner Schwindelproblematik nicht". Mit diesem Satz habe ich viele Jahre lang der Therapie "die Schuld" gegeben bzw. Therapie als unwirksam bzgl. (m)einer Schwindelproblematik beschrieben. Jetzt stellte sich halt heraus, dass sie auch gar nicht helfen konnte, da die Ursache im organischen Bereich liegt. Ich wollte damit sagen, dass es manchmal gar nicht möglich ist zu sagen, "Therapie heilt" bzw. "Therapie heilt nicht", wenn man nicht genauer hinguckt, woran es liegt, dass sie (nicht) geholfen hat.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag So., 02.03.2014, 21:14

Nichts ist einfach. In der Psychoszene wird's bekanntlich schnell "schwierig und schmerzhaft".
@ JennyDoe: Ich habe nur das Problem, dass mir die Tipps viel zu inkonkret sind. Wenn Therapien 60 % helfen, fragt sich, wem oder was? Äpfel? Bei welchen Erkrankungen? Und was genau hilft? Könnte es sein, dass die Erkrankung sich von selbst verabschiedet hat?
Eine gewisse Fehlerabschätzung wäre auch toll. Es ist nämlich schon seltsam, dass das ICD-10 so Dick ist, jeder Therapeut aber mit seiner Methode alle Krankheiten behandeln kann. Das will mir nicht ganz einleuchten.
So lange man sich freiwillig diesem Quatsch aussetzt, soll das jedem seine Sache sein. Ärgerlich wird es, wenn diese Pseudowissenschaft auch folgen haben kann. Ich verweise mal auf Heidi Kastner, die bei der Eisverkäuferin eine Rückfallquote von 31 % festgestellt haben will. Keine Ahnung, wie sehr sich das Gericht auf dieses Gutachten gestützt hat. Mir fehlen da erstens mal Angaben zu Messfehlern und zweitens ein paar Dezimalstellen. Nicht, dass man mich falsch versteht. Mörder müssen für ihre Taten einstehen. Aber solche Methoden haben im Gerichtssaal nichts verloren, höchstens zur Unterhaltung im Fernsehen.
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Broken Wing
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Beitrag So., 02.03.2014, 21:30

Ich bin übrigens in Therapie. Damit es nicht heißt, ich hätte keine Erfahrung. Und es ist auch nicht meine erste. Durch Therapie wird zwar nichts besser, aber man kann sich abreagieren und seine Mitmenschen schonen.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 08:24

@ Broken Wing
Wenn Therapien 60 % helfen, fragt sich, wem oder was? Äpfel? Bei welchen Erkrankungen?
Das wird in der jeweiligen Studie erläutert.
60% war meinerseits nur ein Beispiel (deshalb schrieb ich "z.B."). Die wirksamkeit variiert, in Abhängigkeit von Methode, Störung usw.
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 08:26

Broken Wing, wenn du deine Therapie nur zum Dich-Abreagieren nutzt, ist doch klar, dass sich nichts verbessert, oder? Keine Lust, an dir zu arbeiten?


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 12:03

@ stern,
Den körperlichen Befund DARF NUR ein Arzt stellen
(...)
Und ja, manchmal diagnostizieren auch Ärzte eine psychische Störung (auch das liegt teilweise in ihrer Kompetenz, z.B. Hausarzt.
ich wollte dir noch sagen, dass ich deinem Posting zustimme.

Ich könnte soo viele Beispiele nennen, wo Therapeuten mich falsch behandelt haben, weil die organische Ursache nicht erkannt wurde.

Ein weiteres Beispiel zu Schwindel und Darmstörungen sind bei mir die Wechseljahre. Klar kam kein Arzt auf die Idee bei mir im Alter von 35 Jahren Wechseljahre in Betracht zu ziehen. Es wurden zwar zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Doch keine Untersuchung führte zu einem Ergebnis, weil es die falschen waren. Keine Untersuchung lieferte eine Antwort für mein Herzrasen und meine Schweißausbrüche. Also wurde bei mir eine Angststörung diagnostiziert.
Ich habe es einer Freundin zu verdanken, dass bei mir überhaupt entdeckt wurde, dass ich in den Wechseljahren war. Sie meinte nämlich, als ich wieder mal da saß und mir die Brühe runterlief und mir mein Herz um die Ohren flog, dass es die Wechseljahre sein könnten. Und siehe da, ... als ich die Ärzte bat das zu überprüfen, bestätigten sich die Wechseljahre.
Für mich war das der Befreiuungsschlag. Denn nach der richtigen Diagnose wusste ich, was mit mir los ist. So verloren die Hitzewallungen und das Herzrasen an Dramatik. Und eine psychotherapeutische Behandlung konnte ich mir zudem auch schenken. Ebenso blieb mir durch die richtige Diagnose die die frustrierende Erfahrung erspart (bzw. fand ein Ende), dass mir eine Psychotherapie bei meiner angeblichen Angststörung nicht helfen kann. Klar kann sie nicht helfen, wenn das Falsche therapiert wird.

Klar diagnostizieren Ärzte auch psychische Störungen. Wenn sie organisch nichts finden können, dann liegt es nahe dem Patienten zu raten, die Psyche in Betracht zu ziehen.

Und klar, ... Therapeuten könnten nichts Körperliches diagnostizieren. Wie auch? Dafür sind Blutuntersuchungen usw. nötig. Sowas können und dürfen Therapeuten nicht durchführen.
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Broken Wing
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 19:37

Schön. Nichts anderes meinte ich mit dem, dass Ärzte zur Psyche greifen, weil sich damit jeder Zustand erklären lässt. Und das ist kein Zustand. Wenn der Therapeut auf die gleiche Weise Juckreiz und Depressionen erklärt, habe ich ein klares Problem, auch als rein psychisch kranker ohne somatische Symptome.

Ja, in der Medizin gibt es mängel, Tests, die nicht anschlagen uvm. Worauf ich hinaus will, ist aber klar, nehme ich an. Fals nicht, sorry. Will nicht diskutieren.

@ Leberblümchen: Geh wozu. Die Therapie ist bald vorüber. War eine nette Zeit. Verlängern will keiner von uns. Ich fang wieder eine an, wenn sich Frust angestaut hat (vorausgesetzt, ich bekomme einen Kassenplatz, selbst zahle ich für Plazebo nicht).
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viciente
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 20:01

Broken Wing hat geschrieben:....... habe ich ein klares Problem, auch als rein psychisch kranker ohne somatische Symptome.
.. weshalb sich dann u.a. sofort genau DESHALB:
Broken Wing hat geschrieben:.. dass Ärzte zur Psyche greifen, weil sich damit jeder Zustand erklären lässt
.. sehr schnell - samt aller zweifel - die frage stellt, ob du überhaupt psychisch "krank" bist; dann nämlich "hilft" eine therapie natürlich wenig - wie sollte sie auch?


Eremit
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Beitrag Di., 04.03.2014, 03:20

Broken Wing hat geschrieben:Nichts anderes meinte ich mit dem, dass Ärzte zur Psyche greifen, weil sich damit jeder Zustand erklären lässt.
Ich habe für mich einen Trick entdeckt, der bis jetzt IMMER funktioniert:

Wenn ich körperlich untersucht werden will, behaupte ich einfach, meine Beschwerden könnten NUR von der Psyche ausgehen. So schnell kann ich gar nicht schauen, und ich werde von oben bis unten durchgecheckt. Verkehrt herum funktioniert das übrigens genauso gut.

Ärzte wollen das Gefühl haben, daß sie - und NUR sie - das Problem richtig erkannt und die passende Lösung parat haben. Die meisten sind Narzissten, die das Gefühl der Grandiosität und Exklusivität brauchen. Diese Abhängigkeit kann man, wenn man erstmal das Prinzip durchschaut hat, ziemlich gut ausnutzen. Vertrauen sollte man ihnen nur eben nicht...

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Beitrag Di., 04.03.2014, 08:05

@ Eremit:

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Beitrag Di., 04.03.2014, 09:09

Broken Wing hat geschrieben:@ Leberblümchen: Geh wozu. Die Therapie ist bald vorüber. War eine nette Zeit. Verlängern will keiner von uns. Ich fang wieder eine an, wenn sich Frust angestaut hat (vorausgesetzt, ich bekomme einen Kassenplatz, selbst zahle ich für Plazebo nicht).
In D würde für den Kassenplatz mangels THERAPIEmotivation auch keine Therapie geben (Verlängerung ohnehin nicht), wenn es nur um Frustabbau geht .
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