Umgang mit Beleidigungen

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:09

**AufdemWeg** hat geschrieben:r vom möglichen Umgang mit den Gefühlen.

jup, darüber wollte ich eigentlich viel erfahren, das habe ich hier heute leider nicht, dafür aber viel über so etwas wie Schlagfertigkeit und über Inhalte der Bergpredigt
Meine Freundin die mir heute Vormittag schon mit "der Herr sprach die Rache ist mein" kam, wird's freuen....auf ner Metaebene verstehe ich es auch....aber meine Gefühle werden dadurch leider nicht anders, die sind wie sie sind, aber wicvhtig für mich ist, dass ich mein Fahrrad nun erstmal nicht putze und nach wie vor jeden morgen zum Bäcker meiner Wahl damit fahre

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:12

das stimmt, das ist zu kurz gekommen
wobei ich ja immer noch finde
dass du da für dich schon was erkannt hast
und du das auch in deine Therapie miteinbringen willst.
Dann wirst du etwas zu den Gefühlen erfahren
nämlich zu deinen eigenen.

LG ADW
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stern
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:18

yamaha1234 hat geschrieben:
**AufdemWeg** hat geschrieben:r vom möglichen Umgang mit den Gefühlen.

jup, darüber wollte ich eigentlich viel erfahren, das habe ich hier heute leider nicht, dafür aber viel über so etwas wie Schlagfertigkeit und über Inhalte der Bergpredigt
Nun ja... ich halte, wie ich in anderen Worten zu formulieren versuchte, Entwertungen bzw. Zurückschlagen mit den gleichen Mitteln nicht für einem Umgang MIT einem Gefühl. Sondern eher eine Strategie, das Gefühl loszuwerden bzw. zurückzugeben, so dass man eben NICHT damit umgehen muss.

Wenn man schaut, was genau aufpeitscht hat, kann das gleichzeitig eine gewisse Distanz herstellen (zumindest nachträglich).
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montagne
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:26

@titus:
Ich glaube du setzt Fühlen und Handeln gleich, bzw. leitest einen Handlungsanspruch vom Gefühl ab. Jemanden einen Effenberg-Finger zu zeigen oder den Partner zu betrügen sind keine Gefühle. Auch "sich wehren" ist kein Gefühl. Das sind Handlungen, für die man sich entscheidet oder auch nicht.
Wut, Enttäuschung, Kränkung sind Gefühle, sich verletzt FÜHLEN. Das sind Gefühle.

Gefühle sind nie falsch oder irgendwie moralisch zu bewerten. Dies zu tun, ist ein Irrweg (dem wir alle wohl aufsitzen, weswegen wir u.a. in Therapie sind). Die Handlungen, die daraus erwachsen müssen hingegen moralisch bewertet werden. Selbst Caveman hatte seine Regeln und daher seine Moral. Nur das die eben hieß: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir sind in Westeuropa zum Glück weiter.

Wie schon mehrfach hier geschrieben, hat es erstmal nichts mit moralischen Ansprüchen zu tun, sondern damit, wie ich mich mit dem fühle, was ich tue, was es mit MIR macht. Ich habe überlegt, wie genau der Zusammenhang zu dem ist, was adw schrieb und was ich auch so fühle,a ber bis eben nicht ganz greifen konnte.

Ich denke, ich möchte eben meine Gefühle wertfrei fühlen können, kommen und gehen lassen können. Sie nicht verjagen müssen, sie nicht festhalten müssen. Und wenn ich jemandem den Effenbergfinger zurückzeige oder zurückpampe, habe ich mein Gefühl des Ärgers auf ihn gekotzt oder in ihm deponiert, wie er es mit mir gemacht hat. Und das hieße, ich will dieses Gefühl eigentlich nicht, ich lehne es ab.

Will ich so nicht mehr. Weil ich denke, meine Gefühle gehören mir. Sie sind immer berechtigt und sind einfach okay. Sie leiten mich zusammen (!) mit meinem Verstand zu handeln. Und zwar leiten sie mich in der Situation, als auch im Leben, in der Frage wo will ich hin, wie kann, muss, soll ich mich entwickeln? Was ist mir wichtig?
Gefühle aber, die ich mehrheitlich ausstoße (nicht zu verwechseln mit ausdrücken!), kann ich ja nicht mehr wirklich fühlen und betrachten und sie können mir nicht mehr sagen, wie ich mich entwickeln kann, stärker werden kann oder wo mein Weg langführt, der mich zufrieden machen kann, der mich erden kann.



Moral kann natürlich auch nicht außen vor bleiben. Jeder Mensch ist ein moralisches Wesen. Auge um Auge, Zahn um Zahn ist in der Tat moralisch archaisch, unterste Stufe der Moralentwicklung. So sind Kinder im Vorschulalter. Siehe Kohlberg.
Das hat nichts mit "Überlegenheit" oder gar Unaufrichtigkeit zu tun, sondern mit gesunder Entwicklung n paar Stufen höher zu kommen.
Zuletzt geändert von montagne am Mo., 29.07.2013, 20:32, insgesamt 2-mal geändert.
amor fati

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:27

stern hat geschrieben:[
Wenn man schaut, was genau aufpeitscht hat, kann das gleichzeitig eine gewisse Distanz herstellen (zumindest nachträglich).
Welche Gefühle würden denn in dir ausgelöst werden, wenn jemand zu dir "Drecksau" sagt?

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:31

@montagen, zwischen Gefühl und Handlung sehe ich schon einen Zusammenhang. Klar wird Man nicht am Gefühl, wohl aber an der Handlung moralisch oder wie auch immer "gemessen", aber was wäre denn deiner Meinung nach konkret eine angemessene Reaktion auf diese "Drecksau"?

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stern
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:40

yamaha1234 hat geschrieben:
stern hat geschrieben:[
Wenn man schaut, was genau aufpeitscht hat, kann das gleichzeitig eine gewisse Distanz herstellen (zumindest nachträglich).
Welche Gefühle würden denn in dir ausgelöst werden, wenn jemand zu dir "Drecksau" sagt?
Kommt drauf an. Also bei einer nahestehenden Person wäre das wohl anders als bei einem wildfremden Menschen. Letzeres habe ich es schon geschildert: Vermutlich wäre ich hier relativ gelassen (Gefühl) weil ich es nicht persönlich nehmen würde. Vielleicht wäre ich irritiert (Gefühl), was den Typen geritten hat. Evtl. würde ich den Kopf schütteln, um zu signalisieren, was das soll (befremdlich = Gefühl). Also da ist kaum Andockfläche. In dem Fall.

Wenn Emotionen sehr übermächtig sind gibt es Ansätze (z.B. DBT), die darauf abzielen, erstmal etwas Distanz zum Affekt herzustellen. Kann ich puncto (Fremd)Aggressions-Kontrolle aber nicht sagen, wie die Therapie (DBT) aussehen könnte. Um die Spannbreite zwischen Affekt und Reaktion etwas zu verbreitern. Bei Bedarf auch social skills--- also wie reagieren, usw. Vielleicht kann ja die Thera in die Richtung etwas empfehlen.
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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:51

Also Kopf schütteln wirkt auf mich auch aggressiv, weil es so von "oben herab" wirkt....und nichts mit Gelassenheit sondern mit Erhabenheit zu tun hat.....Social skills? Klar, ich töte ihn ja nicht, bespucke ihn nicht und trete ihn nicht zusammen, das reicht doch....

Nee, im ernst vielleicht habt ihr andere Themen bei denen ihr austickt, keiner hat mir bisher schlüssig erklären können wohin mit der Wut, weil ihr in solch einer Situation ja keine empfindet.....und warum ihr da keine empfindet....keine Ahnung...

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stern
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:56

yamaha1234 hat geschrieben:@montagen, zwischen Gefühl und Handlung sehe ich schon einen Zusammenhang
Welchen genau?

In der DBT bzw. wenn wir von wirklich intensiven Gefühlen reden, sieht z.B. die DBT mitunter vor, Handlungsimpulse zu bremsen (ich meine es wäre verherrend, wenn man wirklich jemand zusammenschlagen würde, der ein Schimpfort sagt. Spätestens das nimmt nicht mehr jeder hin, während manche über einen Mittelfinger vermutlich noch eher hinwegsehen, obwohl es auch eine Beleidigung ist). Bzw. teilweise auch, entgegen dem Handlungsimpuls Gefühls handeln zu können. Eben z.B. ruhig bleiben anstelle schreien. Aber da müsstest du wohl mit der Thera schauen, ob sie mit dem Konzept Erfahrung hat, das sicherlich einiges hergeben dürfte.

Insofern bin ich, wie montagne, da nicht so bei Titus, so von wegen, wenn es aber mein Empfinden ist.

Persönlich habe ich auch vor "Du Sau" auch nicht mehr Respekt wie vor "selbst Sau". Also ich weiß nicht, wieviel Respekt man sich damit wirklich verschaffen kann. Kann aber nur für mich reden. Respekt habe ich eher vor anderen Umgangsformen.
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 20:57

yamaha1234 hat geschrieben:Also Kopf schütteln wirkt auf mich auch aggressiv, weil es so von "oben herab" wirkt....
deine Interpretation. Bei mir ist es Ausdruck des Befremdens und der Irritation, wenn jemand auszuckt, das ich nicht sonderlich persönlich nehmen kann. Und es ist immerhin kein Straftatbestand wie eine Beleidigung (wie ein Mittelfinger).
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 21:00

stern hat geschrieben:
yamaha1234 hat geschrieben:@montagen, zwischen Gefühl und Handlung sehe ich schon einen Zusammenhang
Welchen genau?

.
Ein Gefühl sagt dir, dass in deinem inneren System etwas passiert, es dient als Orientierung nach der man seine Handlung ausrichtet.

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Beitrag Mo., 29.07.2013, 21:02

yamaha1234 hat geschrieben:keiner hat mir bisher schlüssig erklären können wohin mit der Wut, weil ihr in solch einer Situation ja keine empfindet.....und warum ihr da keine empfindet....keine Ahnung...
Das wirst du auch eher nicht wie ein Gedicht lernen können, vermute ich, wenn sich selbst muskulär alles anspannt, usw.
Ein Gefühl sagt dir, dass in deinem inneren System etwas passiert, es dient als Orientierung nach der man seine Handlung ausrichtet.
Und das Gefühl bzw. dessen Handlungsimpuls sagt dir eigentlich: Schlag den Typ zusammen. Was bremst dich, dies nicht zu tun?
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 21:06

stern hat geschrieben:. Und es ist immerhin kein Straftatbestand wie eine Beleidigung (wie ein Mittelfinger).
zur Straftat .... Sorry, in emotionalen Situationen denke ich nicht über deutsche Gesetze nach......und überlege dann ganz ruhig welches Wort ich nun wählen könnte dAs Gesetzeskonform ist, das juckt mich in solch einer impulsiven Situation wenig....

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 21:08

Yamaha ... Wohin mit der Wut?

Sich schriftlich Luft machen.

Sich mündlich (im Gespräch mit einer nahe stehenden Person) darüber austauschen, weshalb man Person x für 'ne doofe Nuss hält.

Ein Stofftier (oder Nippes, wenn man es sich leisten kann und vorsichtig ist) gegen die Wand schleudern.

Schreien.

Die Wut körperlich ausagieren (Fahrrad fahren, rennen ...).

Alles Methoden, die kein zusätzliches Konfliktpotenzial bieten (im Gegensatz zur Vergeltung) und einem die Möglichkeit bieten, seinen Gefühlen Luft zu machen.

Manches davon wurde hier schon erwähnt. Gibt bestimmt noch mehr.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 29.07.2013, 21:10

stern hat geschrieben:. Was bremst dich, dies nicht zu tun?
Das Wissen, dass er womöglich körperlich schwer verletzt würde, wenn ich ihn wirklich vom Rad getreten hätte, ist schließlich ein alter Mann.....zudem kann ich meine Impulse ja in soweit kontrollieren, dass ich niemals zuschlagen würde, wäre irgendwie asozial in der heutigen zeit....

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