Psychotherapiemethode in Diskussion
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Ich denke heute, dass ich vielleicht mal besser ein paar Fachbücher gelesen hätte
vor oder während der Therapie aber vielleicht auch gerade das nicht.
Ich bin eine von denjenigen Menschen, die nur mit sich selbst in die Therapie gegangen sind; ich hatte echt nichts zu bieten ausser mir; kein Fachwissen, keine Bücher, keine Artikel nur mich und meine Gefühle.
Erst als ich dieses Forum hier gefunden habe, hat sich meine Welt diesbezüglich etwas geöffnet.
Es wird so viel gesprochen von Vertrauen, sich einlassen, mitarbeiten und durchalten und Mut, Willen so viele große Worte
manchmal wüsste ich gerne ob es in der Tat nicht "nur" wenn auch sehr beruhigende Worte sind...
Hätte ich heute nocheinmal mit Psychotherapie zu tun ich würde versuchen wollen heraus zu finden was dran ist
würde einen radikalen Weg wählen.
vor oder während der Therapie aber vielleicht auch gerade das nicht.
Ich bin eine von denjenigen Menschen, die nur mit sich selbst in die Therapie gegangen sind; ich hatte echt nichts zu bieten ausser mir; kein Fachwissen, keine Bücher, keine Artikel nur mich und meine Gefühle.
Erst als ich dieses Forum hier gefunden habe, hat sich meine Welt diesbezüglich etwas geöffnet.
Es wird so viel gesprochen von Vertrauen, sich einlassen, mitarbeiten und durchalten und Mut, Willen so viele große Worte
manchmal wüsste ich gerne ob es in der Tat nicht "nur" wenn auch sehr beruhigende Worte sind...
Hätte ich heute nocheinmal mit Psychotherapie zu tun ich würde versuchen wollen heraus zu finden was dran ist
würde einen radikalen Weg wählen.
Zuletzt geändert von **AufdemWeg** am Mo., 31.12.2012, 12:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Mich hat immer gewundert, dass sich so wenige an der Bezeichnung "Psychotherapie" stören. Das Wort "Therapie" bezeichnet ja die Behandlung von Krankheiten mit dem Ziel der Heilung. Passt das auf den Vorgang der PT? Doch wohl nicht. In den meisten Fällen wird es doch im Gegenteil daraum gehen, dem "Patienten" (auch so ein bezeichnendes Wort) klar zu machen, dass er gerade nicht "krank", sondern seine seelischen Vorgänge im Prinzip normal sind.
Dagegen impliziert das Wort "Therapie": dass da etwas krank, also abweichend von einem "Normalzustand" ist, dass dieser Normalzustand herstellbar ist, dass diese Herstellung wünschenswert ist und dass es hierfür eine Methode gibt. Die der "Therapeut" "beherrscht". An jeden dieser Punkte kann man aber je nach Befund ein fettes Fragezeichen setzen. Überspitzt gesagt: schon allein die Verwendung der Worte "Therapie" und "Therapeut" versetzt den Klienten in eine leichte "Negativ-Trance" (interessanterweise hat sich die moderne Psychologie ja aus der Hypnose heraus entwickelt).
Es ist zwar durchaus historisch erklärbar, warum die Psychologie sich seinerzeit am schulmedizinischen Vokabular orientiert hat (nämlich um überhaupt erstmal ernst genommen zu werden). Mittlerweile finde ich die Kritik aber schon berechtigt, dass dort, wo das Vokabular derart unscharf ist, auch Misstrauen in die "Methodik" eines solchen Faches angebracht ist. Gerade Psychologen müssten wissen, dass dort, wo es um die Seele geht, die Wahl der richtigen Worte sehr wichtig ist. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Menschen, der mir in der Bewältigung von schwierigen seelischen Herausforderungen an der Seite steht, als "Therapeut", "Guru" oder, sagen wir, "Lebensberater" bezeichne.
Dagegen impliziert das Wort "Therapie": dass da etwas krank, also abweichend von einem "Normalzustand" ist, dass dieser Normalzustand herstellbar ist, dass diese Herstellung wünschenswert ist und dass es hierfür eine Methode gibt. Die der "Therapeut" "beherrscht". An jeden dieser Punkte kann man aber je nach Befund ein fettes Fragezeichen setzen. Überspitzt gesagt: schon allein die Verwendung der Worte "Therapie" und "Therapeut" versetzt den Klienten in eine leichte "Negativ-Trance" (interessanterweise hat sich die moderne Psychologie ja aus der Hypnose heraus entwickelt).
Es ist zwar durchaus historisch erklärbar, warum die Psychologie sich seinerzeit am schulmedizinischen Vokabular orientiert hat (nämlich um überhaupt erstmal ernst genommen zu werden). Mittlerweile finde ich die Kritik aber schon berechtigt, dass dort, wo das Vokabular derart unscharf ist, auch Misstrauen in die "Methodik" eines solchen Faches angebracht ist. Gerade Psychologen müssten wissen, dass dort, wo es um die Seele geht, die Wahl der richtigen Worte sehr wichtig ist. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Menschen, der mir in der Bewältigung von schwierigen seelischen Herausforderungen an der Seite steht, als "Therapeut", "Guru" oder, sagen wir, "Lebensberater" bezeichne.
The whole man must move at once!
Hallo Stefan,
geht es in der Psychotherapie nicht darum, mit dem, was man ist, besser Leben lernen zu können?! Einfach bewußter?! Das Heil/die Heilung besteht dann wohl darin, weniger (oder gar nicht mehr) unter sich zu leiden.
geht es in der Psychotherapie nicht darum, mit dem, was man ist, besser Leben lernen zu können?! Einfach bewußter?! Das Heil/die Heilung besteht dann wohl darin, weniger (oder gar nicht mehr) unter sich zu leiden.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Hallo StefanM,
das, was Du in das Wort "Therapie" hineininterpretierst, stimmt nicht mit der Wortbedeutung überein:
Das Wort „Therapie“ kommt aus dem Altgriechischen ( θεραπεία „Therapeuein“), ist in seiner Bedeutung deutlich prozessorientiert und bedeutet (je nach Wörterbuch, Kontext):
- (freundlich) begleiten
- Weggenosse sein
- dem Höchsten (im Anderen) dienen
- Heilung durch Hinführung zum ganzen Menschen.
- Heilendes Gewahrsein
- Dienen, Dienstleistung, der Aufwartende
- der Wärter
- Pflege
Lernen, erfahren dürfen mit Begleitung. Auch ein Freund, ein Stück Musik, ein Urlaub kann (nach dieser Definition) therapeutische Wirkung haben.
Therapie kennzeichnet nicht den Abstand von einem Normzustand (der ja immer wieder neu definiert wird) und bedeutet auch nicht "krank" zu sein.
Das "schulmedizinische" Vokabular gibt es per se als "Basis", es ist im Wandel begriffen (ebenso wie in den Ingenieruswissenschaften z.B.).
Wer sich als "Guru" in diesem Bereich sieht, ist fehl am Platze. Alles hat seine Begrenzung, auch die Psychotherapie, und kann mit dem Wissen darum sehr effektiv sein.
Das Vokabular ist oft deshalb unscharf, weil wir (die Gesellschaft, bestimmte politische Gruppen etc.) es unscharf, falsch, im unpassenden Kontext verwenden oder - kulturell bedingt - andere Grundannahmen haben.
Herzlichen Gruß,
Anne
das, was Du in das Wort "Therapie" hineininterpretierst, stimmt nicht mit der Wortbedeutung überein:
Das Wort „Therapie“ kommt aus dem Altgriechischen ( θεραπεία „Therapeuein“), ist in seiner Bedeutung deutlich prozessorientiert und bedeutet (je nach Wörterbuch, Kontext):
- (freundlich) begleiten
- Weggenosse sein
- dem Höchsten (im Anderen) dienen
- Heilung durch Hinführung zum ganzen Menschen.
- Heilendes Gewahrsein
- Dienen, Dienstleistung, der Aufwartende
- der Wärter
- Pflege
Lernen, erfahren dürfen mit Begleitung. Auch ein Freund, ein Stück Musik, ein Urlaub kann (nach dieser Definition) therapeutische Wirkung haben.
Therapie kennzeichnet nicht den Abstand von einem Normzustand (der ja immer wieder neu definiert wird) und bedeutet auch nicht "krank" zu sein.
Das "schulmedizinische" Vokabular gibt es per se als "Basis", es ist im Wandel begriffen (ebenso wie in den Ingenieruswissenschaften z.B.).
Wer sich als "Guru" in diesem Bereich sieht, ist fehl am Platze. Alles hat seine Begrenzung, auch die Psychotherapie, und kann mit dem Wissen darum sehr effektiv sein.
Das Vokabular ist oft deshalb unscharf, weil wir (die Gesellschaft, bestimmte politische Gruppen etc.) es unscharf, falsch, im unpassenden Kontext verwenden oder - kulturell bedingt - andere Grundannahmen haben.
Herzlichen Gruß,
Anne
Zuletzt geändert von Anne1997 am Mo., 31.12.2012, 12:57, insgesamt 5-mal geändert.
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@ JennyDoe: Der Hinweis auf den Artikel war eher zynisch gemeint, weil ich es schräg finde, wofür die Leute alles Verständnis haben, sich manipulieren lassen etc. Wenn mein Therapeut Drama aus dem Händeschütteln machte, dann war es das. Es ist nun mal üblich, dass man sich durch Handgeben begrüßt, und an dieser Sitte ist auch nichts verwerfliches. Nur wenn alles sexualisiert wird, obwohl die PA angeblich heute davon abgekommen ist, ist es ein ernsthaftes Problem. Andererseits erzählen die Leute aber ihre intimsten Dinge, weil sie glauben, vor Ihnen sitzt ein Computer, der sich überhaupt keine Meinung dazu macht. Oder seine Meinung sei unwichtig für den Therapieverlauf, ganz im Widerspruch dazu, dass Beziehung das A und O ist.
Vergleich Medizin: Es ist ein Unterschied, ob etwas einfach überholt ist und es bessere Methoden gibt, von denen wir bis dato nichts gewusst haben oder etwas, das offensichtlich schwachsinnig ist, für den aktuellen Wissensstand zu halten.
Einige Jahrzehnte früher gab es "Experimente" an Heiminsaßen, die nach Außen hin als damaliges Wissen getarnt werden. Ich meine die Zeit nach dem Krieg. Aber natürlich wussten die Leute, worum es ging. Sie wollten die Menschen quälen und am besten loswerden.
@ Hopeless: Selbst wenn das stimmt, was du sagst, also dass Störungen daraus resultieren, nicht in die Gesellschaft hineinzupassen, dann verrate mir bitte die Lösung. Was wird der Therapeut tun? Dich dazu bringen, mehr in Gesellschaft zu kommen, sich ihren Bedingungen zu unterwerfen. Das kranke System wird Aufrecht erhalten. Die Warnzeichen, wie es in dem Kontext heißen muss, werden ignoriert, in Frage gestellt, korrigiert. Anders kann man sich nicht erklären, dass zwar immer mehr Menschen in Therapie gehen, gesamtgesellschaftlich die psychische Gesundheit immer negativer ausfällt.
Ich hinterfrage gern. Und das, seit mir in der Jugend eine Therapie angedreht wurde, gegen die theoretisch nichts srach. Die Therapeutin war kompetent, gewählt in ihrer Ausdrucksweise etc. Ich habe schon damals Zweifel geäußert, die ich jedoch nicht wirklich verbalisieren konnte. Aber ich vertraute letztendlich der Therapeutin. Jetzt kann ich nur sagen, dass nicht Behandlung besser gewesen wäre.
@ Elana: Ja. Klar sind die meisten interessiert. In zahlreichen anderen Threads können sie dem auch nachgehen. Aber hier ist ein Methodendiskussionsthread. Wer eine Therapie machen will, wird sich nicht von diesem kleinen Thread abhalten lassen, da gibt es schlimmere. Wer sagt denn, dass ich auch nicht interessiert bin? Sonst hätte ich mich kaum hier registriert. Aber je länger ich hier bin, desto mehr fühle ich mich wie in einer virtuellen Psychiatrie.
Also bitte.
Vergleich Medizin: Es ist ein Unterschied, ob etwas einfach überholt ist und es bessere Methoden gibt, von denen wir bis dato nichts gewusst haben oder etwas, das offensichtlich schwachsinnig ist, für den aktuellen Wissensstand zu halten.
Einige Jahrzehnte früher gab es "Experimente" an Heiminsaßen, die nach Außen hin als damaliges Wissen getarnt werden. Ich meine die Zeit nach dem Krieg. Aber natürlich wussten die Leute, worum es ging. Sie wollten die Menschen quälen und am besten loswerden.
@ Hopeless: Selbst wenn das stimmt, was du sagst, also dass Störungen daraus resultieren, nicht in die Gesellschaft hineinzupassen, dann verrate mir bitte die Lösung. Was wird der Therapeut tun? Dich dazu bringen, mehr in Gesellschaft zu kommen, sich ihren Bedingungen zu unterwerfen. Das kranke System wird Aufrecht erhalten. Die Warnzeichen, wie es in dem Kontext heißen muss, werden ignoriert, in Frage gestellt, korrigiert. Anders kann man sich nicht erklären, dass zwar immer mehr Menschen in Therapie gehen, gesamtgesellschaftlich die psychische Gesundheit immer negativer ausfällt.
Ich hinterfrage gern. Und das, seit mir in der Jugend eine Therapie angedreht wurde, gegen die theoretisch nichts srach. Die Therapeutin war kompetent, gewählt in ihrer Ausdrucksweise etc. Ich habe schon damals Zweifel geäußert, die ich jedoch nicht wirklich verbalisieren konnte. Aber ich vertraute letztendlich der Therapeutin. Jetzt kann ich nur sagen, dass nicht Behandlung besser gewesen wäre.
@ Elana: Ja. Klar sind die meisten interessiert. In zahlreichen anderen Threads können sie dem auch nachgehen. Aber hier ist ein Methodendiskussionsthread. Wer eine Therapie machen will, wird sich nicht von diesem kleinen Thread abhalten lassen, da gibt es schlimmere. Wer sagt denn, dass ich auch nicht interessiert bin? Sonst hätte ich mich kaum hier registriert. Aber je länger ich hier bin, desto mehr fühle ich mich wie in einer virtuellen Psychiatrie.
Also bitte.
Hi Eiswürfel,Eiswürfel hat geschrieben: @ Hopeless: Selbst wenn das stimmt, was du sagst, also dass Störungen daraus resultieren, nicht in die Gesellschaft hineinzupassen, dann verrate mir bitte die Lösung. Was wird der Therapeut tun? Dich dazu bringen, mehr in Gesellschaft zu kommen, sich ihren Bedingungen zu unterwerfen. Das kranke System wird Aufrecht erhalten. Die Warnzeichen, wie es in dem Kontext heißen muss, werden ignoriert, in Frage gestellt, korrigiert. Anders kann man sich nicht erklären, dass zwar immer mehr Menschen in Therapie gehen, gesamtgesellschaftlich die psychische Gesundheit immer negativer ausfällt.
also ich versuche dir jetzt zu erklären wie ich das sehe und das ist ausschließlich meine eigene, ganz persönliche Sicht auf die Dinge, wahrscheinlich werde ich es so kurz und knapp nicht schaffen.
Wenn wir bedenken, das unsere Erde vor rund 4,5 Milliarden (!) von Jahren entstanden ist, wir weiter bedenken das das 1. Leben ca vor 2,7 Milliarden (!) Jahren entstand, wir uns nun fortan durch die Evolution hangeln und ungefähr sagen können, dass der erste "Homo" lebte ca vor 200.000 (!) Jahren usw. usw. ich will nicht alle Stufen durchmachen, unser Gehirn und unser Körper sind heute einfach noch nicht soweit sich dieser schnellen, wahnsinnig rasant entwickelnden Welt anzupassen, das braucht Mutation und Selektion, Selektion findet keine mehr statt, dank des medizinischen Fortschritts. Unser Hirn ist auf Überleben programmiert, es tut alles um zu Überleben, versorgt uns eben mit seelischen Störungen, wenn es glaubt dadurch überleben wir. Das Dissoziation, Depression, Zwänge usw. nicht in unsere gesellschaftliche Welt passen ist doch klar...
Also braucht es Hilfe. Die Menschen haben leider vergessen auf ihren weisen Körper und ihre Intuition zu vertrauen und auch vergessen, das es keinen Dualismus gibt. Sie suchen und suchen im Außen, werden aber nichts finden. Anstatt sich zu fragen, "liebe Depression, was möchtest du mir sagen, was soll ich aus dir lernen"? Rennen sie zu irgendjemanden und wollen "es" weghaben. Das ist nicht nur bei seelischen Leiden so, auch bei Körperlichen. Viele Menschen rennen sofort zum Doc. holen sich Medikamente und habe keinerlei vertrauen mehr in ihre Selbstheilungskräfte, weil wir alle ja schnell wieder fit sein müssen, damit wir ja wieder 8std. arbeiten können und das im "Multitasking-Modus". Streng genommen sind wir nicht Mulitaskingfähig, wir können uns nur auf 1 einzige Sache konzentrieren usw. usw.
Anstatt dann aber in "Time-out" zu gehen, rennen wir unseren privaten Verpflichtungen nach, schauen TV und weiß der Geier noch, gehen in Fitnessstudio anstatt in die Natur etc. pp. entfernen uns immer mehr vom Mensch sein und unserer eigentlich Natuzr, hören auf Medien, was die uns nicht alles sagen, lassen uns von Ernährungsprofis sagen, wie wir zu essen haben usw. usw., lassen uns diktieren wie wie auszusehen haben usw. usw.
Und was macht das am Ende?
Krank-
Jetzt gehst du zum Therapeuten....Der ist im schlimmsten Fall genauso eine Marionette, oder aber hat gerafft auf sich und seine eigene innere Weisheit zu hören, wenn er das hat, dann profitierst du, aber auch nur wenn du es schaffst dir selbst zu vertrauen. Schaffst du das, dann kannst du auch in dieser wahnsinnigen Gesellschaft leben, denn dein Vertrauen in dich, sobald kultiviert, ist unumstößlich, unerschütterlich und du wirst mit allen Widrigkeiten des Lebens fertig.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
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unumstösslich und unerschütterlich
ich glaub, das gibt es nicht im Leben.
LG ADW
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Hallo Anne,
Das was Du über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes im Griechischen schreibst, mag alles stimmen (ich glaubs Dir, kann selbst leider kein Altgriechisch).
Meines Erachtens entscheidend ist aber, wie der Begriff in der abendländischen Wissenschaftstradition seit der Neuzeit verstanden wird. Und da heißt "Therapie" nun mal: Kurieren von Krankheiten. Es wäre ja schön, wenn Patienten der PT den Begriff in dem umfassenden Sinne verstehen würden, wie Du es beschreibst, das ist aber nicht der Fall (man denkt ja z. B. bei dem Begriff der "Persönlichkeit" auch nicht mit, dass "persona" die Wortbedeutung des "durchklingens" enthält und ursprünglich eine Schauspieler-Maske bezeichnete, selbst dann, wenn einem die Kenntnis dieser Wortherkunft möglicherweise meditativ interessante Einsichten vermitteln würde; man orientiert sich an dem, was man heute unter "Persönlichkeit" versteht).
Dementsprechend finde ich zwar Deinen Ansatz mit der "therapeutischen Wirkung" von Freunden, Urlaub und Musik sehr schön, und würde diese Gleichsetzung für mich sogar bejahen. Du gehst damit aber am Sprachgebrauch, so wie er allgemein verstanden wird, vorbei. Man sagt eben nicht: "heute nachmittag werde ich mich mal therapieren und höre Bruckners Neunte", es sei denn, man meint es ironisch oder aber pflegt einen wirklich sehr skurrilen Ansatz.
Der Guru war nur ein leicht ironisch gewähltes Beispiel...
Das bestreitet keiner. Hat aber mit der Frage der Terminologie nichts zu tun, oder?
Man kann schon darüber streiten, ob der Volksmund wirklich so "ungenau" ist. Häufig sind gerade die dort etablierten Worte für eine Sache enorm treffend, auch in den weiteren Bedeutungsebenen, die mitschwingen (so finde ich z. B., dass die leicht ironische Bezeichnung "Seelenklempner" auf ihre Art ziemlich präzise mögliche methodische Probleme der PT umreißt).
Aber selbst wenn man annähme, dass "die Gesellschaft" die Worte "unpräzise" verwendet - dann wäre es meines Erachtens gerade der Job der hiermit berufsmäßig befassten Wissenschaftler, hier für mehr Klarheit zu sorgen.
Anne1997 hat geschrieben:das, was Du in das Wort "Therapie" hineininterpretierst, stimmt nicht mit der Wortbedeutung überein:
Das Wort „Therapie“ kommt aus dem Altgriechischen ( θεραπεία „Therapeuein“), ist in seiner Bedeutung deutlich prozessorientiert und bedeutet (je nach Wörterbuch, Kontext):
- (freundlich) begleiten
- Weggenosse sein
- dem Höchsten (im Anderen) dienen
- Heilung durch Hinführung zum ganzen Menschen.
- Heilendes Gewahrsein
- Dienen, Dienstleistung, der Aufwartende
- der Wärter
- Pflege
Lernen, erfahren dürfen mit Begleitung. Auch ein Freund, ein Stück Musik, ein Urlaub kann (nach dieser Definition) therapeutische Wirkung haben.
Das was Du über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes im Griechischen schreibst, mag alles stimmen (ich glaubs Dir, kann selbst leider kein Altgriechisch).
Meines Erachtens entscheidend ist aber, wie der Begriff in der abendländischen Wissenschaftstradition seit der Neuzeit verstanden wird. Und da heißt "Therapie" nun mal: Kurieren von Krankheiten. Es wäre ja schön, wenn Patienten der PT den Begriff in dem umfassenden Sinne verstehen würden, wie Du es beschreibst, das ist aber nicht der Fall (man denkt ja z. B. bei dem Begriff der "Persönlichkeit" auch nicht mit, dass "persona" die Wortbedeutung des "durchklingens" enthält und ursprünglich eine Schauspieler-Maske bezeichnete, selbst dann, wenn einem die Kenntnis dieser Wortherkunft möglicherweise meditativ interessante Einsichten vermitteln würde; man orientiert sich an dem, was man heute unter "Persönlichkeit" versteht).
Dementsprechend finde ich zwar Deinen Ansatz mit der "therapeutischen Wirkung" von Freunden, Urlaub und Musik sehr schön, und würde diese Gleichsetzung für mich sogar bejahen. Du gehst damit aber am Sprachgebrauch, so wie er allgemein verstanden wird, vorbei. Man sagt eben nicht: "heute nachmittag werde ich mich mal therapieren und höre Bruckners Neunte", es sei denn, man meint es ironisch oder aber pflegt einen wirklich sehr skurrilen Ansatz.
Wenn wir den schulmedizinischen Sprachgebrauch nehmen: doch, dort gibt es den - freilich konstruierten - körperlichen Normalzustand, Krankheit als Abweichung hiervon, sowie "Therapie" als die Heilungs-Operation im weiteren Sinne.Therapie kennzeichnet nicht den Abstand von einem Normzustand (der ja immer wieder neu definiert wird) und bedeutet auch nicht "krank" zu sein.
Es wäre aber sogar zu diskutieren, ob es die richtige "Basis" ist, oder ob eine zeitgemäße Psychologie sich nicht hiervon lösen müsste.Das "schulmedizinische" Vokabular gibt es per se als "Basis", es ist im Wandel begriffen (ebenso wie in den Ingenieruswissenschaften z.B.).
Wer sich als "Guru" in diesem Bereich sieht, ist fehl am Platze.
Der Guru war nur ein leicht ironisch gewähltes Beispiel...
Alles hat seine Begrenzung, auch die Psychotherapie, und kann mit dem Wissen darum sehr effektiv sein.
Das bestreitet keiner. Hat aber mit der Frage der Terminologie nichts zu tun, oder?
Da wäre mein Ansatz genau umgekehrt.Das Vokabular ist oft deshalb unscharf, weil wir (die Gesellschaft, bestimmte politische Gruppen etc.) es unscharf, falsch, im unpassenden Kontext verwenden oder - kulturell bedingt - andere Grundannahmen haben.
Man kann schon darüber streiten, ob der Volksmund wirklich so "ungenau" ist. Häufig sind gerade die dort etablierten Worte für eine Sache enorm treffend, auch in den weiteren Bedeutungsebenen, die mitschwingen (so finde ich z. B., dass die leicht ironische Bezeichnung "Seelenklempner" auf ihre Art ziemlich präzise mögliche methodische Probleme der PT umreißt).
Aber selbst wenn man annähme, dass "die Gesellschaft" die Worte "unpräzise" verwendet - dann wäre es meines Erachtens gerade der Job der hiermit berufsmäßig befassten Wissenschaftler, hier für mehr Klarheit zu sorgen.
The whole man must move at once!
Ganz kurz, lieber StefanM,
danke für Deine weiterführenden Gedanken ; bin ein wenig in diesem Bereich tätig und keiner meiner Kollegen versteht unter Therapie das Kurieren, sondern das Ermöglichen desselben (u.a.; im Sinne von Dienen; hier könnte man noch Romane verfassen).
Dass Kollegen und allgemein Menschen darunter etwas anderes verstehen, mag sein, liegt nahe ...
Doch: ich denke bei "Persona" das von Dir Zitierte mit und viele andere Menschen auch (auch unbewusst) - Du ja auch und sicher sehr viele hier im Forum.
Was glaubst Du denn, was man heute unter "Persönlichkeit" versteht?
Ob man dann am Sprachgebrauch vorbei geht, kann man von mehren Seiten betrachten, muss nicht, kann sein (je nach Sicht).
Höre nicht so selten z.B.: "Die Chorprobe ist für mich wie eine Therapie, jede Woche" usw.
Der schulmedizinische Sprachgebrauch ist nicht einheitlich, siehe WHO-Definitionen von "Krankheit" und "Gesundheit" bzw. Psychrembel und Co.
Für mich ist manchmal (nur meine begrenzte Sicht) "die Psychologie viel zeitgemäßer als "die" Schulmedizin (könnte ich aber auch widerlegen; was ist "zeitgemäß"...) - zumindest in dem Kontext, in dem ich wirken darf.
Das Wissen um Begrenzung ist - abseits aller Terminologiediskussion - essentiell und weiterführend bzw. kann dieses sein (in jedem Lebensbereich).
Sonst könnte ich hier nicht schreiben (würde es mich schlichtweg nicht trauen), da mir meine große Begrenzung mehr oder minder bewusst ist.
"Seelenklempner" wird auch im prof. Kontext gebraucht, durchaus ernsthaft, es "trifft".
Wissenschaftler versuchen immer wieder für mehr Klarheit zu sorgen - es kommt aus verschiedenen Gründen nicht immer an und auch hier: eine komplexe Geschichte, Diskurs, Umgang mit Begriffen usvm. sorgt für Verzögerungen jedweder Art.
Ob es die "Klarheit" je geben kann - auch darüber könnte man vieles schreiben.
Wünsche Dir ein klares, schöne neues Jahr 2013,
Anne
@hopeless: Herzlichen Dank für Deine Gedanken, die sehr zum Weiterdenken animieren!
danke für Deine weiterführenden Gedanken ; bin ein wenig in diesem Bereich tätig und keiner meiner Kollegen versteht unter Therapie das Kurieren, sondern das Ermöglichen desselben (u.a.; im Sinne von Dienen; hier könnte man noch Romane verfassen).
Dass Kollegen und allgemein Menschen darunter etwas anderes verstehen, mag sein, liegt nahe ...
Doch: ich denke bei "Persona" das von Dir Zitierte mit und viele andere Menschen auch (auch unbewusst) - Du ja auch und sicher sehr viele hier im Forum.
Was glaubst Du denn, was man heute unter "Persönlichkeit" versteht?
Ob man dann am Sprachgebrauch vorbei geht, kann man von mehren Seiten betrachten, muss nicht, kann sein (je nach Sicht).
Höre nicht so selten z.B.: "Die Chorprobe ist für mich wie eine Therapie, jede Woche" usw.
Der schulmedizinische Sprachgebrauch ist nicht einheitlich, siehe WHO-Definitionen von "Krankheit" und "Gesundheit" bzw. Psychrembel und Co.
Für mich ist manchmal (nur meine begrenzte Sicht) "die Psychologie viel zeitgemäßer als "die" Schulmedizin (könnte ich aber auch widerlegen; was ist "zeitgemäß"...) - zumindest in dem Kontext, in dem ich wirken darf.
Das Wissen um Begrenzung ist - abseits aller Terminologiediskussion - essentiell und weiterführend bzw. kann dieses sein (in jedem Lebensbereich).
Sonst könnte ich hier nicht schreiben (würde es mich schlichtweg nicht trauen), da mir meine große Begrenzung mehr oder minder bewusst ist.
"Seelenklempner" wird auch im prof. Kontext gebraucht, durchaus ernsthaft, es "trifft".
Wissenschaftler versuchen immer wieder für mehr Klarheit zu sorgen - es kommt aus verschiedenen Gründen nicht immer an und auch hier: eine komplexe Geschichte, Diskurs, Umgang mit Begriffen usvm. sorgt für Verzögerungen jedweder Art.
Ob es die "Klarheit" je geben kann - auch darüber könnte man vieles schreiben.
Wünsche Dir ein klares, schöne neues Jahr 2013,
Anne
@hopeless: Herzlichen Dank für Deine Gedanken, die sehr zum Weiterdenken animieren!
Zuletzt geändert von Anne1997 am Mo., 31.12.2012, 14:26, insgesamt 8-mal geändert.
Doch, wenn man die Weisheit besitzt, das schlimme Dinge immer und zu jeder Uhrzeit nun einmal passieren können.**AufdemWeg** hat geschrieben:unumstösslich und unerschütterlich
ich glaub, das gibt es nicht im Leben.
LG ADW
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
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Ja liebe ADW,
ich habe das auch bis gestern Nacht nicht verstanden und tu mich noch immer schwer, aber es ist so. Wenn du das Leben siehst wie es ist, nur einfach das reine Leben mit all seinen Eventualitäten, Qualitäten, dann geht das.
ich habe das auch bis gestern Nacht nicht verstanden und tu mich noch immer schwer, aber es ist so. Wenn du das Leben siehst wie es ist, nur einfach das reine Leben mit all seinen Eventualitäten, Qualitäten, dann geht das.
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Benjamin Disraeli
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Da hab ich nachgedacht, ganz tief nachgedacht ohne Ablenkung. Einfach nur gesessen und mich versenkt. Et viola, es hat funktioniert.
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Benjamin Disraeli
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Ich war bisher eher damit beschäftigt mir klar zu machen
dass eben nicht jeden Moment etwas Schreckliches passieren muss
aber dass jederzeit solche Dinge geschehen können und auch geschehen
das ist für mein Verständnis eher Realität denn Weisheit und eben mitunter auch sehr lähmend.
dass eben nicht jeden Moment etwas Schreckliches passieren muss
aber dass jederzeit solche Dinge geschehen können und auch geschehen
das ist für mein Verständnis eher Realität denn Weisheit und eben mitunter auch sehr lähmend.
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