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Mi., 20.06.2012, 14:03
Hallo, ich möchte doch noch mal rückmelden, was nun in der heutigen Sitzung passiert ist.
Ich sagte ihr, dass ich die Idee mit dem Liegen und die Gründe dafür sehr gut nachvollziehen kann, mich auch schon versuche, mit dem Thema anzufreunden, aber die Angst noch groß ist. Dass es für mich aber einen ganz blöden Beigeschmack hat, weil das Thema Verlängerung mit in die gleiche Diskussion gekommen ist und sich das für mich tatsächlich ein bißchen so anfühlt wie erpresst, auch wenn ich ihre Argumente für das Liegen in meinem Fall sehr gut verstehen kann. Dass es mir damit seit Montag sehr schlecht ging und ich dachte, dass sie doch weiß wie ich ticke und wissen müsste, was das mit mir macht.
Sie hat geantwortet, dass es ihr leid tut und dass sie sich anschließend über sich selbst geärgert hat, dass ihr das passiert ist, so etwas mit in die Diskussion zu bringen. Sie steht sehr unter Druck, weil sie an meine Gefühle so schlecht rankommt und schon sehr viel versucht hat, damit sich das schafft zu verändern. Das glaube ich ihr auch, denn ich merke ja selbst, dass sie ganz viel versucht und trotzdem ich das spüre und sie so sehr mag, ist die Angst sich zu zeigen noch so groß. Und sie sagte noch, dass sie mir nicht ihren Druck überstülpen wollte, ihr das sehr leid tut und Therapeuten auch Fehler machen.
Ich sagte ihr, dass ich nicht mein ok fürs Liegen geben will aus Angst, dass wir sonst keine Verlängerung durchbekommen. Dass ich weiß, dass es dem Gutachter nicht um die Couch geht, sondern darum, dass in meinem Hauptbaustellen genug Veränderung entsteht, um eine Verlängerung zu befürworten. Wenn das Liegen bei mir ganz viel Sinn machen kann, weil ich anders einfach nicht schaffe bei mir zu sein, egal was wir versuchen, dann würde ich es auch ausprobieren wollen, nur hat das alles jetzt ein blödes Gefühl gemacht.
Sie sagte, dass sie das sehr gut verstehen kann und sie nicht möchte, dass ich mich aus Angst dazu entscheide, das hätte überhaupt keinen Sinn. Sie möchte es nur, wenn ich es mir selbst vorstellen kann, es auszuprobieren. Wir sprachen dann noch mal über meine Angst vorm Liegen und sie sagte, dass wir weiterhin gucken wollen, wie wir für mich noch mehr Druck rausnehmen können.
Ja und irgendwann fragte sie mich dann plötzlich, ob ich mir denn vorstellen könnte, mich heute mal für 10 Minuten hinzulegen. Zuerst war ich sprachlos, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass es so spontan passieren könnte. Aber fragt mich nicht, wie das angehen kann: ich habe es getan!
Sie war ganz fürsorglich, hat mich genau gefragt, wie ich die Couch haben möchte, ob ich das Kopfteil hoch oder tiefer haben will usw. und ich durfte sagen, wo genau ich sie neben mir sitzen haben wollte und in welche Richtung sie mit ihrem Sessel stehen soll usw.
Als ich dann lag, hat sie mich wieder gefragt, ob alles in Ordnung ist und anschließend haben wir kurz geschwiegen, weil ich versuchen sollte zu spüren, wie sich die neue Situation anfühlt und sie fühlte sich zwar fremd und aufgeregt an, aber erstaunlich ok. Ich habe sie hin und wieder angeguckt und sie mich dann auch, das war sehr wichtig für mich.
Wir haben dann noch ein bißchen geredet und es ging auch nicht besonders in die Tiefe, aber es war ja auch ein erstes Anfreunden mit der neuen Situation. Nach einiger Zeit fragte sie mich, ob ich mich wieder hinsetzen mag und das wollte ich dann auch, so hatten wir noch ein paar Minuten im Sitzen. Ich sagte ihr, dass ich erstaunt bin, dass ich das heute getan hätte. Und sie meinte, dass das sehr mutig war und ich auf der Couch nach dem ersten aufregenden Moment sogar einigermaßen entspannt gewirkt hätte.... es stimmt, es war genau so.
Liebe Grüße, Giraffenkind