Heilpraktiker für Psychotherapie = Psychotherapeut? (D)

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.

isabe
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 14:52

Die Frage ist, ob ein Patient sich für krank erklären lassen muss. Wenn ich zu einem HP ginge, wäre mein Auftrag an ihn nicht, eine Diagnose über meine psychische Pathologie zu erstellen - ich würde es ihm untersagen, so wie ich es jedem anderen Menschen, der nicht entsprechend ausgebildet ist, untersagen würde (und der HP hätte wohl gar kein Interesse daran, mich zu diagnostizieren).

Der Ansatz dürfte also ein vollkommen anderer sein: Ich nehme mal an, dass alle Menschen (vielleicht mit Ausnahme der Psychotiker) über genügend reife Anteile verfügen, die es ihnen erlauben, als "nicht-krank" durch den Alltag zu gehen und sich so zu definieren - im entsprechenden Kontext. Wenn ich ein Konto eröffne, sage ich auch nicht: "Ich bin aber psychisch krank", ebensowenig, wenn ich mich irgendwo bewerbe, einen Vortrag halte usw.

Ich sage es dann und nur dann, wenn ich der Krankenkasse signalisiere: "Ich möchte, dass ihr meine Behandlung bezahlt". Relevant ist der Begriff auch, wenn es um Renten bzw. Berufsunfähigkeit usw. geht, also immer dann, wenn jemand meine Leistungsfähigkeit kategorisieren muss.

Wenn ich an mir selbst arbeiten möchte und bereit und in der Lage bin, Geld dafür zu zahlen, muss das Konzept "Krankheit" überhaupt keine Rolle spielen.

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kaja
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 14:56

Es geht nicht darum das der Kunde eines Heilpraktikers sich für krank erklären lassen soll, sondern darum den Kunden davor zu schützen das ein HP etwas "behandelt" für das ihm die fachliche Qualifikation fehlt.
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isabe
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 15:18

Wie gesagt: Ob jemand einen anderen Menschen für krank erklärt, hängt davon ab, ob der das darf. So wie nur ein Pfarrer jemanden taufen darf usw. Um also "Krankheitsbehandlung" ausschließen zu können, muss erst mal "Krankheit" erkannt oder ausgeschlossen werden. Wenn ein Mensch also zu einem HP geht, dann steht der Krankheitsbegriff dort gar nicht im Raum, sondern es geht grundsätzlich um etwas anderes. Der HP behandelt also nicht "Krankheit xy", auch wenn er dem Klienten womöglich ähnlich oder besser hilft als ein Therapeut (wie man ja am Beispiel von Schneerose sieht).

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Schneerose
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 15:54

kaja hat geschrieben:Ein gravierender Unterschied zwischen einem Psychotherapeuten und einem Heilpraktiker ist auch noch das der Heilpraktiker keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandeln darf.
Behandeln darf er den Menschen schon jedoch die krankheitswertige Diagnose darf er als solche nicht stellen.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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kaja
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 16:50

@Schneerose

Er darf nicht nur die Diagnose nicht stellen, er darf auch nicht auf das Krankheitsbild hin behandeln.

@isabe

Die Regelungen bezüglich des Behandlungsbereich eines Heilpraktiers für Psychotherapie sind klar definiert.
Das ist schlicht Fakt.
Natürlich steht es dir frei dich dafür zu engagieren diese Regelungen zu ändern.
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Alyssa
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 16:54

kaja hat geschrieben:Ein gravierender Unterschied zwischen einem Psychotherapeuten und einem Heilpraktiker ist auch noch das der Heilpraktiker keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandeln darf.
Zu dem Satz fielen mir 2 Dinge ein:
1. Wie kann ein Heilpraktiker denn eine psychische Störung mit Krankheitswert überhaupt erkennen, wenn er keine medizinische/psychologische Ausbildung hat (und somit wohl auch keine Kenntnisse von entsprechender Diagnostik oder entsprechendem fachlichen Vokabular)?
2. Da ein Heilpraktiker eine psychische Störung mit Krankheitswert gar nicht als solche erkennen und (fachgerecht) benennen kann (will?), kann er natürlich auch drauf los behandeln wie er will.

Wer verzweifelt ist, wer schon alles durch hat, wem nirgendwo sonst geholfen werden konnte (bzw. wer mit der bisher angeboteten Hlfe nichts anfangen konnte), der geht auch mal zum Heilpraktiker.
Ist verständlich und wenn es von Erfolg gekürt wird, ist es eine feine Sache.

Ein Heilpraktiker wäre für mich der letzte Versuch bevor ich aufgebe. Und einem Heipraktiker, von dem ich nicht weiss, was er wie gelernt hat, wie er vorgeht, wie er als Mensch tickt und wie er behandelt, würde ich mich nicht auf 10m nähern (gleiches gilt aber auch für staatl. anerkannte Mediziner und Psychotherapeuten).

Den Threadtitel halte ich übrigens für (bewusst?) verwirrend gewählt.
Ein Heilpraktiger für Psychotherapie ist KEIN Psychotherapeut. Das wurde hier ja aber schon klargestellt.

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Schneerose
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:05

kaja hat geschrieben:@Schneerose

Er darf nicht nur die Diagnose nicht stellen, er darf auch nicht auf das Krankheitsbild hin behandeln.

@isabe

Die Regelungen bezüglich des Behandlungsbereich eines Heilpraktiers für Psychotherapie sind klar definiert.
Das ist schlicht Fakt.
Natürlich steht es dir frei dich dafür zu engagieren diese Regelungen zu ändern.
Das hab ich auch nicht geschrieben - ich schrieb er darf DEN MENSCHEN behandeln, und genau das macht es aus.
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isabe
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:05

Kaja:
Wenn man nach "Heilpraktiker Psychotherapie" googelt, findet man durchaus die Aussagen, dass sie (leichte) psychische Krankheiten behandeln können und dass es fließende Übergänge gibt zwischen "krank" und "gesund" (was sowieso klar ist).

"Der Heilpraktiker für Psychotherapie besitzt die amtliche Erlaubnis zur Behandlung psychisch kranker Patienten, die sonst nur Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten vorbehalten ist." (Paracelsus)

Wie der Begriff schon sagt, "heilt" ein Heilpraktiker. Er betreibt eine Heilbehandlung, ohne Arzt oder approbierter Therapeut zu sein. Dafür bekommt er eine Erlaubnis. In seiner Berufsausübung ist er - im Unterschied zu approbierten Th. - in der Methodenwahl vollkommen frei.

Der, der nicht therapeutisch arbeiten darf, ist der "Berater".

http://heilpraktiker-index.de/heilprakt ... berufsbild

"Der Psychologische Berater erlernt basale psychotherapeutische Kenntnisse und allgemeinpsychologische Grundlagen. Aufgrund dieser Grundlagen ist er in der Lage,
(lebens-)beratende Gespräche oder Coachings mit gesunden Menschen durchzuführen. Die Arbeit mit seelisch Erkrankten hingegen bleibt den Psychotherapeuten bzw. den Heilpraktikern für Psychotherapie vorbehalten"
Zuletzt geändert von isabe am Mo., 23.01.2017, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Schneerose
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:06

Alyssa hat geschrieben:
kaja hat geschrieben:Ein gravierender Unterschied zwischen einem Psychotherapeuten und einem Heilpraktiker ist auch noch das der Heilpraktiker keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandeln darf.
Zu dem Satz fielen mir 2 Dinge ein:
1. Wie kann ein Heilpraktiker denn eine psychische Störung mit Krankheitswert überhaupt erkennen, wenn er keine medizinische/psychologische Ausbildung hat (und somit wohl auch keine Kenntnisse von entsprechender Diagnostik oder entsprechendem fachlichen Vokabular)?
2. Da ein Heilpraktiker eine psychische Störung mit Krankheitswert gar nicht als solche erkennen und (fachgerecht) benennen kann (will?), kann er natürlich auch drauf los behandeln wie er will.

Wer verzweifelt ist, wer schon alles durch hat, wem nirgendwo sonst geholfen werden konnte (bzw. wer mit der bisher angeboteten Hlfe nichts anfangen konnte), der geht auch mal zum Heilpraktiker.
Ist verständlich und wenn es von Erfolg gekürt wird, ist es eine feine Sache.

Ein Heilpraktiker wäre für mich der letzte Versuch bevor ich aufgebe. Und einem Heipraktiker, von dem ich nicht weiss, was er wie gelernt hat, wie er vorgeht, wie er als Mensch tickt und wie er behandelt, würde ich mich nicht auf 10m nähern (gleiches gilt aber auch für staatl. anerkannte Mediziner und Psychotherapeuten).

Den Threadtitel halte ich übrigens für (bewusst?) verwirrend gewählt.
Ein Heilpraktiger für Psychotherapie ist KEIN Psychotherapeut. Das wurde hier ja aber schon klargestellt.
Ich wollte keinen eigenen neuen Thread eröffnen, da ich NUR mein positives Erlebnis zum Thema HP für Psychotherapie erzüählen wollte!
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Schneerose
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:08

Wer heilt hat Recht, egal wer oder was er ist, der Sinn ist dem Mensch ZU HELFEN, dass tut meiner und dafür bin ich ihm sehr sehr dankbar.
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:10

Das wäre eigentlich der Sinn im Leben, DIE VIELFALT zuzulassen, die jenigen die Schaden zufügen, die gehören vom Markt, das gilt für den HP, aber auch für den kassenzugelassenen Arzt. Im Übrigen schützt einem das Gesetz vor einem HP mehr als vor einem Kassenarzt.
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isabe
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:11

Den Threadtitel halte ich übrigens für (bewusst?) verwirrend gewählt.
Ein Heilpraktiger für Psychotherapie ist KEIN Psychotherapeut. Das wurde hier ja aber schon klargestellt.
Aber er darf therapieren. Für diese in meinen Augen schwachsinnige Unterscheidung kann ja der Klient nichts...

Sprachlogisch betrachtet, ist jemand, der berufsmäßig therapiert, ein Therapeut. So wie jemand, der berufsmäßig Brötchen backt, ein Bäcker ist.

Dass man eine Unterscheidung zwischen "Therapeut" und "Heilpraktiker" treffen möchte, mag wichtig und legitim sein; behandeln darf der HP allerdings auch.


kaja
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:22

Ja er darf therapieren was keinen Krankheitswert hat. Das wurde doch auch gar nicht in Abrede gestellt.
Er darf einfach nichts therapieren was seine fachlichen Kompetenzen übersteigt.

Ich unterscheide zwischen Psychotherapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie.

Das man in einem Forum für Psychotherapie den Begriff "Therapeut" verkürzt für "Psychotherapeut" verwendet ist wieder etwas ganz anderes.
After all this time ? Always.


nudels
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:23

konditor darf ah brötchen backen
Bitte um Nachsicht wegen meiner Rechtschreibprobs. Habe Legasthenie, wenn man was nicht lesen kann, einfach nachfragen.


isabe
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 17:24

Kaja:
In "meinem" Zitat steht, dass ein HP für Psychotherapie psychisch kranke Menschen behandeln darf.

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