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Mo., 29.07.2013, 20:26
@titus:
Ich glaube du setzt Fühlen und Handeln gleich, bzw. leitest einen Handlungsanspruch vom Gefühl ab. Jemanden einen Effenberg-Finger zu zeigen oder den Partner zu betrügen sind keine Gefühle. Auch "sich wehren" ist kein Gefühl. Das sind Handlungen, für die man sich entscheidet oder auch nicht.
Wut, Enttäuschung, Kränkung sind Gefühle, sich verletzt FÜHLEN. Das sind Gefühle.
Gefühle sind nie falsch oder irgendwie moralisch zu bewerten. Dies zu tun, ist ein Irrweg (dem wir alle wohl aufsitzen, weswegen wir u.a. in Therapie sind). Die Handlungen, die daraus erwachsen müssen hingegen moralisch bewertet werden. Selbst Caveman hatte seine Regeln und daher seine Moral. Nur das die eben hieß: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir sind in Westeuropa zum Glück weiter.
Wie schon mehrfach hier geschrieben, hat es erstmal nichts mit moralischen Ansprüchen zu tun, sondern damit, wie ich mich mit dem fühle, was ich tue, was es mit MIR macht. Ich habe überlegt, wie genau der Zusammenhang zu dem ist, was adw schrieb und was ich auch so fühle,a ber bis eben nicht ganz greifen konnte.
Ich denke, ich möchte eben meine Gefühle wertfrei fühlen können, kommen und gehen lassen können. Sie nicht verjagen müssen, sie nicht festhalten müssen. Und wenn ich jemandem den Effenbergfinger zurückzeige oder zurückpampe, habe ich mein Gefühl des Ärgers auf ihn gekotzt oder in ihm deponiert, wie er es mit mir gemacht hat. Und das hieße, ich will dieses Gefühl eigentlich nicht, ich lehne es ab.
Will ich so nicht mehr. Weil ich denke, meine Gefühle gehören mir. Sie sind immer berechtigt und sind einfach okay. Sie leiten mich zusammen (!) mit meinem Verstand zu handeln. Und zwar leiten sie mich in der Situation, als auch im Leben, in der Frage wo will ich hin, wie kann, muss, soll ich mich entwickeln? Was ist mir wichtig?
Gefühle aber, die ich mehrheitlich ausstoße (nicht zu verwechseln mit ausdrücken!), kann ich ja nicht mehr wirklich fühlen und betrachten und sie können mir nicht mehr sagen, wie ich mich entwickeln kann, stärker werden kann oder wo mein Weg langführt, der mich zufrieden machen kann, der mich erden kann.
Moral kann natürlich auch nicht außen vor bleiben. Jeder Mensch ist ein moralisches Wesen. Auge um Auge, Zahn um Zahn ist in der Tat moralisch archaisch, unterste Stufe der Moralentwicklung. So sind Kinder im Vorschulalter. Siehe Kohlberg.
Das hat nichts mit "Überlegenheit" oder gar Unaufrichtigkeit zu tun, sondern mit gesunder Entwicklung n paar Stufen höher zu kommen.
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montagne am Mo., 29.07.2013, 20:32, insgesamt 2-mal geändert.
amor fati