Anastasius hat geschrieben:
ich meine, wenn man das alles voraussetzt, was du voraussetzt. Dann gibt es keinen Ausweg. Mir scheint, du würdest bedingungslose (Selbst-)Liebe als das erstrebenswerte Optimim ansehen. Weshalb eigentlich?
weil logischerweise die bedingungen genau dann nicht erfüllt sein werden, wenns einem dreckig geht und man die selbstliebe am dringendsten braucht. wenn grade alles super läuft, ich zufrieden mit mir und meiner situation bin und von meinen fähigkeiten (egal in welchem bereich) überzeugt bin - dann brauch ich keine selbstliebe mehr, dann ist der unterschied zwischen selbstakzeptanz und selbst
liebe fürs wohlbefinden irrelevant.
Toughy hat geschrieben:Für mich ist (Selbst-)Liebe nicht ohne (Selbst-)Achtung und (Selbst-)Vertrauen denkbar. Insofern ist beides für mich eine Bedingung
nunja, beides sind aber dinge/"güter", die man nicht bedingungslos entwickeln kann, oder? ich meine... wer sich selbst zu oft enttäuscht hat, zu oft gescheitert ist, zu oft die falschen entscheidungen getroffen hat - wie soll so jemand noch vertrauen in sich selbst haben?
ganz allgemein: wie ist das denn bei freundschaften? klar, man hat die vergangenheit im hinterkopf, wenn der andere einen zu oft belügt oder versetzt wird man ihm schlichtweg nicht mehr vertrauen. wenn der andere nicht gewisse ähnlichkeiten, gemeinsame interessen, ansprechende gedanken und gleiche sichtweisen hat wie man selbst wird die freundschaft auch irgendwann eingehen - es sind einfach nicht alle bedingungen erfüllt. genauso wenn nicht noch offensichtlicher ist es bei der wahl des menschen, dem man seine (erotische, romantische) liebe schenkt, es gibt dafür einfach bestimmte bedingungen die erfüllt sein müssen, sonst wird man diesem menschen seine liebe nicht zuteilwerden lassen.
und das ist mein problem: ich sehe die "vergabe meiner liebe an mich selbst" an ähnlich restriktive bedingungen geknüpft, bedingungen jedenfalls, die ich in einigen bereichen bei weitem nicht erfülle. und ich kann und will einfach nicht so ein inkonsequenter, jämmerlicher waschlappen sein, der sich selbst viel nachsichtiger und verständnisvoller behandelt als andere. das kann ich einfach nicht.... nur ist dummerweise die kehrseite des ganzen, dass ich zu bedingungsloser selbstliebe nicht fähig bin.
übrigens toughy: bedingung würde ich eher in die richtung selbstauferlegter, frei gewählter einschränkungen sehen. "für mich kommt nur ein mann in frage, der mindestens 1,85m ist und dunkle haare hat." voraussetzung ist zwar etwas genauso unabdingbares, aber dass es für den bestand (hier von zwischenmenschlichen beziehungen) unabdingbar ist hat man sich nicht selbst ausgesucht. "ich kann nicht mit menschen befreundet sein, die zu aufrichtigkeit nicht fähig sind." aber ein großer unterschied ists wohl nicht, ich verwende beide begriffe eigentlich willkürlich
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.